Hallo Chris
Also mal zur Ursprungsfrage:
Zum Beispiel kann der Tritonus auch verminderte Quinte, oder übermäßige Quarte heißen.
In einem Beispiel wird das Intervall gis' zu c'' verminderte Quarte genannt. Jetzt zu meiner Frage: Ist es falsch dieses Intervall große Terz zu nennen? Und was wäre as' zu c'' für ein Intervall?
Da muss man in Tönen und Tonarten denken.
G - C ist IMMER eine Quarte, C ist ja der 4. Ton nach G. Und auch wenn das G zu G# erhöht ist, ist C der 4. Ton nach G. Allerdings, wenn das C nicht ebenso erhöht wird ist es eben keine reine Quarte mit 5 HT-Schritten mehr. Die große Terz zu G# heißt nunmal H# (auch wenn es die selbe Taste auf einem Klavier ist, nachher dazu noch etwas mehr).
Selbes ist beim Tritonus, ist er der 4. Ton ist er eine übermäßige Quarte, der 5. eine verminderte Quinte.
Da bist du wohl in der "Lern- & Lesetheorie" zu weit im Verhältnis zur "Hörtheorie".
Wenn man mal einfach nur Intervalle zu erkennen lernt und sich zusammenhangslose Folgen von je 2 Tönen anhört, da stimmt
@blechgitarre s Einwand, 8 HT Schritte sind 8 HT Schritte, ob mans kleine Sexte oder übermäßige Quinte nennt - egal, solange es nicht im Kontext einer Tonart steht, sind sie nicht voneinander zu unterscheiden.
Und auch, wenn du dir den Aufbau eines sagen wir mal Verminderten Akkords anschaust mit dem Ziel "Wenn auf meinem Leadsheet h-dim steht, dann will ich wissen wie ich den greifen kann" kanns dir komplett egal sein, ob du dir den Tritonus als übermäßige Quarte (E#), verminderte Quinte (F), 6 HTs oder einfach "1 Saite & 1 Bund höher" merkst (in dem fall wäre es übrigens eine verminderte Quinte, sprich ein F).
Aber: Wenn du tiefer in diese Materie eintauchen willst ist es nicht mehr egal. Bleiben wir beim Beispiel des h-dim Akkords.
Besteht aus den Tönen H - D - F (letzter in der Grafik)
Hier in der Grafik die Stufenakkorde von C-Dur. Vielleicht ist dir schon mal der Begriff Terzschichtung untergekommen. Einen Akkord "baut" man, indem man Terzen aufeinanderschichtet, im Fall vom Ton C z.B. ist die erste Terz ein E, die nächste ein G. Ergibt große Terz + kleine Terz, das ist ein Dur-Akkord. Im Fall von D, da ist in dieser Tonart ein F und dann ein A drüber, ergibt zuerst die kleine- dann die große Terz, das ist ein Mollakkord.
Egal von der Reihenfolge her, große + kleine Terz ergeben eine reine Quinte, wodurch bis auf den H-dim alle Akkorde Grundton, große oder kl. Terz darüber + reine Quinte haben und damit ganz "normale" Dur oder Mollakkorde sind. Im Fall von H sind es 2 kleine Terzen, das ist ein verminderter Akkord.
Jedenfalls, wenn du auf die Grafik schaust wird dir eines auffallen: Terzen liest man, indem man wenn wie im Fall von C der Ausgangston auf einer (Hilfs-)Linie liegt indem man auf die nächste Linie schaut, liegt der Ausgangston wie bei D in einem Zwischenraum ist die zugehörige Terz ebenso im nächsten Zwischenraum. Und da ist es sehr wohl relevant, wenn man da ein F# als Gb ausführt ist das spieltechnisch zwar das Selbe, aber man liest es nicht mehr als z.B. Terz von einem D-Dur Akkord sondern als verminderte Quarte.
Es geht jetzt auch nicht unbedingt darum, dass ich dir anraten will mal Noten lesen zu lernen, eher darum das man das nicht als Grifftabelle einer Gitarre mit 12 verschiedenen gleichwertigen Optionen innerhalb einer Oktave betrachten darf.
Wie man sich gut vorstellen kann, könnte man derlei über jedes Intervall schreiben, Sekunden z.B. liest man klarerweise "Linie>Zwischenraum>Linie>Zwischenraum>Linie....":
Was man hier noch nicht sieht, sobald man in anderen Tonarten mit Versetzungszeichen unterwegs ist oder Akkorde verwendet, die auch Leiterfremde Töne enthalten kann man die eben nur beschreiben, wenn man unterscheidet was diese/r tonleiterfremde Ton/Töne in diesem Akkord denn ist. Wie gesagt, will man es einfach spielen können ists egal wie man es sich merkt. Will mans beschreiben und verstehen können muss man das unterscheiden können.
Da bin ich aber wieder beim Anfangsstatement, "zu weit in der Lern- & Lesetheorie".
Ich meine, verminderte Quarten? Ist ja schön, sich darüber den Kopf zu zerbrechen
Aber lern mal die Intervalle, die in den diatonischen Dur/Molltonleitern leitereigen vorkommen (Heißt: Gr/kl. Sekunde, gr./kl. Terz, reine Quarte, verminderte Quinte, reine Quinte, gr./kl. Sexte, gr./kl. Septime). Lernen heißt: Hörend erkennen. Einfach nur Bennenungsregeln am Papier pauken ist in etwa eine so sinnvolle Beschäftigung wie wenn ein Gitarrist fürn Anfang mal nur Saiten aufziehen übt und sich dann nach einem halben Jahr wundert, warum sich ihm dieses Instrument ja noch genau gar nicht erschlossen hat obwohl er wirklich hart an einer soliden Basis gearbeitet hat
Dann setz dich mit Begriffen wie Tonleitern, Tonarten, Quintenzirkel, Terzschichtung und (Stufen-)Akkorden auseinander. Dann beginnt das auch irgendwann, eine eigentlich ziemlich gute in sich geschlossene Logik zu bekommen.
Und dann kommen irgendwann die Abwandlungen davon - und erst da braucht man dann irgendwann mal etwas wie eine verminderte Quarte. Die begreift man dann aber eben auch als solche, eben als Abwandlung von den sonst zum absoluten Großteil rein vorkommenden Quarten (obwohl ich sagen muss, kennt da wer ein praktisches Anwendungsbeispiel? Übermäßige Quarte sagt ja schon prinzipiell im Lydischen Modus hallo, aber eine verminderte Quarte kenn ich nur als theoretisches Konstrukt....)
Grüße