G
Gast 64587
Gesperrter Benutzer
Moin.
Teils aus gegebenem Anlass, teils aufgrund mehr oder weniger genereller Beobachtungen, teils aus rein persönlichem Interesse mache ich mal diesen Thread auf.
Vorab: Ich werde mit relativ deutlichen Worten nicht unbedingt geizen und werde streckenweise die ein oder andere Sache vermutlich auch mal etwas provokant bzw. überzeichnet darstellen. Ich habe aber persönlich auch absolut nichts dagegen einzuwenden, wenn die Antworten ebenso ausfallen, wenn es denn wenigstens argumentativ halbwegs verständlich (und im besten Fall überzeugend) bleibt.
Auch noch vorab, bevor mir wieder Selbstgefälligkeit, Arroganz oder sonstwas unterstellt wird: Ich kann seit knapp 20 Jahren vom Musik machen leben (von gelegentlichen Unterrichtszulagen mal abgesehen), beackere da ein relativ bunt gefächertes Gebiet, das umschließt Tanzmusik, Cover, Theaterkram, eigene Geschichten, Jam-Zeugs, etc. Details bei Bedarf. Ich sage das nicht, um mir auf die Schulter zu klopfen sondern um zu verdeutlichen, dass ich einigermaßen firm in der Materie bin.
Ich werde hier (nicht gleich in diesem ersten Posting, sondern eher Stück für Stück) mal einfach ein paar Sachen aufgreifen und kommentieren, streckenweise vermutlich ohne wirklich inhaltlichen Zusammenhang. Sachen, die mir über die letzten Jahre vermehrt aufgefallen sind und über die ich mich doch ziemlich wundere.
Gut, ich fange einfach an.
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Der ewige Nachspieler
Schaue ich mir hier gewisse Threads an (ich nenne absichtlich keine konkreten, werden aber sowieso die meisten wissen), dann sollte es per Threadtitel an sich darum gehen, gitarristisches Können zu demonstrieren.
Das ist auch schön und gut. Könnte auch interessant sein. Ist es aber in 90% aller Fälle absolut gar nicht, weil da irgendwelches Zeugs 1:1 nachgespielt wird. Äh ja, das höre ich mir ja dann total gerne an. Etwas, das mit Musik machen gar nix zu tun hat sondern auch programmierbar bzw. von einem gut dressierten Affen realisierbar wäre. Etwas, das der Originalkünstler ja meistens schon in Perfektion dargeboten hat.
Die große Frage, die sich mir stellt: Warum macht man sowas?
Für mich gibt es ganz genau 2 Gründe, weshalb ich etwas 1:1 nachspiele:
1) Ich bekomme dafür Kohle. Ein sehr guter Grund. Passiert auch genau so.
2) Ich will etwas lernen. Auch ein sehr guter Grund. Passiert ebenfalls.
Grund 1) bedarf wohl keinerlei weiterer Erläuterungen, Grund 2) hingegen schon.
Denn mit dem bloßen Nachspielen ist es ja überhaupt nicht getan. Das ist, wie gesagt, eine rein technische Angelegenheit, kann jeder (ok, eine gewisse Mühe und gewisse physische Grundbedingungen vorausgesetzt), im besten Fall selbst ein Schimpanse. Wenn ich daraus wirklich etwas lernen will, dann sollte eigentlich folgendes geschehen:
a) Ich höre mir den Kram selber raus. Definitiv auch noch die beste Art praktisch angewandter Gehörbildung.
b) Ich analysiere das nachgespielte Zeugs auf eine Art und Weise, dass ich das Prinzip dahinter erkenne und es auf meine eigene Musik anwenden kann.
Wenn ich mir aber die ganzen YouTube (und streckenweise eben auch hiesigen) Helden anhöre, dann habe ich meine (vermutlich berechtigten...) Zweifel, dass weder a) noch b) überhaupt geschieht.
Gegen a) spricht die permanente Suche nach irgendwelchen Tabs und dgl. (man möge mich gerne eines besseren belehren).
Gegen b) spricht, dass ich noch von so gut wie niemandem bspw. einen Vortrag "im Stile von" gehört habe. Ich habe mich sogar gelegentlich schon angeboten, Backings zu erstellen (soweit innerhalb meiner Möglichkeiten), damit dann werauchimmer "im Stile von" darüber seinen Beitrag abliefern könnte. Die Resonanz war/ist bisher exakt gleich null.
