Harman Kurve und Beyerdynamic DT 770 Pro?

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Hallo zusammen,

nehme für unsere Musikkapelle die Konzerte auf und schneide die auf meinem PC zusammen. Das ganze nur mit einem Stereo Mikro für das ganze Orchester (was halbwegs gut gelingt). Da meine Ohren aber nicht mehr ganz amtlich sind und sich JEDES Register immer beschwert, dass man es viel zu leise hört, habe ich mich ein bisschen näher zum Thema Equalizing der Kopfhörer informiert. Studio hab ich keins und auch nicht den Platz für geeichte Nahfeld Monitore. Zu den Zeiten wo ich das mache, muss ich sowieso Kopfhörer verwenden, um meine Familie nicht verrückt zu machen.

Dabei bin ich auf das Thema "Harman Kurve" gestoßen.

Meinen "Beyerdynamic DT 770 Pro" hab ich deshalb angeschafft, weil er so leidlich "neutral" und geeignet sein soll, ohne dass man sein Haus verpfänden muss. Ich bin auch recht zufrieden damit und meine Aufnahmen klingen bei mir auch vernünftig. Die publizierten Übertragungskurven des KH zeigen auch eine grobe Ähnlichkeit mit der Harman Kurve, wenn auch wirklich nur grob. Eine leichte Anhebung im Bass und eine kräftigere in den Höhen. Eine individuelle Messung hab ich ja nicht.

Die Seite https://autoeq.app verspricht, für viele Kopfhörer Modelle geeignete EQ Einstellungen zu berechnen, um mit einem geeigneten Equalizer das Modell möglichst genau an diese Harman Kurve anzupassen und so eine "akustisch flache" Referenz zu bieten, mit der man "neutral" abmischen kann.

Ich habe das ausprobiert, aber ich verstehe wohl die korrekte Vorgehensweise nicht. :rolleyes:

Wenn ich die vorgeschlagenen Korrektur EQ Einstellungen auf meinen KH Ausgang anwende, werden die Bässe und Höhen sehr deutlich reduziert - weil mein KH offenbar über dem "Harman Ideal" eingestellt ist. Wenn ich damit die Aufnahmen so justiere, dass sie "vernünftig" klingen, muss ich genau Bässe und Höhen wieder anheben, allerdings im Audio-Ausgang, also in der zu erstellenden Datei. Damit bekommen alle anderen auch mehr davon ab. Ohne Anpassung der Aufnahme klingt das damit in meinem KH aber dünn.

Die haben aber keinen "neutralisierten" Kopfhörer, oder Lautprecher, sondern eher solche, die diese Bereiche ohnehin schon überbetonen. Ist das dann nicht doppelt gemoppelt? Muss ich zum selber hören, die Korrektur-EQ wieder deaktivieren? Dann sind die Bässe aber deutlich überbetont, was ja eigentlich das genaue Gegenteil davon ist, was ich erreichen wollte. So basslastig dürfte der DT 770 Pro doch eigentlich gar nicht sein.

Ich arbeite unter Linux und da gibt's den "James DSP", der mir genau solche Einstellungen systemweit, außerhalb der DAW erlaubt - und sogar eine direkte Anbindung an AutoEQ hat. Die Profile können da direkt ausgewählt werden. Viele Möglichkeiten, es falsch zu machen, scheine ich zumindest auf Applikations Seite nicht zu haben. Dann liegt's wohl am mangelnden Verständnis.
 
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Hi :hat:

Ich versteh nicht so ganz was dein Ziel ist.

Musik hören, oder Musik mischen? Fürs mischen brauchst du was Lineares, was nicht zwingend besser klingt jedoch ehrlicher. Es zeigt gnadenlos die "Fehler" im Mix auf. Mit einer Korrektur die sich der Harman-Kurve annähert, entfernst du dich von einem linearen Klangbild.
Da meine Ohren aber nicht mehr ganz amtlich sind
Deine Ohren korrigieren? Bei Gehörproblemen korrigiert das Gehirn. Das Gehör eicht sich im Alltag selbst, auch wenn gewisse Frequenzen fehlen. Es ist kontraproduktiv, diese Frequenzen mit einem EQ anzuheben. Das ist dein Gehör nicht gewohnt, und obwohl du diese Frequenzen villeicht nachher besser hören kannst, wird dein Gehirn sagen: Das sind zu viele Höhen, weils mit deinen Hörgewohnheiten im Alltag nicht übereinstimmt.
 
