Grundlagen Gehör

  • Ersteller MathiasL
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Ich möchte nun auch ein wenig mit Gehörbildung anfangen. Ich spiele Gitarre, kann einige Pentas und Tonleitern spielen jedoch beim solieren ist es oft ein nur rauf und runternudeln. Mir fehlt da irgendwie der Bezug zu den Tönen, eben die Gewichtung. Jetzt habe ich schon oft gehört/gelesen und das Gefühl habe ich auch, das mir Gehörbildung weiterhelfen könnte. Hab mir die Beiträge hier durchgelesen und finde das Beschriebene auch sehr gut. Ich habe auch schon mit meinem Gitarrenlehrer darüber gesprochen und er meinte wir sollten demnächste die Intervalle anpacken, das ich diese höre. Jetzt muss ich noch dazu sagen, das ich in Sachen Intervalle und dem ganze Zeug was da noch dahinter steckt bei null stehe. Singen ist bei mir nicht so, bzw. nur bedingt da ich es nicht besonders gut kann und es ist auch sehr anstrengend für mich. Also Lieder mitsingen geht schon aber eben so Tonleitern rauf und runtersingen mit Tonhalten usw. ist sehr anstrengend für mich.

Jetzt meinte mein Lehrer ich sollte mich als erstes mal den Klang der C-Dur Tonleiter verinnerlichen und dann eben die Stufen dazu einprägen. Wie hier beschrieben wird das man sich dazu Bilder im Kopf ausdenken soll finde ich gut, klappt aber nur bedingt. Gut ich habs erst gestern zum ersten mal probiert *G* .

Jetzt wollt ich noch fragen, macht das wirklich Sinn wenn man bei Null steht, mit der C-dur Leiter anzufangen den Klang sich einzuprägen( ok, das ist wirklich kein Problem) und dann die Intervalle dazu definieren. Oder sollte ich mit etwas ganz anderem anfangen ? Als Hilfsmittel steht mir mein PC, Gitarre und meine Ohren bereit. Reicht das ? Soll ich trotz schwierigkeiten, dennoch versuchen es zu Singen ?
 
Ich möchte nun auch ein wenig mit Gehörbildung anfangen. Ich spiele Gitarre, kann einige Pentas und Tonleitern spielen jedoch beim solieren ist es oft ein nur rauf und runternudeln.

Hallo Tri, ich würde an Deine Stelle die Tonleiter auf genau eine Oktave einschränken und nur in diesem Teilbereich spielen. Das bringt Dir zwei Vorteile: einerseits bist Du dann fast gezwungen, andere Tonreihenfolgen und Kombinationen zu spielen ... und Du entkommst dem „sturen“ rauf und runter spielen ... und zweitens bekommst Du genau dann ein Gefühl für den Abstand jedes Intervalls zum Grundton. Dieses Gefühl bekommst Du schwieriger, wenn Du keine klaren Grenzen „oben“ und „unten“ hast. Bei einer Oktave ist die Unter- und Obergrenze jeweils der Grundton!

Die Übung würde ich so anlegen, dass Du das Intervall jeweils zuerst darüber ... dann darunter hörst!

Beispiel (in der Oktave): Grundton mit Quinte ... dann Oktave mit Quinte (die Quinte ist jeweils die gleiche Tonhöhe)

Soll ich trotz schwierigkeiten, dennoch versuchen es zu Singen ?

Das kann ich nur empfehlen. Versteh ich Dich richtig, dass es Dein Ziel ist, das was Du im Kopf hast, dann auf die Gitarre zu übertragen?? In dem Fall ist es hilfreich, wenn Du die Melodie aus Deinem Kopf zunächst singst ... und dann versuchst, sie auf das Instrument zu übertragen.

Es gibt einige Musiker, die ihre Soli mitsingen ... manche so laut, dass es fast schon lauter als deren Instrument ist und schon echt nervig ist .... bei anderen sieht man die Lippenbewegungen und erkennt, dass sie leise oder „innerlich“ mitsingen ...

Jetzt wollt ich noch fragen, macht das wirklich Sinn wenn man bei Null steht, mit der C-dur Leiter anzufangen den Klang sich einzuprägen( ok, das ist wirklich kein Problem) und dann die Intervalle dazu definieren.

