[Gitarre] Harley Benton - HB-35-CH Vintage Series

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Liebe Musiker-Board Leser,

Wie einige von euch schon im Bilder-Thread mitbekommen haben, habe ich mir im Dezember 2015 eine Harley Benton HB-35 Gitarre gekauft, wie treffend angemerkt wurde, eigentlich kein Instrument meiner Preisklasse, doch wie es dazu kam und was mich zum Kauf bewogen hat, der Entscheidung sie zu behalten, und was mittlerweile aus ihr geworden ist, möchte ich euch hier ausführlich schildern.

06.jpg


Vorgeschichte:

Bis noch vor wenigen Jahre habe ich das Thema Semi / ES-Style Gitarre erfolgreich ignoriert, im Juli 2014 hat es doch dann "Klick" gemacht, als ich mir die Stormy Monday ES, aus dem französischem Custom Shop "Wild Custom Guitars" gekauft habe.
Dem Kauf war rein der Optik geschuldet, und anfangs hatte ich richtig grosse Schwierigkeiten mit dem Instrument, was zum einen mit der Grösse der Gitarre zu tun hatte, aber auch mit der der für mich noch ungewohnten Bespielbarkeit, und den Einsatz den ich leisten mußte, um die Gitarre zum klingen zu bringen, ich wollte sie sogar schon wieder verkaufen, aber über die Monate hinweg ist sie mir so ans Herz gewachsen, und ich habe sie schätzen und auch spielen gerlernt, der Prozess hat ca 6-8 Monate gedauert und jetzt ist sie ein fixer Bestandteil meiner kleinen Sammlung, und sie ich nicht mehr missen möchte. und seitdem ist das Thema Semi/ES-Style Gitarre erst relevant für mich geworden. nicht um die Wild Custom Stormy Monday zu ersetzen, sondern um meine Sammlung um Klangfarben zu erweitern.
Ich bin jemand, der seine Gitarren nebst dem Klang, auch nach der Optik aussucht, und das Problem das ich bei ES Style Gitarren im Preisbereich von unter 1000€ habe, ist das viele für mich optisch einfach nicht meiner Idealvorstellung entsprechen.
Eine Ausnahme davon war die Hagström Viking Deluxe Tremar, wo ich auch hier schon ein Review geschrieben habe.
Allerdings hatte die Hagström ein Bigsby Tremolo und einen recht schmalen Hals, der mir auf Dauer nicht gut gelegen ist, und ich deshalb die Gitarre wieder verkauft habe.

Und andere ES-Style Gitarren die mir gefallen hätten wie Tokai, Edwards, FGN, etc, waren mir dann schlicht und einfach zu teuer, oder die günstigeren Modelle, zb Epiphone haben eine, in meinen Augen recht unschöne und unproportoniert grosse Kopfplatte., tja, das Auge isst halt eben doch mit.
Dann bin ich über Zufall, naja mehr oder weniger zufällig, über Harley Benton gestolpert, zum einen mein Freund Michael aka @JuppZupp99 ,
der mir über seine Harley Benton(s) (damals Einzahl, heute Mehrzahl) erzählt hat, und mit unzähligen Videolinks zu Harley Benton die Mailbox geflutet hat, und noch die Unterhaltung mit meinem Freund Hans @shreed´s (der sich übrigens auch eine HB-35, in Sunburst gegönnt hat) und nicht zu vergessen auch noch der Bericht auf Bonedo, der mir vor die Nase gelaufen ist, und den Hype den Gitarren von Harley Benton hier im Forum schon fast haben konnte ich mich auch nicht entziehen.

Da war sie, schön von Bonedo ins Szene gesetzt, die wunderschöne rote, mit Bindings verzierte HB-35, und schön klein kompakt gehaltener Kopfplatte, kurzer Check auf Thomann, 149€, im Set mit Koffer nur 199€, was wartest du noch, auf Gut Glück bestellt, zurückschicken bei Nichgefallen kann man ja immer noch, und mal anschauen wie das Instrument so ist.


der Erste Eindruck

Wenige Tage nach der Bestellung wurden vom Postmann 2 grosse Pakete geliefert, eines mit dem Koffer, und ein Karton mit der Gitarre, ich hatte schon Bammel das die Gitarre eventuell zu schlecht verpackt sei und so schaden während des Transports nehmen hätte können, aber zum Glück ist nichts passiert, soweit greife ich mal vor.
Also erstmal ausgepackt, da lag sie nun vor mir, mitten im Karton inzwischen von kaputten und zerbrochenem Stryopor, lachte sie mich an in ihrem schelschmischen Rot, so wild und so unschuldig zu gleich, ein hübsches Instrument ist sie ja, das muß man ihr lassen.
Also rasch von Schutzfolien und Styroporflankerl befreit, und aus dem Karton gehoben, gleich ein schlechter Eindruck, huch, die ist aber Schwer.. die Küchenwaage bestätigt mein Gefühl, fast 4kg, ein ganz schöner Brocken, ich hatte mir eigentlich ein Gewicht von 3.3kg bis 3.6kg erwartet,bzw gewünscht, die Gitarre die bei Bonedo getestet wurde wiegte auch etwa 3.6kg. nun gut, fast 4kg, gucken wir weiter.
Der Hut des 3-Wege Toggleswitches war abgebrochen, und kullerte wohl irgendwo in der Schachtel rum, aufgetaucht ist er bis heute nicht, vielleicht war er auch gar nicht drauf?
Zum Koffer äussere ich mich nur kurz, der passt ganz genau, ist nix besonders, aber ein guter Schutz um die Gitarre zu transportieren oder Lagerung zuhause.

