Jazz Solo Piano, wie "interessant" gestalten?

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musikmusik
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Hallo, hab irgendwie gerade die Frage wie ein Fake book standard nett gestalte:
Bisher würde ich einfach nur left-hand voicings in die linke packen und die rechte spielt melodie/improvisiert... was macht man da so?
Versucht ihr auch richtig Bass-noten mit reinzupacken, ich hab gehört, dass man theoretisch größtenteils rootless spielen kann, weil der Basston überflüssig wäre...

Hat das auch mit dem Kontrapunkt zu tun? Inwiefern wendet man dies beim Solo Piano an?Voicingführung?

Naja danke schonmal!
 
Eigenschaft
 
Man kann eigentlich alles spielen - es muss nur gut sein:D
Was ich damit meine ist, dass du zwar größtenteils rootless spielen kannst, es aber durchaus ratsam ist, sich ab und an auch mal in für den Zuhörer überschaubaren Skalen zu bewegen.

Interessant gestalten kannst du ein Solo m.E. jedoch ganz einfach: Du musst nur den Unterschied zwischen "Dudeln" und "Geschichte erzählen" erkennen.
Hör dir mal Miles Davis an. Auch wenn er Trompete spielt, kann man sich als Pianist ganz gut was von ihm abhören:
Spiel nicht konsequent in Achteln dein Solo, sondern mache kurze Phrasen (lieber zu kurz als zu lang), pausiere dazwischen, nimm dir eine besonders gute Phrase und variiere sie ein paarmal etc.
Vor allem bei Jamsessions im Jazzbereich kommt es oft vor, dass Soli schon fast Bebop-Stil haben: Möglichst schnell, ohne Punkt und Komma.
Wenn du das beherzt, kommst du bei gängigen Standards (Autumn Leaves o.ä.) sogar mit zwei oder drei Skalen aus.
 
Ääh, was willst du jetzt machen? Solo Piano spielen (ganz alleine) oder Pianosolo spielen (also improvisieren --> auch alleine oder im Trio bzw. mit Bass?)? Gehts dir jetzt um die Improvisation oder die Voicing-Wahl?

Solo Piano:
Gibts sehr viele verschiedene Techniken. Grundsätzlich bieten sich beidhändige Voicings an, die links unten den Basston und rechts oben den Melodieton beinhalten. Du kannst auch Stride spielen, also links abwechselnd Basston und Lefthand-Voicing. Daß muß gar nicht so streng oldschoolmäßig abwechselnd auf die 1, 3 und 2, 4 kommen, du kannst da viel variieren. Ich bringe gerne den Basston auf der 1, halte den so lange wie möglich mit dem Pedal (so lange wie möglich heißt, daß die Melodie dabei nicht verwaschen klingen darf, bei Harmoniewechseln also aufpassen) und bringe das Lefthandvoicing dann zu einem freien Zeitpunkt. Bei Bebop-Stücken kann man auch nur (Walking) Bass + Melodie spielen. Bass links und Blockakkorde rechts geht auch oft.
Grundsätzlich ist Solopiano eine sehr, sehr schwierige Disziplin, weil es gilt, das, wozu man eigentlich 3 Hände bräuchte, mit 2 Händen durchzuführen und dazu dann noch ohne Schlagzeuger und Bassisten den Rhythmus zu halten.

Standards im Trio / mit Bass:
Grundton weglassen, der stört nur und ist Hoheitsgebiet des Bassisten! Also Lefthandvoicings links und Melodie rechts, oder beidhändige Rootlessvoicings mit dem Melodieton zuoberst.

Improvisation:
Ist wieder ein eigenes Thema für sich, mit dem man Biblotheken füllen kann. Eine "jazzige" Improvisation beinhaltet eine Vielzahl an Techniken und Phrasen und selbst wenn du dein halbes Leben mit Improvisation verbracht hast, kannst du immer noch neues lernen. :D Die Tips, die Louis genannt hat, sind schon sehr gut. Versuche dir, Motive auszudenken und mit denen zu arbeiten. Hör mal, was berühmte Jazzer so spielen. Und, auch wenns langweilig und öde ist: Skalen lernen. Nichts ist deprimierender, als das was man spielen will, nicht umsetzen zu können und dann nur die Bluesskala rauf und runter zu nudeln.
 
Gute Einteilung, trotzdem begreife ich die als offen. Will heißen, ich spiel ab und zu schon mal einen Grundton mit, evtl. auch in Bassistenregion. Ist halt stilabhängig, immer kannst das nicht bringen. Manchmal setz ich auch Pedaltöne, entweder merkt der Bassist das, oder er merkts halt nicht :)
Da man aber genau wissen sollte, wo man sowas platziert, fährst du für den Anfang mit rootless-Voicings am besten.

Skalen üben kann ich auch nur empfehlen. Ich hab da fast keine Ahnung und ärger mich manchmal tot, dass ich das nicht gelernt hab, als ich mehr Zeit hatte.
Tip: Jazz Piano Buch von Mark Levine, da steht das sehr schön drin.
 
jupp danke!
hört sich gut an!
 
@andi:
Ja, stimmt, das kann man nach Laune machen, es ist ja auch eine oft verwendete Technik, in der Combo-Improvisation plötzlich zu striden anzufangen oder links einmal fett den Grundton oktaviert reinzuhauen. :D
 
hab mich eher aufs solo piano bezogen, sprich ganz alleine einen Standard ausm Fake book zu spielen:
ich hab gerade etwas über block chords gelernt: scheint die Lösung zu sein oder?
Denn somit hat man Bass und weitere voicings in der linken und in der rechten block chords, mit Melodie in der obersten, oder? Müsste sich schon voller anhören... Ist dies das "Grundprinzip" nach dem man spielen würde?
 