Deshalb bleibt die Frage bestehen: Warum nachspielen?
Ich habe auch schon gewisse Antworten gesehen, die ungefähr so lauteten: "Wenn ich genug Kram nachgespielt habe, dann kann ich mich danach mit dem nötigen Handwerkszeug bewaffnet eigenen Sachen widmen." Äh... wieso jetzt? Das ist argumentativ so unglaubwürdig, wie's nur geht. Es gibt dafür ganz genau keine Rechtfertigung.
Eigenes Zeug kann ich auch machen, wenn ich gerade mal imstande bin, 4-5 Noten auf der Gitarre zu spielen. Warum also erst etliche Werke nachdudeln?
Ok, da ist noch das Ding mit der Disziplin. Davon erfordert es einiges, wenn man irgend so'n sauschwieriges Sologezeister hinbekommen will. Vor dieser Disziplin ziehe ich auch in der Tat meinen Hut, denn ich besitze sie selber nicht. Aber: Man kann genau diese Disziplin auch ohne weiteres kreativer und effektiver einsetzen.
Ich weiß wirklich keine weiteren Gründe, außer dass jemand zum (weiteren, unter tausenden...) YT und/oder Forums-Helden werden will oder vielleicht irgendwelche Kumpels beeindrucken möchte.
Für das Mitspielen in Bands oder für's eigene Musizieren braucht man den ganzen Nachspielkram jedenfalls exakt gar nicht (es sei denn, man bekommt eben geile Kohlen dafür).
So, ich habe noch etliche andere Gitarristen- (bzw. Musiker-) Typen auf Lager, bei denen ich auch immer nicht weiß, was ich noch sagen soll, aber für jetzt soll's mal reichen.
Ich bitte um Meldungen, gerne auch sehr kontroverse. Und keine Sorge, man darf mir auch gerne sagen, dass ich ein altbackener, ahnungsloser, idealistischer Vollspinner bin. Ich nehm's niemand übel.
Gruß
Sascha
Teils aus gegebenem Anlass, teils aufgrund mehr oder weniger genereller Beobachtungen, teils aus rein persönlichem Interesse mache ich mal diesen Thread auf.
Vorab: Ich werde mit relativ deutlichen Worten nicht unbedingt geizen und werde streckenweise die ein oder andere Sache vermutlich auch mal etwas provokant bzw. überzeichnet darstellen. Ich habe aber persönlich auch absolut nichts dagegen einzuwenden, wenn die Antworten ebenso ausfallen, wenn es denn wenigstens argumentativ halbwegs verständlich (und im besten Fall überzeugend) bleibt.
Auch noch vorab, bevor mir wieder Selbstgefälligkeit, Arroganz oder sonstwas unterstellt wird: Ich kann seit knapp 20 Jahren vom Musik machen leben (von gelegentlichen Unterrichtszulagen mal abgesehen), beackere da ein relativ bunt gefächertes Gebiet, das umschließt Tanzmusik, Cover, Theaterkram, eigene Geschichten, Jam-Zeugs, etc. Details bei Bedarf. Ich sage das nicht, um mir auf die Schulter zu klopfen sondern um zu verdeutlichen, dass ich einigermaßen firm in der Materie bin.
Ich werde hier (nicht gleich in diesem ersten Posting, sondern eher Stück für Stück) mal einfach ein paar Sachen aufgreifen und kommentieren, streckenweise vermutlich ohne wirklich inhaltlichen Zusammenhang. Sachen, die mir über die letzten Jahre vermehrt aufgefallen sind und über die ich mich doch ziemlich wundere.
Gut, ich fange einfach an.
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Der ewige Nachspieler
Schaue ich mir hier gewisse Threads an (ich nenne absichtlich keine konkreten, werden aber sowieso die meisten wissen), dann sollte es per Threadtitel an sich darum gehen, gitarristisches Können zu demonstrieren.