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(kurz nach dem auspacken, die Schutzfolien sind sogar noch alle drauf)

Auf der Gitarre baumelte ein Thomann Anhänger, das Instrument wurde bei Thomann kontrolliert, aha, dachte ich mir, nicht schlecht, die tun sich also was an, Hänger abgenommen und die Gitarre ins Musikzimmer gebracht und genau inspiziert:

Saitenlage: unmöglich hoch
Saiten: uralt und korodiert, kein Wunder, die Gitarre wird schon eine ganze Weile auf Reise gewesen sein bis sie bie mir angekommen ist, aus Asien mittels Container und Schiff mehrere Wochen nach Europa, das zieht Saiten schon in Mitleidenschaft.
Grundsätzlich ist das erste, was ich bei einem neuem Instrument mache, die Saiten runter, Das Instrument und vorallem das Griffbrett gründlich reinigen, und dann neue Saiten rauf.

Bei der Inspektion ist mir aber gleich augefallen, so wird das nix, der Sattel war so schlecht gekerbt, zum einen ungleichmässig, und zum anderen viel zu hoch, dh. eine Gute Saitenlage und Intonation an den ersten Bünden wäre so unmöglich gewesen.

Die Halskrümmung war auch jenseits von gut und Böse, aber das kann man mit wenigen Handgriffen nachstellen, gesagt-getan.
Dann das Instrument mal gestimmt, Eindruck zu den Mechaniken: sehr gut, laufen sauber und gleichmässig, das war eine positive Überaschung.
Anschliessend an den Kemper KPA angestöpselt und trotz alles andere als guten Spielbarkeit versucht ein wenig auf ihr zu spielen.

Dabei habe ich auch kontrolliert ob die Elektronik einwandfrei funktioniert, die Potis alle rauf und runter gedreht, den 3 Wege Schalter ausprobiert.
Elektronik funktioniert wie es sollte, sehr gut, keines der Poti kratzt, alle 4 laufen sauber und angenehm, der Drehwiderstand ist nicht zu leicht, und nicht zu schwer, gerade richtig, sehr schön!

Was mir an der Gitarre sehr gut gefällt ist die Position des Toggle Switches am oberen Horn, und nicht wie bei der Originalen ES-335 unten neben den Volume und Tonereglern, ich finde diese Position am oberen Horn für mich praktischer, da ich es so von meinen Single Cuts auch gewohnt bin dort die Pickups umzuschalten.

In dem Zustand wie sie ausgeliefert wurde, war an viel Spielen noch nicht zu denken, trotz korrekt eingestellter Halsrkümmung, war die Saitenlage jenseits von Gut und Böse, und noch dazu schnarrte sie bei vielen Bünden extrem.
Die Bünde waren alle rau, matt und kratzig, Bendings zu spielen war ein Graus, und allesamt ein schreckliches Spielgefühl, Nach 3-4 Minuten spielen waren nicht nur die Saiten wieder ausser Stimmung (schlecht gekerbter Sattel), sondern meien Fingerkuppen waren auch noch schwarz, bäh. erstmal Hände waschen.

Nun zum Optischen Check, die Lackierung und das Binding wurden recht sauber ausgeführt, es gibt zwar eine Handvoll kleinere Unsauberkeiten im Lack, aber das stört nicht weiter und fällt einem nur auf wenn man ganz genau hinguckt. man sieht auch nur wenn man ganz genau hinsieht, das die F-Löcher nicht ganz sauber gearbeitet sind, und auch noch Reste von Schleifmittel? dran klebt, ebensolche Reste findet man im inneren des Korpus wenn man durch die F-Löcher reinguckt.

Der Rahmen für den Halstonabnehmer war um 180° verdreht eingebaut, das scheint aber beabsichtigt zu sein, auf vielen Fotos im Netz kann man das auch auf anderen HB-35 Gitarren sehen, aber ich finds andersrum stimmiger und schöner, weshalb der später noch umgedreht wurde.

Wer die CNC- Programmierung für die Pickguardform gemacht hat, gehört schleunigst in eine Nachschulung, oder wird dort nicht gelernt das man auch Kurven programmieren kann? also die Form des Pickguards ist hier wirklich sehr kantig und unschön geraten, Bei Zeiten lasse ich mir mal ein neues anfertigen, oder versuche dieses ein wenig runder zu schleifen, Ausserdem ist bei dem Pickguard noch eine dicke Delle im Plastik, da ist wohl jemand bei der Montage des Halstonabnehmers mit dem Akkuschrauber ausgerutscht .
Man kann das Pickguard auch abnehmen, dann wirkt die Gitarre ingesamt etwas moderner, aber ich hatte das Gefühl das sie dann etwas leer aussieht, also habe ich das kantiges Pickguard wieder drauf motiert.

