Wir beten Dich an, Anonymus ! Meine sämtlichen Tasteninstrumente schmeiss ich klischeehafter Mucker sofort auf den Sperrmüll und fange mit Handarbeiten, wie sticken oder stricken an, vielleicht kann ich es wenigstens in diesem Metier zu etwas bringen....
Manne, du hast dir nicht durchgelesen, was anonymusus geschrieben hat. Denn deine Antwort ist weder differenziert, noch hat sie etwas mit der Ausgangsthese zu tun. Ich muss anonymusus in weiten Teilen zustimmen, auch wenn sein Post natürlich einer gewissen Arroganz nicht entbehrt. Aber die von ihm genannten Kritikpunkte sind für mein Empfinden - denn ich habe bei JL in weiten Teilen den gleichen Eindruck wie er - gerechtfertigt. Kein Mensch will JL die Fähigkeit absprechen, eine ordentliche Rockorgel zu spielen. Und ich würde auch niemals behaupten, dass JL nicht einen wichtigen Beitrag für die Akzeptanz der Hammond im Rockkontext geleistet hat.
Wenn er sich nun aber den Klassikanstrich verpasst, muss er als Mann der Öffentlichkeit auch mit der Kritik leben. Und hier wird auch für mein Empfinden deutlich, dass Lord halt in diesem Kontext keine neuen Impulse setzt. Und das vermutlich, weil er's nicht kann. Wenn also jemand sagt: "Mir gefällt das, was Jon Lord da spielt, aus diesem und jenem Grund nicht", dann ist doch daran nicht wirklich etwas auszusetzen. JL droht für mein Empfinden, in diese ekelige Klassik-Rock-Soße reinzurutschen, in der sich dubiose Leute wie David Garrett derzeit aufhalten.
Andererseits: Jon Lord macht das, was von Jon-Lord-Fans erwartet wird (wie an dieser Diskussion zu sehen ist). Dreiviertel der Besucher kommen wegen Purple oder Jon Lord. Und wenn er hier nicht das abliefern würde, was von ihm bekannt ist und erwartet wird - und dazu gehört neben seinem Sound eben auch seine Spielweise - wäre die Enttäuschung groß. Denn nicht jeder Besucher vermag zu beurteilen, was musikalisch "hochwertig" ist. Jon Lord hat den Namen, Jon Lord wird für einen prima Abend sorgen. Nicht mehr, nicht weniger. Jon Lord ist dann gut, wenn seine Besucher begeistert nach Hause gehen. Nochmal: ich
persönlich bin der Meinung, dass Jon Lord seinen Job in dieser Hinsicht gut erledigt, musikalisch dennoch irgendwann zum Stillstand gekommen ist und mich daher nicht begeistern kann. anonymusus' Kritikpunkte sind daher für mich verständlich und zudem ganz gut belegt.
Abschließend: Vermutlich gibt es zwar wenig Ermüdenderes für einen Geiger, als minutenlang die für sie anspruchslosen Lines von "Perfect Strangers" durchzunudeln. Aber: es zahlt die Miete, musikalische Klasse hin oder her. Dass Lord aufstrebenden Jungtalenten irgendeinen Platz wegnimmt, wage ich ernsthaft zu bezweifeln, das ist eine gewisse Selbtsüberschätzung. Nur, weil ich mehr kann als Pentatonik hoch und runter heißt das nicht, dass ich damit mein Publikum zu begeistern vermag. Und das, s.o., tut Lord immer noch. Von einem wie von anonymusus beschriebenen "furchtbaren Effekt" kann hier also keine Rede sein, er tut niemandem weh mit seinem Georgel. Der Fan geht hin, der Musikversteher schaltet möglicherweise weg. Dass man das eigene Talent höher bewertet als das etablierter und gutverdienender Musiker, diese jedoch als größtmögliche Ungerechtheit empfindet, ist auch nicht erst seit JL so.