[Jazz] Anfaenger hat Probleme beim lernen

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Sleepwalk
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Hallo.
So. Nun habe ich vor ca. zwei Wochen angefangen Jazz zu lernen, da ich diese Musik einfach liebe, schon immer geliebt habe, aber hab mich bisher nich rangetraut :D
Kurz zu mir: Spiele seit 7 Jahren Gitarre, davon seit 4 E-Gitarre mit mehr oder weniger groesseren Pausen. Ich spiel(t)e hauptsaechlich nach Tabs bzw. nach Gehoer, wenn es keine Tabs gibt (es lebe der Pitch-Regler)
Als Lernbuch habe ich mich fuer Michael Sagmeisters Jazzgitarre entscheiden.
Das Buch beginnt damit einem saemtliche Skalen fuer die Durtonleiter beizubringen, um ueber das ganze Griffbrett improvisieren zu koennen. Hab die alle auswendig gelernt. Als absoluter Skalenfremder und Improvisationsneuling eine kleine Herausforderung fuer mich.
anach gehts weiter mit Harmonisation. Damit kann ich nun garnichts mehr anfangen. Ich weiss nicht wozu das gut sein soll oder was das ganze ueberhaupt soll. Der Autor erklaert das auch nicht wirklich.
Danach werden die Akkorde der Harmonisation in verschiedenen Lagen auf dem Griffbritt gezeigt (die aber seltsamerweise nicht gleich klingen). Muss ich die lernen? Was bringen mir diese Akkorde?

Das sind die ersten Fragen die ich so habe...
Ich komm gar nicht weiter. Es sind einfach zu wenige erklaerungen in dem Buch... :/
 
Eigenschaft
 
Also das mit der Harmonisierung ist so gedacht: Jazz ist ja eine sehr "freie" Musikrichtung. Und wenn da jetzt steht: Jammen mit der Akkordfolge C G D. dann sind die verschiedenen Akkordklänge, die ja aber die gleichen Töne haben dazu gedacht, die Klang FARBE zu ändern. Wenn du also denkst: so, das C so, das G so, aber das D... ne das gefällt mir so nicht. Das spiel ich anders.. hmm... achja, so kann ich das ja auch spielen.

Sehr konfus? Ich hoffe doch! :D [kannst ja gerne nochmal fragen, wenn du was nicht verstehst!]
 
Also zu den Akkorden:
Das sind jeweils verschiedene Voicings. Das bedeutet, dass es zwar immer noch der gleiche Akkord ist, aber anders aufgebaut wird. Gehen wir mal von einem E Moll aus:
Ein Akkord besteht normalerweise aus 4 Tönen.
Davon muss mindestens einmal der Grundton vorkommen, das ist in unserem Fall das E.
Dann mindestens ein mal die Terz (klein oder groß), in unserem Fall die kleine Terz G.
Und mindestens einmal die Qunite, in unserem Fall das H.
Ich lasse mal die übermässigen und verminderten Akkorde weg, um es simpel zu halten.
Nun haben wir also 3 Töne belegt in unserem Akkord, ein Platz ist noch frei.
Nun können wir diesen mit einer Dopplung von unsrem Grundton, unsrer Terz, unsrer Qunite oder einem anderen Ton (z.b. der Septime) belegen.
Wenn wir die Möglichkeit eines anderen Tons (z.b. der Septime) mal ignorieren, ergeben sich schon 3 verschiedene Möglichkeiten den Akkord zu spielen:
2x GT oder
2x Terz oder
2x Qunite

Nun wirds etwas komplizierter:
Ein Akkord ist in verschiedene Stimmen unterteilt (so wie beim Vierstimmigen Satz).
Das bedeutet, dass es eine Bassstimme gibt, die Tenorstimme, die Altstimme und die Sopranstimme.
Die Bassstimme ist der tiefste Ton, danach Tenor, Alt und Sopran (der höchste Ton).
Gehen wir von einem E Moll Akkord aus, den man mit oktaviertem Grundton spielt somit
Bass: E
Tenor: G
Alt: H
Sopran: e
Diese Stellung würde man als E Moll Akkord mit Grundton im Bass in Oktavlage beschreiben.
Nun können wir aber die Töne auch anders in unserem Akkord anordnen.
Von den Dreiklängen weißt du denke ich, dass es verschiedene Stellungen gibt:
-Grundstellung
-1. Umkehrung (Grundton wird oktaviert, die restlichen Töne bleiben in ihrer Position)
-2. Umkehrung (zusätzlich zum Grundton wird noch die Terz oktaviert, die Qunite bleibt stehen und ist
somit der tiefste Ton)

