Catinca schrieb:
Ich mein ich sing jetzt ja überhaupt erst seit 2 Jahren und wag mich halt jetzt so ans improvisieren ran. Das ist sicher auch viel erfahrungssache.
Ich wünschte, ich hätte bereits nach 2 Jahren so singen können, wie Du. Übrigens glaube ich, dass Improvisieren, also das freie Ausprobieren und Erfahren der eigenen Stimme ( oder auch eines Instruments) garnicht hoch genug bewertet werden kann. Manche Instrumentalisten zB können perfekt vom Blatt spielen, aber keine einzige
eigene Note kreativ improvisieren und sind damit in der Regel auch gehörmäßig garnicht gut unterwegs. Ehrlich gesagt haben für mich 2 kreativ erfundene Noten grundsätzlich ein höheres Gewicht, als 10 nachgespielte/nachgesungene Noten^^
Im Übrigen ist "The shadow of your smile" ein Standard, also eigentlich fast eine Art "Traditional", unzählige Male gesungen, unzählige Male gecovert. So ist der Song zum "Welt- Kultur- Erbe" geworden. Genauso ist es im Blues, der ja, wie jeder weiss, die Wurzel des Jazz ist. Im Blues hat ein Song oft hunderte völlig voneinander abweichende Versionen, so, wie ein Baum eben viele Äste hat. Die Musik kommt halt aus dem Menschen, aus der Natur usw, aber bestimmt nicht aus amtlich anerkannten Transkribtionen. Musik kommt nicht von totem Papier, sondern von lebendigen Menschen. Das Größte und wohl auch Befriedigenste, was ein Musiker ( meiner Ansicht nach) erreichen kann, ist,
das ureigene Lied mit der ureigenen Stimme zu singen und so sich selbst anderen mitzuteilen- das ist für mich der Sinn aller Musik.
Also: Du gehst die Sache goldrichtig an. Anstatt irgendjemanden, irgendeine Version peinlich genau zu kopieren ( wie unzählige andere), bleibst Du Dir selbst treu, bringst Dein eigenes Musikfeeling ein
... natürlich sollte man nebenbei in der Lage sein, einen Ton 100% zu treffen,
wenns mal drauf ankommt und die Jazz- Polizei hinter einem her ist
... Falls es eine Lücke gibt zwischen Deinen Improvisationen und einer sauberen Intonation, so bist Du sicher auf dem besten Weg, diese zu schließen. Natürlich kann auch "Note for Note" covern eine sehr gute Übung sein, die Treffsicherheit und somit die Freiheit und das Spektrum der eigenen Möglichkeiten zu erweitern, kein Zweifel. Das Optimum ist wohl, wenn sich Freiheit und Disziplin gegenseitig ergänzen und inspirieren