Jetzt senf ich da auch mal dazu: die hier ausgesprochene, generelle Warnung vor MPCs finde ich unpassend. Man muß da zwischen alten und neuen MPCs unterscheiden.
Alte MPCs sind 60(II), 2000(XL), 3000 und 4000, neue sind 500/1000/2500(SE)/5000.
Was die alten gemein haben: gut spielbare Pads, Aufgabenteilung durch mehrere Prozessoren/DSPs, stabiles MIDI-Timimg, aber auch wenig Speicher und alte Speichermedien.
Bei den Neuen hat man zwar CF-Karten als Speichermedium, allerdings werden da die früher getrennten Prozessoren für Klangerzeugung und Bedienfeld durch einen einzigen Hauptprozessor mit integriertem DSP ersetzt, der alles erledigen muß, was man leider auch am Timing merkt. Bot die MPC4000 noch samplegenaues Timing, so können das die aktuellen Modelle nicht mehr. Michael hatte an anderer Stelle mal Zahlen gepostet, die iirc von einer Innerclocksystems-Seite stammten.
Die Pads der neuen MPCs sind ein anderes Kapitel, machen keinen Spaß.
Wer eine Maschine fürs Studio sucht, die den Rechner ersetzen kann, sollte sich nach einer weißen MPC4000 umsehen, das ist die beste MPC, die Akai je gebaut hat. Samplegenaues Timing, Riesendisplay, viele MIDI-Anschlüsse und sogar Anschluß für eine USB-Tastatur. Blaue 4000er gilt es zu meiden. Akai hat mit den Blauen versucht, die Produktionskosten der 4000 zu senken, leider aber dabei einen Billigprozessor eingesetzt, der gerne abraucht und für den es keinen Ersatz gibt.
Weiße 4000er sind allerdings schon von den Ausmaßen her ziemliche Brocken. Sowas nimmt man nicht mit, sondern stellt sie ins Studio.
Einen sehr guten Kompromiß stellt in meinen Augen die MPC2000 XL dar. Da sind zwar auch noch Diskette und SCSI dran, sie hat allerdings intern einen IDE-Anschluß, der zwar nur für Wechselmedien gedacht ist (ATAPI), aber entweder den Einbau eines ZIPlaufwerks oder eines Kartenlesers erlaubt. Ich habe meiner einen CF-Kartenleser von Delock spendiert, das funktioniert prima.
Was die alten MPCs auch können und die neuen nicht bzw nur mit JJOS (welches es zB nicht für die 500 gibt): den Klick im Klang ändern und auf einen Einzelausgang legen. Bin ich auch erst durch eine Frage eines Kollegen hier darauf gestoßen.
Eine RM1x gibt einen sehr guten MIDI-Sequenzer ab, will man die Klangerzeugung nutzen, empfehle ich eher die RS7000.
Die Taster der RM1x kann man mit etwas Geschick selbst tauschen, und wenn man weiß, daß man sie viel benutzt, auch Taster mit längerer Lebensdauer einbauen. Falls das von Interesse ist, kann ich die Infos zu den Tastern gerne raussuchen.
Die Roland MC-Modelle sind teils mit Vorsicht zu genießen. Bei der 505 fällt gerne das Display aus und die 909 hat etliche, nie gefixte Bugs, die einem den Spaß verderben können. Das Netz ist voll von entsprechenden Berichten.
Da wäre dann noch BeatThang. Portables Gerät mit offensichtlich interessanten Eigenschaften, aber auch zu einem stolzen Preis.
Des Weiteren wäre da auch noch die DSI Tempest. An sich eine schöne Sache von zwei Herren der ersten Stunde, die es normalerweise können: Dave Smith und Roger Linn. Leider ist das Ding schlicht und einfach nicht fertig, da sollten die dringend mal weitermachen, zumal Roger Linn genau so etwas seiner damaligen Firma das Genick brach: die nie fertige Linn 9000.
Ebenfalls im Hochpreisbereich wäre da der Spectrails 2 zu nennen. Muß man sich anschauen und das Konzept verstehen. Ist nicht für Jeden interessant, aber ein wirklich feines Gerät. Kenne den Drahtzieher der ganzen Sache seit vielen Jahren persönlich, und da stecken seine ganzen Ideen aus der Praxis drin, die er teils schon bei Quasimidi umsetzen konnte.
Blieben noch die Electribes. Inzwischen bei aktuellen Speichermedien angekommen und leider immer noch nicht polyphon, aber nach wie vor eine Empfehlung Wert.
Zu all dieser Hardware ist ein iPad mit entsprechenden Apps eine mehr als brauchbare Alternative, sollte nur mindestens ein ipad2 sein. Wer viel mit Samples arbeiten möchte, sollte auch mehr als 16GB Speicher nehmen, sonst wird's schnell eng. Da gibt's etliches an Apps, die besser sind als manche aktuelle MPC, und auch Peripherie gibt's reichlich. Siehe iOS-Thread in diesem Unterforum.
Da wären zB Beatmaker2, NanoStudio und Electrify zu nennen, die sehr MPC-orientiert arbeiten. Vom Korg gibt's die iElectribe, wurde schon genannt.
Von Akais iMPC, made by Retronyms, läßt man besser die Finger. Die trägt den Namen zu Unrecht. So kann man sich auch ins Knie schießen.