... Ja wie wars denn?...
Ich war ja "bloß" auf dem eintägigen Kurs Jazz für Einsteiger (zusammen mit benprofane) bei Wolfgang Russ, weil ich mich (noch) nicht fit genug fühlte für den "großen" Kurs, den auch Morino47 besuchte. Zugegeben, es war nicht mein erster Kurs in Richtung Jazz, aber es war mein erster der speziell auf Akkordeon abgestimmt war.
Ein Tag ist eine verdammt kurze Zeit, um einem die weite und vertrackte Welt des Jazz nahezu bringen, aber in seiner unnachahmlichen, freundlichen und wirklich sehr kompetenten Art hat es Wolfgang Russ trotzdem geschafft, einem in einem "Theorie Schnellkurs" die wichtigsten Zusammenhänge im Jazzspiel zu erklären. Und das Ganze wurde dann auch anschließend sofort in Musik umgesetzt.
Dazu haben wir über den Tag ein Stück verwendet (Summertime) das wir (ohne Noten!!!) uns erstmal aneigneten. Und zwar zunächst nur die Melodie. Anhand der Melodie wurden dann die verschiedenen Teilstücke herausgearbeitet und deren Zusammenhang innerhalb des Stücks erläutert.
Anschließend wurde das Stück taktweise mit Harmonien versehen. Die wurden dann selbstverständlich auf dem Akkordeon eingeübt. Und zwar sowohl auf der linken Hand, als auch beidhändig, so dass man das Stück alleine begleiten kann und auch einen anderen Mitspieler komplett begleiten kann.
- Klar - im Rahmen dieses kurzen Workshops ist man nicht in der Lage alles neue auch sofort umsetzen zu können - dafür brauchts dann schon noch ein paar Übungsstunden im Kämmerlein, bis das sitzt. Aber man weiß auf jeden Fall, wie man sowas nun angehen kann; also Akkorde in der linken Hand "zu basteln" und das Akkordeon komplett links und rechts als Begleitinstrument einzusetzen.
Das waren dann die Grundlagen, die dann erweitert wurden um die "Kür" - das Solospiel.
Und auch hier finde ich nach wie vor die Art und Weise unglaublich, wie Wolfgang Russ einem den Einstieg ins Solospiel und improvisieren bietet. Am Ende des Kurstages hatte jeder Teilnehmer wirklich ein brauchbares Solo spielen können, was dann abschließend im Kursrahmen als ganze Gruppe als Combo durch gespielt wurde.
Resultat:
Mich hat der Kurs absolut begeistertt, hat sehr viel Spaß gemacht und vor allem Lust auf mehr! ... nächstes Jahr habe ich mir vorgenommen, den Kurs bei den "großen" zu belegen.
Interessant fand ich auch die beiden Konzerte, die ich im Rahmen der Veranstaltung "Akkordeon grenzenlos" mit anhörte.
Das eine war ein klassisches Konzert , gespielt vom Duo Nebel/Nebel mit Klarinette und Akkordeon.
Vom spielerischen Können, vom musikalischen und handwerklichen Können waren die beiden absolute Könner - das war feinste Sahne. Aber von der Stückauswahl fand ich das Ganze für mich sehr erkennntisreich.
Zum einen habe ich festgestellt, dass es mitunter gar nicht so gut zur Geltung kommt, wenn man die Instrumente nicht getrennt wahrnimmt. So bei einem Stück von Mozart. Da fand ich schade, dass das Akkordeon und die Klarinette streckenweise den gleichen Klang hatten und nicht genug differenziert wahrnehmbar waren - Hier wäre nach meiner Ansicht definitiv Cembalo besser gewesen, als Akkordeon.
Und für mich ganz klar war auch nach dem Konzert, dass nicht alles an klassischen Literatur auf Akkordeon sinnvoll interpretierbar ist - so waren die Stücke von Schumann aus meiner Sicht definitiv grenzwertig, bzw. nicht wirklich geeignet für die Interpretation auf dem Akkordeon. Ein Akkordeon hat einfach kein Pedal, wie das Klavier und deshalb gehen bestimmte Effekte einfach nicht und der Charakter der Stücke kann drum nicht wirklich mit der gleichen Intention rübergebracht werden.
Aber bitte, nicht falsch verstehen: An den Spielern lag das nicht!!! Die waren Extraklasse! Die waren erste Sahne!!!
... Erste Sahne waren auch die Spieler des zweiten Konzerts das ich mit anhörte...
Da gings dann um Jazz und die Combo bestand aus den Dozenten der Kurse. Und obwohl die fünf teilweise vorher noch nie zusammen auf der Bühne standen, gaben die fünfe ein Konzert von dem ich nur einen Begriff finde: saugut!!!
Man merkte einfach, dass hier fünf Musiker auf der Bühne standen, von denen jeder sein Handwerk absolut beherrscht und die dies auch zusammen mit ihren Mitmusikern an diesem Abend mit viel Spaß, Witz und Begeisterung umsetzen konnten. Und zwar so, dass die gleiche Begeisterung auch das Publikum mitnahm. Man merkte ihnen auch an, dass es jedem um die Musik ging und nicht um Selbstdarstellung auf der Bühne und das ließ das Konzert zu meinem persönlichen Highlight werden.
.. Ging aber wohl nicht nur mir so, denn nach dem Konzert beim "Nachbesprechungsbier" sah man nur strahlende und begeisterte Gesichter.
Mein persönliches Fazit:
Hat sich rundum und absolut gelohnt
- in jeder Hinsicht und wenn ich es irgendwie möglich machen kann, bin ich nächstes Jahr wieder mit dabei... dann aber für die ganze Woche!
Gruß, maxito