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(Reste vom Scheifmittel? im inneren der Gitarre und am F-Loch)

Collage_3.jpg

(schaut euch mal das Ende vom Griffbrett an, ziemlich eigenartig abgerundet)

Die Farbe ist hier ein schönes starkes, sattes Rot, das eher an ein Candy Red erinnert, als an Cherry-Red, leicht transparent so das die Holzmaserung durchscheint, vom optischen Gesichtspunkt sieht man ihr den Preis nicht an, sie wirkt sehr hochwertig (wie der Schein trügt).

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Soweit so gut, nun mußte ich mich entscheiden wie es weitergehen soll,
A) ich schicke das Instrument zurück, und lasse mir mein Geld zurücküberweisen
B) Instrument geht zurück, und bestellt sich ein Austauschinstrument
oder C) ich stelle mich der Aufgabe und motze die Gitarre nach bester Tim Taylor Manier auf

B) stand leider nicht mir zur Option, da die letzte "rote" wohl meine war, und die Gitarre aktuell nicht mehr verfügbar ist, ausserdem mache ich zeitgleich dazu eine Odysee mit einem Marcus Miller V7 Jazz Bass durch, welche sich schon seit November 2015 hinzieht, und noch immer nicht zu Ende ist, auf welches ich bei der Harley Benton mit ewigem Hin und Her und Schriftverkehr vezichten wollte.
Mir war klar, wenn ich mich für C) entscheide, werden die ganzen Upgrades und Arbeiten weit mehr kosten, als das Instrument selber.

Ich hab mich dennoch für C) entschieden, und zwar aus folgenden Gründen:

-) ich bastle und upgrade gerne, und mache so wertvolle Erfahrungen und lerne dazu, ausserdem ist es Spannend und immer ein wenig eine Risiko, weil man oft nicht genau weiss, was passiert (zb Hardware tausch)
-) meines Erachtens eine gute Grundsubstanz aus der man ein geiles Instrument machen kann
-) sie gefällt mir optisch richtig gut (kein unwesentlicher Punk)
-) Der Hals fühlte sich für mich sehr gut an, schön kräftig und nicht so schlank wie bei der Hagström, für mich ein sehr wichtiger Punkt, der Hals liegt mir einfach sehr gut in der Hand
-) würde ich mir eine Gitarre im Preisbereich von 300-500€ kaufen, würde ich, so wie ich mich kenne auch upgraden und optimieren müssen , und würde am Ende auf ähnliche hohe Mehrkosten kommen, so gesehen habe ich bei der Harley Benton um 149€ einen guten Preisvorsprung.

Eines muß einem natürlich bewusst sein, die ganzen Arbeiten, für die man jemanden engagieren muß, weil man sie nicht selbst ausführen kann oder möchte, ist Geld, das man investiert und nicht wieder bekommt, am Ende steht immer noch Harley Benton auf der Kofplatte, und wenn für jemanden wichtig ist, das ein prestigeträchtiger Name auf der Kopfplatte steht, ist das der Weg C) bestimmt nicht der richtige.

Hardware tauschen ist sogesehen weniger kostenintensiv, weil sollte man die Gitarre irgendwann wieder hergeben, kann man immer noch gegen die Originale Hardware zurücktauschen, und die gute Hardware für etwas anderes verwenden, oder getrennt verkaufen.

Schadensbegrenzung, Phase 1


Soweit so gut, ich hab dann gleich Nägel mit Köpfen gebracht, und die Gitarre am nächsten Tag zu mittag gleich zum meinem Gitarrenbaumeister Alexander Höfinger, aka Ubermeister Guitars gebracht, und folgende Arbeiten in Auftrag gegeben:
-) Bünde abrichten und polieren
-) Sattel tauschen, gegen Knochensattel
-) Setup und Einstellen
-) natürlich neue Saiten (Ernie Ball 10-46er)
-) TrebleBleed Mod am Hals Tonabnehmer Volume Poti
-) Halstonabnehmerrahmen umdrehen
-) 3-Wege Schalter tauschen

der verbaute 3-Wege Schalter funktionierte zwar trotz abgebrochenem Hüttchen, ist aber einer der sehr klapprigen Sorte und das laute klackern hat mich schon gestört, da ich doch recht viel hin und herschalte, DA ist mir eine gute, solide Haptiksehr wichtig, also habe ich diesen auch gleich gegen einen guten von Göldo mittauschen lassen.

Wenige Stunden später am selben Tag rief mich Alex schon an, die Gitarre sei schon fertig, ich hab sie dann noch am selben Tag abgeholt und sie war nicht wieder zu erkennen.

