Keyboards: Durchsetzungsfähigkeit auf der Bühne und Bandsound

Na dann geb ich hier auch mal meinen Senf dazu. Das Problem ist ja schon so alt wie die Welt oder zumindest, seit es Keyboards gibt, die mit elektrisch betriebenen Gitarren auf einer Bühne spielen :)

Ich denke, es ist tatsächlich die Haltung der einzelnen Musiker im Bandkontext. Keiner will von seinem als Solo gespieltem Sound abrücken, weil er ja doch so geil ist. Keyboarder wollen ihre Presets spielen, die ja alleine auch toll klingen. Hier muss natürlich abgesehen von der Spielweise, auch der Sound und die Frequenzen betrachtet werden. Welche löschen sich gegenseitig aus? Wenn Das Keyboard einen tollen Flügel spielt, der auf der linken Hand mit dem Bass konkuriert und mit der rechten mit den Gitarren, dann wird irgendetwas untergehen.
Meine Sounds muss ich fast immer anpassen. Da passt das tolle Giant eben nur am Anfang des Songs, wenn es vom Klavier eingeleitet wird. Im weiteren Verlauf eben nicht mehr.
Während der Proben sollte also nicht nur das zusammenspiel geübt werden, sondern auch festgelegt werden, welches Instrument ist da gerade wichtig und welches tritt in die zweite Reihe. Welche Frequenzen müssen am Keyboard an der Gitarre oder wo sonst raus oder geboostet werden. Und vor allem nicht alle müssen alles und zur gleichen Zeit spielen. Arrangement.
Vieles ist also vom genutzten Sound abhängig. So z.B. finde ich die Sounds eines Tyros 5 einzeln gehört super und realistisch. Im Bandkontext, meiner Meinung nach nicht zu verwenden.
 
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Never ever würde ich ein Keyboard über einen Amp spielen. Ein Piano über einen JC klingt zum Kotzen.
True, der ein oder andere Bass Amp wäre vielleicht eine Alternative. Grundsätzlich finde ich den Frequenzbereich der Tasten eh sehr schwierig auf der Bühne. Denn mal vom Kopfhörer abgesehen bieten auch die wenigstens Monitore den kompletten Frequenzbereich halbwegs linear.
 
Denn mal vom Kopfhörer abgesehen bieten auch die wenigstens Monitore den kompletten Frequenzbereich halbwegs linear.
Das brauchen sie auch gar nicht. Die typischen Wedges 10/2 oder 12/2 bilden im Nahbereich doch alles bis auf Tiefbass völlig zufriedenstellend ab. Und wenn es nun einen Frequenzbereich gibt, der auf JEDER Bühne von der Front noch genug durchkommt, ist das eben dieser Tiefbass. Monitorwedge und Front zusammen machen dann den Job.
Man darf ja auch nicht vergessen: So ein Monitor soll dem Musiker die bestmögliche Kontrolle über sein Spiel ermöglichen. Der ist nicht dafür gedacht, für draußen einen "schönen" Sound zu machen. Deswegen muss er keineswegs schäbig klingen - aber wenn der Monitor den Bass- und Tiefmittenbereich nicht auch noch zumüllt, ist das für den Gesamt-Bühnensound (und damit sowohl eine saubere Monitor-Situation als auch einen guten FOH-Sound!) sehr zuträglich.

Aber zurück zum Ausgangspunkt: es ging ja auch weniger um die Nutzung eines Keyboard-Amps als Monitor (und übrigens: dafür sind die JCs dann wirklich nix...), sondern um die Durchsetzungsfähigkeit im Bandsound (also vorne!) und die Behauptung, es würde da irgendwie helfen, einen Keyboardamp auf die Bühne zu stellen statt die Keys per DI direkt ins FOH-Pult zu spielen...
 
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Ich hab' noch einen (...aber keine Ahnung, ob das vor Auslagerung schon angesprochen wurde).

Es kommt ja schon raus, wie es "eigentlich" geht. Das "echte" Problem ist aber nunmal, dass im FeldWaldWiesen-Bandleben man eben nicht (1) überall eine tolle Proberaum-Ausstattung hat und (2) bei Gigs eine Super-PA und schon gar nicht (3) viele und gute Monitore. Es hängt also immer davon ab, dass man auf seinem jeweiligen "Level" eine gewisse Flexibilität an den Tag legt.