Das können wir nun auf unseren Akkord übertragen.
Wir können 2. Umkehrung benutzen von E Moll, daraus ergibt sich:
Bass: H
Tenor: e
Alt: g
Sopran: e´
Ein E Moll Akkord mit Qunite im Bass, in Oktavlage.
Daraus ergeben sich also schon viele Möglichkeiten und das kannst du nun noch erweitern mit Quarten, Septimen usw.


Harmonisieren ist im Grunde auch "nur" eine Tonfolge über Akkorde oder eine Melodie zu spielen, die in Bezug zu diesen Akkorden oder der Melodie steht. Also kann du über die C D E F mal die jeweils passende Terz spielen (aufpassen, dass es die richtige Terz ist, also nicht die kleine Terz über C spielen, wenn du in C Dur improvisierst). Es ist schwer in Worte zu fassen wie du etwas harmonisieren kannst, da es viele Möglichkeiten gibt. Du kannst stur die Qunite oder die Terz über eine Melodie spielen oder in andere Tonleitern übergehen und damit Spannung entstehen lassen, da sich die Töne etwas reiben und schliesslich eine Auflösung schaffen.
In der aktuellen Guitar ist ein schöner Artikel von Eric Vandenberg drin. Und auch ein schöner Artikel von John Etheridge.
Hier ist ein Artikel ebenfalls von Eric Vandenberg über Harmonisierung: http://www.justchords.de/guitar/harm.html
lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, ich weiß ja nicht, an welcher konkreten Jazz-Richtung Du interessiert bist, bzw. was Du so unter "Jazz" verstehst ...

Jedenfalls, ein eher praktischerer Ansatz für das Lernen könnte auch sowas sein ...

http://www.youtube.com/watch?v=LZEj6Lcl7CY

LG, Thomas
 
Danach gehts weiter mit Harmonisation. Damit kann ich nun garnichts mehr anfangen. Ich weiss nicht wozu das gut sein soll oder was das ganze ueberhaupt soll.

Seite 12: Die Harmonisation einer Durtonleiter zeigt Dir, dass aus der allseits bekannten Durtonleiter 7 verschiedene Akkorde entstehen können. Diese bilden somit eine "Familie". All diese Akkorden können beliebig zu Kompositionen kombiniert werden, ohne dass Du beim Improvisieren die Tonart verlassen musst. Das ist ein Grundprinzip unserer europäischen Musik.

Seiten 14 + 15: Es gibt für ein und denselben Akkord verschiedene Griffmöglichkeiten auf dem Griffbrett. Klemm' Dich zunächst nicht dran fest, die alle zu lernen. 1 oder 2 Variationen reichen fürs erste. Sagmeister zeigt halt nur auf, dass es diese Möglichkeiten gibt.

Ab Seite 16: Modes/Kirchentonleitern Hier wirst Du sehr viel Zeit reinstecken müssen (viele Wochen), weil das der Schlüssel zu allem ist, was in Jazz oder Rock mit Improvisation zu tun hat. Die Beispiele und Jammöglichkeiten auf der CD helfen Dir dabei.

Solche Lehrbücher sind meistens sehr kompakt. Oft steckt auf 2 Seiten Stoff, für den man lange braucht. Man bedenke dabei, wie viele Jahre es gebraucht hat, bis man halbwegs Rechnen und Schreiben konnte - und das auch noch mit Lehrer.

Oder mal so: Im Sagmeister-Buch steckt kompakter Stoff für ungefähr 2000 Lern- und Übungsstunden - im Normalfall also mehrere Jahre.
 
