Exordium
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Kawai MP7 StagePiano Erfahrungsbericht
Einleitung:
Im Dez. 2013 kaufte ich mir ein kleines Anfängerkeyboard (Yamaha PSR-E433), welches ich hauptsächlich begleitend zum Gitarrenspiel und dem Lernen musiktheoretischer Grundlagen und Zusammenhänge einsetzen wollte.
Dazu eignet sich ein Tasteninstrument mit seinem linearen und logischen Aufbau eben ganz gut. Keine Ahnung wie es passiert ist, aber die Tastendrückerei machte mir auf einmal immer mehr Spaß und ich begann einzelne Melodien und Akkorde auf dem Teil zu spielen.
Trotz Anschlagsdynamik und recht guter Samples, wollte sich aber zwischen den wabbeligen Plastiktasten und Fingern keine echte Symbiose entwickeln. Das Spielgefühl blieb auf der Strecke. Ich hatte früher schon auf dem Piano eines Freundes herumgeklimpert und wusste noch wie sich das eigentlich anfühlen musste!
Schlussfolgerung: Etwas Besseres musste her. Und auch kein Entertainerkeyboard mehr, sondern ein D-Piano. Allerdings hatte ich vom Keyboard ein paar Klänge und Features lieb gewonnen, auf die ich beim D-Piano möglichst nicht verzichten wollte.
Das wären weitere Tasteninstrumente in Form von E-Pianos, Orgeln und auch das Zusammenführen dieser mit weiteren Sounds, wie Strings und Pads. Nicht gebrauchen konnte ich sowas wie Begleitautomatik, 1-Finger Akkorde, usw. Anpassbare Parameter für Reverb, Hall, Anschlag, etc. waren willkommen.
Und natürlich eine Tastatur, die den Namen auch verdient hatte. Full Size mit 88 gewichteten Tasten. Also startete ich im Juni 2014 meine Suche mit Anfragen in den einschlägigen Foren. Vorgeschlagen wurden die üblichen Verdächtigen aus dem Hause Yamaha, Kawai, Roland & Co.
Nach etlichen Besuchen der Musikhäuser in der näheren Umgebung und einem in die Hose gegangener Ankauf eines gebrauchten Kawai CA-65 klickte ich eines Abends gelangweilt und schon entnervt weitere Reviews und Vorschläge durch. Ein Stagepiano ohne integrierten Ausgabeteil hatte ich erst gar nicht auf dem Plan, aber irgendwie gelangte ich zu der Produktseite und dem Präsentationsvideo des Kawai MP7.
Das dauerte nur paar Sekunden und es hatte gefunkt! Das da und kein Anderes will ich haben! Sofort ein paar Verfügbarkeits- und Preisanfragen losgeschickt und 2 Tage später war es hier.
Imposante Erscheinung:
Mit einer (Flügel-)spannweite von knapp 136cm brauchte das Teil schon etwas mehr Platz, als das alte Yamaha-Keyboard. Der vorhandene K&M Omega Ständer hat aber mit dem recht massiven und auch ziemlich schweren Teil keine Mühe.
Absolut sicher und fest steht es auf seinem Platz. Die verbauten Materialien und Haptik deuten es an: Dies ist ein Instrument gedacht für den Live Einsatz und die Bühne. Die robuste Metall-Holzkonstruktion verspricht Haltbarkeit und Lebensdauer. Da es in meinem Wohnzimmer ziemlich Technik orientiert zugeht, kann ich auch hier mit einem puren Stagepiano ohne Holzkommode auskommen.
Nicht weniger Eindruck macht auch die Verpackung des Gerätes! Zwei richtig fette Umverpackungen schützen das Gerät sicher vor irgendwelchen Unfällen auf dem Transportweg.
Wer die Verpackung dann entsorgen möchte, sollte sicherstellen, dass die Abfallbehälter frisch geleert wurden.