Ich habe mal die Devise ausgerufen "jeder muss sich selbst lautmachen, dass wir in einer kleinen Location live auftreten können". Reaktion: Gitarren, Bass haben Amps. Drums und Percussion sind laut genug. Unser Bläser-Fraktion ebenso. Problem waren wie erwartet die Vocals (natürlich besitzt jeder FeldWaldWiesen-Sänger weder eigenes Mikro noch einen eigenen Monitor, sowas hat bittesehr im Proberaum bzw. in der Location zu sein) und die Keys (toller Stapel Stage-Pianos und sonstiger Kisten, aber eben auch kein Amp). Am Ende des Prozesses hatten die Vocals immerhin eine kleine Monitor-Box, und die Keys hatten einen recht neutralen Gitarren-Amp. Es ging nicht um "schön", es ging um "akzeptabel und gehört werden". Und siehe da, wir hatten bei einem kleinen privaten Konzert im Rahmen einer Geburtstags-Party einen aus Publikumssicht erstaunlich guten Sound mit "jeder macht sich selbst laut, nur Keys und Vocals über unsere Probenraum-PA, Keys und Vocals nutzen ihre kleinen Amps als Monitore, der Rest kommt ohne Monitoring aus". Nochmal: so sollte es "eigentlich" nicht sein, aber "in echt" war es so und war auch gut.

Will sagen: Bevor man nun nach der optimalen Lösung strebt, kann es den Keys nicht schaden, erstmal "etwas" an eigener Box zu haben. Und sei es eine aktive Fullrange-Box, die wahlweise als Monitor nur für die eigenen Sounds oder eben ins Publikum gerichtet als "der beste Keys-Sound, den es hier eben geben kann".

Zum Thema "Durchsetzen" ist und bleibt eine erwachsene Konversation zu Frequenzen und Arrangement der einzig gangbare Weg. So, wie ein beidhändiger Piano-Teppich jegliche filigrane Gitarrenarbeit plattmachen kann, so sehr kann eine Brettgitarre die Keys an die Wand spielen. Wo mehr Instrumente in der Band sind, müssen eben alle weniger spielen als mit wenigen Instrumenten. Und das ist toll, wenn man sich drauf einlässt - weniger ist mehr bedeutet auch, dass man die Sachen dann viel besser und schöner spielen kann. Es kommt mehr Abwechslung rein, nicht jedes Lied wird von derselben Rhythmusgitarre getragen, manchmal machen das eben die Keys. Manchmal bleibt der Mann am Piano halt auf einer Hand sitzen und spielt nur unten oder oben, manchmal macht die Gitarre nur ein paar wohldosierte Einwürfe und sonst nix.

Die Frequenz-Aufteilung ist dabei weitaus weniger wichtig als die Arrangement-Sortierung und das Festlegen, wer wie laut und wie dynamisch zu Werke geht.
 
True, der ein oder andere Bass Amp wäre vielleicht eine Alternative.
Wieso soll gerade ein Bass-Amp eine Alternative zum JC sein? :confused::gruebel:

Aber egal, Jens hat recht. Es geht hier eher um Durchsetzungsfähigkeit im Gesamtsound, nicht darum, dass man sich selber auf der Bühne nicht hört.
 
@DerZauberer : Dem stimme ich in den allermeisten Punkten zu.

Das "echte" Problem ist aber nunmal, dass im FeldWaldWiesen-Bandleben man eben nicht (1) überall eine tolle Proberaum-Ausstattung hat und (2) bei Gigs eine Super-PA und schon gar nicht (3) viele und gute Monitore.
Vielleicht haben wir da einfach unterschiedliche Erfahrungen gemacht - aber ich habe es noch bei keiner Band erlebt, dass da nicht wenigstens irgendeine Art von Gesangsanlage vorhanden gewesen wäre, meistens sogar eine "Minimal-PA", mit der man neben dem Proberaum auch mal eine kleine Kneipe beschallen kann. Wer die organisiert, bezahlt und in Schuss hält, ist nochmal eine andere Frage, aber es war immer irgendeine da.
Und dass beim Gig so gar nichts da gestanden hätte (oder man als Band eben nach Absprache das vorhandene Material, so wenig es sein mag, mitbringt), habe ich auch noch nicht erlebt.

Klar, da hat man dann noch keine Monitore im Zweifelsfall, aber ...
Ich habe mal die Devise ausgerufen "jeder muss sich selbst lautmachen, dass wir in einer kleinen Location live auftreten können"
... das war immer drin.

natürlich besitzt jeder FeldWaldWiesen-Sänger weder eigenes Mikro noch einen eigenen Monitor, sowas hat bittesehr im Proberaum bzw. in der Location zu sein) und die Keys (toller Stapel Stage-Pianos und sonstiger Kisten, aber eben auch kein Amp)
In meiner Bandhistorie waren es komischerweise immer genau die Sänger, die die Gesangsanlage mitbrachten. Vielleicht haben die einfach verstanden, dass - wenn sie sonst schon im Gegensatz zu allen anderen eigentlich kein Equipment bzw. teure Instrumente brauchen und beim Aufbau sonst auch nichts zu tun hätten - es nur fair ist, dass sie sich eben um die PA kümmern (oder was man halt so nennt im kleinen Rahmen).

