Nee, total falsch. Je besser das Equipment, umso höher der Spaßfaktor, umso schneller die Fortschritte.
Als ich mit 11 angefangen habe zu spielen, hatte ich keine Ahnung von Instrumenten. Das Instrument, das meine Eltern sich leisten konnten oder wollten, war eine akustische Kindergitarre mit armseligem Sound, miserabler Stimmstabilität und Bespielbarkeit. War mir das jetzt egal oder schnuppe? Mir waren die *Töne* wichtig, also habe ich stundenlang auf dieser 180-DM-Gitarre rumgeklopft und hatte eine Riesenfreude damit. Die schlechte Bespielbarkeit hat zudem die Finger trainiert.
Die nächste Gitarre konnte ich folglich viel flüssiger spielen, wegen der Super-Schule zuvor. Und nicht nur das: Gewohnt ans Mittelmaß, habe ich mich wahnsinnig übers Upgrade gefreut. Wenn ich jetzt aber am Anfang schon so hoch einsteige, wo bleibt denn da noch die Steigerung?
Andersherum habe ich auch schon am eigenen Leib erlebt, wie kurzlebig der teuer erkaufte Spaß ist. Eine original Strat macht natürlich stolz wie Harry, aber boff 's ist halt auch nur'n Stück Holz mit Pickups.
==> 1. Freude am Musizieren kommt von innen, nicht vom teuren Equipment. 2. Der Spaßfaktor kommt von dosierten Steigern, nicht vom bestmöglichen Equipment
Ich bleibe dabei: Wenn's um's Anfangen geht, genügt eine gesunde, oder besser: eine Mords- "Wut auf Töne" und für den Instrumentenkauf ein Freund mit Ahnung und eine Scheiß-Egal-Haltung gegenüber all dem Marketing-Gedöns. Mit Glück kann es ein sehr taugliches 90-Euro-Teil sein muss es aber nicht, wenn der Händler bei der Lieferung nur Schrott bekommen hat. Wichtig ist natürlich, dass man von sich selbst weiß, dass man zu diesem Kauf stehen kann. Bringt natürlich nichts, wenn man sich schämt, weil's nur zur billigen Klampfe gelangt hat (oooh, Mitleid). Es schielen doch viel zu viele Leute auf die Klampfe des Nachbarn und denken "boa ey die muss ich aber auch haben ey geijel".
Also sorry, hat doch mit Musik nichts am Hut.
Nochwas zu den billigsten Klampfen: Der Händler wird sie nicht wirklich empfehlen (wollen), denn er selbst macht damit auch nur eine schmale Marge.
In keinem Fall unterstreiche ich den Satz "je teurer desto Spaß". Hat rein gar nichts miteinander zu tun, abgesehen von einer langen Geilheit vor und dann noch einer kurzen direkt nach dem Kauf. Schon eher "je teurer desto weniger Geld übrig".
Im Übrigen stehe ich total drauf, wenn jemand mit bescheidensten Mitteln einen Riesensound produziert. Ich empfinde das nicht nur als gute Musik, sondern nebenbei auch als gehörigen Tritt in den Allerwertesten all jener marketinggeilen Hast-Du-nicht-gesehen-Gitarrenmarken, die uns glauben machen wollen, das nur das Original glücklich macht, und natürlich *sie* das Original sind.
Ach ja: Meine Gibson-Paula ist in Rente, weil die Epiphone-Paula für den Achtel des Preises besser klingt.
Tschö in die Runde