.Jens
Mod Emeritus
Jein. Natürlich hast du einerseits recht, andererseits ist es doch ein deutliches Indiz, dass beinahe alle, die sich über die Jahre den Spaß am Musizieren erhalten haben, mal mit Klavier angefangen haben...bregys schrieb:Nur muss man folgendes bedenken: die Leute die hier ins forum schreiben, spielen anscheinend alle noch musik... (sonst wären sie ja wohl kaum auf nem musiker forum .... ). Dies verfälscht natürlich ein objektives Ergebnis:
Vielleicht. Aber das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Andersrum wird ein Schuh draus: wenn man trotz abgebrochener Klavierausbildung später noch/wieder Musik machen möchte, und dann festgelegt ist auf den (IMHO sehr einsamen) Alleinunterhalter-Job, dann kann das sehr frustrierend sein.ich will damit andeuten, dass es vielleicht viele Leute gibt, die mit 10 angefangen haben, klavier zu spielen und dann mit 15 das ganze sein haben lassen...Diese leute würden vielleicht heute noch keyboard (alleinunterhalter) spielen... ?
deswegen ja meine Idee, einen Lehrer zu suchen, der moderne Musik vermittelt und motiviert. Deine Bedenken verstehe ich vollkommen, und ich hätte bei so einem Lehrer (nur Klassik) wahrscheinlich auch schnell hingeschmissen. Aber DIESE Frage ist keine Frage des verwendeten Instruments, sondern eine Frage der Unterrichtsinhalte!Was ich damit sagen will: anscheinend hat mir der damalige Unterricht nicht das bieten können was ich mir vorgestellt habe: anstatt auf meine wünsche pop / rock neben Klassik zu spielen (was halt nun mal die Wünsche der meisten Kinder sind) hat mir meine Klavierlehrerin stur (fast) immer nur Klassik aufgetragen:
Ein Lehrer, der "junge" Musik zum Inhalt macht bzw. diese geschickt mit Klassik "für die Finger" verknüpft, ist sicher nicht ganz leicht. Aber mittlerweile gibt es diesen Lehrertypus doch eigentlich überall - vielleicht weniger an staatlich/öffentlichen Musikschulen, aber an privaten Schulen oder als "Freelancer" findet man die.
Tipp: Mal an die nächstgelegene Musikhochschule fahren und die Aushänge dort lesen bzw. selbst einen aufhängen. Dort finden sich viele junge Leute, die sich ein Zubrot verdienen müssen und die nötige Qualifikation haben. wenn man z.B. unter den Musikpädagogen oder unter Sozialpädagogen mit Musikfach etc. sucht, oder aber an Fachbereichen wie Jazz oder Popularmusik sich die "Didaktiker" rauspickt, dürfte man fündig werden. Ansonsten: Umhören! Unter Bandmusikern aus der Nähe etc., die können einem sicher sagen, wer in der Gegend geeignet wäre.
So wichtig, um gegen den Willen des Kindes zu agieren, sicher nicht. die Frage ist nur: was will das Kind GENAU? Der Wunsch, SPÄTER mal Alleinunterhalter zu werden, kann sich schnell ändern - und mit so einer Ausbildung ist man dann in der Sackgasse.Desshalb die Frage: darf man als Keyboard-Musiker: sagen auf jeden Fall ist eine solide Klavierausbildung wichtig... ja... aber wie wichtig? wichtiger ein Kind zu einer solchen ausbildung zu "zwingen" ohne dabei auf seinen Wunsch einzugehen eben Alleinunterhalterkeyboard zu spielen?
Der Wunsch, Pop statt Klassik zu spielen, den kann man auch am Klavier befriedigen. Und das macht IMHO noch mehr Spaß als an der Tischhupe
Ich aber: Klavier wird es sein. Die Suche nach dem richtigen Lehrer ist allerdings entscheidend. Man muss auch nicht den erstbesten nehmen: Man sollte schon mal Probestunden vereinbaren, ggf. mal fragen, ob der Junge mal bei einem anderen Schüler (vielleicht schon einer, der ein, zwei Jahre weiter ist) mal zuhören kann usw.Ich möchte natürlich den Jungen/seine Eltern gut beraten... natürlich kann ich nicht in die Zukunft blicken und jetzt schon wissen welches die bessere Entscheidung ist...
