Harmonielehre / Filmmusik

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Ich denke seit einiger Zeit darüber nach, wie man das Verhältnis zweier Moll-Akkorde im Abstand einer großen Terz analysieren könnte (recht beliebt im Bereich SciFi / Horror-Soundtrack),
bin aber bisher auf keine zufriedenstellende Antwort gekommen:

F-Moll (f - as - c) und A-Moll (2. Umkehrung, also e, a, c)

Das c ist der gemeinsame Liegeton, so viel ist klar...
Das f leitet zum e hin und das e wieder zum f zurück, so dass nicht klar ist welches nun der Zielakkord ist,
so würde ich das zumindest sehen...
Die Frage ist nur, ob es eine Leittonbeziehung zwischen dem as und dem a gibt.

Wenn man zum Beispiel folgende Sequenz über die Akkorde spielt:
||: as g f c' f' f g as | a e e' c' h a gis a :||
wird klar, dass wir beim F-Moll-Akkord ein 'as' und kein 'gis' haben,
und beim A-Moll ein 'gis' und kein 'as' sowie ein 'a' und kein 'bb'.

Deshalb ist mir unklar, ob man hier wirklich mit enharmonischer Verwechslung arbeiten darf,
da man bis zum Taktstrich nie auf die Idee kommen könnte, der Ton könnte enharmonisch ein anderer sein.

Meine Frage lautet also, ob das 'as' und das 'a' eine enharmonisch verwechselte kleine Sekunde auseinander stehen
oder tatsächlich eine übermäßige Prim, und kann man im zweiten Fall noch von einer Leittonfunktion sprechen?

Rein vom Gefühl her würde ich sagen, dass man tatsächlich eine übermäßige Prime hat und sie auch so wahrnimmt,
und dass man das 'gis' und das 'as' als zwei völlig verschiedene Töne hört

Gibt es vielleicht eine "Harmonielehre der Filmmusik", die für so ein Phänomen eine Erklärung bereitstellt?
(Nein, "F-Moll = t" und "A-Moll = Tg" erklärt das Phänomen eindeutig NICHT ausreichend)
 
Eigenschaft
 
Das ist die selbe Methode, die Wagner, Bruckner und co. mit den Medianten (Terzverwandten) anwenden. Die enharmonische Verwechslung ist hier völlig zulässig (bzw. wird als Vereinfachung genommen). Und da sich die Filmmusik hauptsächlich an Wagner orientiert muss sowas da natürlich auch vorkommen;):great:
Durch die Umfunktionierung der einzelnen Töne wird zwar die "Funktion" des Tones (z.B. Leitton) noch wahrgenommen aber durch den neuen "Tonartenfremden" Ton so verfremdet, dass man nur noch als aufmerksamer Hörer den Leitton hören kann.
 
Das f leitet zum e hin und das e wieder zum f zurück, so dass nicht klar ist welches nun der Zielakkord ist

wie kommst du denn da drauf? e leitet zum f, aber ein f leitet zum fis (z.b. cis-dur als D leitet zu Fis-Dur als T). Ein Geses würde zu e führen. also, # leitet immer aufwärts und bs immer abwärts. ausserdem ist es nicht sinnvoll eine tonale Zieltonart zu suchen, wenn du nur mit zwei akkorden arbeitest. du könntest eine Tonart festlegen und selbst die funktionen von fm und Am bestimmen (z.b. Am-t, fm-sP).

Nein, "F-Moll = t" und "A-Moll = Tg" erklärt das Phänomen eindeutig NICHT ausreichend.

nee, kannst ja auch nicht, weil es dann ein F-dur sein müsste.
Aber zu deiner leitonfrage, da kann ich MisterZ nur recht geben. mit harmonisch moll wäre das vielleicht auch erklärbar, vielleicht aber auch nicht...
 
danja schrieb:
e leitet zum f, aber ein f leitet zum fis (z.b. cis-dur als D leitet zu Fis-Dur als T). Ein Geses würde zu e führen. also, # leitet immer aufwärts und bs immer abwärts.
Dann leitet also ein h auch nicht zum c, sondern ein aisis? Komische Logik ;)
 
whir schrieb:
Dann leitet also ein h auch nicht zum c, sondern ein aisis? Komische Logik ;)
Ohne vorzeichen Leitet nach oben, denke ich mal.
 
Das Vorzeichen hat damit nichts zu tun. Transponier alles in ces-dur, und du stellst fest, dass das b (Leitton) zum ces leitet. Betrachte es in cis-Dur, dann leitet fis (Gleitton) nach unten zum eis.
 
Hui, das hat ja doch ne ganz schöne Diskussion ausgelöst.
danja schrieb:
Nein, "F-Moll = t" und "A-Moll = Tg" erklärt das Phänomen eindeutig NICHT ausreichend.

nee, kannst ja auch nicht, weil es dann ein F-dur sein müsste.
Die Schreibweise ist korrekt.
Falls ich mir f-Moll als "t" definiere, ist mein "T" F-Dur und "Tg" der Gegenklang zu F-Dur, also a-Moll.
So würde man das bei einer Analyse klassischer Stücke aufschreiben.

Ich muss whir auch recht geben, dass deine Ausführungen bezüglich Leittönen ziehmlicher Unsinn sind.

Eine Leittonbeziehung findet normalerweise bei Tönen im kleinen Sekund-Abstand zueinander statt, beispielsweise e und f.
Von der Tonika hängt ab, was wohin leitet.
Gehen wir von der Tonart F-Dur aus, leitet das e zum f hin,
bei e-Phrygisch, würde das f zum e leiten.

In meinem Beispiel stehen die Akkorde gleichberechtigt nebeneinander,
der Hörer weiß nicht, welcher der beiden Akkorde Zielakkord ist.
Das ist durchaus beabsichtigt und soll den Hörer verwirren und im Unsicheren lassen,
deshalb behaupte ich, die Akkorde stehen in gegenseitiger Leittonbeziehung.

Die Frage ist nur, was mit dem as und dem a passiert.
Das as ist die kleine Terz des f-Moll-Dreiklangs. Ich bin mir ziehmlich sicher,
dass das as innerhalb des f-Moll-Dreiklangs nach unten und nicht nach oben will.
Im Kontext des a-Moll-Akkordes ist es umgekehrt, da wird das as zum gis und
leitet ziehmlich stark zum a hin.

Ich bin mir halt immer noch ein wenig unsicher ob man da eine Enharmonische Verwechslung anwenden kann.
Einen cis°7 (cis - e - g - bb) kann man ja ohne Probleme als e°7 (e - g - bb - des) umfunktionieren,
Aber in meinem Beispiel kann man das as ja erst zum gis machen,
wenn der A-Moll-Akkord gespielt wird, aber indem Moment erklingt das gis ja schon nicht mehr.
Ich denke dadurch, dass der Akkordhintergrund in einem einzigen Moment umschwingt,
statt dass man wie bei dem cis°7 eine Akkord-Dauer lang Zeit hat,
ist die Frage, ob man die enharmonische Verwechslung anwenden darf oder nicht
und daraus auf eine Leittonbeziehung schließen kann, relativ schwierig.
Wahrscheinlich müsste man für dieses Phänomen einen Fachbegriff wie z. B. "plötzliche enharmonische Verwechslung" einführen.
(mir fällt gerade kein anderes Wort außer "plötzlich" ein)
 

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