Jazz-Phrasierung

... Das lernen von Aufnahmen anstatt von Noten halte ich auch für wichtig. Wenn es (vorerst) wirklich nur um diesen einen Auftritt geht, lass sie wirklich eine Aufnahme 1:1 kopieren (soweit das möglich ist...). Aber ich würde sie das gar nicht transkribieren lassen. (Ich singe Songs, die ich schon so oft ohne Noten in kopierter Weise nachgesungen habe, komplett anders, wenn ich dann plötzlich das Notenbild vor mir habe. Vermutlich ist das bei ihr ähnlich...) ....
Die Idee mit dem Transkripieren kam mir aus einem ganz anderen Antrieb:
erstens wäre Bell (zeitlich) ziemlich entlastet, die Dame hätte jede Menge Hausaufgaben!!
zweitens kann sie perfekt vom Blatt singen und drittens ist sie noch nicht "vorbelastet" von Titel, die sie bisher nach Gehör gesungen hat.

Aber insgesamt keine Frage - wenn das ohne Noten geht, dann zu. Ich habe aber früher viel mit Klassikern gearbeitet (bin ja vom Studium selber einer...), die gehen lieber ohne Schuhe auf die Bühne als ohne Noten. Die brauchen das als Wohlfühl-Komponente.
 
Aber insgesamt keine Frage - wenn das ohne Noten geht, dann zu. Ich habe aber früher viel mit Klassikern gearbeitet (bin ja vom Studium selber einer...), die gehen lieber ohne Schuhe auf die Bühne als ohne Noten. Die brauchen das als Wohlfühl-Komponente.
Das ist schon ein Argument. Nur fuercht ich, wenn die Dame transkribiert, der Fliegendreck schaut ja ekelhaft aus. Dann fuehlt die wieder nicht. Notfalls muss sie halt ein Text-Sheet mitnehmen, wenn sie dringend ne Mappe braucht. Besser faend ich's ohne. Noten sind super zum lernen, aber sie belasten den Ausdruck, das seh ich immer wieder im Chor bei uns. Die Stuecke, die wir auswendig singen "duerfen", laufen einfach besser (wenn erstmal Melodie und Text sitzen). Uebrigens auch klassische Stuecke ;)
 
Das ist schon ein Argument. Nur fuercht ich, wenn die Dame transkribiert, der Fliegendreck schaut ja ekelhaft aus. Dann fuehlt die wieder nicht.

Ja, das habe ich gemeint (aber nicht explizit gesagt), dass ev. durch die Transkription u. das Runtersingen der Noten wieder der erste Funken von Gefühl verloren geht. (Wobei ich hier keinesfalls unterstellen wolle, dass Klassiker die Klassikstücke nicht "fühlen" - da kann man schon viel Ausdruck reinlegen! - Ich meinte eben das jazzige Feeling... oft ist besser, man weiß eben nicht, dass man da jetzt zB eine "komplizierte" Septole von sich gibt.)

Transkribieren kann aber zweifelsohne auch Vorteile haben (WilliamBasie) hat ja einige genannt. Was bei Deiner Schülerin greift, Bell, kommt wohl wirklich auf sie persönlich an...

Hältst Du uns am Laufenden?

LG saxycb
 
ich glaube nicht, daß der Dame die Zeit reicht bis zum Sommer überhaupt irgendwas mit Gefühl zu machen - die wird das wohl technisch abspulen (müssen).
Kopieren, so oder so...
 
ich glaube nicht, daß der Dame die Zeit reicht bis zum Sommer überhaupt irgendwas mit Gefühl zu machen - die wird das wohl technisch abspulen (müssen).
Kopieren, so oder so...

Denke ich auch ... alle anderen Tipps sind ebenfalls nützlich, bringen aber eher was auf längere Sicht ...

Am Ende hängt es an Bell - die kann als Einzige einschätzen, was sie ihrer Schülerin zumuten kann.
 
Noch eine Idee: Wenn man gleich mit Songs arbeitet, ist das ja gleich recht schwer. Es wäre evtl. ganz gut, ein paar Tonleitern, Dreiklangsbrechungen oder so im ternären Feeling zu singen. Oder auch ein paar Offbeats anhand von Vokalisen. Wenn man da gleich mit Songs rangeht, wird es evtl. so komplex, dass es als "nicht zu bewältigende" Aufgabe für die Schülerin erscheint.

Ich nehme mal an, dass es hier vor allem um die rhythmische Seite geht.

Liebe Grüße

SingSangSung
 
Ich würde als allererstes mal versuchen, sie "rhythmisch zu lockern" und zwar vielleicht zunächst mal unabhängig vom Gesang, sondern allgemein.
Vielleicht ganz simpel: Stück vorspielen, sie mit mitschnipsen lassen, dann das Schnipsen mit Klatschen ergänzen, versuchen ihr mal ein Gefühl für einen lockeren Rhythmus zu vermitteln, ohne dass sie dazu singen soll. Falls du den Shaker oder etwas ähnliches zu Verfügung hast, würde ich sie auch mal damit herumprobieren lassen und sie dazu anleiten, nicht einfach Viertel oder Achtel mitzuschnipsen, sondern sich trauen, abzuwandeln.

