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dachte es gibt eine grundstimmung (wie bei der gitarre eadghe) und vll ne sonderstimmung (ähnlich drop-d).
da ich ein minimalist bin (daher auch das interesse an dem instrument weil es rel. "simpel" zu spielen ist), und am lagerfeuer eine gitarre begleiten möchte,
find ich die gedanken gerade sehr mühsam, bei jedem song eine andere harp auszupacken... =((
Nun ja. Was verstehst Du unter "Grundstimmung"?
Die gibt es bei Mundharmonikas auch, nur eben in verschiedenen Variationen.
Bei der Gitarre hast Du ein Griffbrett auf dem Du die Saiten abgreifen und im Ton verändern kannst. Dadurch lassen sich auf der Gitarre vollchromatische Skalen spielen. Und weil mehrere Saiten nebeneinander aufgezogen sind, lassen sich auch viele verschiedene Akkorde spielen.
Bei der Mundharmonika ist das total anders. Da hast Du Stimmzungen, deren Ton sich nur unter passenden Voraussetzungen mit viel Können nur in geringem Maße verändern läßt. Aus diesem Grund benötigt man für jeden Ton eine Zunge. Diese sind je nach Stimmsystem diatonisch oder chromatisch in verschieden langen Tonleitern in unterschiedlichen Konstellationen (Stimmsystemen) in Kanzellen angeordnet. Durch die verschiedenen Anordnungssysteme entstehen nicht nur verschiedene Tonleitern. Die Gruppierung in Blas- und Zieh-Zungen entscheidet zudem darüber, welche Akkorde gespielt werden können. Die C-Dur Richter-Stimmung ist nur eine von vielen. Die Vielfalt der Stimmsysteme und Tonarten ist so groß, weil die weltweite Harpgemeinde aus unzähligen Individualisten besteht, die in vielen verschiedenen Musikstilen Zuhause sind. Die Großen der Szene haben für die Umsetzung der von ihnen bevorzugten Musikstile eigene Spieltechniken und dazu passende eigene Stimmsysteme entwickelt, mit denen sich die für die verschiedenen Musikstile typischen Tonskalen besser spielen lassen. Weil trotz der vielfältigen Stimmsysteme die Wünsche mancher Harper dennoch nicht abgedeckt sind, bietet Seydel einen sogenannten
Configuratur an, mit dem man seine Sonderwünsche realisieren kann.
Das ist so, weil die Musik der verschiedenen Musikstile nicht nur in zum Teil völlig verschiedenen Tonskalen Zuhause ist, sondern diese auch noch in x verschiedenen Tonarten gespielt werden können. Es ist unmöglich sämtliche denkbaren Tonskalen als Massenprodukt vorrätig zu halten. Bei Instrumenten, die mit einem vollchromatischen Tonraum ausgestattet sind, hat man dieses Problem nicht. Deshalb werden chromatische Mundharmonikas für gewöhnlich nur in der C/Cis-Variante angeboten. Theoretisch lässt sich darauf jede Tonart spielen. Da jede Tonart mit einem anderen Atemschema gespielt werden muß, erfordert der Wechsel der Tonarten sehr viel Übung. Die dafür notwendige Zeit kann oder will nicht jeder aufbringen. Deshalb bietet Seydel sein
Modell Chromatic De Luxe in verschiedenen Tonarten an.
Wie viele andere Blasinstrumente auch, waren die Vorgänger der heutigen Mundharmonika wohl vorrangig als Melodieinstrument nutzbar. Richter wollte aber eine Mundharmonika haben, mit der man die Melodien zumindest mit den Grundakkorden begleiten kann. Die Idee, die Zungen in Blas- und Zieh-Richtung anzuordnen, war die Grundlage für sein Tonanordnungssystem. Es ist für in Dur komponierte Weisen optimiert. Das ist in deutschen Volksweisen die häufigste Leiterstruktur. Für andere Musikstile passt das aber eben nicht immer. (Deshalb siehe oben.) Für Lagerfeuer, Wandern und Segeltörn sollte da aber eine Menge passendes funktionieren. Deshalb ist Deine Entscheidung, auf der Richter-Harp weiter zu üben eine gute Entscheidung. Die C-Dur-Harp ist der allgemein übliche Einstieg.