Die wichtigsten Spezifikationen und Features des MP7 auf einen Blick:
Tastatur: Responsive Hammer II (RHII) mit gewichteten Tasten, Druckpunkt Simulation und Ivory Touch
Interne Klänge: 256 (Jeweils 32 für Piano, E-Piano, Drawbar, Orgel, Strings/Vocal, Brass/Wind, Pad/Synth, Bass/Guitar)
Zonen: 4 (Main, Sub 1-3)
Hall: 6 Halltypen vom kleinen Raum bis zur Kathedrale, anpassbare Parameter
Effekte: 129 für die Mainzone, 23 für die Subzones. Je Effekt bis zu 10 Parameter einstellbar
Amp-Simulator: 5 verschiedene Amps für die Mainzone, mit etlichen Parametern einstellbar
Tonewheel Orgel: Nur Mainzone. Alle Drawbareinstellungen in Echtzeit editierbar. Einstellbare Percussion
Der Virtual Technican erlaubt es, u.a. die Anschlag- Stärke und Kurve bei den Pianosounds individuell einzustellen. Dazu sind noch massig Parameter wie Saitenresonanz, Dämpferresonanz, Effekte beim Loslassen der Taste, Verzögerungen, Öffnungsgrad des Deckels beim Flügel, usw. Der interne Soundrekorder kann bis zu 90.000 Noten speichern/transponieren und zu Audio (mp3/wav) konvertieren. Die Audios können auf USB gespeichert und abgespielt werden. Overdubmöglichkeit ist vorhanden.
Die Sound/Setup Matrix erlaubt es 256 Sounds, 256 Setups und 1 PowerOn Setup zu speichern.
Das Metronom umfasst 10 verschiedene Taktarten. Der Rhythmusgenerator umfasst 100 Rhythmen aus allen möglichen Genres.
Display mit 128x64 px LCD und Hintergrundbeleuchtung
Panel Controller für Pitch Bend, Modulation, Volume, Line In, Zone Mixer, u.a.
Anschlüsse:
In: 1/4" Line In
Out: 1/4" Line Out L/R, Kopfhörer
Midi: Midi in/out/thru USB to Host, USB to Device
Foot: Dämpfer Pedal F-10 (im Lieferumfang enthalten) Dämpfer/Sostenuto/Soft für Pedal F-30 (Zubehör) und EXPression
Abmessungen und Gewicht: 136 x 34 x 17cm, ca. 21.0kg
Zubehör: F-10 Pedal, Notenpult, Netzkabel, Anleitung
Wer mehr über die ganzen Specs, Features, Sounds, Effekte und Parameter wissen möchte, dem sei ein Blick in das recht umfangreiche Handbuch empfohlen.
Ich möchte betonen, dass das Gerät aber auch ohne vorheriges Physikstudium sehr gut zu bedienen ist! Man kann mit den voreingestellten Sounds und Setups sehr gut leben!
Und los gehts:
Weniger ist oftmals mehr. Daher startet dieser Bericht ganz banal mit dem von Kawai eingestellten Vorgabesetup und den Beyerdynamics DT770Pro Kopfhörern als Ausgabedevice.
Diese Kopfhörer sind geschlossen und eignen sich gut genug, alle tonale Nuancen (ob gewollt oder nicht) an das Ohr weiterzugeben. In Wahrheit mangelt es mir einfach noch an den angemessenen Abhörmonitoren.
Also, Gerät eingeschaltet, Kopfhörer eingesteckt, Regler für Mainzone und Master-Volume nach oben und die ersten Tasten gedrückt. Das Vorgabeinstrument ist ein Kawai EX Konzertflügel und was soll ich sagen?
Das klingt richtig gut in meinen Ohren. Weder zu dumpf oder gar wenig brilliant, wie manch Meinung in den Foren zu den Kawai Samples immer wieder mal lautet.
Man muss (als Laie wie ich!) schon ganz genau hinhören um den digitalen Fake zu erkennen, dass es sich hier nur um einen gesampelten Ableger handelt. Dann die Tastatur: einfach nur klasse!
Die RH2 ist wie gemacht für meine zwei linken Hände und die 10 Daumen. Der jeweils benötigte Kraftaufwand ist optimal voreingestellt. Laut, leise, Staccato, Arpeggien (soweit ich diese schon unfallfrei hinbekomme) lassen sich wunderbar spielen.
Auch ohne den Holzkern der noch höherwertigeren Tastaturen, macht die Ivory Touch Oberfläche einen griffigen und angenehmen Eindruck. Die RH2 setzt den Input fast genau so um, wie man es eigentlich von einem "analogen" Instrument kennt.