Ich hab den Eindruck, Dein Lehrer weiß da schon recht genau, was er Dir empfiehlt. Für mein Verständnis geht es ja jetzt nicht primär darum, dass Du die absolute Tonhöhe von C-Ionisch lernst, sondern darum, anhand der „einfachsten“ Skala die Intervalle (zunächst innerhalb der Oktave) zu hören.

Du könntest Deine Übungen so aufbauen: zunächst C-Penta, dann C-Ionisch ... wenn das sitzt, die C-Moll-Penta, dann C-Äolisch (also C-Moll) ... und schließlich ... wenn diese Intervalle Dir in Fleisch und Blut übergegangen sind, die anderen Modi der Kirchentonleiter auf C bezogen der Reihe nach hernehmen - das hilft Dir sicher auch Dich vom Rauf- und Runternudeln zu lösen. Du wirst dann rasch erkennen und ins Gefühl bekommen, welche Töne, welche Spannung erzeugen ... und welche davon Dir besonders zusagen ... so kommst Du auch Deinem eigenen Stil einen Schritt näher ...

Ansonsten kann ich nur sagen: nimm Dir die Zeit und arbeite Dich durch das erste Post in diesem Thread. Es ist die investierte Zeit tausendmal wert ... und außerdem sehr anschaulich, kurz und klar!

Greetz relact
 
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Na gut dann werd ich mich mal ransetzen und überlegen wie ich das am besten umsetze. THX für die Antwort.
 
Noch ein Lob für deinen Workshop. Ist auch genau das was ich brauche.
Ich habe zusätzlich noch ne Frage:
Ich spiele seit 1 1/2 Jahren Klavier, welches leider relativ stark verstimmt ist. Kann ich mir durch ein verstimmtes Klavier Intervalle falsch einprägen und sollte ich es möglichst schnell stimmen lassen oder stellt das kein großes Problem dar?
 
Hi Kinks!

Das grosse Problem ist, dass Du es überhaupt solange geduldet hast, auf einem verstimmten Instrument zu spielen!! wie konntest Du das aushalten???

Deine Frage hat sich von selbst beantwortet. Du hast schon so lange auf dem klavier gespielt, dass Du, sorry, schon völlig schmerzfrei geworden zu sein scheinst.

Stimmen lassen und Ohren auf, und zwar sofort!!!!!

..Sachen gibts....

Grüße!
 
Ich kann Intervalle irgendwie nicht nach Gefühl höhren.. Habe vor 6 Monaten mit dem Klavierspielen begonnen (mit nahezu 0 Kenntnissen).
Wenn ich ne Melodie aufschreiben will dann summe ich sie und versuche dann durch summen von Intervallen die Melodie nachzubauen und vergleiche das dann mit dem Original zur KOntrolle.

Ich weiß oft schon ungefähr um welches Intervall es sich handeln muss -- rein von der "Entfernung" zwischen aktuellen Ton und dem darauf folgenden.
Aber rein Gefühlsmäßig ist das ja nicht.
Das ist eher so die Methode, "Baue ein Intervall an die bisher gebaute Kette von Intervallen an und vergleiche mit dem Original obs stimmt".
 
Hallo Cirro!

Lies bitte meinen workshop hier !,..oder nochmals ,..denn Du hast noch nicht verstanden, was der Unterschied vom tonalen zum nichttonalen Hören ist. Wenn Dir das klar geworden ist, und Du so ran gehst, (nämlich tonal in Deinem Falle), wie ich beschrieben habe, tust Du Dich ne Ecke leichter!

Es ist einfach viel viel relaxter, wenn Du nicht horizontal(Intervallisch), sondern vertikal( immer die Spannung zum Grundton) hören lernst. Dann macht es zb. nämlich nix, wenn Du mal einen Ton nicht erwischt!!

Grüße!
 
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Ich wollte mich auch sehr, sehr bedanken für den TOLLEn Beitrag über Gehörbildung.

