Mal angenommen, man würde versuchen, die Gummikontakte durch etwas anderes zu ersetzen, was müßte man für Signale erzeugen, um das Interface der Gummikontakte zu erfüllen. Ist das eine (analoge) Matrix? Oder agiert da ein Chip?
Im Grunde kommt es darauf an, ob man Anschlagdynamik will/braucht oder nicht.
Ansonsten sind die Gummi-Kontakte ja nichts anderes als kleine Schalter (zwei pro Taste) und wenn man mit Dioden (das sind ja Pfennig-Artikel) die Fatar-Diodenmatrix nachbaut, müsste man das alles ja an die auf Fatar ausgelegten Scan-Platinen anschließen können.
Yamaha hat einen anderen Aufbau als Fatar und die Fatar-Schaltung ist kein Gehemnis und Du findest sie beispielsweise
bei Doepfer, dann kannst Du Dir selber ein Bild machen.
In den Gumminoppen sitzt ein Graphitkontakt, der auf kamm-artige Leiterbahnen gedrückt wird und so den Kontakt schließt.
Die beiden Graphit-Kontakte sind unterschiedlich hoch angebracht und jede Fatar-Taste hat zwei Stößel verschiedener Länge, die jeweils ihre Gumminoppe hinunterdrücken.
Es kommt einfach darauf an, den Weg-Unterschied möglichst reproduzierbar und einheitlich zu halten, um eine vernünftige Umrechnung in Velocity-Werte zu ermöglichen.
Das ist gar nicht so einfach und die Elektronik muss zu den jeweiligen Kontakten passen.
Erlebte Negativ-Beispiele:
- Alte Clone-Orgel (die Voce V3-basierte) mit ursprünglich zwei Fatar TP/9S, die ich samt Elektronik aus eigens angeschafften Studiologic 61 PLUS Masterkeyboards ausgebaut hatte
- Als es dann die TP/8O-Waterfall-Tastatur gab, habe ich irgendwann die beiden TP/9S durch TP/8O ersetzt (außerdem waren bei der TP/9S die Tasten noch kürzer, das war wirklich hinderlich beim Orgelspielen).
Die Elektronik (alles nach der Diodenmatrix, die direkt unter der Tastatur mit den Gummikontakten integriert ist) habe ich aus den Studiologic-Masterkeyboards beibehalten - die Logik, die Matrix und sogar die Stecker passten.
- Erwachen kam dann ausgerechnet Live, als ich die Orgel dabeihatte und mir dachte: "Ach, es ist wenig Platz, dann häng doch einfach einen kleinen Expander dran und spiele den über die Orgel-Manuale".
Ergebnis: Mist - die Anschlagdynamik war kaum brauchbar, weil die TP/9S wohl minimal andere Abstände zwischen den Kontakten hat als die TP/8O. War mir nur nie aufgefallen, weil ich mit der Orgel immer nur Orgel gespielt hatte.
Um das Spielgefühl nicht zu beeinträchtigen, wären wohl optische Sensoren oder Hall-Sensoren nicht schlecht.
Vor den optischen Sensoren hat ja schon happyfreddy gewarnt, da darf eben kein Licht durch irgendwelche Ritzen kommen.
Mit Hall-Sensoren ist ja alles Mögliche möglich (incl. Entfernungsmessung). Mit vernünftigem Aufwand wohl nur ohne Anschlagdynamik und recht teuer wird's auch.
Wenn freddy sagt, es sei zu eng, dann glaube ich ihm das - er hat ja schon ziemlich viel ausprobiert in all den Jahren.
Wenn man solche Fatar-Platinen (die sind bei einer 5-Oktaven-Tastatur zweigeteilt) unter den Hammond-Tasten plazieren könnte, müsste man "nur" dafür sorgen, dass die beiden Kontakte pro Taste betätigt werden. Über Klötzchen, Stäbchen o. ä.
Keine Ahnung, ob man das präzise genug hinbekommt - falls ja, wäre der Rest ein Klacks mit Teilen von der Stange:
Wenn man eine solche Konstruktion (grün eingekringelt) unter die Hammond-Tasten bekäme, hätte man gewonnen:
Genau die Punkte sind es auch, die mich stören. Wobei ich die Gummikontakte evtl. noch eher in Kauf nehmen würde.
Und genau die Punkte sind es, die mich letztlich zu dem Schluss haben kommen lassen:
Man muss das Original kennen und würdigen. Für "unterwegs" lässt es sich viel leichter mit Kompromissen leben, wenn man das Original zu Hause hat.
Wenn der Aufwand (Sperrigkeit, Gewicht, Kosten) in die Nähe des Originals kommen, nehme ich lieber das Original.
Und wie überall: um das letzte Zipfelchen an Authentizität zu erreichen, wird der Aufwand irgendwann unverhältnismäßig hoch.
Es ist wie mit der Lichtgeschwindigkeit, die man nie erreichen kann bzw. dafür unendlich viel Energie bräuchte.
HX3 ist genial, aber die Schnittstelle zwischen Musiker und Tonerzeugung ist auch wichtig.
Viele Grüße und viel Erfolg - berichte bitte!
Torsten
Nachtrag:
Ich würde auf Anschlagdynamik verzichten, und, wenn irgend möglich, einen der Original-Kontakte verwenden. Dioden-Matrix lässt sich nachbauen, bestimmt kann man den HX3 auch mit Single-Contact-Fatar-Logik ansteuern (?).
Wenn ich mir so überlege, wie die 9 Kontakte mechanisch wirken...:
Man hat doch zunächst einen kurzen "Leerweg", bis die Key Contacts die Busbars berühren und danach werden sie wie Blattfedern gebogen.
Es ist doch nicht die Rückstellfeder allein, die für Rückstellkräfte sorgt. Und die Rückstellkraft ist deshalb auch nicht über den gesamten Tastenweg linear. Das scheint mir schon wesentlich.