-) Top Saitenlage
-) grandiose Bespielbarkeit
-) hält die Stimmung ausgezeichnet
-) und schön leise, angenehm schaltender 3-Fach Schalter :)

Da fiel mir schon mal ein Stein von Herzen, das war schonmal der richtige Schritt, wobei ich mir beim Alex auch keine Sorgen machen brauche, als Gitarrenbaumeister mit genügend Erfahrung verlasse ich mich blind auf sein Urteil und seine Fachkenntnisse.
Diese Arbeiten hier haben nun schon fast soviel gekostet wie die Gitarre selbst, aber ein gutes Setup ist einfach um und auf, ob das nun bei einer günstigen Gitarre, oder 2000€ Gitarre der Fall ist, macht das schon einen enormen Unterschied

Ach ja, ich hatte ihn auch noch gebeten nachzusehen ob die Tonabnehmer 4adrige oder 2adrige Kabel haben, mit 4adrigen könnten man diese zb splitten oder out-of-phase schalten, aber die verbauten Tonabnehmer haben nur 2adrige Kabel.

Somit war die erste Phase geschafft, das Instrument war nun sehr gut spielbar und ich konnte mir in Ruhe Gedanken zu den nächsten Upgrades machen.
Zwischenstand:
In den darauffolgenden Tagen habe ich die Gitarre sehr viel gespielt, und mir eine Meinung und Bild zur Gitarre machen könne, um die nächsten Upgrades planen und konziperen zu können.

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Die Bespielbarkeit war ja nun richtig toll, und die HB-35 brauchte sich vor meinen anderen Gitarre in diesem Punkt nicht verstecken, aber klanglich war sie noch sehr harsch und sehr rüpelhaft unterwegs.
Der Stegtonabnehmer klingt sehr brachial und fett, total undifferenziert und überhaupt nicht transparent, keine Ahnung was sich da die Herrschaften von Harley Benton dabei gedacht habe, aber in einer ES ist so ein Tonabnehmer eine totale Fehlbesetzung.
Eines muß man ihr aber lassen, bei genügend Zerre, Reverb und Delay macht das Teil echt Spass und rockt wie Sau. aber mehr und vorallem delikatere Soudns sind so noch nicht drin.
Über den Hals Tonabnehmer verliere ich nicht viele Worte, der klingt einfach nur dumpf, matt und nach gar nichts, da kommt bei mir gar keine Spielfreude auf.

Ingesamt klingt die Gitarre verstärkt gespielt noch etwas eindimensional, flach und leblos. da lässt sich auf alle Fälle noch einiges rausholen :)

Unplugged gespielt hingegen klingt sie nicht soo schlecht, aber mit noch einiges an Verbesserungspotential nach oben, mir ist auch dabei aufgefallen das sie ziemlich nach Plastik klingt, und der Verursacher war schnell gefunden, das Pickguard.

Und zwar hat das Pickguard angefangen mitzuschwingen und so diesen Plastikklang erzeugt, die Lösung dafür war sehr einfach, ein kleines Stück Schaumgummi ausgeschnitten und dieses zwischen Decke und Pickguard geklemmt, und schon war das Pickguard abgedämpft und der natürliche, akustische Klang war vom Plastikanteil befreit.
Denoch klingt die Gitarre noch sehr hart und wenig rund. gerade die Diskantsaiten haben recht unschöne und eher aufdringliche Höhen, welche es (mittels besserer Hardware) zu entschärfen gilt, und die Balance im Klang zwischen den Saiten ist noch etwas unausgewogen.

Un der Zwischenzeit hatte ich noch ein Set Schaller M6 Locking Mechaniken im Schrank gefunden, welche für ein Gitarrenprojekt in 2017 angedacht waren, aber 1:1 ohne Bohren auch auf die HB-35 passen und so habe ich kurzerhand die Schaller M6 Locking Mechaniken hier montiert, diese sind zwar ein klein wenig schwerer als die verbauten Mechaniken, fühlen sich aber noch wertiger an.
Diesen Zeitpunkt habe ich noch genutzt, um die vorher angesprochene Grundreinigung zu machen, da ich trotz neuer Saiten, noch immer dunkle Verfärbungen auf den Fingerkuppen, nach dem spielen der Gitarre bekommen habe. also habe ich die Gitarre, aber vorallem das Griffbrett wirklich gründlich geputzt, und ihr glaubt gar nicht was da für ein Schmodder und Dreck vom Griffbrett runtergegangen ist.
Das Griffbrett wurde offenbar mit einer Substanz nachgefärbt, die während des Spiels dann auf meine Hand abgefärbt hat
Das Griffbrett ist bei der Reinigung auch etwas heller geworden, die Maserung, aber auch graue Schlieren wurden sichtbar. diese Grauen schlieren findet man sehr häufig bei günstigen Instrumenten, aber auch Mittelklasseinstrumente, ich finde das nicht besonders schön, aber bei einer Gitarre für den Preis, macht mir das nichts aus. da merkt man halt, es wird wohl das billigste Holz verbaut das man finden kann.