Nur ganz selten werde ich daran erinnert, dass hier lediglich ein digitales Sample abgespielt wird. Die Pianosektion ist, wie die restlichen Instrumente auch, in 8 Sub-Kategorien mit je 4 (A-D) Auswahlen organisiert.
Die erste Kategorie (1-1-A bis 1-1-D) umfasst 4 aktuelle Variationen: Concert Grand, Studio Grand, Mellow Grand und Jazz Grand. Die zweite Kategorie wird den Nostalgiker erfreuen. Hier handelt es sich um frisch aufbereitete Samples der Uraufnahmen, die z.B. damals beim MP8 Verwendung fanden.
24 weitere Pianovariationen, z.B. Pop, Bright, Upright u.v.a. lassen keine Wünsche offen. Falls doch: Der eingebaute Soundprozessor mit seinen vielfältigen Manipulationseigenschaften hilft gerne, den ganz persönlichen Pianosound zu finden. Oder sich in der Parameterwüste hoffnungslos zu verlaufen...
Das emulierte Geräusch der losgelassenen Taste, wie man es von einem echten Piano kennt, ist beim Spiel mit Kopfhörer relativ nervig. Wen das stört, sollte es vom Vorgabewert 5 auf 1-2 herunterstellen. Beim Spielen über externe Monitore fällt es weitaus weniger auf.
Auch das Treten und Loslassen des Dämpferpedals erzeugt ein digitalisiertes Umgebungsgeräusch, wie man es vom analog-mechanischen Kollegen her kennt. Ich habe keinen Plan, ob das jetzt so sein *muss* um jedes Fitzelchen an Detailtreue auszugeben. Mich persönlich stört es eher. Aber zum Glück kann man ja alles ein- und notfalls auch abstellen.
Bei den E-Pianos sind einige schöne Setups dabei. Die klingen teilweise so, wie man sie von alten Rockaufnahmen her kennt. Ich bin da jetzt kein Fachmann, was Rhodes, Wurlitzer und Co. angeht. Ich kann nur sagen, dass mir die voreingestellten Sounds recht gut gefallen. In der E-Piano Sektion kann man auch toll mit dem Amp-Simulator und den Hall-/Reverb Effekten experimentieren. Viele der Parameter sind in Echtzeit regelbar und können somit auch direkt in einer Live-Session angewendet werden! Einige Standard-Pianos des MP7 liegen auch in einer "elektrifizierten" Form vor. Das Concert Grand als E-Piano? Kein Problem. Mit passender Amp-Emulation und den schon erwähnten Hall/Reverbeffekten sind tolle Klang-Mutationen möglich.
Drawbar und Orgeln. Eine Hammond mit Zugriegeln emulieren? Aber klar doch! In Echtzeit lassen sich die 9 Zugriegel mit den zugewiesenen Hebel und Regler justieren. Der Sound klingt ganz gut. Ich weiß allerdings nicht, wie nahe die ganzen eingestellten Setups am Original sind.
Aber schon die Möglichkeit und das genial umgesetzte Konzept, dieses und weitere Orgelinstrumente auf einer gewichteten Tastatur so gut spielen zu können, fasziniert mich.
Die restlichen Effekte wie Strings, Pads und Co. harmonieren teilweise sehr schön mit den vorhandenen (E-)Piano Sounds. Einige Bässe sind im Splitmodus für die Begleitung ganz brauchbar. Das ganze wird noch durch 4 voreingestellte Percussion-Sets abgerundet. Schlagzeug, E-Drums, Kuhglocken... es ist alles vorhanden.
Alles in allem bekommt man sehr viel Stagepiano für sein Geld. Wer schon sein Erspartes für das Gerät ausgibt, sollte auf jeden Fall auch ordentliche Monitore und Kopfhörer dazu nehmen, sofern ein Wohnzimmereinsatz geplant ist! Erst dann zeigt das Kawai auch wirklich, was in ihm steckt. Im Bereich von 1000,00 - 1500,00 EUR spielt das MP7 jedenfalls ganz weit vorne mit.
Fazit: Das ist genau das Instrument das *ich* gesucht hatte. Alle meine Erwartungen und Wünsche an (m)ein D-Piano finden sich in dem Kawai MP7 wieder. Daher kann dieser Bericht eigentlich auch nicht so ganz als ein neutrales Produkt-Review angesehen werden. Aber dem ein oder anderen, der das MP7 jetzt nicht unbedingt auf dem Einkaufszettel hatte, hilft es vielleicht ein bisschen bei der Entscheidung.