Zu so etwas würde ich das Kind schon noch "zwingen" (na, sagen wir: Überreden). Wenn das dann nichts für ihn ist, dann eben nicht.
Das halte ich für ein Gerücht. Der erste Satz ist aber wahr: Man sollte Spaß an der Musik haben. Man kann aber einem 14-jährigen schon erklären, dass ein Klavier die bessere Wahl ist und man - einen "Pop-Lehrer" vorausgesetzt - nach ca. einem Jahr auch locker nebenher mit Keyboard zusätzlich einsteigen kann und dann aber umso schneller und weiter vorwärtskommt als mit der Festlegung auf ein AU-Keyboard.Auf jeden Fall weiss ich, dass man sicher Spass an der Musik haben sollte (als Amateur) und es gibt verdammt viele Faktoren, die zeigen dass Leute aus der Alleinunterhalterbranche ebenso glücklich (in vielen Fällen glücklicher sind) wie die Keyboard / Klavier Fraktion ...
Das würde ich so nicht sagen: Auch unter den Bandmusikern gibt es durchaus "brotreiche" - man schaue sich nur mal die Vielzahl der Coverbands usw. an.Da ich selber auch Unterhaltungsmusik in nem Trio gespielt hab (mit Midis und so... jaja ) weiss ich, dass diese Musik eine Dienstleistung ist... ich würde es eher in die Kategorie "Wirtschaft" hineinstellen... nicht zu vergleichen mit der (in 99%) brotlosen Bandmusik...
aber gerade in dem Bereich, wo wir über "Dienstleistung" reden, also um davon vielleicht sogar irgendwann mal LEBEN zu können (oder auch nur nebenher GELD zu verdienen) ist eine solide Ausbildung unerlässlich. Auch für jemanden, der später doch "nur" AU machen will...
Definitiv. Das hat nichts mit der Musik zu tun, sondern mit der Fingertechnik, mit dem Vermögen, die linke Hand zu mehr zu benutzen als nur zum "Abfeuern" der Begleitautomatik usw.Vielleicht formuliere ich die Frage etwas konstruktiver: Denkt ihr (vorallem die Klavier Befürworter), dass alleinunterhalterkeyboard lernen einem Späteren Umsteigen auf Klavier/ Bandkeyboard schadet (schadet im sinne wie: eine falsche Fingerhaltung: man braucht länger um sich die Fehler abzugewöhnen, als man sie erlernt hat)?
Da gebe ich dir insofern recht, dass man nicht versuchen muss, ihm gegen seinen Willen eine klassische Klavierausbildung anzudrehen. Wenn er nicht Virtuose werden will, kann man Fingertechnik in EINIGEN Punkten (z.B. Geschwindigkeit etc.) erstmal hintenanstellen. Aber die Grundlagen, die "very Basics" wie Handhaltung, Anschlag usw. sollten erstmal sitzen - gerade wenn noch nicht klar ist, wo die Reise mal hingehen soll. Lieber in Jahr lang am Klavier lernen und sich dann in Richtung Keyboard umentscheiden (mit der Option, später wieder aufs Klavier zurückzukommen) als andersrum - dann ist der Zug mit der richtigen Fingertechnik nämlich erstmal abgefahren und das spätere Umlernen sehr schwierig und frustrierend.Ich denke mir im Moment, dass ich dem Wunsch des Jungen nachkommen sollte.... wenn er das schon so äussert... schliesslich soll ja der Spass und nicht die Leistung (im Moment) im Vordergrund stehen.
Ich glaube, das größte Missverständnis hier ist die (vermeintliche) Gleichsetzung "Klavierausbildung=Klassik" und "Keyboard=Pop". Das ist zwar schon oft so, aber keinswegs zwingend. Klavierausbildung mit Pop als rotem Faden (und Hauptmotivation) und etwas Klassik als "notwendiges Übel", gelernt bei einem Leher mit fundierter Technik - das ist hier der goldene Weg.
Und das geht - die Suche nach dem richtigen Lehrer ist das schwierigste daran, das muss man halt zugeben.
Jens