Du möchtest darauf nun möglichst vielseitig spielen und durch die in der Tonskala fehlenden Tone nicht eingegrenzt werden. Deshalb übst Du das Benden. Das ist eine von mehreren Möglichkeiten. Ob es der für Dich richtige Weg ist, muß sich noch zeigen. Wenn man damit nicht klar kommt, gibt es Alternativen.
...auf jedenfall werd ich die c blues harp weiterhin üben und vll ändert sich meine einstellung ja, wenn ich diese mal etwas beherrsche.
jetzt wollt ich noch fragen ob du (oder jemand anders^^) seiten/videos/infos/tabs etc für NICHT mehr anfänger hat.
--> sprich, wenn man die einzeltöne und easy melodien drauf hat.
Wie grandios Bending-Spiel auf der Richter-Harp sein kann, macht unter anderem auch der Musiker
Howard Lewy vor.
Von Howard Lewy gibt es in YT jede Menge zu sehen. Wenn Du etwas erreichen willst, sieh Dich bei ihm um. Er hat unglaubliche Spieltechniken drauf und unterrichtet auch.
Im nächsten Video zeigt er, dass er auf einer Bluesharp problemlos mit einer chromatischen Mundharmonika mithalten kann:
Das wären dann so die "Fernziele".
Bleiben wir im Hier und Jetzt.

Bei jedem Song eine andere Harp auspacken muss nicht sein, wenn der Gitarrist bereit ist, alle Lieder (sofern sie nicht in moll oder dorisch stehen) in C-Dur (Du spielst in straight position) oder G-Dur (Du spielst in cross position) zu spielen. Und:
Wenn Du dem Gitarrenspieler die Begleitung überläßt, brauchst Du Dir keine Gedanken über auf der Bluesharp fehlende Begleitharmonien zu machen!
Sollte "Dein" Gitarrenspieler C-Dur und G-Dur nicht mögen, benötigst Du eine Harp, die zu dessen bevorzugter Tonart passt.
Wenn der Gitarrespieler in E-Dur spielen möchte, benötigst Du entweder eine E-Harp (straight position) oder A-Harp (auf der spielt man E-Dur in cross position)
Eine G-Harp passt zu G-Dur (straight) und D-Dur (cross).
Eine F-Harp passt zu F-Dur (straight) und C-Dur (cross).
Meiner Erfahrung nach sind E-Dur, C-Dur und G-Dur die gebräuchlisten Tonarten am Lagerfeuer.
Nicht ohne Grund gibt es deshalb die C/G-Wender.
Da jede diatonische Tonleiter durch Verlagerung des harmonischen Schwerpunkts auch in Moll gespielt werden kann, steckt in jeder Dur-Harp auch ein Stück Moll-Tonleiter.
Wichtig ist, dass Du Dir darüber klar wirst, wo die Stärken und wo die Grenzen der verschiedenen Harps sind. Denn es gibt (siehe Link zu Klaus Rohwers) verschiedene Formen und Stimmungen. Auch ein Howard Levy hat einen ganzen Koffer Muhas dabei! Guck mal, was er auf dem Notenständer des Flügels stehen hat!
Ich schätze mal, dass es alles Richter-Harps sind, aber eben in unterschiedlichen Tonarten, damit er in verschiedenen Lagen spielen kann.
Mit Formen und Stimmungen meine ich nicht nur die verschiedenen Tonarten sondern auch die Stimmsysteme (Richter, Solo, Chomatik und Sonderstimmungen). Davon mußt Du Dir die Mundharmonika aussuchen, die zu Deinen musikalischen Zielen und Deinem Können am besten passt. Die Grundlage ist die Dur-Harp. Also bist Du schon mal auf einem guten Weg. Als Vorbereitung für Lagerfeuer-Sessions würde ich mir nun eine Liste von bekannten Liedern zusammenstellen, die in diese Stimmung passen. Dann wird probiert, wie diese sich auf der Mundharmonika am besten spielen lassen.
