Achso? Das ging fuer mich aus ... beim besten Willen nicht hervor. Bestenfalls haette man es vielleicht noch aus Deinen Beispielen ableiten koennen.
Und als Chorsaengerin, die hauptsaechlich mehrstimmige Saetze durchaus auch mit gegenlaeufigen Stimmen etc (mit)singt, kann ich es nicht nachvollziehen ...
Naja, ich denke es ist eine Tendenz, daß das Interesse an Satzgesang und anspruchsvoller Mehrstimmigkeit zurückgegangen ist. Das drückt sich am vielleicht am deutlichsten im entsprechenden Teilbereich der populären Musik aus.
Daß der Bereich der Chormusik, insbesondere der geistlichen Chormusik davon nur wenig betroffen ist, versteht sich. Diese Bereiche pflegen ja eher das musikalische Erbe, das bis zu den Altmeistern z.B. Bach und Schütz zurückreicht, die natürlich anspruchsvolle bis geniale Choralsätze geschrieben haben - natürlich mit gegenläufigen Stimmen.
Von den Meistern aus früherer Zeit kann man sehr viel lernen und die populäre Musik ließ und läßt sich unaufhörlich direkt und indirekt von ihnen inspirieren.
Natürlich muß ein Satzgesang in der heutigen Zeit ganz anders klingen, doch seine gewaltigen Möglichkeiten bestehen m.E. nach wie vor. Vielleicht werden die Schätze eines Tages unter neuem Vorzeichen wieder gehoben.
Der Erfolg der "Wise Guys" zeigt, daß Interesse an Mehrstimmigkeit besteht:
Mit ihrem jährlichen Konzert im Kölner Tanzbrunnen brachen sie 2001 einen Weltrekord: Es war mit 12.500 Besuchern das bestbesuchte Vokalkonzert einer einzelnen Gruppe.
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Am 31. Mai 2008 hatten die Wise Guys im Kölner Tanzbrunnen ein Konzert vor 14.000 Menschen das bisher größte Konzert einer A-capella-Gruppe, dessen Eintritt nicht kostenfrei war
Quelle:
Wikipedia
Ich danke sehr für den Hinweis auf die Gruppe, die jedoch bisher nur im deutschsparchigen Raum bekannt ist. Es muß m.E. auch nicht unbedingt a capella sein und gemäß meiner o.g. Hypothese zeigt sich auch bei den "Wise Guys" die Rhythmusbetontheit, in diesem Fall mit Stimmen. Das wiederum kann nur ein unvollkommener Ersatz für eine richtige Rhythmus-Gruppe sein.
Nein - ein mehrstimmiger Satzgesang kann seine spezifische Kraft am ehesten in länger anhaltenden Tönen entfalten. Vielleicht fehlen noch Künstler, die dieses Wirkprinzip in eine aktuelle Harmonik einbringen und nahtlos mit den übrigen Instrumenten sowie dem Leadgesang einer Musikgruppe verbinden.
Bei den von mir o.g. Beispielen (insbes. dem ersten) ist dies entsprechend der damaligen Zeit sehr gut gelungen.
Es ist eben die Frage, ob so ein Projekt heute auf fruchtbaren Boden fallen würde, doch die Antworten, die ich hier erhielt, machen mich wieder etwas optimistischer.
Wenn ich heute mit einem anderen Musikfreak eine Diskussion führe kommen wir auf vielleicht 10-20% an Übereinstimmung an Bands und Künstler die wir überhaupt beide kennen.
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Der eine hört irgendwelche Blackmetal Bands die nie mehr als 100 Tonträger verkauft haben, der andere abgedrehte Breakbeat Sachen, der andere fährt total auf Nerdcore ab während wieder jemand anderes gerade einem Laptop-Künstler fröhnt der Songs aus Youtube-Schnipseln schneidet.
Man muss sich ja nur mal anschauen was es unter den abertausenden an Internet-Radios gibt.
Da hast du die Tendenz der Zersplitterung durch das Internet gut erkannt. Man kann auch sagen, es fällt immer mehr die Vereinheitlichung durch die früher limitierten Verbreitungswege weg.
Dennoch gibt es immer auch zeitspezifische Strömungen. Die zeigen sich am ehesten da, wo für Musik hohe Preise bezahlt werden, und da wo die traditionellen Medien und die Werbung Musik für junge Leute auswählen.
Dass du zu wenig Satzgesänge gefunden hast liegt nur daran dass du noch nicht lange genug gesucht hast, es gibt Musik für jeden Geschmack und das im Überangebot - und Leute die es hören.
Natürlich findet man mehr, wenn man länger sucht und wir haben hier ja auch mehr gefunden. Bisher allerdings noch nichts, wo der Satzgesang in neuer Weise seine Kraft entfaltet. Außerdem ging es mir auch darum, festzustellen, ob die Eingangsthese richtig ist, die ja nicht nur von mir vertreten wird. Vielleicht wird aber der Boden gerade fruchtbarer, auf dem künftig ein neuer Satzgesang aufblühen kann.
Viele Grüße
Klaus