An Gomer
ich hab es nicht ignoriert was du geschrieben hast. Ich hab doch direkt darauf reagiert. Zum Thema Improvisation verweise ich hier auf die Darbietung eines gewissen Herrn Hape Kerkeling unter dem Namen Wolf. Kennt wahrscheinlich jeder und da hast du dann auch gesehen was fuer einen Scheiss du machen kannst und man es dir immer noch abkauft. Na ja war nicht ganz so ernst gemeint jetzt. Aber was du geschrieben hast von wegen guter Ausbildung zur Interpretation halte ich fuer ernsthaft unkorrekt. Ich finde immer wenn ~geschulte~ anfangen zu improvisieren kommt einfach oftmals nur was stumpfes ohne jegliches Gefuehl bei heraus. Improvisation ist ja gerade das freie ungebundene Spiel und irgendwo auch Ausdruck des Spielers und da passt einfach alles wenn das timing passt. Im Vergleich dazu versucht der geschulte entweder den Akkord aufzubrechen oder aber und gleichzeitig Tonleitern rauf und runter in schnellem Speed und gibt uns nichts anderes als die praxis der Theorie ueber DD, parallel Akkorden modalen Leitern etc nur halt eben kein Gefuehl. Bei der Improvisation soll man sogar die Akkorde veraendern weil du nur dann auch frei Spielst, sonst greifst du ja nur nach.
dazu habe ich einen zugegeben etwas sehr romantischen Text gefunden:
Philosophie von Gerhard Köpf
Ein guter Geschichtenerzähler ist wie ein Barpianist.
Und Barpianist, das war immer mein Traumberuf.
Der Barpianist ist die Verkörperung von Eleganz und Diskretion, und er ist ein Experte für Seifenblasen und längst zerplatzte Illusionen.Sein Geklimper mag einer Art von Unterwassermalerei gleichen, doch hier werden keine Noten gespielt, sondern Geschichten erzählt.Jeder, der auch nur halb hinhört, unternimmt augenblicklich einen leicht verträumten Spaziergang durch Melodien und Harmonien wie aus alten Zeiten. Und schon ist er seinen besseren Erinnerungen ins Netz gegangen. Immer wieder schleichen die Finger des Barpianisten langsam über das Piano, als müßten sie das welke Laub vergangener Tage von den Tasten wischen. Leicht, als hätten sie das Gewicht von Rauch, wandern die Hände über Ebenholz und Elfenbein, bleiben hier und dort eine Weile ermattet liegen, um kurz darauf wieder weiterzustreunen und sich im unverfänglich vagen einer heiteren Resignation zu verlieren. Von seinem Tastenspielplatz aus, dieser uneinnehmbaren Festung, überblickt der Barpianist den gesamten Raum. Als hätte er Röntgenaugen, sieht er jedem seine Freude an, seinen Kummer und seine Niedertracht. Jedem könnte er auf den Kopf zusagen, daß er das Glück an der falschen Stelle sucht, weil er genau weiß, daß alle das Glück immer dort suchen, wo es garantiert nicht zu finden ist. Mit einem guten Barpianisten wird einem die Zeit nie zu lang. Doch sobald sein Dienst zu Ende ist, stiehlt er sich in unauffällig samtenen Halbtonschritten davon, holt den Tastendeckel ein, als wär's ein Brotkasten, setzt in auf und schließt ab. Wieder ist ein Tag vorbei und der Ewigkeit näher, an dem er mit seinem Spiel Geschichten über These Foolish Things erzählt, an dem er mal beschwingt, mal verhalten ein paar Geheimnisse in seinen Improvisationen ausgeplaudert und damit ganz nebenbei jenen Zauberteppich geknüpft hat, auf dem wir manchmal ein wenig fliegen können
und genau das ist Improvisation