+ Optik und Haptik
+ Umfangreiche und qualitativ hochwertige Instrumentenbibliothek
+ Vielfältige Einstellmöglichkeiten für Klang- und Ambiente
+ Tastatur
+ Gutes Preis-/Leistungsverhältnis
= LineOut Pegel etwas schwach (Behoben ab Firmware 1.05)
= Digital emulierte Tasten- und Pedalgeräuscheffekte gewöhnungsbedürftig (sind aber abstellbar)
- Recht hohes Gewicht
- Viel Verpackungsmaterial zu entsorgen
Anhang: Vor ein paar Tagen kam ich günstig an ein paar gebrauchte aktive Monitore der Marke Behringer (Truth B3030A). Die Reviews und Usermeinungen zu diesen Speakern waren für den relativ kleinen Preis recht gut. Da ich sie ja "nur" zur Ausgabe des MP7 und nicht für hochwertige Abmischungen verwenden möchte, ging ich das Risiko ein.
Beim ersten Anspielen (alles im Standard-Setup) war ich dann doch angenehm überrascht! Ein herrlicher D-Piano Sound füllte das Wohnzimmer aus. Tolle Stereoeffekte einiger Orgel und Drawbar Setups wanderten Rechts und Links hin und her.
Obwohl mein (vorübergehender) Standort für das MP7 wahrlich nicht als günstig zu nennen ist, klingt das alles richtig toll. Da macht das Spielen und Lernen gleich doppelt so viel Spaß. Es macht einfach Laune, wenn alles so gut zusammen passt. Wer also günstige Monitore für sein Stage@Home sucht, ohne gleich einen Kleinkredit beantragen zu müssen, sollte sich die Truth Serie von Behringer ruhig mal anhören!
Verwendetes Testequipment: Kawai MP7 Stagepiano, Kawai F30-H Pedaleinheit, Beyerdynamics DT770Pro geschlossen 250 Ohm, Behringer Truth B3030A, K&M Omega Keyboardstand, Ökostrom
12.09.2014
Exo
Einleitung:
Im Dez. 2013 kaufte ich mir ein kleines Anfängerkeyboard (Yamaha PSR-E433), welches ich hauptsächlich begleitend zum Gitarrenspiel und dem Lernen musiktheoretischer Grundlagen und Zusammenhänge einsetzen wollte.
Dazu eignet sich ein Tasteninstrument mit seinem linearen und logischen Aufbau eben ganz gut. Keine Ahnung wie es passiert ist, aber die Tastendrückerei machte mir auf einmal immer mehr Spaß und ich begann einzelne Melodien und Akkorde auf dem Teil zu spielen.
Trotz Anschlagsdynamik und recht guter Samples, wollte sich aber zwischen den wabbeligen Plastiktasten und Fingern keine echte Symbiose entwickeln. Das Spielgefühl blieb auf der Strecke. Ich hatte früher schon auf dem Piano eines Freundes herumgeklimpert und wusste noch wie sich das eigentlich anfühlen musste!
Schlussfolgerung: Etwas Besseres musste her. Und auch kein Entertainerkeyboard mehr, sondern ein D-Piano. Allerdings hatte ich vom Keyboard ein paar Klänge und Features lieb gewonnen, auf die ich beim D-Piano möglichst nicht verzichten wollte.
Das wären weitere Tasteninstrumente in Form von E-Pianos, Orgeln und auch das Zusammenführen dieser mit weiteren Sounds, wie Strings und Pads. Nicht gebrauchen konnte ich sowas wie Begleitautomatik, 1-Finger Akkorde, usw. Anpassbare Parameter für Reverb, Hall, Anschlag, etc. waren willkommen.
Und natürlich eine Tastatur, die den Namen auch verdient hatte. Full Size mit 88 gewichteten Tasten. Also startete ich im Juni 2014 meine Suche mit Anfragen in den einschlägigen Foren. Vorgeschlagen wurden die üblichen Verdächtigen aus dem Hause Yamaha, Kawai, Roland & Co.