Bei mir ist das nun ja komischerweise so mit Intervallen, dass ich sie einfach höre und weiß, was sie sind.
Da gibt es kein Zweifeln oder Nachdenken, (soll wirklich nicht eigenlobend oder angeberisch klingen), ich höre eine kleine Septime, und weiß nunmal, dass es eine ist.
Dennoch passen die Beispiele zum Beispiel das mit dem Baumstamm, durch den man durchgucken kann, der die Quinte symbolisiert, total gut!
(Ich rede im Moment übrigens von Intervallen, die auf dem Klavier gespielt werden)

Wenn sie gesummt werden, bzw. ich ein Stück höre, bin ich noch nicht so geübt, dass ich ohne Fehler immer den Abstand zwischen 2 gesungen Tönen sagen kann, oder bezogen auf den Grundton.

Naja,
ich werde in Zukunft einige Stücke/Melodien aufschreiben, auch am besten schon harmonisiert,
danke für die vielen Informationnen und Tipps!;)
 
Wow. Ich habe es durchgelesen und für das erste Mal finde ich das ziemlich kompliziert. Ich habe noch eine Menge Arbeit vor mir, was Gehörbildung angeht. Naja, immerhin kann ich schon einige Intervalle sehr genau bestimmen.
 
Hi Michael!

Der Workshop ist echt klasse,danke dafür!
Habe allerdings eine Frage:

Wie genau ist das mit den Intervallreihen gemeint?
Schreibe ich mir dabei alle von jedem Ton in z.B. C-Dur die Sekunden auf-also...C-D,D-E,E-F etc. und singe die dann vom Blatt?
Wie genau meinst Du das mit dem "auf dem Anfangston enden"(Intonation)?Singe ich also C-D-C,D-E-D etc. oder C-D,D-E etc...bis ich das nächste C erreicht habe(Oktav)- soll ich einfach die Oktav "abschließen"?
Den Anfangston darf ich mir doch mit dem Klavier oder der Gitarre vorgeben oder soll ich den gleich richtig vom Blatt intonieren können?:gruebel:

Beste Grüße
Martin
 
Hallo Ibanose!

Anfangs und Endton gleiche Tonhöhe. Intervallreihen sind nicht tonal zu verstehen, eine kurze Sekundreihe könnte so aussehen:

C-cis-dis-d-e-fis-f-eb-db-c.

Erstmal die einzelnen Schritte sauber intonieren, und die Intonation zB. am klavier überprüfen. Erst wenn Du diesen Schritt beherrscht, kommt es in Frage, die gesamte Reihe durch zu singen. Wie gut Du im Gesamten intoniert hast, zeigt dann der Vergleich, um in meinem Beispiel zu bleiben, vom C des Klaviers mit Deinem letzten gesungenen Ton der Intervallreihe.
Anfangston bzw Oktavlage der Intervallreihen sind beliebig. Sie sollten angenehm und ohne Anstrengung zu singen sein.

Grüße!
M a t h i a s
 
hallo mathias,

ich finde deine übungen und vorschläge recht praktisch, aber eines fällt mir doch auf: im teil zum tonalen hören wird nicht klar, dass du die leute (zunächst einmal) weg vom intervallischen und hin zum stufenbezogenen denken bekommen willst. das liegt daran, dass du die stufen nicht klar benennst und später bei den übungen von intervallen sprichst und nicht von stufen.

wenn man eine große terz als quarte hört, ist das ein intervallisches problem und man ist danach (wenn man nur intervalle hören kann) komplett aus der melodie draußen, will sagen: aufgeschmissen. wenn man statt dessen die erste stufe zur dritten hört und danach wieder die erste kommt, kann man die beiden ersten stufen aufschreiben, ohne, dass man sich bei dem anderen ton (den man dann als vierte stufe gehört hätte) vorschnell hätte festlegen müssen.

ich habe dafür ein einleuchtendes system beigebracht bekommen, bei dem man zunächst den tönen in c dur liedanfänge zuweist. also "fuchs, du hast die gans gestohlen" für c, "yesterday" für d, "schlaf, kindchen, schlaf" für e, für f kein liedanfang, sondern die gleittonstrebigkeit zum e, für g "hänschen klein", für a "laterne, laterne" und für h die leittonstrebigkeit.