Apropos Holz,
hier zu den Hölzern der Gitarre:
Die Decke und der Boden besteht aus Ahorn, und wie es bei zb ES335 üblich ist verfügt die HB-35über einen Sustainblock aus massivem Mahagoni (aus wievielen Teilen konnte ich allerdings nicht feststellen

Der Hals selber, ist auch aus Ahorn, kanadischer Ahorn lt Thomann Beschreibung und besteht bei meiner Gitarre hier aus ingesamt 6 Teilen:
1 Teil für den angestückelter Halsfuss
2 Teile über die Länge des Halses
und 3 weitere Teile für Kopfplatte, welche angeschäftet ist
übrigens auch aus konstruktionstechnischer Sicht ein kluger Schachzug die Kopfplatte anzuschäften, abgesehen davon das es günstiger ist, weil man weniger Holzverschnitt hat, aber man entschärft damit wie den bei zb Gibson Gitarren kritischen Schwachpunkt am Hals, der schon relativ auffällig oft für einen Halsbruch genau in dem Bereich gesorgt hat.

Ein ganz schönes Stückwerk ist das hier, aber das auch noch einen weiteren Vorteil hat, das es so auch äusserst verwindungssteif ist, und somit auch recht resistent gegen Witterungseinflüsse, Temperatur und Luftfeuchtigkeitschwankungen ist, welche im Normallfall schon eine Nachjustierung des Halststabs notwendig machen können, und der Stimmstabilität kommt ein steiferer Hals es auch zugute.

Das Griffbrett wird als Palisander angegeben, aber vom Qualitätsgrad her etwas ganz billiges, also alleine schon optisch mal gar nicht nicht mit dem Palisander vergleichbar, wie es auf teureren Gitarren sehr gerne verbaut wird, es wirkt sehr fahl und farblos und hat ausserdem einen Grauschleier.

Am Griffbrett befinden sich schicke und schnörkellose Dot Inlays, und was mir sehr gut gefällt ist das Kunststoffbinding das das Griffbrett umfasst, das haben sie schön gemacht und sieht wertig aus, nur am Ende des Griffbretts, nahe des Halstonabnehmers, wurde ein wenig gepfuscht und das Ende etwas seltsam verrundet.

Collage_4.jpg

(rechts: schöne Openbook ähnliche Kopfplatte und hier schon mit neuem Knochensattel zu sehen und den Schaller M6 Locking Mechaniken)


Planung zukünftige Upgrades:

Aufgrund meiner Eindrücke war mir klar, folgendes muß an der Gitarre noch unbedingt getauscht werden, für mich absolutes Muss-Punkte, für den anderen gut möglich das es nur optional ist.

-) Tonabnehmer
in der Hals Position wird auf alle Fälle in P94 (P90 im Humbuckerformat) seinen Platz finden, am Steg ein Humbucker
sie sollten schön organisch und transparent klingen.
Ich hatte ein Set Häussel Filtertrons hier (Neupreis 252Euro) und war schon am überlegen sie in die HB-35 zu bauen, hab mich aber dann doch dagegen entschieden, ich bin mir noch immer nicht sicher, ob ich zu Tonerider, oder doch Häussel Pickups greifen soll, diese Entscheidung wird in den nächsten Wochen fallen

-) Hardware
Bei der Hardware war mir klar, das wird unumgänglich, mit guter Hardware ist der Ton schon halb gewonnen und ich hatte folgende Kandidaten zur Auswahl:

Gotoh: gut und relativ günstig
Faber: sehr guter Ruf
Grapthech Resomax v2 Bridge
oder gleich zur Creme de la Creme greifen, ABM aus Berlin

Ich habe mich, aufgrund meiner äusserst guten Erfahrungen mit ABM, für die Berliner Firma entschieden, und mir eine ABM 2500 Bridge und ein ABM3020 Stoptailpiece, beide aus Glockenmessing besorgt, rein gefühlsmässig ist mir Alu als Material zu kalt für diese Gitarre, der Anschlag bei Glockenmessing ist etwas runder und ausgewogener, gerade da die Gitarre von sich aus Akustisch auch schon eher hell klingt, weshalb ich mich für Glockenmessing entschieden habe.

-) Elektronik

mir ist zudem augefallen das die Klinkenbuchse sehr wackelig ist, schon nach wenigen Wochen Benutzung rastet der Klinkenstecker nicht mehr sauber ein, es ist denke ich nur eine Frage bis dieser die ersten Mängel aufweist, weshalb ich die Klinkenbuchse gegen eine bessere, zb von Göldo, austauschen werde.

Gutes berichte ich über die Potis, diese laufen wirklich sehr sanft, geschmeidig und gleichmässig, doch leider wurden Potis mit einem linearen Regelweg verbaut, ich bevorzuge Log. und werde deshalb die beiden Potis auch austauschen
Sobald diese Upgrades gemacht wurde, werde ich hier im Thread weiter kommentieren.

