Viel mehr kann man bei Klangerzeugern, die Samples abspielen, ja auch nicht machen.
Nuja, man kann schon ein wenig mehr machen, z.B. die Samples in ihre Bestandteile zerlegen (attack, sustain, decay, Rauschanteile, ...) und dann auch noch eine Reihe im Prinzip gleicher Töne (bzw. deren Bestandteile) randomisiert zusammensetzen, sobald der entsprechende Midi-Befehl kommt. Natürlich ist das ein heftiger Aufwand für den Synthi-Hersteller - und auch Verarbeitungs-/Rechenleistungs-Aufwand für den Synthi beim Abrufen der Klänge, aber ich denke, das zahlt sich im Sinne eines deutlich lebendigeren Renderings beim realen Spielen aus.
Zumindest in der Theorie macht das wohl Ingo nach seinem Bekunden bei seinen DynaSample Synthi-Modulen so, wobei ich das real anhand von Code natürlich nicht überprüfen kann, aber die produzierten Klänge der von ihm auch "nur gesampleten" Instrumente als recht lebendig und überzeugend empfinde.
Nur, um das noch mal zu betonen: Ich möchte mit diesem Statement keine Reklame für die DynaSample-Synthis machen, sondern nur meine höchstpersönliche Wahrnehmung der produzierten Klänge damit zum Ausdruck bringen! Jede(r) hört und empfindet anders, und jede(r) muss ein eigenes Urteil im Vergleich zu anderen Rendering-Mechanismen bilden, z.B. dem theoriegeleiteten Physical Modeling eines Instruments. Auch da wird's beliebige Abstufungen zwischen sehr einfach und sehr komplex geben, und ich finde das, was ich von den SWAM-Bibliotheken bislang gehört habe, auch ziemlich gut - allerdings für meine Ohren etwas
zu sauber.
Jeder dieser Gestaltungsmechanismen hat seine eigenen Möglichkeiten und vor allem auch Begrenzungen, die letztlich durch vergleichsweise geringen "Controller"-Möglichkeiten der Blaswandler gegenüber echt-physikalischen Klangerzeugern bedingt sind - weshalb die Emulation eines sehr konkreten physischen Instruments mit allen sein Schwingungseigenschaften und Kinken nicht zu erreichen sein dürfte, weil man die Faserverteilung in einer schwingenden Decke oder den Einfluss einer Delle oder eines Lötrests in einer Tröte über das gesamte Ton- und Klangspektrum dann doch nicht nachvollziehen kann. Die machen dann aber die Würze der echt-akutischen Live-Performance aus, wessenthalben ein Blaswandler mit seiner wie auch immer gestalteten Synthetik als ultra-nuancierendes Soloinstrument da nicht rankommt.
Bleibt aber trotzdem die Frage, wer von uns das akustische Instrument so gut beherrscht, dass er diese Effekte in der solistischen(!) Spielsituation gezielt abrufen kann? Ich jedenfalls nicht. Dafür brauch ich mich als dilettierende Blaswandlerspielerin aber auch nicht mit den Kinken (schlecht ansprechende Töne, systematisch frequenzmäßig leicht neben der Spur intonierende Töne, stärkere oder schwächere Eigenresonanzen, dämliche akutisch bedingte Fingersätze, ...) bei mehreren unterschiedlichen Instrumenten, die ich gerne spielen können möchte, herumzuschlagen. Deshalb hab ich den Blaswandler nicht nur als weiteres Instrument in meine Sammlung aufgenommen, sondern bin umgestiegen und verzichte auf Solistentum - das ich vorher mit der Querflöte auch nicht hätte zustande bringen können.
Tschüssi,
Petra