Boogie_Blaster schrieb:
Meine eigene Erfahrung ist jedenfalls die, daß erstens es nicht zwangsläufig fetter klingt, wenn man möglichst viel übereinanderschichtet (sondern wenn der Einzelsound zur Umgebung paßt und entsprechend gespielt wird) und daß ich mich zweitens eh' nicht auf mehr als 1-3 Sounds gleichzeitig konzentrieren kann - entweder man spielt Klavier, Orgel oder Synth, oder halt einen Split oder ein Layer daraus, verteilt auf 1-2 Tastaturen. Mehr krieg' ich gedanklich nicht unter einen Hut, es sind ja hin und wieder auch noch ein paar weitere Regler und Controller zu bedienen. Vieleicht denke ich da zu sehr als Klavierspieler, aber im Zweifelsfall bin ich lieber genau das, denn auf 13 Midikanälen Einzelsounds abzufeuern
Wieviele Sounds wir brauchen hängt auch von der Art der Musik ab, die wir spielen. Ich spiele wohl jene Art von Musik, die im Bereich Keyboard/Synth zimliech dicht arrangiert ist. Zum anderen benutze ich nach 15 Jahren Livespiel nur ein Keyboard weil ich das herumtragen von 2 oder mehreren satt bin. Das schont außerdem meinen Rücken und meinen Geldbeutel.
Es geht nicht darum, dass ich 13 Sounds auf verschiedenen Kanälen "abfeuere" um fetter zu klingen, sondern dass ich mehrere Sounds für einen Song brauche, und dieses geht bei mir im Extremfall über die Zahl 10 hinaus. Solche Songs sind Ausnahme, aber es kommt vor.
Und das klingt ganz kompakt und hat nichts mit Übertreibung zu tun.
Beispiel:
Ich spiele einen Flächensound mit der linken Hand: ein Synthstring Sound der vielleicht noch ein Sweep drunter hat. Anstatt jetzt im Programm Modus etwas lange zu basteln, nehme ich zwei fertige Sounds und lege sie übereinander im Bereich von bis zu zwei Oktaven. Und spiele mit der linken Hand die Akkorde. Der Rest der Tastatur verwendet vielleicht einen Pianosound mit verschiedenen Zutaten (E.Piano, Bell-Klang, etc.). Vielleicht brauche ich noch eine Oktave für einen String Riff. Da aber eine Oktave nicht ausreicht für ein oktaviertes spielen, lege ich zwei String Sounds übereinander verschiebe den zweiten Klang um eine Oktave. Somit kann ich mit einem Finger das spielen, was ich im Normalfall mit zwei Fingern spielen würde. Vielleicht kommt auch ein Brass Riff vor der drei, vier Töne enthält. Warum soll ich den auch nicht spielen? Und verwende dabei wieder den Oktave Trick. Und zuletzt, vielleicht will ich an bestimmten Stellen ein Effekt Sound triggen: Orchestra Hit oder irgendetwas in dieser Richtung. Vielleicht ist es nur ein Ton an zwei, drei Stellen in Song. Aber dieser eine Ton braucht eben einen neuen Part und eine Tastaturzone, wenn sie auch nur aus einer einzigen Taste besteht.
Und wenn man das zusammenzählt, kommt man locker auf 10 oder mehrere Sounds. Man empfindet sie nicht als 10 Sounds weil manche eben gelayert sind. Und ich spiele sie ja auch nicht gleichzeitig. Aber eine 88er Tastatur ermöglicht es mir für den ganzen Song oft alle Sounds auf Tastaturzonen zu verteilen und dann eben jenen Sound zu spielen, der an der bestimmten Stelle im Song vorkommt. Das ist mehr Hausarbeit weil das Setup komplizierter ist, aber auf der Bühne muss ich dann eben nicht nachdenken, an welchem Keybord (wenn man mehrere benutzt) ich zu welcher Zeit welchen Sound anwählen muss, da ich alles auf einem Instrument spielbereit vorprogrammiert habe. Ich kann mich vollständig auf das spielen konzentrieren.
Und zuletzt, es war in keiner Weise meine Absicht ein Clavia Keyboard als bühnenuntauglich abzustemplen, sondern nur darauf hinzuweisen, dass man nicht a priori anderen vorsagen kann, wieviele Keyboards sie brauchen und welche sie meiden sollten, nur weil man seine eigene Unfähigkeit oder Faulheit zum Schwachsinn und Fehler des Keyboards erklärt.