@bebob99

Du hast beschrieben, was passiert, wenn man seinen KH "lernt". Also alles gut.
Wenn Du Frequenzverteilungsanhaltspunkte benötigst, um zu sehen, ob D Dich in der richtigen Range für den Musikstil bewegst, dann empfehle ich eher ein Tool wie Izotpe Tonal Balance Control o.ä.
 
Ich versteh nicht so ganz was dein Ziel ist.
Das Ziel ist, dass es für andere als meine Ohren halbwegs authentisch klingt.

Mein rechtes Ohr hat nach einem Hörsturz eine starke Schwäche in den Höhen. Ein Hörgerät gleicht das halbwegs aus, soweit es akustisch machbar war. Grundsätzlich scheine ich zusätzlich eine genetische Variation zu haben, die einen "nicht normalen" Verlauf der Hörkurve mit einer deutlichen Senke in den Mitten aufweist. Ich kenn's nicht anders, also muss ich das auch nicht kompensieren. Das ist per Zufall bei einer Audiometrie mit 50+ festgestellt worden.

Leider ist es bei uns so, dass "der Taube" die Aufnahme und Bearbeitung über hat. Macht sonst keiner. Das habe ich schon vor dem Hörsturz gemacht, ist an mir hängen geblieben.

Ich versuche, mir so weit wie möglich mit neutralen Komponenten das Leben einfacher zu machen. Kleinmembran Kondensator Mikros mit relativ flachem Verlauf, Kopfhörer mit möglichst wenig Eigenfärbung - alles natürlich im bezahlbaren Hobbybereich. Meine Ambitionen, hier viel Geld zu investieren sind überschaubar.

Wenn die Angleichung an eine Standardkurve hilft, dass das Ergebnis auch auf anderen Geräten mit anderen Audio Komponenten halbwegs authentisch klingt, würde ich die Hilfe gerne in Anspruch nehmen. Zumindest scheint das Versprechen, dass dadurch die gerätespezifischen Unterschiede heraus gerechnet werden und man damit eine wiederholbare Basis hat. Wenn das auf diese Art einen brauchbaren Kopfhörer noch ein bisschen optimieren kann, nehme ich das gerne mit. Wenn es nichts kostet, sowieso. :cool:

Dass offenbar viele Kopfhörer eine zumindest leichte Bass Anhebung haben und ebenso eine in den Höhen, scheint der allgemeinen Erfahrung geschuldet zu sein, dass es so "eben gut klingt". Die Harman-Kurve scheint das statistisch brauchbar abzubilden.

1733385066009.png

Die dicke Kurve ist der Harman-Sollwert, die weiße Kurve der gemessene Verlauf eines (oder mehrerer?) der jeweiligen KH-Modelle, das dunkelblaue der Verlauf NACH der EQ Korrektur. Das würde also bis auf einen schwach kompensierten Dip um die 70 Hz und etwas Variation jenseits der 10k gut passen. Die verschiedenen Messungen von unterschiedlichen Prüfern und auch verschiedenen Varianten der 770er sehen vergleichbar aus, auch wenn sie nicht ganz deckungsgleich sind. Das allgemeine Ergebnis mit dem Dip im Bass und dem Überschuss in den Höhen bleibt bei allen. Insofern denke ich, dass so eine Korrektur auch bei meinem Exemplar ein vernünftiges Ergebnis liefern sollte.

Die Differenz sieht jetzt nicht so dramatisch aus, weshalb es mich doch überrascht, dass der Unterschied so deutlich hörbar ist, vor Allem im Bass Bereich.

Ich möchte nur sicherstellen, dass ich mit so einer Methode die Klangeinstellung am Audio File nicht übertreibe und damit überkompensiere. Es soll ja eben sicherstellen, dass es auch auf anderem Equipment ordentlich klingt und nicht komplett überdreht. Darum die Unsicherheit, ob ich das Verfahren überhaupt richtig anwende. Ich kann zu 99,999% sicher sein, dass keiner meiner Hörer einen vergleichsweise kompensierten Kopfhörer verwendet.

