Hallo haddel,
also ich gehe jetzt mal vom klassischen Bluesrock-Solo aus. Man sollte sein Pulver nicht zu früh verschießen, am besten mit einem ganz einfachen eingängigen Lick, 3 bis 4 Töne beginnen und dann langsam steigern, durchaus auch Wiederholungen einsetzen. Wichtig sind Intensität und Ausdruckstiefe, und nicht die Technik oder Akkrobatik als Selbstzweck. Sobald ich versuche, möglichst viele Töne und komplizierte Strukturen unterzubringen, verkrampfe ich und es wird Murks. Das A und O ist wohl der richtige Einstieg in die Improvisation und dann der konsequente Aufbau, die Steigerung der Intensität über Variationen einer Grundfigur zum Beispiel. Das gelingt mir immer dann, wenn ich entsprechend drauf bin, also meine Gefühle wirklich in der Improvisation umsetze. Ohne innere Gefühlsintensität wird bei mir auch das Solo langweilig. Man muss da auch wirklich seine eigene Sprache finden. Die Technik (Bending, Slides) darf nur dem Gefühlsausdruck dienen. Wenn man, wie viele Akkrobaten, die Impro nur dazu nutzt, seine tolle Technik zu beweisen, wird es oft gefühlsarm und langweilig. Ein super Beispiel für das, was ich meine, bietet Billy Gibbons von ZZ Top auf Eliminator, Solo von I need you tonight, ganz wenige Töne, aber jeder sitzt, und kein anderer ist an dieser Stelle denkbar. Diese hohe Kunst der melodischen Improvisation, man wird sozusagen zum Komponisten während des Solos, beherrschen nur wenige, aber das sollte der Ansporn sein, und dann klingen auch die Soli interessant. Ich weiß, klingt alles etwas theoretisch und allgemein, aber vielleicht hilft es Dir. Ich bin jedenfalls dadurch weiter gekommen, dass ich immer versucht habe, so zu spielen wie... und genau dieses Feeling von ZZ Top, Dave Gilmour, Gallagher etc. hinzubekommen. Ein Solo Ton für Ton nachzuspielen, ist keine so gute Idee, aber in der Art zu spielen wie... durch Begleitspiel zu den entsprechenden Titeln hat mir wirklich geholfen, meinen eigenen Stil zu finden.
Gruß
blues emperor