Um nochmal aufs Thema zu kommen:
Ich finde, jeder sich Gitarrist nennende Mensch sollte in der Lage sein, eine Gitarre mit Hilfe EINES Referenz-Tons (E oder A beispielsweise) "brauchbar" sauber durchzustimmen. Ob das nun mit Flageolette-Schwebungen geht (so habe ich das anno dunnemals gelernt) oder schlicht greifen am entsprechenden Bund ist doch egal. Mit "brauchbar" meine ich: Man kann danach mit der Band los-jammen, oder der Freundin auf der Akustik was vorspielen, oder allein ein bisschen klimpern. Aus meiner Sicht immer noch absolut erstrebenswert. JA, auch ich stimme "mal schnell" mit dem Clip-Tuner, aber eine "Grundstimmung" bringe ich nach wie vor per Hand rein. Das dauer nicht lange, man trainiert nebenher die Ohren und einen Erfolgs-Effekt hat man auch (immer dann, wenn man "mit Ohr" nah an der "Wahrheit" ist)!
Also - immer als Schritt 1 eine Gitarren-Saite nach Referentzon/Tuner stimmen (E bietet sich an, weil's ja noch eine E-Saite gibt), Gitarre stimmen, und dann vergleichen. Das 1-2 Mal am Tag gemacht und schwupps kann man es ein Jahr später auch. Wie gesagt, gehört für mich dazu. Spätestens wenn beim Lagerfeuer im Wald mit der hübschen Blondine das Handy mit der Tuner-App gerade leer ist wird man sich wünschen, es gelernt zu haben.
Inwiefern man diverse "wohltemperierte" beziehungsweise "akkordoptimierte" Nachstimm-Aktionen braucht... na, da gehen die Sichten halt auseinander und die Ohren auch. Mir reicht es auf der E-Gitarre im Standard Tuning immer, nach einem guten Stimmgerät (und die meisten heute sind gut) "richtig" zu sein. Dass das dann im Einzelfall etwas "nicht perfekt" ist, gehört für mich zum Klang der E-Gitarre dazu. Ausnahme wäre für mich die Studio-/Aufnahme-Situation, das ist die "Extra Meile" angebracht in Richtung Griffbrett/Akkordfolgen zu optimieren. Im Proberaum oder auch Live hingegen stimmt es sich aber viel leichter auf ein "reines" G als auf "G minus 2 cent".
Auf der A-Gitarre im Open Tuning hingegen regle ich rein nach den Ohren gerne etwas nach. Um den offenen G-Dur-Akkord im Open G Tuning "richtig" klingen zu lassen, muss man die nur drei Töne (G, B-international, D) auf den sechs Saiten gut zusammenbringen. Hier ist die Grundstimmung so entscheidend beim Gesamt-Klang, dass es sich einfach lohnt.