Ich weiß aber auch nicht genau, wie sich die Konzerte auf Seiten des Publikums live tatsächlich angehört haben. Ich sitze ja selbst immer auf der Bühne und hörte demnach alles hauptsächlich aus meiner Register Position. Insofern ist schon das Ziel unklar. :oops:
Ich habe jedenfalls nicht vor, damit CDs pressen zu lassen und ins Vertriebsgeschäft einzusteigen. :rofl:

Wenn Du Frequenzverteilungsanhaltspunkte benötigst, um zu sehen, ob D Dich in der richtigen Range für den Musikstil bewegst, dann empfehle ich eher ein Tool wie Izotpe Tonal Balance Control o.ä.
Ja, das würde mir wahrscheinlich helfen. Izotope ist nicht ganz billig :rolleyes:, läuft zudem nicht unter Linux.

Ich habe auch nur ein Stereo Gesamt Signal, nicht -zig Einzelkanäle, die ich an und abgleichen müsste oder könnte. Gelegentlich hab ich Gesang oder Klavier auf einer extra Spur.
 
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Die Differenz sieht jetzt nicht so dramatisch aus, weshalb es mich doch überrascht, dass der Unterschied so deutlich hörbar ist, vor Allem im Bass Bereich.
Alles gut. Ich habe die Diskrepanz gefunden. :)

In der errechneten Grafik auf der Webseite sieht man die Equalizer Kurve in grün im Bereich bis 5k zwischen -4 und +4 verlaufen.

1733435642498.png

Mein JamesDSP hat mir beim laden die Kurve "normalisiert", so dass der höchste Wert auf 0dB zu liegen kommt. Damit war das ganze Signal im Durchschnitt 3.5dB abgeschwächt.
1733436299611.png


Einen Bosst von +3dB eingestellt und schon ist der Gesamteindruck fast exakt wie vorher, mit eben nur noch subtilen Änderungen im Bass Bereich < 200Hz und Nuancen in den Höhen. Man merkt noch, wenn man den Filter zuschaltet, aber der ursprüngliche Schreck über die drastische Veränderung des Klangs ist weg. DAS glaube ich jetzt.

Dann liegt der KH doch nicht soooo weit von der Harman-Kurve entfernt. Die Aussage, er sei "akustisch ziemlich flach" passt schon. "flach" im Vergleich zum mittleren Hörlevel.
 
hmm ich glaub du hast meine Aussage missverstanden.
Das Ziel ist, dass es für andere als meine Ohren halbwegs authentisch klingt.
(y)
Ich versuche, mir so weit wie möglich mit neutralen Komponenten das Leben einfacher zu machen. Kleinmembran Kondensator Mikros mit relativ flachem Verlauf, Kopfhörer mit möglichst wenig Eigenfärbung
Das finde ich richtig
Wenn die Angleichung an eine Standardkurve hilft, dass das Ergebnis auch auf anderen Geräten mit anderen Audio Komponenten halbwegs authentisch klingt, würde ich die Hilfe gerne in Anspruch nehmen.
Das ist ziemlich widersprüchlich. Oben willst wenig eigenfärbung und mit der Harman Kurve machst du genau das: Du bringst eine Verfärbung rein. Die "Standardkurve" ist linear. Die Harman-Kurve ist eine Erfindung von Herr Harmann. So wie er denkt ist gut. Diese Kurve ist in Fachkreisen sehr umstritten. Macht auch in meinen Augen keinen Sinn.
Ich kann zu 99,999% sicher sein, dass keiner meiner Hörer einen vergleichsweise kompensierten Kopfhörer verwendet.
Genau, daher macht eine solche Kurve für mich keinen Sinn.

Mag sein dass der Durchschnittsmensch diese Kurve als sehr angenehm empfindet, ja. Aber wenn du diese Kurve beim Mischen aktiv hast, bewirkst du nur für dich selbst eine "Klangverbesserung". Was bewirkt, dass du in die gegenteilige Richtung mischst. Angenommen dein Mix hat mit eingeschalteter Kurve zu viele Bässe, was tust du dann? Du ziehst sie vermutlich runter, wirkst damit der Kurve entgegen. Am Ende hast du zu wenig Bässe im Mix, weil du dem Mix mit Standardmässig geboosteten Bässen falsch beurteilen wirst, der Mix ist ja bereits von der Harmann Kurve entfremdet, wie soll man da den Mix beurteilen können?

