Der SH-4 JB ist gewissermaßen schon ein umstrittener Pickup, da er in manchen Gitarren traumhaft, in anderen dafür grausam klingt. Besonders in Mahagonie-Gitarren macht er öfters mal Probleme, trotzdem verbauen ihn viele Hersteller in solchen Gitarren (z.B. ESP Eclipse, FGN LS20...). Empfohlen werden beim JB von vielen 250K-Potis. Ursprünglich ist er auch ein Telecaster-PU gewesen und zwar für Jeff Becks Telegib, also eine Tele mit HH-Konfiguration. Für die von Dir angestrebte Musik ist er aber dennoch sehr gut geeignet. In den 80ern war er neben dem Super Distortion quasi der Standard in Sachen HBs.
Den SH-6 Distortion würde ich auch nicht als modernisierte Version des SH-5 Custom beschreiben. Am ehesten kann man ihn mit dem Gibson 500T vergleichen. Ein sehr aggressiver PU mit vielen Höhen. Der SH-6 ist im Prinzip (nahezu, aber nicht 100& identisch) ein JB der mit einem Keramikmagneten doppelter Dicke bestückt ist, anstatt eines Alnico V-Magneten.
Keramik klingt im Vergleich zu den verschiedenen Alnico-Varianten etwas "kühler" und "härter" in den Höhen, die dafür aber mehr als ordentlich vorhanden sind. Dazu gibt es noch eine gute Portion "straffer" Bässe. Die Stärken von PUs mit Keramikmagneten liegen IMHO besonder im Bereich der verzerrten Sounds. Damit meine ich aber nicht die alten Vintagesounds. Cleansounds sind aufgrund der oft etwas fehlenden Wärme auch nicht unbedingt seine Stärke (eine Ausnahme ist m.M.n. der EMG 60). Alnico-PUs klingen dagegen wärmer. Dabei hat jede Alnico-Variante (sehr oft werden Alnico II und V verwendet, teilweise auch III, IV und VIII) bestimmte Eigenschaften. Alnico II klingt z.B. sehr warm mit "losen" Bässen und einer ordentlichen "Midrange". Alnico V dagegen hat viele (straffere) Bässe und Höhen, dafür sind die Mitten eher etwas unterrepräsentiert. Viele Leute, denen bei Keramik-PUs etwas Wärme fehlt, bauen Alnico 8-Magneten in ihre PUs. Alnico 8 kann man als eine Mischung aus Keramik und Alnico bezeichnen. Die Power eines Keramikmagneten, also viele straffe Bässe und Höhen. Allerdings ist der Sound etwas wärmer. Im Großen und Ganzen ist der EQ bei Alnico 8 sehr ausgeglichen. Alle Frequenzen sind mehr oder weniger gleichwertig vertreten, dafür aber in mehr als ausreichender Menge. Sehr gerne werden die PUs aus der Seymour Duncan Custom-Reihe mit diesem Magneten modifiziert.
Das ist jetzt erst mal ein ganz grober Abriss, was Magnete in einem PU bewirken. Wie ein PU klingt hängt auch noch von vielen anderen Faktoren ab (Wicklungsdraht und -art...). Der JB ist z.B. auch ein PU mit Alnico 5-Magnet, hat aber ne ganze Ecke mehr Draht auf den Spulen als z.B. ein PAF. Mehr Draht (der dann auch dünner ist) bedeutet mehr Mitten, dafür aber auch weniger Höhen. Das ist u.a. auch ein Grund, warum viele High-Output-PUs mit stärkeren Magneten (Alnico V, VIII oder Keramik bestückt sind). Der JB ist ja nun nicht für seine Mittenarmut bekannt, das Gegenteil ist dagegen z.B. der SH-1 '59. Das ist ein PAF-Replik, hat also viel weniger Output, aber auch einen Alnico V-Magnet. Höhen und Bässe sind sehr präsent, dafür fehlt es aber an Mitten.