Erstmal danke fuer eure Antworten.
Ich verstehs immernoch nich so wirklich... Ich kann aus jeder Note von der (c-Dur)Tonleiter einen neuen Akkord bilden und ueber diesen mit der (c-dur)noten "improvisieren" (wenn man das so nennen kann. bei mir hoert sich das eher wie "fingerings rauf und runter"). Also ohne Begleitung merkt man ja den "Akkordwechsel" gar nicht, weil es immer bloss C-Dur bleibt :confused:
Das mit den Kirchtonleitern versteh ich auch nur so vereinfacht: Die einzelnen "Modes" ist nichts weiter als Dur, nur beginnt es mit einer anderen Noten anstatt mit dem Grundton, also praktisch fast das gleiche alles :gruebel:

Bin grad dabei die einzelnen Akkorde in den unterschiedlichen Lagen zu lernen
 
Also ohne Begleitung merkt man ja den "Akkordwechsel" gar nicht

Deshalb ja die kurzen Jamtracks auf der CD für jede Akkordstufe einzeln. Nimm Dir für jede einzelne reichlich Zeit, damit Du per Ohr und Bauch Zugang zu den unterschiedlichen "Stimmungen" findest.
 
Also ohne Begleitung merkt man ja den "Akkordwechsel" gar nicht, weil es immer bloss C-Dur bleibt ...

Und genau D A ist das Problem und gleichzeitig die Lösung: Man MUSS die Akkordwechsel aus einem Solo heraushören, auch ohne jede Begleitung. Sonst ist es musikalisch (mMn) wertlos.
Wechselt in einem Lied die Harmonie von der angenommenen Tonika C zur Subdominante F, dann ist für kurze Zeit mal dieses F das tonale Zentrum allen Geschehens. Und das Solo hat dies zu berücksichtigen. F-Lydisch (4. Modus von C-Ionisch) hat zwar die selben Töne wie C-Ionisch, aber jeder Ton hört sich in Relation zu seinem anderen Grundton anders an, hat ein anderes Spannungsgefälle. Sollte er zumindest ...

Und wie kriegt man das hin ... ? Da habe ich leider kein Rezept bei der Hand, außer ein ernst gemeintes: Viel Musik hören, BEWUSST hören, und viel, viel, VIEL selber singen. Im Sinne von Tonleitern, Dreiklangszerlegungen, Intervalle, Akkordprogressionen, ...

LG, Thomas
 
Und genau D A ist das Problem und gleichzeitig die Lösung: Man MUSS die Akkordwechsel aus einem Solo heraushören, auch ohne jede Begleitung. Sonst ist es musikalisch (mMn) wertlos.
Wechselt in einem Lied die Harmonie von der angenommenen Tonika C zur Subdominante F, dann ist für kurze Zeit mal dieses F das tonale Zentrum allen Geschehens. Und das Solo hat dies zu berücksichtigen. F-Lydisch (4. Modus von C-Ionisch) hat zwar die selben Töne wie C-Ionisch, aber jeder Ton hört sich in Relation zu seinem anderen Grundton anders an, hat ein anderes Spannungsgefälle. Sollte er zumindest ...

Und wie kriegt man das hin ... ? Da habe ich leider kein Rezept bei der Hand, außer ein ernst gemeintes: Viel Musik hören, BEWUSST hören, und viel, viel, VIEL selber singen. Im Sinne von Tonleitern, Dreiklangszerlegungen, Intervalle, Akkordprogressionen, ...

LG, Thomas



Du hast mein Problem ziemlich genau erfasst :D


Haett ich doch damals, als mein Lehrer mir Noten beibringen wollte besser aufgepasst. Wollte damals einfach nur losrocken :rolleyes: :D
Vielleicht ist das Buch zu hoch fuer mich. :(
 
Noten zu können, hat noch nie geschadet. Aber für Dein "Problem" sind andere Faktoren verantwortlich ... glaube ich.

Es ist eine Sache der persönlichen Veranlagung, ob man die Dinge durch viel Hören und Nachahmen intuitiv ins Hirn und aufs Instrument kriegt, oder zuerst mal "intellektuell" aus Büchern. Beides hat sein Für und Wider. Aber über eines bin ich mir sicher: Alles, was man sich an Musiktheorie und Harmonielehre "anliest" ist absolut wertlos, wenn man es nicht innerlich mit einem Klang verknüpfen kann.

Man kann lange darüber philosophieren, ob an der einen oder anderen Stelle harmonisch Moll oder äolisch Moll angebracht ist. Wenn man nicht sofort den klanglichen Unterschied im Hirn als Klangvorstellung abrufen kann, dann ist das Gerede darüber wertlos. DARAN solltest Du primär arbeiten. Stichwort: Gehörbildung ... eines der offenbar meist gehassten Themen ... :)

LG, Thomas
 

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