Uninvited von Alanis Morissette – Harmonisch Dur?

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Ahoi!

Ich habe letzten das Lied Uninvited von Alanis Morissette gehört und fand das zusammenspiel von der Harmonik und Melodie stellenweise interresant und wollte mich damit eingehender beschäftigen. Die Eingangsmelodie in Viertel | D A Bb A | zieht sich ja durchs ganze Lied über die Changes |: D | D | Gm | D :| irgendwann wechselt der Gm zum GDur.



Dann habe heute das neue Video von Rick Beato über Harmonisch Dur gesehen und gedacht könnte das in
dem Lied Harmonisch Dur sein?




D E F# G A Bb C# D würde auf jedenfall die Akkorde und Melodie erklären. Der GDur Akkord könnte Modal Interchange sein, normalerweise ist es ja üblich die IV zu vermollen nur jetzt halt umgekehrt.
Was glaubt ihr, denke ich zu kompliziert? Habt ihr Ideen?
Freue mich auf Antworten!

Beste Grüße, Tom
 
Eigenschaft
 
Bei 0:38 (but you're) höre ich eindeutig eine kleine Septime. Das deutet auf Mixolydisch. Nachdem aber in der Gesangsmelodie komplett die Sekunde fehlt, würde ich vom Höreindruck eher zu Ahava Rhaba tendieren (die "Klezmertonleiter"), weil die doch zu dem orientalisch anmutenden Groove sehr gut passt und die Akkordfolge auch typisch ist.

In der Kontrabasslinie bei 2:56 kommt e (in der tieferen Oktave) und es (in der höheren Oktave vor). Hier also nicht entscheidbar, ob Mixolydisch oder Ahava Rhaba. Das cis bei 1:41 kommt im Kontext des G-Dur Akkordes vor, deutet demnach auf normales D-Dur. Im Gitarrensolo hört man dagegen wiederum gelegentlich ein f. Das könnte dann wieder auf harmonisch Moll deuten (cis wäre dann die Terz der Dominante A-Dur).

Auf jeden Fall ein Stück, das sich nicht mit einer einzigen Tonleiter erklären läßt. Der Trick ist, daß man die Bordunquinte d-a leer läßt, also ohne Terz spielt. Das läßt der Melodie bzw. den Solisten allerhand Freiraum zwischen verschiedenen Molls und Durs sowie Ahava Rhaba, Misheberakh und Zigeuner-Dur.

Viele Grüße,
McCoy
 
Hi Folks,

wir haben es mir einer Mischung aus grund- und modalfunktionaler Harmonik zu tun. Die grundfunktionale Passage ist recht eindeutig. Ab "but you" entsteht durch die kleine Septime c in der Gesangsmelodie die Wendung D7 zu G und dann zurück zu D incl. der grossen Septime cis am Ende der Passage, die D-Dur als Tonart etabliert. Dadurch wirkt D7 zu Beginn dieser Stelle wie die Zwischendominante V7 / IV.

Der modale Rest will sich aber einer eindeutigen Festlegung entziehen. Daher sollten wir meiner Meinung nach auch nicht versuchen, ihn in die Zwangsjacke einer Leiter zu stecken. Klar ist, dass der Grundton d ist. Mit D-Harmonisch Dur alleine kommen wir jedenfalls nicht befriedigend weiter. Die hohe Streicherlinie ab 1:47 z.B. lässt sich wunderbar als D-Double Harmonic Minor analysieren. Bis sie dann eine b9 spielen und wir wieder woanders gelandet sind, nämlich entweder wieder bei D-Hm5 oder auch D-Double Harmonic Major. Es überlagern sich bzw. wechseln sich mehrere Klangebenen ab.

Die bestimmenden Töne in diesem klanglichen Umfeld sind: d - es - e -fis - g - gis- a - bes - cis.

Die Möglichkeiten der Analyse sind nun vielfältig und ich denke, es kommt hier auf das Hörempfinden des Einzelnen an. Durch das Fehlen einer Sekunde und einer Septime in der Gesangsmelodie kommen nat. viele Leitern in Betracht. Ich assoziere aus dem Bauch am ehesten HM5 (1-b2-3-4-5-b6-b7-), was bereits von Mc Coy ins Spiel gebracht wurde (Ahava Rhaba, Klezmer). Die chromatischen Umspielungen der Quinte a und des Grundtons d lassen sich auch mit besagtem Double Harmonic Minor (1-2-b3-#4-5-b6-7) und / oder Double Harmonic Major (1-b2-3-4-5-b6-7) analysieren, wenn man vom Skalenblickwinkel aus herangehen möchte. Durch ein e in den tiefen Streichern wird nun zu allem Überfluss noch eine entweder rein mixolydische Klangfarbe ins Spiel gebracht, oder, je nachdem welche Sexte oder Septime man hier nun andocken möchte, des Weiteren noch Mixob13 (1-2-3-4-5-b6-b7) oder eben Harmonisch Dur (1-2-3-4-5-b6-7).

Und um das Überlagerungsspiel auf die Spitze zu treiben, überschneiden sich am Ende der grundfunktionalen "but you..." Stelle noch die ach so so vertraute große Septime cis aus D-Dur mit der b6 der Ostinatofigur (was für eine kurze Zeit nat. mit Harmonisch Dur zu eklären ist). Es wäre im Grunde auch vollkommen inkonsequent gewesen, hier einmal ein ganz lupenreines D-Dur stehen zu lassen. Das kompositorische Ansinnen ist eben nicht, Ruhe ins harmonische Spiel zu bringen, sondern eine ständige Spannung aufrecht zu halten. Bliebe abschliessend noch der Zusammenhang zum Text zu klären.......

beste Grüße,

Mathias
 
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Der modale Rest will sich aber einer eindeutigen Festlegung entziehen ...
...Das kompositorische Ansinnen ist eben nicht, Ruhe ins harmonische Spiel zu bringen, sondern eine ständige Spannung aufrecht zu halten

Genauso habe ich das Stück auch immer wahrgenommen.
Dieses Changierende war für mich oft der Grund, es in den CD-Spieler zu legen ...

der Omnimusicus
 
Ahoi!

Vielen Dank für die verschiedenen Inputs. Sehr interessant eure verschiedenen Höreindrücke zu lesen. Danke nochmal, dass ihr euch die Zeit genommen habt.

Beste Grüße, Tom
 
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