... wir sind eine 5 köpfige Coverband und aktuell bin ich (Bassist) der einzige der auf IEM umstellen möchte. Unser Gitarrist sit der Meinung das es nicht funktionieren kann weil die komplette Dynamic für ihn fehlt. Was meint er damit...
Aus der Sicht eines Tontechnikers: Gut, dass Du auf IEM umstellen willst. Jede Monitorbox weniger hilft, den Pegel auf der Bühne zu reduzieren, was das Erstellen eines guten Front-PA-Sounds deutlich leichter macht. Und je mehr der Musiker das tun, desto besser kann Euer Sound im Saal werden. Wenn dann noch die Instrumentenboxen für Bass und evtl. sogar die Gitarre verschwinden, wird es ein Kinderspiel, Euch einen tollen Sound für das Publikum zu erstellen.
Dass Dein Gitarrist diese Änderung scheut, ist erstmal verständlich, denn ein guter Monitorsund ist vor allem ein VERTRAUTER Sound, der dem Musiker das Gefühl von Sicherheit und Wohlinformiertheit geben soll. Er sollte es jedoch zumindest mal ausprobieren. Etwas Gewöhnung gehört natürlich dazu, aber die potentiellen Vorteile sind groß.
Als Tontechniker habe ich bei zwei meiner regelmäßig betreuten Bands die Umstellung auf IEM begleitet. Bei der einen Band wollten sie einfach die Monitore zuhause lassen und ohne jede Vorbereitung oder Umgewöhnung auf IEM umstellen. Ich bestand darauf, dass die Monitore mitkamen, aufgebaut und verkabelt wurden. Und das hat ihnen den A...llerwertesten gerettet, denn halb durch das erste Set haben sie angefangen, sich die Hörer aus den Ohren zu ziehen, so dass wir ganz konventionell weitermachen mussten. Beim nächsten Gig dasselbe, wieder keine Vorbereitung, wieder keine Eingewöhnung, und noch vor Ende des ersten Sets flogen die Hörer wieder raus. Es gab Diskussionen, die aber nichts nutzten, und unsere Wege trennten sich dann auch bald.
Die andere Band hat wochenlang mit IEMs geprobt und beim ersten Live-Einsatz die gesamte Monitoranlage aufgebaut und eingestellt, lediglich die Aktivboxen abgedreht, so dass sie sie innerhalb von Sekunden aktivieren konnten. Die brauchten das aber nicht. Ab dem nächsten oder übernächsten Gig dann haben wir nur noch eine Notfall-Monitoranlage aufgebaut für den Fall, dass es Probleme mit dem Funk gibt (zwei Monitorboxen vorne links und rechts statt derer fünf). In den fünf oder sechs Gigs, die wir vor Corona noch so bestritten haben, sind die Monitore aber meiner Erinnerung nach nie eingesetzt wurden. Sennheiser halt, das Zeug funktioniert.
Und jetzt aus der Sicht eines Musikers: Du hast Dein Equipment, Deinen Sound und Deine Wohlfühlsituation für Gigs gefunden. Und jetzt soll es da fundamentale Veränderungen geben. Keine einfache Situation, die umfassend abgewogen werden muss (von jedem einzelnen und zusammen in der Band) - Vorteil und Nachteile, Potential und Risiken. Vielleicht braucht es zuerst ein paar Vorreiter in der Band, die dann von ihren Erfahrungen berichten.
Ich selbst habe Probleme damit, mir was in die Ohren zu stecken - ich habe mir extra einen Gehörschutz anpassen lassen, fühle mich aber höchst unwohl, wenn der rein muss. Einen Gig würde ich so nicht spielen wollen, als Musiker brauche ich konventionelles Monitoring. Okay, mit meinen eigenen Bands nutzen wir andere Tricks, um den Pegel auf der Bühne drastisch zu senken (mit eigener PA nutzen wir drei Subwoofer in Cardioid-Anordnung, so dass wir auf der Bühne deutlich weniger Bassgewummer haben - dadurch können wir die Monitore und Instrumentenamps deutlich leiser fahren).
Zusammengefasst: Mach das, berichte von Deinen positiven Erfahrungen, und nach und nach wird Deine Band wohl mit Dir umsteigen - weniger Krach, weniger Schlepperei, besserer Sound, was will man mehr?