damit kann man dann herumspielen:
- sich auf eine tonart einschwingen, sich den zugehörigen fuchs vorstellen, den fuchs singen, am instrument kontrollieren, laterne singen, kontrollieren, den gleitton singen, kontrollieren usw.
- sich auf c dur einschwingen, blind eine weiße taste anschlagen, deren stufe erkennen
- ein beliebiges mehrstimmiges stück musik nehmen und eine stimme auf stufennamen singen, die anderen stimmen dazu spielen, die gesungene stimme markieren, das stück nach einiger zeit wieder hervorholen und das gleiche mit einer anderen stimme machen.
- die stufen in gehörter musik erkennen

ich habe mir angewöhnt, für gehörbildungszwecke alles singend auf c dur herunterzubrechen. wenn ich also in ges moll bin und ges as bb des f ges geschrieben steht, singe ich diesen gesmollmajormitgroßerneun (diese aufsteigende tonfolge in g harmonisch oder melodisch moll) auf den silben a ha ce e gis ha. das muss man nicht so machen, aber wenn ich statt dessen auf anderen lauten singe, ergeben sich anchteile. bei einfachen vokalen fehlt der zwang, mitzudenken. stufenziffern sind gut zu singen, aber was mache ich, wenn moduliert wird? funktionen sind zu lang auszusprechen und deshalb unbrauchbar. die echt klingenden tonnamen stehen ja (zumindest beim vom blatt singen) da, stellen also keine herausforderung dar. so kann man außerdem bei jeder musik, die man irgendwo hört, erst einmal annehmen sie sei in c dur / a moll und loshören.

so. genug für meinen zweiten post :)
 
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Wenn wir uns mal folgende kleine Tonfolge betrachten bzw. singen: C-D-B-C,
und die Töne schön lange aushalten, stellen wir fest, dass die Töne D und B
IRGENDWIE um den Ton C kreisen.Man stelle sich z.B vor, es seien Monde,
die um einen Planeten kreisen. Es gibt sie, sie bleiben in ihrer Position, aber wäre da nicht die
Schwerkraft, würden sie doch zu gerne in den Planeten stürzen.
So fühlt es sich bei der Note B so an, dass sie zum Grundton hinstrebt und zwar mit
Vehemenz. Nicht umsonst heisst dieser Ton ja auch Leitton.
Das D hingegen hat die Tendenz abwärts zum C zu fallen, auch gerne über den Umweg nach B, wie in unserer kleinen Tonfolge
(...)

Empfohlene Übungen:

1)Tonleiterstudie: C-D-B-C // C-F-E-C // C-A-G-C // B-C (Oktave über der Anfangsfigur)
Dann wieder abwärts: A-G // F-E-D-C

Jeden Ton lange aushalten und sauber intonieren. Bilder entwickeln, Gewichte erfühlen,..
Es steckt sehr viel hinter dieser kleinen unscheinbaren Melo (Meister Joda lässt grüssen) .

!

Vielen Dank für diesen tollen Beitrag! Ich stehe leider ein bisschen auf der Leitung (offensichtlich gibt es da noch einiges für mich zu tun...) wie die Tonleiterstudie funktioniert. Mal die ersten Töne genommen, ich fange mit dem Grundton an, einen Ganzton hoch, dann einen Ganzton und einen Halbton runter und zurück zum Grundton. Richtig? Dass die Töne zum Grundton streben, höre ich.

Aber wie sind die restlichen Figuren gedacht - jeweils ein 'instabiles' Intervall und dann ein stabiles und dann zurück? Also, ist das eine Quarte hoch, dann zurück auf die Terz und dann auf den Grundton? Dann zur Sexte, auf die Quinte als das nächste stabile Intervall und zurück zum GT? Und dann als letztes 'nur' die grosse Septime und zum Oktavierten Grundton? Bei den Abwärtsfolgen verstehe ich es allerdings gar nicht.

Für jegliche Hinweise sehr dankbar,
liebe Grüsse
Tigana
 
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  • Gelöscht von peter55
  • Grund: Bitte kein Crossposting!, siehe Boardregel #7!

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