Der SH-5 Custom (Keramik) ist also kein Vorgänger vom SH-6, sondern eher ein "muskulöser" PAF (ca. doppelte DC). Ich finde ihn vom Frequenzbild her sehr ausgeglichen, er hat auf keinen Fall eine starke Betonung irgendeines Frequenzsbereiches, wie z.B. der JB, bei dem die Hochmitten sehr ausgeprägt sind. Dafür hat er eine gute Menge an Tiefmitten, die für einen punchigen, "growligen" Sound sorgen. In einer Les Paul liefert er schon ein richtig fettes Rhythmusbrett. Die Leadsounds sind dagegen wie schon von bagotrix beschrieben nicht unbedingt die allergrößte Stärke des PUs. Trotzdem finde ich ihn sehr flexibel.
Der SH-11 Custom Custom ist der gleiche PU, allerdings mit Alnico II-Magnet. Der Sound ist ne ganze Ecke wärmer und "vintage"-artiger. Bässe sind nicht so stark ausgeprägt und "tight" sind sie nicht wirklich. Dafür gibt es eine "schöne" Midrange. Klanglich würde ich ihn Richtung Van Halen einordnen. Doug Aldrich hat ihn früher auch gespielt. Der Suhr Doug Aldrich soll in gewissen Punkten auch der Custom-Reihe ähneln.
Dann gibt es noch den SH-14 Custom 5. Gleiche Chose, allerdings Alnico V. Ich glaube aber der PU wäre nichts für Dich, da er wie oben schon beschrieben ein ziemliches Mittenloch hat.
Der Dirty Fingers ist ein Vorgänger des 500T. Er war vorher in den Explorer und Flying V-Modellen verbaut. Der DF ist ein sehr "heißer" mittiger und "aggressiver" PU mit einem "dreckigem" Touch. Er klingt in meinen Ohren etwas mehr nach 70s und 80s als der 500T.Der 500T klingt für mich etwas mehr nach 90er. John Sykes hat ihn bei Whitesnake gespielt.
Wenn das Budget etwas höher ist und die Basis der Gitarre stimmt, werfe ich auch noch den Bareknuckle Holy Diver in den Raum. Der eignet sich auch sehr gut für Deine musikalischen Vorstellungen. Ein sehr flexibler PU mit einem warmen Klang.
Der DiMarzio Super Distortion wäre aber auch eine sehr gute Wahl.
F-Spaced bedeutet, dass die Polepieces etwas weiter auseinander stehen als bei G-Spacing (Gibson Spacing). Im Prinzip ist es für Gitarren mit Vibratosystem gedacht. Viele modernere Gibsons haben aber z.B. auch ein breiteres Spacing und ein PU mit F-Spacing läuft oft viel genauer unter den Saiten her. Ich würde bei DiMarzio z.B. immer F-Spacing für die Brücke wählen. Der Abstand ist auch nicht so groß wie bei anderen Herstellern (53mm).Bei Seymour Duncan heißen diese Modelle Trembucker und haben die Besonderheit, dass die Spulen etwas flacher, aber dafür breiter sind. Das kann z.B. bei manchen Gibsons Probleme machen (Ausfräsung, PU-Rahmen). Ich habe in meiner Les Paul Traditional Pro einen Trembucker eingebaut und der passt perfekt. Sitzt zwar etwas straff im Rahmen, dafür laufen die Saiten perfekt über die Polepieces.
Wenn die Saiten nicht richtig über die Polepieces laufen kann es eventuell zu Lautstärkeunterschieden kommen, bei etwas heißeren PUs habe ich aber noch keine Probleme gehabt, trotz einer Saite, die neben dem Polepiece liegt. Bei Humbuckern läuft der Magnet sowieso quer unter den Saiten lang. Singlecoils mit magnetisierten Polepieces sind da schon etwas problematischer.
Ob sich ein PU splitten lässt, erkennt man ganz einfach daran, dass er 3- oder 4-adrig ist. Das sind aber die meisten Serien-PUs. Bei manchen Vintage-Repliken ist es anders. Generell würde ich sagen, dass die Split- bzw. Parallelsounds besser mit "heißeren" PUs funktionieren. Lowoutput-Modelle können da schon mal etwas schlapp und schwach klingen. Dafür liefern diese PUs meistens aber schon als serieller Humbucker brauchbare oder sehr gute Cleansounds. Einen Singlecoil kann ein gesplitteter oder parallel geschaltetet PU eh nicht ersetzen. Generell finde ich auch PUs mit Alnico-Magneten etwas besser. Keramik ist mir da oft etwas zu harsch. Aber es gibt ja auch Neck-PUs.