Wesentlich bei der Auswahl ist nicht die Tonart, sondern allein die Struktur und der benötigte relative Tonraum. Lieder mit dem Tonraum "c d e f g" oder "g a h c d" oder "f g a b c" haben alle gleichermaßen den relativen Tonraum "1 2 3 4 5". Nimm Dir also Dein bevorzugtes Liedrepertoire vor und schau nach, welchen Tonraum diese Lieder haben. Dabei rechne die Tonleiter immer in Zahlen um. Häufig auftretende Tonräume für Dur-Melodien sind:
- 1 2 3 4 5
- 1 2 3 4 5 6
- 1 2 3 4 5 6 - 8
- 1 2 3 4 5 6 7 8
- 5 - - 1 2 3 4 5 ...
- 5 - 7 1 2 3 4 5 ...
- 5
6 7 1 2 3 4 5 ...
In der Dur-Richter-Harp findest Du die Stufen
1 2 3 - 5 -7 1 2 3 4 5 6 7 8 2 3 4 5 6 - 8 straight Position / Dur
Will man Dur in cross Position spielen, steht einem "umgerechnet" folgende Tonleiter zur Verfügung:
4 5 6 - 1 - 3 4 5 6 b7 8 2 3 4 5 6 b7 8 2 - 3
Auf der C-Harp:
c d e - g - h c d e f g a h c d e f g a - c
G-Dur benötigt bekanntermaßen ein fis. Also muß man tricksen.
Wie das funktioniert, mußt Du dann einen Cross-Harp-Spieler fragen. Das ist nicht meine Welt.
Die aufgelisteten Tonleitervarianten lassen sich mit Ausnahme der letzten mit der roten 6 alle auf einer Dur-Harp ohne Bending in straight-position spielen. Die rot markierte 6 entspricht in C-Dur-Liedern dem a, in E-Dur-Liedern dem c1, in F-Dur-Liedern dem d1, in G-Dur-Liedern dem e1 usw. Dieser Ton fehlt also auf der Richter-Harp und läßt sich nur mit Bending spielen.
Weil ich im Bending nicht so fit bin, kaufte ich mir vor vielen Jahre eine chromatische Mundharmonika. Das ist eine völlig andere Welt! Irgendwann entdeckte ich dann das Solo-Tuning für mich. Die guten Varianten dieser Harp-Form lassen sich wie die Richter-Harp mit Bendings spielen. Die "normalen" Töne sind aber alle "drauf". So dass man das Bending nur braucht, wenn in einer Melodie chromatische Zwischenstufen auftauchen. Ich habe mir die
Marineband 364/24 Soloist von Hohner gekauft. Auf dem 3-oktavigen Tonumfang läßt sich eigentlich so gut wie alles spielen, was einem so an Lagerfeuerliedern einfällt. Auf der C-Dur-Solostimmung lassen sich natürlich auch sämtliche Paralleltonarten spielen wie z.B. d-dorisch, f-lydisch und a-moll. Mit einer MuHa in Solo-Stimmung spiele ich hauptsächlich im Melodie-Modus. Welche Akkorde spielbar sind, ergibt sich aus der Tuning Chart (siehe verlinkte Seite) Das Pendant von Seydel steht noch auf meiner Wunschliste. Für die mit Edelstahlzungen ausgestattete
Solist Pro 12 in Solo-Stimmung muß man etwas tiefer in die Tasche greifen. Das Modell ist
konfigurierbar. Dafür muß man noch mal was drauf legen. Das lohnt sich aber, wenn man häufig auf E-Dur-Gitarrenspieler trifft.
Viel Erfolg mit Deiner Harp!
Gruß
Lisa