Wenn du die Kurve als sehr angenehm zum Musik hören empfindest, wirst du mit einer linearen Abhöre ohne Kurve automatisch in diese Richtig mischen, denn da fühlst du dich ja wohl. Somit hast du in einer linearen Umgebung die Kurve quasi im Mix eingebaut, und jeder, egal auf welcher Abhöre wird davon profitieren können. Das ist dann nicht die Harmann Kurve, sondern deine ganz persönliche Kurve, oder anders gesagt: Charakter im Mix



Wie sich das mit einer Hörschädigung alles auswirkt, dazu weiss ich zu wenig, nur dass die Harmann Kurve dir nicht helfen kann. Die für dich spezifisch angepasste Kurve wird nur ein Hörakustiker bestimmen können.
So ausem Bauch heraus würde ich sagen: Alles was für dich normal ist, weil du es nicht anders kennst, da brauchst überhaupt nichts zu korrigieren. Ich denk dein Gehirn macht das bereits.
Wenn du aber bestimmte Frequenzen im alltag vermisst, ich denk da kann man vielleicht was nachhelfen, mit einem EQ. Diese Frequenzen muss man aber erstmal kennen, daher Hörakustiker.
 
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Wenn du die Kurve als sehr angenehm zum Musik hören empfindest, wirst du mit einer linearen Abhöre ohne Kurve automatisch in diese Richtig mischen, denn da fühlst du dich ja wohl.
Dann müsste ich ja im Grunde die Response Kurve MEINES KH gegenläufig parametrisieren, damit die nicht "an Harman", sondern "an Flat" angeglichen wird. Nur so würde ich den Eigenklang wirklich neutralisieren. Machst Du das so?

Die DT 770 Response Kurve liegt eigentlich schon in etwa dort, wo mich die Harman-Kurve haben möchte. Möglicherweise ist das ja der Grund, warum der DT 770 immer wieder als "Klangneutral" beschrieben wird.

"echt flat" ist aber schon sehr weit von meinem Kopfhörer entfernt und wenn ich das richtig verstanden habe, auch von jedem anderen. Ich würde auf diese Art sicherlich wieder reichlich Bass zu mischen und auch Höhen. Im Endeffekt würde das auf einem "normalen, nicht-flachen" Kopfhörer dann zweimal wirken. Einmal mein EQ, + einmal das was der jeweilige Hörer in seinem Gerät noch als Eigenfärbung drauf schlägt.

Ich würde vermuten, dass das dann doppelt korrigiert wäre, oder vom Hörer voraussetzt, ebenfalls ein komplett flaches Ausgabeprofil zu haben. :nix:

Mit meiner physischen Kompensation bin ich eigentlich zufrieden. Nur weil ich rechts ab 2k einen steilen Abfall habe, heißt ja nicht, das ich auf den rechten Kanal immer extra Höhen zu mische. ;) Im Stereo Profil verorte ich das Triangel aber immer zu weit links. :p
 
Dann müsste ich ja im Grunde die Response Kurve MEINES KH gegenläufig parametrisieren, damit die nicht "an Harman", sondern "an Flat" angeglichen wird. Nur so würde ich den Eigenklang wirklich neutralisieren. Machst Du das so?
Genau. Theoretisch ja.
Nein, mach ich nicht so:D Ich hab nen DT1770 ich denk der ist noch etwas linearer als der DT770, aber grundsätzlich ist nichts zu 100% linear. Bei Studiokopfhörern/Monitoren sprechen wir meines Wissens von +/- 3dB über den ganzen angegebenen Frequenzgang gilt als linear, und beide Kopfhörer entsprechen dem.

Im Abhörraum hat der Raum selbst gewaltig grossen Einfluss. Man kann da aufwändige Raumakustikmassnahmen im Raum vorhehmen um das zu verbessern. Perfekt kriegt mans jedoch auch nie hin. Es gibt Software die noch was korrigieren kann, welche heute den Job auch recht gut erledigt, allerdings wird da der Raum mit einem Messmikrofon eingemessen, und die Software strebt die Linearität an.

Eine Restabweichung wird immer bleiben. Wichtig dabei ist, dass man die Schwächen seiner Abhöre, oder in deinem Fall deine Höreinschränkung genau kennt, und sie mit einkalkuliert. Gegebenenfalls auf anderen Abhören gegenhören, hier im Forum den Mix von anderen eine Meinung einholen, Analizer verwenden....
 