Will sagen: Bevor man nun nach der optimalen Lösung strebt, kann es den Keys nicht schaden, erstmal "etwas" an eigener Box zu haben. Und sei es eine aktive Fullrange-Box, die wahlweise als Monitor nur für die eigenen Sounds oder eben ins Publikum gerichtet als "der beste Keys-Sound, den es hier eben geben kann".
Eine eigene Box mal zu haben, ist sicherlich sinnvoll. Allerdings würde ich für Keyboards dann eben statt irgendwelcher Gitarrenamps immer zu einer stinknormalen Fullrange-Box raten, die man eben live dann entweder als Teil einer PA oder eben als Monitor nutzen kann.

Dieses "jeder macht sich selbst laut" ist aber in meinen Augen (abgesehen von der "Zuständigkeit" für die Anschaffung) in mehreren Punkten ein suboptimales Konzept, auch für kleine Bands und kleine Budgets. Here's why:
Dass man ein Instrument hat, was laut gemacht werden muss, wo der Verstärker aber nicht Teil des Instruments ist (E-Gitarre), betrifft ja nicht nur Sänger und Keyboarder. Sondern auch (Aufzählung sicher nicht abschließend!) je nach Stilrichtung Akustikgitarren, weitere Sänger(!), Holzbläser, Streicher, etc. Wenn da jetzt jeder einen eigenen Amp aufbaut, um vorne überhaupt erstmal gehört zu werden (oder im Proberaum) ist das teurer als eine vernünftige, kleine PA und ist gleichzeitig Teil und Ursache des Problems "Durchsetzungsfähigkeit". Warum?

Bleiben wir mal im Proberaum - auf live überträgt sich das fast 1:1.

Für jedes Instrument mit eigenem Amp tritt ziemlich sicher eins von zwei gegensätzlichen Szenarien ein: entweder der Musiker steht direkt vor seinem Amp und hört sich selbst erst dann gescheit, wenn alle anderen schon Ohrenbluten haben. Die Folge ist, dass alle sich immer wechselweise lauter machen, weil sie meinen, sich nicht zu hören.
Oder - Variante 2 - der Musiker stellt seinen Amp so auf, dass hauptsächlich er selbst sich gut hört. Das hat dann zur Folge, dass er mit genau diesem Klangideal, sich selbst lauter zu haben als den Rest der Band, probt und sich daran gewöhnt. Wenn dann live das nicht mehr gegeben ist, geht das Lauterdrehen ebenfalls wieder los.

Wenn ich mir dann nebenbei noch vorstelle, dass beim Konzept "jeder macht sich selbst laut" in einer Band mit 2 Sängern, die jeweils Akustikgitarre spielen (plus Drums, Bass, Keys und E-Gitarre, die jeweils auch alle noch Backing singen hier und da), jeweils ein Sänger sein Mikro und seine Gitarre in seinen eigenen Amp stöpselt und man dann versuchen soll, da eine Balance herzustellen, wird mir schwindelig.

Daher ist es absolut sinnvoll, wenn man alle Instrumente (auch im Proberaum!), die nicht zwingend einen eigenen Amp brauchen, gemeinsam auf eine kleine PA schickt (da reicht unter Umständen aucn eine einzelne Box und ein kleines Mischpult) und dann so mischt, dass alle sich gut hören. Das geht. Und billiger ist es auch, denn bei dem Konzept "jeder für sich" brauchen ja der Sänger und der Keyboarder sowieso schon jeder eine Box - warum sich dann nicht abstimmen und zueinander passendes Material kaufen, dann hat man bis auf den Mischer schon alles beisammen, um damit auch gleich einen Kneipengig zu bestreiten. Und in Zeiten, wo ein Mini-8-Kanal-Pültchen gerade mal soviel kostet wie 3 Kisten Bier und man für 300€ schon ein Digitalpult bekommt, was für die typische 4-8-köpfige Band absolut keine Wünsche offenlässt, sollte auch das Mischpultthema eigentlich keine Ausrede mehr sein.

Dass das um Längen besser funktioniert als jeder Versuch, mit einem Sammelsurium aus unterschiedlichsten Amps auf Barhockern, Bierkisten und gestapelten Stühlen einen ordentlichen Sound zu machen, habe ich in den letzten 25 Jahren sehr oft festgestellt. Vielleicht haben andere da andere Erfahrungen gemacht, aber das ist bei mir über viele Bands hinweg immer gleich geblieben.
 
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Ich gebe Jens recht. Anstatt sich ständig nur zu beschweren, dass man keinen vernünftigen Sound bekommt, sollte man die Sache lieber selber in die Hand nehmen und zu einem gewissen Grad autark sein. Da fängt man im Proberaum an, und hätte dann für die Gigs, wo nicht ausreichend Equipment oder versierte Techniker zur Verfügung stehen, das Equipment, um sich selber zu versorgen. Das geht nicht von jetzt auf gleich, weder vom Equipment noch vom Know-how, wächst aber mit der Zeit.
Man lernt die Knackpunkte kennen, weiß irgendwann, wie man die üblichen Probleme löst, kennt seine Anlage und kann damit umgehen, beste Voraussetzungen, um auch die Beschallung eines Gigs selbst in die Hand zu nehmen.
 
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