In-Ear hat unbestreitbare Vorteile ggü. konventionellem Monitoring, aber auch Nachteile. Speziell Bedenken von Gitarristen darf man m.E. nicht einfach links liegen lassen, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Instrumenten ist bei der E-Gitarre der Lautsprecher nicht nur zur reinen Audiowiedergabe da, sondern elementarer Teil der Klangerzeugung selbst.
Aus diesem Grund rate ich sowohl bei konventionellem Gitarren-Setup als auch bei DI-Lösungen (ob nun lediglich Boxensimulation oder komplettes Profiling/Modelling-Setup) zu einem Lautsprecher für die Gitarre, auch wenn der Klampfist ein IEM benutzt. Als Lautsprecher reicht schon eine 8" Monitorbox, wenn's sein muß und man braucht das Instrument auch nicht mit 120dB SPL anblasen. ABER: Die Gitarre benötigt eine Rückmeldung vom Lautsprecher. Wer schon mal versucht hat, einen guten ACDC-Sound allein per Kopfhörer zu programmieren, der weiß, was ich meine. ;-)
Selbst wenn man ein sich aufschaukelndes Feedback als Stilelement mal beiseite lässt, bringt der Schall aus der Lautsprecherbox dem Gitarrensound Sustain. Der Ton hat mehr Wucht, steht besser, kippt leichter in Obertöne um... das erreicht man ohne Lautsprecher nicht bzw. nur ansatzweise, indem man stärker komprimiert, mehr Tieftonanteil und Gain einsetzt, was allerdings im Livebetrieb hinsichtlich des Gesamtsounds der Band wieder Dreck ist. Da spielt der Großteil der Leute mit viel zu viel Zerre und wundert sich, daß sich die Klampfe trotz vermeintlichem Mörder-Sound und irrem Pegel nicht im Mix durchsetzt...
Das Problem, sich über IEM zunächst mal ungewohnt anders zu hören und den Nachteil, für die Suche nach dem optimalen Hörer viel Geld investieren und manchmal auf dem Weg dahin auch in den Sand setzen zu müssen, kann man dem Gitarristen allerdings nicht abnehmen. Aber stellt ihm 'ne Box hin! ;-)
domg