Es gibt bei Kopfhörern keine "Standardkurve" und "flach" wäre sie ganz bestimmt nicht. Neutralität bei Kopfhörern ist ein sehr schwieriges Thema. Es haben sich einige Zielkurven entwickelt zB gab es die DF-Curve, also diffusfeldentzerrt. DT880 und K701 gingen so in etwa in die Richtung (nenne ich gern "oldschool-neutral"). Die Harman Curve ist schon deutlich anders, sie hat sich mit der Zeit auch weiterentwickelt und verändert. Sie basiert zum Teil auch aus Hörtests und Umfragen was den Leuten besser gefällt. Auch habe ich mal das Argument in einem Harman interview gehört, viele Leute sind Lautsprecher zuhause gewohnt, die in den Ecken des Raums stehen und somit der Bass verstärkt wird. Ich persönlich finde die Kurve hat etwas zu viel (Tiefen)Bass...

Hier gibt es was zu Lesen zum Thema. Insbesondere unter "Compensations" sowie "Measuring Systems".

Hier noch ein älteres Video zum Thema vom KH-Guru Tyll Hertsens

View: https://www.youtube.com/watch?v=SDRHFNfFCFU...

Es gibt noch die Oratory1990 Settings nach Harman, siehe Hier. Dort gibt es auch verschiedene Presets bei den Beyern für frische und ältere Polster, weil das gerade bei den Beyer DTs einen großen Unterschied machen kann...
 
Machst Du das so?
Im Prinzip zielen ja die ganzen Mittelchen wie IK ARC, Sonarworks usw. darauf ab die Kombination aus Lautsprecher und Raum möglichst neutral zu machen. Ich muss aber sagen, dass ich bisher nicht so überzeugt davon bin und denke, dass man mit einem Klang, den man wirklich gut kennt (vorausgesetzt der Raum hat keine krassen Probleme) genauso klarkommen kann.
 
Ich persönlich finde die Kurve hat etwas zu viel (Tiefen)Bass...
Aber das würde doch dazu führen, dass man beim Abmischen den Bass im Stück eher reduziert, wenn KH und/oder Korrektur EQ eine zusätzliche Bass Anhebung haben.

Je höher der Bass Anteil in der finalen KH Frequenz Kurve ist, desto geringer sollte er im abgemischten Musikstück werden. :unsure:
 
Da meine Ohren aber nicht mehr ganz amtlich sind und sich JEDES Register immer beschwert, dass man es viel zu leise hört, habe ich mich ein bisschen näher zum Thema Equalizing der Kopfhörer informiert.
Mir fallen hier spontan ein paar (vielleicht nicht bis ins letzte ernstzunehmende) Dinge ein:

Wenn bei einer Aufnahme mit einem Stereomic ein Register zu leise ist, dann liegt es daran, dass dieses Register zu leise gespielt hat - zumindest dann, wenn Deine Stereoanordnung auf einem halbwegs neutralen Platz steht. Das Verhältnis der Register untereinander kannst Du in einer Stereoaufnahme nicht verändern - das ginge nur mit Stützmikrofonen und Mehrspuraufnahme.

Es ist übrigens immer (!) so, dass eine einzelne Person oder Gruppe sich beim Abhören einer Aufnahme selber zu leise findet. Deshalb hat jedes ernstzunehmende Mischpult einen sogenannten „Geiler-Knopf“. Dieser macht überhaupt rein gar nichts, wenn man dran dreht, aber mit der richtigen Show dazu bewirkt er, dass derjenige auf einmal völlig zufrieden ist (ja Mensch, Du hast recht, da gehe ich gleich nochmal ran (drehen am Geilerknopf)… aahhh, ja, hörst Du? Ist schon viel besser, oder?).

Alles, was Du hinterher am Frequenzgang der Aufnahme drehst, wirkt auf alles, was zu dem Zeitpunkt gespielt hat. Wenn also der Sänger sich zu matt findet in der Aufnahme und Du Präsenz bei 4k reindrehst, dann klingt er zwar frischer, aber die Becken, die Snare, der Raumhall und alles andere eben auch. Kurz: man kann Lautstärkeverhältnisse bei einer Stereoaufnahme nicht im Nachgang radikal verändern. Das muss bei der Aufnahme passieren: entweder, das zu leise Register spielt lauter oder dessen relative Entfernung zum Mic-Array wird kleiner (Beispiel: Bassstimmen in einem Chor kommen weiter nach vorne in der Aufstellung, so dass das Mikrofon sie lauter im Vergleich zu den anderen aufnimmt).