Und was gesangliche Übungen angeht hast du bereits eine erwähnt, mit der ich an mir selbst super Erfahrungen gemacht habe: üben am Blues. Das habe ich mal bei einem Coaching machen sollen und es wirkt Wunder. Am besten ein totales Standardbluesschema, das sich mehrfach wiederholt. Falls du nen Gitarristen oder Pianisten kennst: frag mal, ob er dir das in ein paar Wiederholungen zu Übungszwecken einspielt, dass du ein Instrumental hast. Und dann gib ihr irgendnen billigen Text, den sie darauf singen soll - und zwar bei jeder Wiederholung anders rhythmisch phrasieren. Mal ganz straight, dann laid back, usw. Keine Wiederholung soll klingen wie die Nächste! Das sollte ihr helfen, aus gewohnten Schemata auszubrechen. Bei mir ist dadurch jedenfalls ein Riesenknoten geplatzt.


EDIT: OK, das letzte wurde so schon mehrmals erwähnt, lese ich gerade. Das nächste mal schau ich mir erst alle Antworten ausführlich an. ^^
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich werde auf jeden Fall weiter berichten !
Meint Ihr, ich könnte "Blue monk" als Blues-Übung nehmen, oder ist die Nummer zu schwer für Einsteiger?
@saxy: Ich persönlich finde Georgia on my mind recht einfach und wunderschön, das Schwierige an dem Song ist, ihm einen individuellen Charakter zu geben, weil ihn halt schon sämtliche Jazz-Größen rauf und runter gesungen haben.
 
Schwierige an dem Song ist, ihm einen individuellen Charakter zu geben, weil ihn halt schon sämtliche Jazz-Größen rauf und runter gesungen haben.

Ich befürchte, der individuelle Charakter kommt von ganz allein, wenn ihn eine rhythmisch leicht legasthenische Klassikerin singt.:)

Nee ... sie muss ihn ja nicht live performen. Aber als Einsteiger-Übung vieleicht ganz gut, weil die meisten Menschen den Song ja irgendwie im Ohr haben. Blue Monk halte ich für wesentlich schwieriger, aber vielleicht dennoch besser geeignet, da er mehr "Lernmaterial" enthält als "Georgia", den man auch fast "gerade" singen könnte (ich hab in meiner Workshop-Version damals ja auch recht unexperimentell phrasiert).
 
Hallo Bell,

meiner Meinung nach ist "Blue monk" zu anspruchsvoll. Zumal, wenn sie die Melodie mitsingen soll.
Wenn schon Monk, würde ich eher zu "Straight no chaser" tendieren.

Aber einfacher für die Schülerin wäre sicher so was wie "Centerpiece", wie wäre es damit??

Liebe Grüsse!
 
Hallo !
Ich hatte ja versprochen, Euch auf dem Laufenden zu halten...
der Auftritt meiner Schülerin ist mittlerweile gelaufen, ich habe zwar noch kein feedback bekommen, aber dafür lief die letzte Stunde mit ihr ganz gut - ich habe entgegen meiner sonstigen Gewohnheit selbst gesungen, und zwar call&response bzw. die Strophen zwischen uns beiden aufgeteilt. Immer wenn ich dran war, habe ich alle rhythmischen Variationen eingebaut, derer ich mächtig bin, natürlich auch harmonisch abgewandelt - weniger, damit sie es nachmacht, sondern damit sie hört, was alles geht. Außerdem hab ich ihr einen Shaker in die Hand gegeben und sie gebeten, die 2 und die 4 zu betonen (zunächst mit bloßem Fingerschnipsen, dann mit Shaker). Das Ganze habe ich mit meinem Zoom H2 aufgenommen, damit sie sich das zu Hause in Ruhe anhören kann.
Jedenfalls klang es nach einer Weile nicht mehr ganz so steif und gerade - es hat zwar nicht wirklich geswingt, aber das kommt hoffentlich noch.
Ich habe ihr ein paar Jazz-CDs empfohlen und ihr geraten, erstmal ganz viel zu hören. Sie möchte auf jeden Fall mit Jazzgesang weitermachen - und ich brauche mal wieder eine Fortbildung, denn jemandem das Feeling zu vermitteln, ist alles andere als einfach und hat mit Pop/Rockgesang auch nicht viel zu tun....
schöne Grüße
Bell
 
wenn man einfach ne zeit lang im gospelchor mitmacht, klappt das von ganz alleine.
abgesehen davon, bin ich der meinung dass das rumgeswingen eigentlich mal wieder wesentlich mehr in moderner rockmusik anzutreffen sein sollte :)
 
Also das mit dem Gospelchor kann ich so nicht unterschreiben. Ein guter Gospelchor mit einem guten Chorleiter swingt, aber ich habe schon so viele grauenvolle, nicht-swingende erlebt...
 
Ich auch. Ich würde sogar sagen, in D sind die in der Überzahl.

kann ich so auch bestätigen, ich spiele grundsätzlich nicht mehr mit Gospel-Chören, die ich nicht vorher schon mal aktuell!! gehört habe.
Der gute Wille allein reicht eben nicht, oft sind auch die "vorhandenen" Musiker grauslig und mit für die Zickerei verantwortlich. Wenn der reguläre Kirchen-Organist beteiligt ist, schrillen bei mir inzwischen alle Alarmglocken...
 

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