Nach etlichen Besuchen der Musikhäuser in der näheren Umgebung und einem in die Hose gegangener Ankauf eines gebrauchten Kawai CA-65 klickte ich eines Abends gelangweilt und schon entnervt weitere Reviews und Vorschläge durch. Ein Stagepiano ohne integrierten Ausgabeteil hatte ich erst gar nicht auf dem Plan, aber irgendwie gelangte ich zu der Produktseite und dem Präsentationsvideo des Kawai MP7.
Das dauerte nur paar Sekunden und es hatte gefunkt! Das da und kein Anderes will ich haben! Sofort ein paar Verfügbarkeits- und Preisanfragen losgeschickt und 2 Tage später war es hier.
Imposante Erscheinung:
Mit einer (Flügel-)spannweite von knapp 136cm brauchte das Teil schon etwas mehr Platz, als das alte Yamaha-Keyboard. Der vorhandene K&M Omega Ständer hat aber mit dem recht massiven und auch ziemlich schweren Teil keine Mühe.
Absolut sicher und fest steht es auf seinem Platz. Die verbauten Materialien und Haptik deuten es an: Dies ist ein Instrument gedacht für den Live Einsatz und die Bühne. Die robuste Metall-Holzkonstruktion verspricht Haltbarkeit und Lebensdauer. Da es in meinem Wohnzimmer ziemlich Technik orientiert zugeht, kann ich auch hier mit einem puren Stagepiano ohne Holzkommode auskommen.
Nicht weniger Eindruck macht auch die Verpackung des Gerätes! Zwei richtig fette Umverpackungen schützen das Gerät sicher vor irgendwelchen Unfällen auf dem Transportweg.
Wer die Verpackung dann entsorgen möchte, sollte sicherstellen, dass die Abfallbehälter frisch geleert wurden.
Die wichtigsten Spezifikationen und Features des MP7 auf einen Blick:
Tastatur: Responsive Hammer II (RHII) mit gewichteten Tasten, Druckpunkt Simulation und Ivory Touch
Interne Klänge: 256 (Jeweils 32 für Piano, E-Piano, Drawbar, Orgel, Strings/Vocal, Brass/Wind, Pad/Synth, Bass/Guitar)
Zonen: 4 (Main, Sub 1-3)
Hall: 6 Halltypen vom kleinen Raum bis zur Kathedrale, anpassbare Parameter
Effekte: 129 für die Mainzone, 23 für die Subzones. Je Effekt bis zu 10 Parameter einstellbar
Amp-Simulator: 5 verschiedene Amps für die Mainzone, mit etlichen Parametern einstellbar
Tonewheel Orgel: Nur Mainzone. Alle Drawbareinstellungen in Echtzeit editierbar. Einstellbare Percussion
Der Virtual Technican erlaubt es, u.a. die Anschlag- Stärke und Kurve bei den Pianosounds individuell einzustellen. Dazu sind noch massig Parameter wie Saitenresonanz, Dämpferresonanz, Effekte beim Loslassen der Taste, Verzögerungen, Öffnungsgrad des Deckels beim Flügel, usw. Der interne Soundrekorder kann bis zu 90.000 Noten speichern/transponieren und zu Audio (mp3/wav) konvertieren. Die Audios können auf USB gespeichert und abgespielt werden. Overdubmöglichkeit ist vorhanden.
Die Sound/Setup Matrix erlaubt es 256 Sounds, 256 Setups und 1 PowerOn Setup zu speichern.
Das Metronom umfasst 10 verschiedene Taktarten. Der Rhythmusgenerator umfasst 100 Rhythmen aus allen möglichen Genres.
Display mit 128x64 px LCD und Hintergrundbeleuchtung
Panel Controller für Pitch Bend, Modulation, Volume, Line In, Zone Mixer, u.a.
Anschlüsse:
In: 1/4" Line In
Out: 1/4" Line Out L/R, Kopfhörer
Midi: Midi in/out/thru USB to Host, USB to Device
Foot: Dämpfer Pedal F-10 (im Lieferumfang enthalten) Dämpfer/Sostenuto/Soft für Pedal F-30 (Zubehör) und EXPression
Abmessungen und Gewicht: 136 x 34 x 17cm, ca. 21.0kg
Zubehör: F-10 Pedal, Notenpult, Netzkabel, Anleitung
Wer mehr über die ganzen Specs, Features, Sounds, Effekte und Parameter wissen möchte, dem sei ein Blick in das recht umfangreiche Handbuch empfohlen.
