Mikros mit gleicher Charakteristik, gleichen Typs und ähnlicher Preisklasse gibt es leider sehr viel mehr als nur ein paar. Damit der Mikrokauf nicht in eine endlose Odyssee ausartet, wird sich der Interessierte Käufer in der Regel auf eine Auswahl beschränken, die einen guten Ruf in Musikerkreisen genießt. Ruf=Image=Marketing.
Ich würde bei speziell dieser Umfrage doch deutlich unterscheiden zwischen Usern, die sich eher als Techniker oder eher als Musiker sehen. Klar, das kann (und soll) nie ganz schwarz-weiß sein... aber grade bei den Tekkies sehe ich generell mehr Rationalität und Nüchternheit beim Equipment-Kauf. Und ein guter Ruf kommt nicht nur durchs Marketing, sondern zum Teil (bei mir persönlich: zu einem großen Teil) auch durch Weiterempfehlungen bewährter Geräte. Auch hier gibts natürlich ganz viele Aspekte zu beachten - Ego-Trips selbstherrlicher Nutzer von teurem Equipment, Leute die ihre Meinung mit jedem Wetterumschwung ändern, Profis die auf dem Stand von vor 20 Jahren stehen geblieben sind, Leute die nur pauschalisierte Aussagen treffen und viele mehr. Da muss ich als Fragender dann halt entscheiden, wie ich welche Antwort bewerte... was dann natürlich auch wieder damit zu tun hat, wie gut ich den Gefragten kenne. (Im RL oder auch virtuell.)
Das nächste Problem. Ein Mikro hat ja im Grunde noch keinen Sound, sondern ist Teil einer Signalkette, angefangen beim Klangerzeuger (Stimme, Instrument) bis hin zu den Ohren des Zuhörers.
Das mit der Signalkette ist natürlich richtig. Dass ein Mikro keinen Sound hat, nicht so ganz. Ein Mikrofon ist ein Instrument. Nur mit dem Unterschied zur Gitarre, Drums, Flügel, Stimme,... usw., dass das Mikro erst eine Stufe später in der Signalkette kommt. Deshalb muss ein Mikro zum reinkommenden Signal passen. Gerade Sängern wird ja immer geraten, ein Mikro zu finden, welches zur Stimme passt. Und Live-Gesangsmikros im Bereich bis zu meinetwegen 170 gibts viele... da hast du recht, da macht's durchaus Sinn, schon mal auf Empfehlungen hin eine Vorauswahl zu treffen.
Das ist das gleiche Thema bei Drums (SM57, MD421 werden da z.B. gerne genannt), Gitarren-Amps (SM57, e906,...) und grade so weiter. Als Techniker hab ich zwei Möglichkeiten:
a) Ich suche mir Mikros, die - mal beim Beispiel Gesang geblieben - möglichst alle Stimmen halbwegs gut abdecken. Einer der wenigen Punkte z.B., die ich persönlich einem SM58 zugestehe, sehr gut zu erfüllen. Das Ergebnis könnte dann durchaus besser sein, aber ich kann damit leben. Ob man für diesen Zweck aber nicht lieber z.B. ein Beta 87 nimmt, ist schon wieder die nächste Frage...
b) Ich lege mir einen großen Pool an und greife je nach Anwendungszweck das passende Mikro raus. Diese Vorgehensweise ist v.a. im Studio notwendig. Und an der Stelle kann ich Laguna gut verstehen wenn er sagt: Marketing egal, Name drauf egal (was den Sound angeht - Support, Haltbarkeit etc. sind ja auch valide Entscheidungspunkte) - ich will ein Mikro, das meinen Soundvorstellungen entspricht, egal was drauf steht, egal wie es aussieht.
Und an der Stelle fällt Marketing in der Gewichtung doch ein deutliches Stück nach unten.
MfG, livebox