Gitarrenbau ist eine eigene Welt und ich muss sagen, mindestens so interessant, wie eine Gitarre zu spielen.
Einen Anfang mit einem "Bausatz" zu wagen, halte ich für eine gute Idee. Immerhin lernt man so, wie eine Gitarre aufgebaut ist, wie man die Parts montiert, einstellt, lötet uw. - alles ohne großen Aufwand oder teure Werkzeuge. Vor zwei Jahren bestellte ich mir einen Bausatz bei ebay für gerade 79,- Euro und ich war sehr positiv überrascht. Der Korpus war richtig schön verleimt und besaß auch eine ansprechende Maserung (Esche). Der Hals stellte jedoch die üblichen Probleme dar und wurde vorerst zur Kopfnuss: Er war natürlich nicht eingestellt und die Bundstäbchen sehr schlecht bzw. überhaupt nicht abgerichtet. Aber auch diesen Arbeitsschritt habe ich dann gemeistert und es stellte sich das bekannte Glücksgefühl ein, wenn man etwas erfolgreich abschließen konnte.
Eine eigene Gitarre zu bauen ist jedoch viel schwieriger. Wie schon einige hier geschrieben haben, braucht man entsprechendes Werkzeug. Mit einem billigen Fräser aus dem Baummarkt oder gar mit einem Dremel wird das Ausfräsen am Korpus zu einer echten Ausdauerleistung (Fächer für Elektronik, Pickups usw.). Bei der Halstasche wird dann auch noch absolute Präzision gefordert, was mit Hobbywerkzeugen und keinem geeigneten Arbeitsplatz einem Anfänger alles abverlangt (d.h. durch handwerkliches Geschick ausgeglichen werden muss). Weiterhin muss man die Mensur und die entsprechende Bundierung berechnen, sofern man auch den Hals selbst aus einem Rohling aufbauen will.
Mein Schwiegervater, ein gelernter Zimmermann (also ein Schreiner fürs Grobe
), sollte mir einen Korpus bauen. Er war voreilig, hatte das Verständnis für das Instrument nicht und versaute diesen "Auftrag" dann auch komplett. Die Halstasche war zu hoch und die Mensur nach Augenmaß berechnet. Am Ende paßte nix und der Korpus stellte nur ein Möbelstück dar. Auf meine Kritik reagierte er dann verärgert und ein schöner Familienstreit nahm seinen Lauf.
Nun, ihr seht an dem extremen und hoffentlich (aus eurer Sicht) auch lustigen Beispiel, dass dies keine Arbeit für jedermann ist. Man muss die Muse haben, sich die Grundlagen aneignen und darf sich auch vor mehreren Fehlschlägen nicht fürchten.
Eine Kosten-Nutzen-Rechnung kann hier nicht greifen, da der Gitarrenbau (besonders im Hobbybereich) eine Leidenschaft ist (die Leiden schaft
).
Also mein persönliches Fazit: Ein Bausatz kann (wenn man nicht darauf angewiesen ist, im Anschluss ein funktionierendes Instrument zu besitzen) ein sehr günstiger und lehrreicher Einstieg in die Welt des Gitarrenbaus sein. Eine Gitarre aus einzelnen, gebrauchten Teilen zu basteln und damit ein Unikat zu erhalten ist auch noch eine günstige Möglichkeit.
Der eigentliche Gitarrenbau, d.h. alles selbst zu erstellen, rechnet sich nur dann, wenn die Gitarre gelingt und damit ein brauchbares Unikat entsteht, auf das man dann mit Recht besonders stolz sein kann. Wer allerdings Kosten sparen möchte läßt die Finger vom Selbstbau. Eine Squier Bullet für gerade mal 100,- Euro ist aus ökonomischer Sicht mit Sicherheit nicht zu topen.
Wer sich am Gitarrenbau versuchen möchte, dem sei das Buch "E-Gitarrenbau" von Martin Koch ans Herz gelegt.
Hier bekommt ihr dann z.B. das Holz:
http://www.espen.de/
und hier z.B. die Hardware:
http://www.rockinger.com/index.php?list=WG061
Viel Erfolg!
Andreas