Ich möchte betonen, dass das Gerät aber auch ohne vorheriges Physikstudium sehr gut zu bedienen ist! Man kann mit den voreingestellten Sounds und Setups sehr gut leben!
Und los gehts:
Weniger ist oftmals mehr. Daher startet dieser Bericht ganz banal mit dem von Kawai eingestellten Vorgabesetup und den Beyerdynamics DT770Pro Kopfhörern als Ausgabedevice.
Diese Kopfhörer sind geschlossen und eignen sich gut genug, alle tonale Nuancen (ob gewollt oder nicht) an das Ohr weiterzugeben. In Wahrheit mangelt es mir einfach noch an den angemessenen Abhörmonitoren.
Also, Gerät eingeschaltet, Kopfhörer eingesteckt, Regler für Mainzone und Master-Volume nach oben und die ersten Tasten gedrückt. Das Vorgabeinstrument ist ein Kawai EX Konzertflügel und was soll ich sagen?
Das klingt richtig gut in meinen Ohren. Weder zu dumpf oder gar wenig brilliant, wie manch Meinung in den Foren zu den Kawai Samples immer wieder mal lautet.
Man muss (als Laie wie ich!) schon ganz genau hinhören um den digitalen Fake zu erkennen, dass es sich hier nur um einen gesampelten Ableger handelt. Dann die Tastatur: einfach nur klasse!
Die RH2 ist wie gemacht für meine zwei linken Hände und die 10 Daumen. Der jeweils benötigte Kraftaufwand ist optimal voreingestellt. Laut, leise, Staccato, Arpeggien (soweit ich diese schon unfallfrei hinbekomme) lassen sich wunderbar spielen.
Auch ohne den Holzkern der noch höherwertigeren Tastaturen, macht die Ivory Touch Oberfläche einen griffigen und angenehmen Eindruck. Die RH2 setzt den Input fast genau so um, wie man es eigentlich von einem "analogen" Instrument kennt.
Nur ganz selten werde ich daran erinnert, dass hier lediglich ein digitales Sample abgespielt wird. Die Pianosektion ist, wie die restlichen Instrumente auch, in 8 Sub-Kategorien mit je 4 (A-D) Auswahlen organisiert.
Die erste Kategorie (1-1-A bis 1-1-D) umfasst 4 aktuelle Variationen: Concert Grand, Studio Grand, Mellow Grand und Jazz Grand. Die zweite Kategorie wird den Nostalgiker erfreuen. Hier handelt es sich um frisch aufbereitete Samples der Uraufnahmen, die z.B. damals beim MP8 Verwendung fanden.
24 weitere Pianovariationen, z.B. Pop, Bright, Upright u.v.a. lassen keine Wünsche offen. Falls doch: Der eingebaute Soundprozessor mit seinen vielfältigen Manipulationseigenschaften hilft gerne, den ganz persönlichen Pianosound zu finden. Oder sich in der Parameterwüste hoffnungslos zu verlaufen...
Das emulierte Geräusch der losgelassenen Taste, wie man es von einem echten Piano kennt, ist beim Spiel mit Kopfhörer relativ nervig. Wen das stört, sollte es vom Vorgabewert 5 auf 1-2 herunterstellen. Beim Spielen über externe Monitore fällt es weitaus weniger auf.
Auch das Treten und Loslassen des Dämpferpedals erzeugt ein digitalisiertes Umgebungsgeräusch, wie man es vom analog-mechanischen Kollegen her kennt. Ich habe keinen Plan, ob das jetzt so sein *muss* um jedes Fitzelchen an Detailtreue auszugeben. Mich persönlich stört es eher. Aber zum Glück kann man ja alles ein- und notfalls auch abstellen.
Bei den E-Pianos sind einige schöne Setups dabei. Die klingen teilweise so, wie man sie von alten Rockaufnahmen her kennt. Ich bin da jetzt kein Fachmann, was Rhodes, Wurlitzer und Co. angeht. Ich kann nur sagen, dass mir die voreingestellten Sounds recht gut gefallen. In der E-Piano Sektion kann man auch toll mit dem Amp-Simulator und den Hall-/Reverb Effekten experimentieren. Viele der Parameter sind in Echtzeit regelbar und können somit auch direkt in einer Live-Session angewendet werden! Einige Standard-Pianos des MP7 liegen auch in einer "elektrifizierten" Form vor. Das Concert Grand als E-Piano? Kein Problem. Mit passender Amp-Emulation und den schon erwähnten Hall/Reverbeffekten sind tolle Klang-Mutationen möglich.