Um mal hier einen vorläufigem Ende zu kommen (wer bis jetzt mitgelesen hat, brav auf die Schulter Klopf, danke, jetzt dauerts nicht mehr lange, wir kommen bald zum Schluss :) )

12.jpg


Verabeitung:

Die Lackierung und die Arbeiten wie Inlays und Binding bewerte ich als korrekt
aber generell stelle ich der Gitarre eine schlechte Verabeitungsqualität aus, ein Instrument das von Haus aus nicht gut spielbar ist, weil der Sattel schlecht gekerbt ist, bzw zu hoch ist, die Bünde schlecht abgerichtet sind, verdient kein Lob für eine gute Verarbeitungsqualität, wenn gleich die Optik des Instruments darüber etwas hinweg täuschen mag.

Datenblatt:

Marke: Harley Benton
Modell: HB 35 Vintages Series
Farbe: Cherry
Verwendete Hölzer:
Korpus: Decke und boden Ahorn laminiert, Zargen Ahorn
und Sustainblock: Mahagoni
Hals: Ahorn, lt Thomann Datenblatt aus Kanada
Griffbrett: Palisander
Tonabnehmer: 2 Vintage Style Humbucker, Marke unbekannt
Mechaniken: Chrome, Noname, gekapselt
Hardware: Chrome Noname
Mensur: 628mm
Sattelbreite: 43 mm
Gewicht: 3950 Gramm

Fazit:

Es erstaunt mich schon, was man hier für recht wenig Geld bekommt,ich meine, man muß sich das mal auf der Zunge ergehen lassen, 149€ für eine ES-Style Gitare,
rechnet man noch ca 120€ für die Nacharbeit beim Gitarrenbauer dazu, hat man für unter 300€ eine Gitarre die erstklassig bespielbar und stimmstabil ist.
Damit kann man schon was anfangen, die weiteren Upgrades (Hardware, Tonabnehmer, Elektronik) sind sicher nicht für Jedermann/Frau zwingend nötig, und können je nach Anspruch und Bedarf gemacht werden, oder eben auch nicht.

Es wäre natürlich naiv zu denken, man bekommt hier fix fertig ein Tip-Top Instrument das mit einer 10-fach teureren Gitarre einfach so locker mithalten kann, ich bin mir sicher, wenn man Glück hat, wird man ein gutes Instrument finden, wo man weniger Nacharbeit zu leisten ist. und es kommt natürlich auch auf die eigenen Ansprüche und Gewohnheiten an.

Auf der anderen Seite sollte man so einen niedrigen Preis auch kritisch hinterfragen, zumal Thomann bzw jeder Händler mit seinen Hausmarken, auch gut daran verdienen will, bleibt am Ende noch weniger unter Strich für den Lieferanten und noch weniger für die verwendeten Materialen übrig, und was die Leute, die die Gitarren bauen verdienen, möchte ich am liebsten erst gar nicht wissen.

Unter welchen Bedinungen wird das Instrument gefertigt, aus welchen Materialen (Güte), fallen dabei Umweltbelastungen an, wie sieht es überhaupt mit der Umweltverträglichkeit bei dieser Fertigung aus? Fallen eventuell Belastungen an die bei teureren Produktionstätten nicht anfallen, oder besser ensorgt werden, kostet ja auch alles Geld.
Welche Lacke werden verwendet und wie verarbeitet, woher kommt das Holz?
Das sind mitunter schon Fragen die sich ein mündiger Bürger stellen sollte, was steckt dahinter, und ob man das überhaupt unterstützen möchte?
(ich bin absolut kein "Geiz ist Geil" Fan, ich achte sehr auf Qualität und Fairness, kaufe und esse gerne Bio und Fairtrade Produkte aus der Region vom Markt und Fleischauer mit eigener Schlachterei im Dorf, und nicht vom Diskonter, so gesehen war der Kauf der HB-35 schon ein ziemlich deftiger Ausrutscher für mich)

Bei so einem niedrigem Preis, besteht natürlich sehr die Gefahr das solche Gitarren besonders für Anfänger interessant sind, aber Ich möchte diese Gitarre ab Werk ausdrücklich keinem Anfänger empfehlen, es gibt zuviele Schwach und Problemstellen, die auftreten können (nicht müssen), die sich ein Anfänger ohne Erfahrung stellen müsste, und dann am Ende vielleicht an sicher selber zu zweifeln beginnt, und den Spass am Spielen und durch Frust vielleicht seine Motivation am Spielen überhaupt verliert, das darf nicht sein( ausser ihr kennt jemanden der sich schon sehr gut mit Gitarren auskennt und euch das Instrument in Schuss bringen kann, dann wär das sicher ein Reise und Experiment wert)

Wer hingegen sehr gerne bastelt, auch handwerklich begabt ist, und eine ordentliche Substanz für ein Projekt sucht, ist hier sicher sehr gut bedient.

Was mich zur nächsten Frage bringt, die gerne ausführlich diskutiert werden darf:

Wie ist denn die Erwartungshaltunung bei euch, bei einem Instrument das nur 149€ kostet?
Was sind Punkte die absolut passen müssen, und über welche Mängel sieht man in Anbetracht des Preises gerne hinweg?


