Nun, das wurde hier schon öfter mal diskutiert, aber im Ergebnis denke ich, dass die heutigen Gitarren jedenfalls in absehbarer Zeit nicht so teuer sein werden. Die Produktionsmengen sind heute ganz andere, deshalb werden die Dinger einfach zahlenmäßig schon nicht so selten sein.
Auch werden sie immer unter dem Gesichtspunkt gesehen werden, dass es ja noch deutlich ältere gibt. Das Besondere an den alten Gitarren ist ja, dass es die ersten Solidbodies waren, und einiges von dem Zauber ist halt für immer verloren gegangen, als die Firmen von Konzernen aufgekauft wurden. Dass die Qualität heute dagegen vielleicht sogar konsistenter ist, bringt auch nicht viel, der Zauber des Ursprungs ist halt flöten. 70er Fender sind mMn heute schon überbewertet, die meisten sind doch deutlich schlechter als eine gute neue. Bei den reinen Sammlern wahren die Preise aber noch immer einen großen Respektsabstand zu den Pre-CBS.
Erhebliche Zweifel habe ich in punkto Wertentwicklung bei Relics und aged Gitarren. Kann gut sein, dass man das in 50 Jahren als bizarre Mode ansieht. Die höchsten Preise werden wahrscheinlich eher top erhaltene Gitarren erzielen, aber wie willst Du das bei einer dann Jahrzehnte alten Heavy Relic einschätzen? Ich wette, dass eine LP Reissue in "Gloss", die nach 50 Jahren immer noch glänzt, wesentlich teurer gehandelt werden wird als die heute viel mehr verkauften "aged" Versionen oder auch eine VOS. Ausnahmen könnten die Collector's Choice-Teile sein, weil die ihrerseits schon Nachbauten spzeiller Bursts sind und man da den Erhaltungszustand dann auch vergleichen kann. Nicht zuletzt sind sie limitiert.
Hohe Sammlerwerte kommen auf fast allen Gebieten - ob Münzen, Briefmarken oder Oldtimer - zu Stande durch zahlenmäßige Seltenheit, möglichst guten und originalen Zustand und die besondere Geschichte eines Objekts. Was interessanterweise hilft, ist wenn es grundsätzlich recht viele ähnliche gibt, das einzelne Stück aber besondere Eigenschaften hat, die aus der Menge herausragen. Man kennt das von Fehldrucken bei Briefmarken oder Sonderkarosserien bei Oldtimern. Richtige Exoten oder Einzelanfertigungen mit unpopulären Features sind oft zahlenmäßig seltener, in aller Regel aber nicht ganz so begehrt. Eine 58er Flying V ist schon sehr teuer, aber für eine Burst wird meist noch mehr bezahlt, obwohl es von denen ein Vielfaches gibt.
Der Faktor des Gebrauchswertes - bei Gitarren also des Klangs und der Bespielbarkeit - tritt beim Sammlerwert hinter diesen Erwägungen meist zurück. Die teuersten Bursts sind daher nicht zwangsläufig die, die am besten klingen, sondern stechen durch bedeutende Vorbesitzer, besonders gute Erhaltung samt Zubehör und/oder atemberaubende Ahorndecken heraus.
Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass eine ältere Gitarre
per se besser klingt. Nachdem ich nun auch schon 30 Jahre Musik mache, kann ich das aus eigener Erfahrung nur für die Gitarren bestätigen, die ich in der Zeit auch viel gespielt habe. Und die, die nach Jahren etwas in Vergessenheit geraten sind, klingen (auch mit frischen Saiten
) nicht mehr so gut, wie ich sie in Erinnerung habe, das "Eingespielte" kann also mMn sogar wieder verloren gehen.
Gruß, bagotrix