Drawbar und Orgeln. Eine Hammond mit Zugriegeln emulieren? Aber klar doch! In Echtzeit lassen sich die 9 Zugriegel mit den zugewiesenen Hebel und Regler justieren. Der Sound klingt ganz gut. Ich weiß allerdings nicht, wie nahe die ganzen eingestellten Setups am Original sind.
Aber schon die Möglichkeit und das genial umgesetzte Konzept, dieses und weitere Orgelinstrumente auf einer gewichteten Tastatur so gut spielen zu können, fasziniert mich.
Die restlichen Effekte wie Strings, Pads und Co. harmonieren teilweise sehr schön mit den vorhandenen (E-)Piano Sounds. Einige Bässe sind im Splitmodus für die Begleitung ganz brauchbar. Das ganze wird noch durch 4 voreingestellte Percussion-Sets abgerundet. Schlagzeug, E-Drums, Kuhglocken... es ist alles vorhanden.
Alles in allem bekommt man sehr viel Stagepiano für sein Geld. Wer schon sein Erspartes für das Gerät ausgibt, sollte auf jeden Fall auch ordentliche Monitore und Kopfhörer dazu nehmen, sofern ein Wohnzimmereinsatz geplant ist! Erst dann zeigt das Kawai auch wirklich, was in ihm steckt. Im Bereich von 1000,00 - 1500,00 EUR spielt das MP7 jedenfalls ganz weit vorne mit.
Fazit: Das ist genau das Instrument das *ich* gesucht hatte. Alle meine Erwartungen und Wünsche an (m)ein D-Piano finden sich in dem Kawai MP7 wieder. Daher kann dieser Bericht eigentlich auch nicht so ganz als ein neutrales Produkt-Review angesehen werden. Aber dem ein oder anderen, der das MP7 jetzt nicht unbedingt auf dem Einkaufszettel hatte, hilft es vielleicht ein bisschen bei der Entscheidung.
+ Optik und Haptik
+ Umfangreiche und qualitativ hochwertige Instrumentenbibliothek
+ Vielfältige Einstellmöglichkeiten für Klang- und Ambiente
+ Tastatur
+ Gutes Preis-/Leistungsverhältnis
= LineOut Pegel etwas schwach (Behoben ab Firmware 1.05)
= Digital emulierte Tasten- und Pedalgeräuscheffekte gewöhnungsbedürftig (sind aber abstellbar)
- Recht hohes Gewicht
- Viel Verpackungsmaterial zu entsorgen
Anhang: Vor ein paar Tagen kam ich günstig an ein paar gebrauchte aktive Monitore der Marke Behringer (Truth B3030A). Die Reviews und Usermeinungen zu diesen Speakern waren für den relativ kleinen Preis recht gut. Da ich sie ja "nur" zur Ausgabe des MP7 und nicht für hochwertige Abmischungen verwenden möchte, ging ich das Risiko ein.
Beim ersten Anspielen (alles im Standard-Setup) war ich dann doch angenehm überrascht! Ein herrlicher D-Piano Sound füllte das Wohnzimmer aus. Tolle Stereoeffekte einiger Orgel und Drawbar Setups wanderten Rechts und Links hin und her.
Obwohl mein (vorübergehender) Standort für das MP7 wahrlich nicht als günstig zu nennen ist, klingt das alles richtig toll. Da macht das Spielen und Lernen gleich doppelt so viel Spaß. Es macht einfach Laune, wenn alles so gut zusammen passt. Wer also günstige Monitore für sein Stage@Home sucht, ohne gleich einen Kleinkredit beantragen zu müssen, sollte sich die Truth Serie von Behringer ruhig mal anhören!
Verwendetes Testequipment: Kawai MP7 Stagepiano, Kawai F30-H Pedaleinheit, Beyerdynamics DT770Pro geschlossen 250 Ohm, Behringer Truth B3030A, K&M Omega Keyboardstand, Ökostrom
12.09.2014
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