Hallo.
Standardintro: "Ich wollt' mich ja hier nicht einmischen, aber..." - und "Ich werd' mir hier vermutlich keine Freunde machen, aber..."
Thomas, ich gehe mal auf Dein Posting genauer ein, nimm es bitte mir nicht krumm. Es bietet sich nur so schön an, weil es die Diskussion soweit zusammenfasst.
Disclaimer im Voraus: ich werde ein bisschen wortklauben müssen - Pardon.
Das musst du mir jetzt erklären. Ich dachte, es geht überhaupt nicht, dass ihm das Stimmen beigebracht werden kann. Wieso gehts jetzt plötzlich nicht nur aus Gründen der Höflichkeit und des Ausdruckes?
"Nie" hat Paul nie gesagt. Um das Stimmen komplett zu lernen, müsste Derio eigentlich eine Ausbildung durchlaufen. Die Dinger sind halt komplexer als Gitarren. Hier haben ja schon einige wunderschöne Gitarren gebastelt - aber ein Klavier hat noch keiner fertig gebracht. (Man korrigiere mich, sollte ich damit falsch liegen.) Und selbst die Ausbildung würden ihm Pauls unmittelbare Kollegen wohl nicht geben wollen, geschweigedenn ihn als Azubi einstellen.
Als Arbeitgeber würde ich ehrlich gesagt auch keinen Stift haben wollen, der von Anfang an alles besser zu wissen scheint als der Meister, so wie hier:
Ich habe dem Zuständigen Klavierbauer-/Stimmer da auch schon eine Mail geschrieben. Seine Antwort war allerdings sehr enttäuschend. Und ich glaube ihm auch nicht
Misstrauen ist ja okay. Aber man kann das anders ausdrücken. Zum Beispiel: "Ich hätte gerne eine zweite Meinung..." oder so. Dann wird es von den Meistern auch nicht als so respektlos empfunden.
Seine Standpunkte hat Paul meiner Meinung nach klar dargelegt - und wenn jemand sehr schnell beleidigt und polemisch reagiert hat, dann erstmal nicht er:
Warum so extrem und fast in Richtung Unfreundlichkeit?????
Selbstverständlich hat er nicht Recht.
Und falls du dir mein Posting durchgelesen hast [...]
Was ist los? Bist du Klavierbauer/stimmer und hälst dich für Gott?
Oder willst du einfach nicht, dass es noch mehr Klavierstimmer gibt?[...]
Komm mal wieder runter. Natürlich kann man Klavierstimmen lernen!!!!!
Also nochmal. [...] Daher verstehe ich nicht im Ansatz, wie du ausgerechnet meine Postings zum Anlass nimmst deine Ängste und schlechte Erfahrungen raus zu posaunen.[...]
Es ist also nicht nötig mich dahingehend zu belehren.
Ich finde zwar auch, wir sollten wieder "nett" sein.
Aber ich kann die Ausführungen vom Paul nicht unkommentiert lassen. Sie deuten wirklich sehr darauf hin, dass wir es hier mit jemanden zu tun haben, der sozusagen NULL reflektiert, und nicht einen Milimeter von einmal geäussertem abrückt. Selbst wenn klar ist, dass er daneben gehauen hat. Schade dass manche Leute Foren dazu nutzen, statt hilfreiche Antworten zu geben.
Hui, das empfinde ich als recht harten Tobak!
Verzeihung - aber nach solchen Sprüchen würde mir als derjenige, der das Fachwissen schon hat, auch alles aus dem Gesicht, und meine Lust auf eine Diskussion auf fachlichem Niveau ins Bodenlose fallen. Kudos an Paul, dass er da noch so diplomatisch geblieben ist!
(Toetis "Drohung" mit dem Admin, bei der ich ja hoffe, dass er das als "Gag" gemeint hat, fand ich übrigens auch etwas hart. Hier im Musikerboard bin ich zwar Newbie, aber in anderen Foren dieser Niveaustufe erwarte ich etwas mehr Diplomatie von den Moderatoren.)
Einiges, was du gefragt hast, steht auch schon weiter oben erklärt:
Zum Stimmen selbst:
Das Stimmen ist eine von vielen Tätig- und Fertigkeiten die man lernt wenn man eine Ausbildung zum Klavierbauer macht und ist natürlich somit auch verwoben mit den anderen Bereichen des Klavierbaus.