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Bewertung:

Auf eine Bewertung verzichte ich hier bewusst, da es in diesem Fall eine Grandwanderung ist, zwischen absolutem Versagen (schlecht spielbares Instrument ab Werk) und mit etwas Nacharbeit eine geile Gitarre daraus geworden ist und sie sicher durch die nächsten Upgrades noch ein gutes Stück zulegen wird.
Mir macht das Projekt sehr Spass, und ich spiele die Gitarre auch gerne, deshalb ist mir der ganze Aufwand das auch Wert ist, da ich versuche die Austausch-Hardware gebraucht zu einem günstigerem Preis als Neuware zu kaufen, halten sich die Ausgaben dafür in Grenzen.

Wäre meine Zielsetzung ein Instrument zu kaufen, das von Anfang an alle Stückerl spielt, würde ich mich gleich am Gebrauchtmarkt um eine gute Gitarre umsehen, die zwar deutlich mehr kosten würde, mit der man den ganzen Zirkus nicht mitmachen muß, also das ganze wesentlich Sorgenfreier ist und optimal für jemanden der nicht herumbasteln möchte.
Nachdem ich ja nun mittendrin bin, und quasi den Point of Safe Return längst überschritten habe, und würde mich jemand heute fragen, ob ich die selbe Entscheidung heute wieder treffen würde, würde ich bestimmt mit Nein antworten, und hätte die Auswahl A) weiter oben getroffen ;-) aber da ich mich für C) entschieden habe, bleibt mir jetzt wohl nichts anders übrig als aus der Gitarre ein richtig geil klingendes Instrument zu machen :)

Ich hoffe euch hat mein Review zur Harley Benton HB-35 gefallen, über konstruktive Kritik und Anregungen freue ich mich sehr, und ich werde die weiteren Upgrades hier an Ort und Stelle ausführlich dokumentieren, sobald sie durchgeführt sind.

und zum Abschluss gibts noch ein paar Fotos:

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lg
exoslime
 
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Klasse Review wieder mal von dir!
Muss sich niemand wundern wenn die in zwei Tagen auswerkauft ist!
 
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Schönes Review. Bis auf das Pickguard eine ansprechende Gitarre.
Ich denke, hier geht's eher um die Optik und der semiakustische Charakter kommt nicht so wirklich raus?
 
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Ich bin immer wieder überrascht, was für Gitarren mit welchen Mängeln oder auch manchmal vielleicht nur so empfundenen Mängeln geliefert bekommen.

Die Harley Benton SC Custom, die ich zum Jahreswechsel geliefert bekam, war absolut tadellos und PERFEKT verarbeit und auch Eingestellt! Inkl. -mir zu flacher- schnarrfreier perfekter Megaflacher Saitenlage.

Ebenso waren die anderen Gitarren die ich geliefert bekam (eine PRS SE 245 Standard und eine Vintage V62 Tele) absolut perfekt eingestellt und optisch/haptisch einwandfrei top.

Verarbeitung hat m.M.n. heutzutage nichts mehr mit dem Preis zu tun. Aber vielleicht ist das auch nur meine Erfahrung?
 
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Ne, kann ich auch bestätigen, hab auch schon ziemlich viele HB's dagehabt.
Ich denke, hier geht's eher um die Optik und der semiakustische Charakter kommt nicht so wirklich raus?
Kann ich mir auch gut vorstellen - aber die Optik ist cool, schade, dass sie ausverkauft ist.
 
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Auf der anderen Seite sollte man so einen niedrigen Preis auch kritisch hinterfragen, zumal Thomann bzw jeder Händler mit seinen Hausmarken, auch gut daran verdienen will, bleibt am Ende noch weniger unter Strich für den Lieferanten und noch weniger für die verwendeten Materialen übrig, und was die Leute, die die Gitarren bauen verdienen, möchte ich am liebsten erst gar nicht wissen.

Unter welchen Bedinungen wird das Instrument gefertigt, aus welchen Materialen (Güte), fallen dabei Umweltbelastungen an, wie sieht es überhaupt mit der Umweltverträglichkeit bei dieser Fertigung aus? Fallen eventuell Belastungen an die bei teureren Produktionstätten nicht anfallen, oder besser ensorgt werden, kostet ja auch alles Geld.
Welche Lacke werden verwendet und wie verarbeitet, woher kommt das Holz?
Das sind mitunter schon Fragen die sich ein mündiger Bürger stellen sollte, was steckt dahinter, und ob man das überhaupt unterstützen möchte?
(ich bin absolut kein "Geiz ist Geil" Fan, ich achte sehr auf Qualität und Fairness, kaufe und esse gerne Bio und Fairtrade Produkte aus der Region vom Markt und Fleischauer mit eigener Schlachterei im Dorf, und nicht vom Diskonter, so gesehen war der Kauf der HB-35 schon ein ziemlich deftiger Ausrutscher für mich)

