bregys schrieb:
Was denkt ihr dazu? Vorallem die Zuerst-Klavier-Spiel-Freaks
Dann will ich mal noch etwas dazu sagen, allein schon, um meinem "Ruf" entgegenzuwirken, ich würde Stagepianos o.ä. als gleichwertigen Ersatz fürs Klavier betrachten.
Über ein Klavier als Unterrichtsinstrument geht wirklich nichts. Wenn es aus irgendwelchen Gründen gar nicht anders geht, sei noch ein (wirklich gutes) Digi-Piano "erlaubt", das muss aber schon wirklich eine astreine Tastatur haben, wenn es für einen Anfänger eine "adäquate Notlösung" darstellen soll. Wenn irgendwie machbar, würde ich aber auch zum Klavier raten.
Von der Begründung "Begleitautomatik als Motivationshilfe" halte ich ehrlich gesagt auch nichts, weil man
a) Takt halten und sich diesem "Diktat" unterwerfen am besten mit einem Metronom lernt
b) man bei einer Begleitautomatik immer Gefahr läuft, die Linke verkümmern zu lassen bzw. ganz falsche Dinge dort lernt
c) wenn es mehr sein soll als nur das Metronom (um ein schöneres Spielgefühl zu haben als zum "Klack, Klack"), sich heutzutage ruckzuck vom Lehrer Übungs-Cds erstellen lassen mit einer Band-Linie zum "mitgrooven" o.ä., auch ein Drumcomputer oder eine Groovebox leistet da gute Dienste.
In der konkreten Situation würde ich anraten: Klavier lernen! Und zwar bei einem Lehrer, der vielleicht nicht zwingend Jazz- aber doch einen Rock-Pop-Jazz-etc.-Fokus hat und ein Faible für moderne Musik hat.
Für die Motivation kann es sinnvoll sein, ZUSÄTZLICH in einer Band zu spielen, bzw. von Anfang an eher Pop-Etüden zu spielen als Bach (wer damit so gar nichts anfangen kann, dem hilft es auch nicht).
Oder eben Üben zur CD statt zum Metronom, Tonleiterübungen kann man auch zu einem Groove spielen, um dem die "Trockenheit" zu nehmen.
Es steht und fällt in jedem Fall mit dem Lehrer und dessen Motivationsfähigkeit.
Ich hatte da Glück: Nach einigen Jahren musikalischer Früherziehung und Blockflötenensemble (ja, ja...) habe ich einen Lehrer erwischt, der einen (aus meiner Sicht) sehr gesunden "Drittelmix" gefahren hat: Fingertechnik und Grundlagen anhand der Klassik (wer den "Jungen Pianisten" kennt, weiß ungefähr, wo es langgeht), parallel aber auch von Anfang an moderne Sachen, u.a. eben Fingerübungen in "Pop-Etüden-Form".
Und die Harmonielehre/Musiktheorie war eben eher am Jazz ausgerichtet. Das hat mich weit nach vorn gebracht und immer Spaß gemacht.
Das hat natürlich Konsequenzen: Ich spiele bis heute nicht besonders gut vom Blatt und bin gewiß kein Virtuose, kann aber dafür mit Leadsheets "vom Blatt" (also sofort) spielen und halte mich für durchaus musikalisch.
Ich habe nach 10 Jahren Unterricht erst(!) mit den Inventionen von Bach angefangen und sie nie durchgespielt, habe aber andererseits "Leningrad" schon komplett durchgespielt, als es noch in den Charts war.
Für Geläufigkeit hat mein Lehrer mir damals eher Sachen wie "The Way it is" (das 2. Solo
) angedreht als Chopin - und so in der Richtung würde ich hier auch denken.
Nichtsdestotrotz würde ich aber die Wahl des Übungsinstruments nicht vom Stil abghängig machen - das sollte zu 100% ein Klavier sein. Ein (Band-)Keyboard kann dann relativ schnell als Motivationsstütze dazukommen. Aber besser nicht mit separatem Lehrer, sondern von vornherein jemanden suchen, der bereit und in der Lage ist, das später mitzubetreuen.
Jens