Hohner Verdi II Umbau auf "Bandoneon" Stimmung

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Hallo liebe Kollegen!
Ich habe eine uralte Hohner Verdi II Modell mit 80 Bass erworben, vermutlich Vorkriegsmodell der späten 30er oder 40er Jahre, also 2-chörig ohne Register.
Nun möchte ich mich selbst an einen Umbau wagen und aus den 8' + 8' Chören -> 16' + '8 machen um eine Bandoneon Stimmung zu erreichen.

Vornweg, ich habe noch keine Erfahrung in solchen eher anspruchsvollen Aufgaben, bin aber lernfähig und habe keine 2 linken Hände.
Technisch würde ich mir das zutrauen, zumal man bei so einem Restraurationsobjekt kaum noch mehr kaputt machen kann.
1642581705249.png

Nun entstehen natürlich in dem Zusammenhang viele Fragen vor allem was den Stimmstock und die Stimmplatten betrifft.
Soweit ich das verstehe, kann ich nicht die bestehenden Stimmplatten auf einer Seite einfach eine Oktave tiefer (16') stimmen.
Wäre es möglich einen Teil der bestehenden Stimmplatten zu versetzen und die Lücken die entstehen, mit neuen passenden Stimmplatten aufzufüllen?
Das man dafür den Stimmstock neu bauen muss erscheint mir fast logisch.

Ich habe mal eine Skizze angefertigt (die Angaben der Noten sind nach internationalem/englischen Standard, daher A4 -> A1)
1642582765526.png


Aktueller Zustand (die Notierung gilt für beide Chöre):
1642584682905.png

Beim Hohner Ersatzeileshop (C-Shop) gibt es ein breites Angebot an Stimmplatten(allerdings nur T-Mensur), kann ich diese bedenkenlos mit den bereits vorhandenen "mischen" oder spricht etwas dagegen?
Die originalen Stimmplatten haben meistens ein H eingeprägt, manche ein O (Kreis). Gibt es noch andere Bezugsquellen für (passende) Stimmplatten?
Dass sämtliche Stimmplatten nach erfolgtem Umbau gestimmt werden müssen, ist vermutlich unumgänglich, aber auch daran würde ich mich wagen, ich sehe es als ein Lernprojekt.

Es tauchen sicher noch 1000 Fragen auf, aber fürs erste wäre ich über jede Rückmeldung dankbar, vor allem ob ich nicht irgendwo einen Denkfehler habe.
 
Eigenschaft
 
Soweit ich das verstehe, kann ich nicht die bestehenden Stimmplatten auf einer Seite einfach eine Oktave tiefer (16') stimmen.
Das ist richtig - in einem so großen Bereich kann man die Stimmzunge nicht umstimmen. Das ergibt dann kein sinnvolles Teil mehr. Das funktioniert dann nicht mehr richtig. So grob um einen Ton kann man die Stimmzungen schon umstimmen, wobei das sinnvollerweise bei der Herstellung schon so gemacht werden sollte . Nachträglich um einen Ton umstimmen ist schon ein großer Eingriff in die Stimmzunge ... aber ne Oktave das klappt nicht mehr richtig.

Heißt also, es werden für 1 Oktave die entsprechenden tieferen Stimmplatten benötigt.

...Das Problem hierbei ist dass aber die tieferen Töne größer sind von den Plattenmaßen - die passen also so erstmal nicht in den Stimmstock rein. Der muss also neu gebaut werden!

Somit brauchst du Stimmplatten für 1 Oktave ,(den Rest kann man weiterverwenden) und 1 neuer Stimmstock!

Die T-Mensur Stimmplatten sollten die richtigen sein - die Verdi hatte immer schon T-Mensur din... wenngleich deine alte eine etwas andere Ausführung hat - aber die sollten vom System her relativ genau zusammenpassen. Jedenfalls wurde bei meiner alten Tango II bunt gemischt zwischen alten und neueren - die hatte ebenfalls noch Stimmplatten drin, wie deine alte Verdi.

Die Schwierigkeit bei deiner alten Verdi II besteht allerdings darin, dass das noch Zinkstimmplatten sind - die habe ich in meiner alten Verdi II auch drin ( ist die gleiche bauserie wie deine) ... und da wird das Zink instabil und die Stimmplatten verändern sich dann unrettbar. Heißt meien alte Verdi wird irgendwann mal zwanglsäufig unrettbar hiunüber sein...das kann bei jedem Akkodeon passieren die solche Zinkstimmplatten drin haben - kann! - mus aber nicht!

Ich würde an deiner Stelle also keinen großen finanziellen Einsatz vornehmen und schauen, dass nicht viel Geld hier reingesteckt wird - könnte nämlich alles für die Katz sein ,wenns doof läuft!

