Hallo Sylvia,
nun noch zum Thema "Horch, was kommt von draußen rein?" meinen Senf, dann hast Du Dir Weihnachten redlich verdient und kannst zur Abwechslung mal ein paar Weihnachtslieder harmonisieren.
Vorab: Bis auf den G-Dur-Akkord bei "draußen rein?" und "-liebchen sein." bin ich mit Deiner Lösung völlig einverstanden - sie entspricht den üblichen "Volkslieder-Hörgewohnheiten" und so hört man das Lied auch meist.
Übrigens gibt es
immer mehrere Lösungen, wenn man sich nicht auf drei Akkorde Tonika, Subdominante und Dominante einschränken würde, erst recht.
Das heißt, was ich Dir hier vorschlage, ist nicht die alleinseligmachende Wahrheit, sondern nur eine Möglichkeit.
Es gab vor einer Weile in Zusammenarbeit vom Südwest-Rundfunk und Carus-Verlag ein Liederprojekt, hör Dir mal die beiden Aufnahmen von
Horch, was kommt von draußen rein? an (im Fenster rechts bei "Medien").
Da gibt es eine Fassung mit Gesang und Klavier und eine mit Violine und Klavier. Beide sind anders harmonisiert, und keine von beiden stimmt mit der abgedrucken Version überein.

In der Violinen-Version bleibt sogar demonstrativ im gesamten ersten Teil durchgehend (!) die Tonika liegen - im Klavier wird deutlich nur die leere Quinte (D-A, also ohne Terz) gespielt (ha, der Powerchord von weiter oben!

), das wirkt geradezu mittelalterlich, dafür geht's im zweiten Teil harmonisch richtig rund.
An zwei Stellen hast Du Dich in der Melodie verschrieben: bei "Geht vor-" und "Wird's wohl" muß es ein A sein, kein F.
(In D-Dur entprechend ein H, kein G).
Wenn Du schon herausgefunden hast, wie der Stradella-Baß beim Akkordeon funktioniert, könntest Du das Stück genauso gut in D-Dur spielen, dann hättest Du in LilyPond nicht transponieren müssen, tsss, tsss.
Am Ende fehlt mir übrigens irgendwie ein Takt, sonst hoppelt die zweite Strophe etwas zu früh los...

Macht aber nix.
Horch, was kommt von draußen rein?
Betonung:
Horch, was
kommt von
draußen
rein?
Die betonten Silben "Horch", "kommt", "drau" und "rein" entsprechen den schweren Taktteilen. Ihre Töne (C, E, G,) sind alle Teil des zugrundeliegenden C-Dur-Akkords.
den Rest ("was", "von", "ßen") kann man als unbetonte Durchgangstöne betrachten.
Deshalb stören diese unbetonten Durchgangstöne auch nicht, obwohl sie streng genommen nicht zum C-Dur-Akkord passen.
"Einschub": Hollahi / Hollaho!
Die Töne von "Hollahi" (F, D und H) sind Bestandteil eines G7-Akkords (H ist die kleine Septime des "Dominantseptakkords") und harmonieren alle mit G-Dur.
"Hollaho" besteht aus (G, E und C) also eindeutig C-Dur.
Wird wohl mein Feinsliebchen sein.
Entspricht völlig "Horch, was kommt von draußen rein?".
"Einschub": Hollahia- / ho!
Eine Abwandlung des "Hollahi, hollaho!" von oben.
"Hollahia" besteht wieder aus den G7-Bestandteilen, und bei "ho!" könnte man sich fragen, ob man statt C-Dur nicht lieber auch F-Dur setzen könnte (C ist ja sowohl Bestandteil von C-Dur als auch von F-Dur).
Antwort: Eher nicht, klingt nicht schlüssig.
Begründung: Der G7-Akkord möchte dringend zur Tonika C-Dur zurück, außerdem möchte die Phrase gerne abgeschlossen sein.
Vor allem: der "Hörtest" kommt zum selben Ergebnis und Du hast es ja auch so empfunden.
Zweiter Teil:
Jetzt kommt der zweite Teil, der neue Abschnitt setzt sich deutlich dadurch ab, daß er in die Subdominante F-Dur wechselt - das legen die Meloditöne ja nahe und Du hast es auch so geschrieben.
Alles "richtig", schlüssig und nachvollziehbar - bleiben nur Deine Fragen, warum Du an den "harr"-Stellen den C-Dur-Akkord gewählt hast.
Antwort: Weil Du es so als schlüssig
gehört/empfunden hast, das ist doch wunderbar.

Da wird sich Saitenstauber aber freuen, wenn er wieder ins Städtele heimkehrt!
Bei "harr" habe ich nicht verstanden, warum ich den jeweiligen Akkord genommen habe.
Ich glaube das schwierigste ist noch immer, die Betonungen, oder Schwerpunkte in einer Melodie zu ergruenden.
Ich scheine schon wohl welche zu finden, logisch, aber die Schlussfolgerung in Form eines Akkords, passt dann
meinen Ohren meistens nicht. Nachdem ich nicht (mehr) nach C's, F's und G's suchen will, schaue ich wo die Melodie
"hinbricht", also wo sie eine Wendung hat, oder wie man das nennen will, dort aendert sich meist der Akkord auch.
Und machnmal ist es eben so, dass er bis dahin gehalten wird, wie bein ersten "harr", obwohl ich dort gern G haette,
aber warum auch immer: das wollten meine Ohren nicht.
Ein Begründungsversuch: Ich höre den zweiten Teil (ab "Geht vorbei...") gleich lange Teilphrasen, bei denen sich gleichmäßig alle zwei Takte die Harmonie ändert:
Jeweils 2 Takte:
Geht vorbei und /
schaut nicht rein /
Hollahi, /
hollaho! /
Wird's wohl nicht ge- /
wesen sein /
Hollahia- /
ho!
Dein erstes "harr":
Da steht ein G, dazu könnte auch G-Dur passen. Tut's aber nicht, weil sich die Melodie am Ende der Phrase auf der Tonika "ausruhen" möchte und wenn man die zwei Takte "schaut nicht rein" als Einheit betrachtet, gehören die Melodietöne alle zu C-Dur - kein Grund, hier unbedingt den Akkord zu wechseln.
Bei Deinem zweiten "harr!" verstehe ich die Unsicherheit nicht ganz.
Erstens strebt die Dominante G wieder mal zur Tonika zurück und außerdem sind die Melodietöne (G und E) eindeutig C-Dur zuzuordnen, sie sind weder Bestandteil von G-Dur noch von F-Dur.
Zusammen ergibt die Einheit "hollaho" einen wunderschönen C-Dur-Dreiklang in der 1. Umkehrung.
Uff.
Jetzt wuensche ich Euch allen erstmal schoene, musikalische Weihnachtsfeiertage!
Danke, das wünsche ich Dir auch!
Torsten