Das ist auch schön und gut. Könnte auch interessant sein. Ist es aber in 90% aller Fälle absolut gar nicht, weil da irgendwelches Zeugs 1:1 nachgespielt wird. Äh ja, das höre ich mir ja dann total gerne an. Etwas, das mit Musik machen gar nix zu tun hat sondern auch programmierbar bzw. von einem gut dressierten Affen realisierbar wäre. Etwas, das der Originalkünstler ja meistens schon in Perfektion dargeboten hat.
Die große Frage, die sich mir stellt: Warum macht man sowas?
Für mich gibt es ganz genau 2 Gründe, weshalb ich etwas 1:1 nachspiele:
1) Ich bekomme dafür Kohle. Ein sehr guter Grund. Passiert auch genau so.
2) Ich will etwas lernen. Auch ein sehr guter Grund. Passiert ebenfalls.
Grund 1) bedarf wohl keinerlei weiterer Erläuterungen, Grund 2) hingegen schon.
Denn mit dem bloßen Nachspielen ist es ja überhaupt nicht getan. Das ist, wie gesagt, eine rein technische Angelegenheit, kann jeder (ok, eine gewisse Mühe und gewisse physische Grundbedingungen vorausgesetzt), im besten Fall selbst ein Schimpanse. Wenn ich daraus wirklich etwas lernen will, dann sollte eigentlich folgendes geschehen:
a) Ich höre mir den Kram selber raus. Definitiv auch noch die beste Art praktisch angewandter Gehörbildung.
b) Ich analysiere das nachgespielte Zeugs auf eine Art und Weise, dass ich das Prinzip dahinter erkenne und es auf meine eigene Musik anwenden kann.
Wenn ich mir aber die ganzen YouTube (und streckenweise eben auch hiesigen) Helden anhöre, dann habe ich meine (vermutlich berechtigten...) Zweifel, dass weder a) noch b) überhaupt geschieht.
Gegen a) spricht die permanente Suche nach irgendwelchen Tabs und dgl. (man möge mich gerne eines besseren belehren).
Gegen b) spricht, dass ich noch von so gut wie niemandem bspw. einen Vortrag "im Stile von" gehört habe. Ich habe mich sogar gelegentlich schon angeboten, Backings zu erstellen (soweit innerhalb meiner Möglichkeiten), damit dann werauchimmer "im Stile von" darüber seinen Beitrag abliefern könnte. Die Resonanz war/ist bisher exakt gleich null.
Deshalb bleibt die Frage bestehen: Warum nachspielen?
Ich habe auch schon gewisse Antworten gesehen, die ungefähr so lauteten: "Wenn ich genug Kram nachgespielt habe, dann kann ich mich danach mit dem nötigen Handwerkszeug bewaffnet eigenen Sachen widmen." Äh... wieso jetzt? Das ist argumentativ so unglaubwürdig, wie's nur geht. Es gibt dafür ganz genau keine Rechtfertigung.
Eigenes Zeug kann ich auch machen, wenn ich gerade mal imstande bin, 4-5 Noten auf der Gitarre zu spielen. Warum also erst etliche Werke nachdudeln?
Ok, da ist noch das Ding mit der Disziplin. Davon erfordert es einiges, wenn man irgend so'n sauschwieriges Sologezeister hinbekommen will. Vor dieser Disziplin ziehe ich auch in der Tat meinen Hut, denn ich besitze sie selber nicht. Aber: Man kann genau diese Disziplin auch ohne weiteres kreativer und effektiver einsetzen.
Ich weiß wirklich keine weiteren Gründe, außer dass jemand zum (weiteren, unter tausenden...) YT und/oder Forums-Helden werden will oder vielleicht irgendwelche Kumpels beeindrucken möchte.
Für das Mitspielen in Bands oder für's eigene Musizieren braucht man den ganzen Nachspielkram jedenfalls exakt gar nicht (es sei denn, man bekommt eben geile Kohlen dafür).
So, ich habe noch etliche andere Gitarristen- (bzw. Musiker-) Typen auf Lager, bei denen ich auch immer nicht weiß, was ich noch sagen soll, aber für jetzt soll's mal reichen.
Ich bitte um Meldungen, gerne auch sehr kontroverse. Und keine Sorge, man darf mir auch gerne sagen, dass ich ein altbackener, ahnungsloser, idealistischer Vollspinner bin. Ich nehm's niemand übel.
Gruß
Sascha
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