D.h. wenn man ein Instrument stimmen möchte, ist es von Vorteil, wenn man soviel wie möglich über das betreffende Instrument weiß. Welcher Stimmstock, welche Wirbel, gedübelt/ungedübelt, Saitenlängen, Anhangslängen, etc...Dann "liest" man die aktuelle Stimmung und entscheidet daraufhin wie man weiter vorgeht. Welches Werkzeug man wann wie benutzt.
Ja, es ist eine Wissenschaft für sich. Und man braucht Jahre und sehr viel Erfahrung um einigermaßen stimmen zu können. Zur Zeit betreue ich mit drei anderen Kollegen eine Auszubildene (2. Lehrjahr). Oft sitzen wir wärhrend des Stimmens zusammen und diskutieren Wirbelverhalten, Saitennachrutschverhalten, etc...
Das Thema "Hören" klammer ich jetzt mal ganz aus. Ich kann einfach nicht ein so komplexes Thema in ein paar Sätzen darlegen. Ein Fehler den vorallendingen Anfänger und ungeübte Stimmer u.a. machen ist der, dass sie die Wirbel (mitunter auch durch schlechtes oder unzureichendes Werkzeug) mehr biegen als drehen. Dadurch ensteht 1. eine schlechte Stimmhaltung, und 2. werden die Wirbellöcher "eirig", was dazu führt, dass die Wirbel schneller locker werden und sich noch schlechter stimmen lassen.
Ich habe leider schon sehr oft solch "behandelte" Instrumente" gesehen. Und ich spreche jetzt für alle Intrumentenbauer: Das tut sehr weh!!!
(Einen wichtigen Satz habe ich fett formatiert.)
Um emotionell vielleicht etwas Abstand zu gewinnen, überleg dir mal folgenden Vergleich: [...]
Darf ich auch mal? Danke, das ist lieb.
Ich für mein Teil habe Potenzial und Interesse, was Medizin angeht. Ich kenne den ICD-10, kann Blutdruck messen, Insulin- und Thrombosespritzen dosieren und verabreichen, hab einen Erste-Hilfe-Kurs und musste auch schon meinem Kater Ringerlactat infundieren, damit er mir nicht unter den Händen wegstirbt. Ich würde mir trotzdem nie anmaßen, meinen Arzt zu fragen, ob er mir nicht beibringt, wie man für den Eigenbedarf Blinddärme rausoperiert, sondern würde doch ein Medizinstudium beginnen müssen, wo ich "dummerweise" auch andere Gebiete als Gastroenterologie beigebracht kriege...
[Offtopic]
Übrigens, um über etwas zu reden, womit ich mich wirklich auskenne: Sowohl im Studium als auch in der IHK-Ausbildung zum Informatiker, Informatikkaufmann, IT-Systemkaufmann oder Fachinformatiker ist Anwendungsentwicklung/Programmieren ein wichtiges Thema. Theoretisch könnte also auch der Standard-EDVler, der sich berufen fühlt, sehr wohl eine Bewerbung in die Abgründe der Hölle schicken, und dort in einer Abteilung nach Wahl Geburtshilfe für's nächste Windoze leisten... Die Ausbildungen sind nicht nur beim Klavierbauern oftmals etwas weiter gefasst, so dass man sich sein späteres Fachgebiet aussuchen kann. Als es noch den guten alten "EDV-Kaufmann" gab, waren sie sogar noch umfassender.[
/Offtopic]
Ich persönlich würde ja vorschlagen, dass es am sinnvollsten wäre, diesen Thread dicht zu machen.
Was gesagt werden musste, wurde gesagt, ein Ausbilder wurde nun wohl gefunden, und was jetzt noch, egal von welcher Seite, kommt, ist wahrscheinlich nur noch Prinzipienreiterei. Das zermürbt und quält das Forenklima.
Noch schöner wäre es freilich, wenn jetzt alle ein Friedenspfeifchen anzünden (und mir bitte nicht den Qualm ins Gesicht pusten) würden...
Vielleicht möchte Paul irgendwann mal eine kleine FAQ über Klavierbauer-Fachtermini machen, aber ich glaube, das wäre dann auch im Workshop-Unterforum besser aufgehoben...
Viele Grüße,
Hamster