Ok, dann solltest du natürlich den Bass mitspielen, sonst geht das ins Nirgendwo, an bestimmten Stellen kannst du aber ohne Probleme auch rootless spielen, wenn der harmonische Zusammenhang klar ist.

Blockakkorde sind gut, solange die Melodie nicht zu kompliziert wird, um die Akkorde mitzuspielen. Du musst also praktisch ständig nach einem Kompromiss zwischen Klangfülle und Spielbarkeit suchen.
 
ich hab mal kurz eine kleine frage:
was heisst rootless?? dieses wort wurde hier schon öfter verwendet, aber ich bin mir über die bedeutung nicht im klaren
thx
 
Was glaube ich noch nicht genannt wurde ist die Melodie selber zu reharmonisieren, also einzelnen Tönen der Melodie Akkorde zuzuordnen, die harmonisch natürlich Sinn machen müssen. Z.B. die ersten vier Töne von autumn leaves mit den Akkorden G7, Ab°,Db13, Cm7 zu spielen.
 
Ich habe auch noch ein Buch-Tip: "Solo Piano Concepts" von Philliph Moerke.
Dieses Buch enthält Kompositionen im Stil verschiedener Pianisten. Zu jedem Stück gibt es noch ein paar Tips zum Üben.

::. biflat musicproduction .::


Ein grundsätzliches Problem ist (bei mir) das Üben in allen 12 Tonarten. Es gibt viele gute Bücher, wie z.B. das hier schon erwähnte "Jazz Piano Buch" von Mark Levine. Man braucht aber immer ein gehöriges Stück Selbstdisziplin, um das Gelernte dann auch praktisch in allen Tonarten umzusetzen.

Gruß
 
Bei mir auch. Es ist nicht nur eine Sache von Disziplin, sondern zumindest in meinem Fall von Zeit und Energie.
 
Ich finde, es ist eher eine Sache der Praxis. Mit der Zeit spielt man alle möglichen Stücke, auf die man automatisch alles Gelernte anwenden muss, schon alleine um zu überleben. :p Das wird nicht in allen Tonarten statistisch gleichverteilt auftreten, aber herrje ... was solls ... ;)
 
Stimmt auch wieder. Trotzdem, dann passierts z.B., dass ein saugeiles Stück daliegt, über das man nichts richtiges spielen kann, weils einen Halbton zu hoch/tief ist. Sowas nervt mich dann :twisted:
 
Ein grundsätzliches Problem ist (bei mir) das Üben in allen 12 Tonarten.
Naja - spaetestens wenn man ein paar Blaeser kennenlernt, muss man in diesen Apfel beissen :redface:
Es gibt viele gute Bücher, wie z.B. das hier schon erwähnte "Jazz Piano Buch" von Mark Levine. Man braucht aber immer ein gehöriges Stück Selbstdisziplin, um das Gelernte dann auch praktisch in allen Tonarten umzusetzen.
Das Buch ist wirklich super, vor allem fuer herzlose-Klavierlehrer-geschaedigte! Hatte vorher ein anderes Buch (Modern Jazz Piano, Mike Schoenmehl) gehabt, dort war das Wissen total nach Schubladen sortiert - hardcore, da hat mir echt die Geduld gefehlt, das der Reihe nach durchzuarbeiten.
 
Ich seh das ähnlich wie Jay: Wenn ich nicht von selbst Skalen übe (und das dummerweise der Fall), über ich sie halt dann, wenn ich sie anwenden will oder muss.

Übrigens auch sehr zu empfehlen, wenn auch nicht nur für Pianisten:
Neue Jazz Harmonielehre - Frank Sikora (Buch mit 2 CDs)
 
Übrigens auch sehr zu empfehlen, wenn auch nicht nur für Pianisten:
Neue Jazz Harmonielehre - Frank Sikora (Buch mit 2 CDs)
Das Buch habe ich auch. Mit diesem Buch hatte ich viele Aha-Effekte. Wer in die Harmonielehre richtig einsteigen will, dem kann ich diese Buch sehr empfehlen.

Das Problem mit den 12 Tonarten habe ich manchmal selbst dann, wenn ich ganz "frei" improvisiere. Mit frei meine ich, ich denke mir Thema und Akkorde selber aus. Allerdings lande ich nach ein paar schönen Modulationen oft in weit entfernte Tonarten. Ich will das Thema wieder aufgreifen und weiß genau, wie es klingen soll, aber nicht immer liegt mir der Akkord sofort in den Fingern. Und da ich ja nicht einfach korrigieren kann - das würde ja auffallen -, muß ich reagieren :)

Das mit dem "Akkord in den Fingern" merkt man schon, wenn man ein ganz bestimmtes Jazz-Voicing durch alle 12 Tonarten schiebt. In manchen Tonarten greift es sich sehr ungewohnt :)
 
Das mit den Akkorden hab ich glücklicherweise in einigen Jahren BigBand hinter mich gebracht. Es gibt aber trotzdem ein paar, bei denen ich dann auch überlegen muss, weil ich sie nie benutze.
Das Problem ist bei mir eher, dass ich in bestimmten Tonarten keine hörenswerten Soli auf die Reihe bring.
 

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