Nur für den Fall, dass Du mit Mehrspuraufnahme liebäugelst: das Problem bleibt gleich! Jetzt sitzt die Leitstimme des Soprans hinter Dir beim Mischen und sagt: klingt gut, aber wir waren etwas tief. Kannst Du unser Mikro in der Tonhöhe anpassen? Klar, kann man, aber der ganze andere Chor wird dabei auf diesem Mikro auch mit angehoben. Klingt dann noch schlimmer als vorher. Auch hier empfehle ich dringend den Geiler-Knopf!

Ernst gemeintes Fazit: die Mängel bei der internen Dynamik eines Ensembles kann man bei einer reinen Stereoaufnahme nicht nachträglich ausgleichen. Dass geht nur vorher durch Anpassen der internen Dynamik und/oder optimierter Aufstellung von einzelnen Akteuren/Gruppen in Relation zur Mikrofonposition.
 
Für die Register Balance ist unser Kapellmeister zuständig. Ich geh' mal davon aus, dass der das richtig macht. Bei den Konzertwertungen wird er (auch) an dieser Stelle immer sehr gut beurteilt.

Das Mikro steht manchmal genau da, wo ich es aufstellen kann. Bühnenaufbau und Bestuhlung richtet sich nicht nach meinen Anforderungen. Ich bin kein Tonigenieur, habe auch keinen griffbereit. Meine besten Ergebnisse hatte ich bisher mit "3m hinter dem Dirigenten, auf 3m Höhe". Anfangs hatte ich noch kein so hohes Stativ, da waren die Holzbläser zu präsent, Die Stabspiele unterrepräsentiert. Ich hatte schon einiges herum probiert und auch hier Tips bekommen. Ich habe pro Konzert nur zwei Versuche - Generalprobe und Aufführung. Aufstellen, einstellen, am Ende abhören. Entweder es ging gut, oder nicht. Bei Problemen in einem halben Jahr anders machen. Aber darum ging es in meiner Frage gar nicht. Wäre auch der falsche Bereich.

Die Beschwerden der Mitmusiker kommen vermutlich hauptsächlich aus der jeweils völlig unterschiedlichen Eigenwahrnehmung. :cautious:

Da es mir nicht anders geht und ich während der Aufführung auch nicht im Publikum sitze oder am Pult des Dirigenten stehe, habe ich keine Ahnung, wie sich das wirklich anhört. Ich kann nur blind darauf vertrauen, dass meine Komponenten das halbwegs authentisch abbilden.

Und das heißt auch nicht, dass das in der Aufnahme dann gleich WOW! klingt. Das ist oft auch den Aufführungs Gegebenheiten geschuldet.

Wir hatten dieses Jahr eine Aufführung im Innenhof eines kleinen Schlosses. Die Aktusik war der Knaller. Besser als jeder Konzertsaal bisher. Ein kompakter, klarer Klang. Gerade genug Hall, dass es interessant klingt. Nichts verwaschen, keine Echos und man hat während des Spielens quer durch's Orchester alle Stimmen leicht verstanden. Die Aufnahme klingt auch eher nach Studio. Da musste ich praktisch nichts schrauben. Das Gesangs-Mikro habe ich aber extra abgenommen und zugemischt um mehr Nähe zu bekommen. Bei der letzten Aufnahme im Saal habe ich den Gesang über die Bühnen Lautprecher so präsent drauf, dass die extra Mikro Spur nicht mehr verwendet werden konnte. Das wäre zu viel geworden. Deshalb habe ich dort mehr Hall auf der Stimme, wie ich eigentlich brauchen könnte. Ist eben so.

Das ganze ist hauptsächlich eine Dokumentation unserer Auftritte. Aber ab und an gefällt mir eine Aufnahme gut genug, dass ich sie veröffentlichen möchte. Da habe ich dann schon Mindestanforderungen an den "Wow-Faktor". YouTube ist schon voll von schrecklichen Beispielen, die viel mehr nach Amateur und weniger nach Orchester klingen, unabhängig davon, wie gut tatsächlich gespielt wurde. :sick:

Meine ursprüngliche Frage hat sich ja mit der Erkenntnis aus Post # 5 erledigt. Ich habe keine Bedenken mehr, dass ich mit so einer Einstellung etwas grob verstellen würde, ohne es zu merken.
 

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