---Viel Spaß beim Umbau ... und vor allem viel Glück! :engel:
 
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Danke für die (für mich zumindest) ermunternde Rückmeldung :)

Die Schwierigkeit bei deiner alten Verdi II besteht allerdings darin, dass das noch Zinkstimmplatten sind - die habe ich in meiner alten Verdi II auch drin ( ist die gleiche bauserie wie deine) ... und da wird das Zink instabil und die Stimmplatten verändern sich dann unrettbar. Heißt meien alte Verdi wird irgendwann mal zwanglsäufig unrettbar hiunüber sein...das kann bei jedem Akkodeon passieren die solche Zinkstimmplatten drin haben - kann! - mus aber nicht!
Verziehen die sich oder was passiert da genau dass die mit der Zeit unbrauchbar werden? Gibt es einen klanglichen Unterschied/Ansprache zwischen den Zinkplatten und denen neueren Datums (Duraluminium?)
Wie kann man feststellen welche Zinkstimmplatten bereits hinüber sind?

Ich würde an deiner Stelle also keinen großen finanziellen Einsatz vornehmen und schauen, dass nicht viel Geld hier reingesteckt wird - könnte nämlich alles für die Katz sein ,wenns doof läuft!
Das ist mein Ziel, möglichst alles selbst machen und herstellen (Klappenbeläge, Dichtungen, Einwachsen, Stimmen etc.) um die Restaurations- und Umbaukosten gering zu halten, so dass ich mit allem bei etwa 100€ liege (sportlich ich weiß :) ).
 
Mal ne dumme Frage: verstehe ich es richtig, dass du zwar zwei Stimmstöcke hast, aber beide Chöre auf beide Stimmstöcke verteilt sind? Dann benötigst du 2 neue Stimmstöcke, weil ja auf beiden der neue 16'-Chor sitzt!
 
Verziehen die sich oder was passiert da genau dass die mit der Zeit unbrauchbar werden?
Verziehen in dem Sinn tun die sich nicht, aber sie verändern bisweilen schon ihre Form. Das liegt daran, dass zu der zeit Zinklegierungen verwendet wurden , die , wie sich später rausstellte, nicht dauerhaft stabil waren und mitunter ihre atomare Gitterstruktur verändert haben. Und wenn die anfangen sich zu verändern, dann verändert sich auch das Volumen und die Platten schieben dann auf einmal an der vorher glatten Oberfläche so Beulen raus. Und das ist natürlcih im Stimmspalt absolut tödlich.

Das muss nicht sein - es gibt genügend Akkordeons mit Zinkplatten, die nach wie vor tadellos laufen und wo gar nichts auftritt. Aber es gibt eben auch viele , wo die Zinklegierung arbeitet. Und wenns anfängt, dann gibts nichts wie man das verhindern oder stoppen kann. Aber solange es nicht anfängt kann man mit denen tadellos spielen!

So ne Zinkplatte mit den typischen Beulen kann man hier sehen:

Zinkkorrossion.JPG

Wobei neben bei auch noch so weißliche Zinkkorrosion auftreten kann - die ist lästig, aber behebbar.


Klanglich ... kann schon sein dass kleien Unterscheide da sind. Aber wenn, dann sind die eher so gering, dass man die so nicht bemerkt. Denn ich hab schon einige Akkordeons gesehen und auch teilweise selber gehabt, wo die Stimmplatten fröhlich gemischt eingebaut waren. Da hab ich keinen Unterschied gehört.

Welche Platten betroffen sind, sieht man. Und wenn die Beulen im Plattenspalt rausschieben, dann ist das auch unüberhörbar. Bei meiner alten Tango II die ich hatte, habe ich mir mal die Mühe gemacht alle! Platten auseinander zu nehmen komplett wieder sauber zu machen, die Spalte wieder richtig herzurichten und die Zungen nach sauberem entrosten wieder einzurichten... mit dem Effekt, dass ein halbes Jahr später die ersten Platten schon wieder das klirren angefangen haben...Gut - ich hab seeehr viel gelernt bei der Aktion , aber sonst war s grad für´n A****. Inzwischen hat das Instrument den Heizwert des örtlichen Heizkraftwerkes unterstützt, weils einfach nicht mehr zu retten war.
 
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Mal ne dumme Frage: verstehe ich es richtig, dass du zwar zwei Stimmstöcke hast, aber beide Chöre auf beide Stimmstöcke verteilt sind? Dann benötigst du 2 neue Stimmstöcke, weil ja auf beiden der neue 16'-Chor sitzt!
Dieses Akkordeon hat jeweils für die weißen Tasten einem Stimmstock mit 2 identischen Chören (8') an beiden Seiten und einen zweiten Stimmstock nur für die schwarzen Tasten, mit ebenfalls 2 identischen Chören. Daher ist es richtig, dass ich beide neu aufbauen muss. Ich habe es in der Skizze oben nur als Beispiel anhand eines Stimmstocks aufgemalt. Der zweite verhält sich dann analog dazu.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

ich hab seeehr viel gelernt bei der Aktion
Das erhoffe ich mir auch von meiner Aktion :D Egal wie es ausgeht.

Danke für die ausführliche Erklärung zu den Zink-Platten, war mir bisher überhaupt nicht bekannt, ich werde meine Stimmplatten darauf untersuchen und hoffe dass ich davon verschont werde.
 
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