mirGef?llts schrieb:
Timing und Form haben wohl nicht mehr gestimmt. Merkt man nicht, wenn man nur von Grillen aus dem Garten begleitet wird ;-)
Die Kunst ist, aber genau das zu merken.
mirGef?llts schrieb:
Aber hey, irgendwie bin ich jetzt von euch Profis verwirrt:
Wo steht, dass wir Profis sind? Ich für meinen Teil bin absoluter Freizeitpianist, und das trifft auf die meisten anderen AFAIK auch zu.
mirGef?llts schrieb:
einerseits habe ich das Gefühl, daß für Erfahrene das 2-5-1 ein alter, abgedroschener Hut ist so wie das Blues-Schema (interessant wird's nur, wenn's anders wird). Andererseits tut ihr euch ein bißchen schwer oder ist's, weil ihr was besonderes präsentieren wollt?
Es wird daran liegen, dass man nicht immer in der Stimmung ist, über ein Stück mit 200er Tempo ein fröhliches Solo zu spielen. Da so ein Solo etwas sehr spontanes und dementsprechend emotional beeinflusst ist, kann man das nicht mit Gewalt raushauen. Ich hatte das glaube ich an anderer Stelle schonmal mit Sex verglichen, aber das passt auch hier wieder: Wenn du nicht in Stimmung bist, wirds einfach nix.
mirGef?llts schrieb:
Danke Jay für Deinen Musikbeitrag, stehe ich nicht als einziger so nackicht da ;-)
Aber irgendwie überzeugt hat mich der auch nicht -
Bist du waaahnsinnig?
Das ist ein Killersolo! Entstanden von null auf Aufnahme in einer halben Stunde, bei einem Lied, dass ich noch nie gespielt habe. Nach mittlerweile mehrmaligem Anhören - ich will ja auch wissen, was ich da eigentlich gespielt habe - bin ich der Meinung, dass es ein durchaus gelungenes Solo ist. Die Schwachstellen hatte ich oben schon genannt, es gibt natürlich auch Pluspunkte. Auf Anraten von Tastenopfer hab ich es mal mit mehr Spontanität versucht, was manchmal daneben ging (deshalb 6 Versuche ...), hier aber geklappt hat: In der Form, guter Einstieg, schlüssiger Verlauf des Solos. Dann noch mit 200er Tempo und Swing (meistens, manchmal etwas zu grade
)
mirGef?llts schrieb:
kann aber gut daran liegen, daß meine Erwartung/Hörgewohnheit daneben ist: Musik die mir gefällt ist meist etwas, das ich "innerlich mitsingen" kann (und keine Schnulze ist), darf auch mal länger dauern, bis ich die begriffen hab. Aber das Gefühl will sich nicht einstellen. Ok, muß auch nicht (mein Problem), aber bei einem abgedroschenen Standard sollte es doch einfach sein?
Hörgewohnheit? Wie oft hast du mich denn schon spielen hören?
Was ich damit sagen will: Das Solo ist 100% Jay, und nur weil du den Namen und die Akkorde des Liedes kennst, wirst du nicht voraussagen können, was
ich dazu spiele. Das ist ja auch, was Jazz so interessant macht.
mirGef?llts schrieb:
And now something completely different - was ist eigentlich Improvisation?
Nur die Harmoniefolge
oder auch die Melodie?
Die Harmoniefolge ist fest vorgegeben. Sie kann auch in gewissen Zusammenhängen geändert werden (Tritonussubstition, Ersatzakkorde), das bezeichnet man dann aber noch nicht als Improvisation. Wenn du dir mein Stück anhörst, wirst du merken, dass ich das auch gemacht habe, aus niederen Gründen. Ich spiele für den Bmaj7 immer ein Dm7, was nichts anderes ist als ein Bmaj9 ohne Grundton, weil der im Zusammenhang mit den von mir gewählten Voicings besser zu greifen war.
Außerdem habe ich den Ebmaj7 irgendwann mal durch Bb7 ersetzt. Geht auch, ist ja der Dominantakkord zu Eb bzw. macht einen Ebmaj11 draus.
Wirkliche Improvisation ist wie schon erwähnt das Solo, also die Melodie, aber
nicht die des Themas. Was alles dazugehört und wie das aussehen muss, genau das wird hier in den Workshops behandelt.