Bei so einem niedrigem Preis, besteht natürlich sehr die Gefahr das solche Gitarren besonders für Anfänger interessant sind, aber Ich möchte diese Gitarre ab Werk ausdrücklich keinem Anfänger empfehlen, es gibt zuviele Schwach und Problemstellen, die auftreten können (nicht müssen), die sich ein Anfänger ohne Erfahrung stellen müsste, und dann am Ende vielleicht an sicher selber zu zweifeln beginnt, und den Spass am Spielen und durch Frust vielleicht seine Motivation am Spielen überhaupt verliert, das darf nicht sein( ausser ihr kennt jemanden der sich schon sehr gut mit Gitarren auskennt und euch das Instrument in Schuss bringen kann, dann wär das sicher ein Reise und Experiment wert)

Das hätte ich nicht so gut beschreiben können!

Ich hatte auch schon mehrere Male verschiedene HB-Modelle (v.a. Tele) in der Hand und kurz vor der Kaufentscheidung, aber genau diese Überlegungen, verbunden mit den - natürlich (Was will man für den Preis erwarten - vorhandenen Schwächen (nahezu immer bleischwer ...) haben mich die Gitarren dann wieder an die große Wand (T Gitarrenabteilung) hängen lassen, und ich bin ohne HB aber mit einem guten Gefühl wieder nach Hause gefahren. Ich gebe zu, hätten sie eine LP Special SC im Programm, wäre es möglicherweise anders gekommen ...

Aber tatsächlich stellt sich doch die Frage, für welche Zielgruppe diese HBs gebaut werden - doch wohl v.a. für Anfänger. Und dafür muss man dann resümieren, dass das Ziel verfehlt wurde.

Bleibt die Zielgruppe der Musiker, die ein günstiges Zweit- (naja, vermutlich eher Dritt-) Instrument suchen. Ich finde aber - siehe oben - weniger (Instrumente) ist in diesem Fall mehr. Braucht man halt mal eine etwas längere Pause zwischen 2 Songs wenn mal eine gerissene Saite ersetzt werden muss.
So wie ich lieber nur einmal im Monat Fleisch esse, dafür dann aber Bio Rinderfilet vom Hof um die Ecke.
 
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Aber tatsächlich stellt sich doch die Frage, für welche Zielgruppe diese HBs gebaut werden - doch wohl v.a. für Anfänger. Und dafür muss man dann resümieren, dass das Ziel verfehlt wurde.

Anfänger sehe ich nicht unbedingt nur als alleinige Zielgruppe an. Von Harley Benton gibt es mittlerweile Kopien von fast alles möglichen Modellen, neben Teles, Strats und LPs in vielen Specs und mit teilweise interessanten Besonderheiten eben auch seltenere wie Jazzmasters, PRSs, Semisolids, 7-Saitern, Power-Strats etc. Da kann man sich auch als erfahrener Gitarrist durchaus einen "Fuhrpark" mit Player-Gitarren zulegen falls man etwas anderes ausprobieren möchte. Das sind natürlich alles keine top Instrumente, aber auf jeden Fall einsetzbar. Ich hatte auch schon eine Menge, ihren Preis wert waren eigentlich alle wert (zumindest alle über 100€ Neupreis...), vor allem wenn man selbst Hand anlegen und das Setup verbessern kann man schon sehr preiswert zu einer wirklich brauchbaren Gitarre kommen.

Ich habe gerade eine schwarze Harley Benton PRS-Kopie für 169€ hier, deren Klang ist sogar überraschend fein und differenziert und sie ist nicht so bleischwer wie die Fame-PRS-Kopien. Zu meckern gäbe es höchstens, dass der Lack am Fake-Binding teilweise etwas verlaufen ist, aber das ist nur eine optische Kleinigkeit, für den Preis finde ich nicht, dass das ein echter Kritikpunkt ist.

Eine wirklich ab Lieferung unspielbare Gitarre hatte ich aber eigentlich nie dabei, ja, die Saiten sind oft schon angerostet und müssen runter, aber sonst reicht normalerweise die Einstellung der Brücke und der Halskrümmung für ein spielbares Instrument mit durchschnittlicher Saitenlage schon aus.
 
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Hi Xanadu,

siehe:
Bleibt die Zielgruppe der Musiker, die ein günstiges Zweit- (naja, vermutlich eher Dritt-) Instrument suchen. Ich finde aber - siehe oben - weniger (Instrumente) ist in diesem Fall mehr.

ich kann Deinen Punkt also voll und ganz nachvollziehen. Nur bin ich eben auch der Meinung, dass man auch einmal über das von exo so gut beschriebene Thema Nachhaltigkeit ernsthaft nachdenken und solche Dimensionen auch mal mit in seine Kaufentscheidung einbeziehen sollte. Und einmal in Frage stellen sollte, ob man den einen solchen "Fuhrpark" wirklich braucht; vielleicht gibt es ja auch andere Wege, Befriedigung zu finden als Dinge anzusammeln, nur weil sie günstig zu haben sind.
 
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Was ist denn an einer Gitarre nicht nachhaltig?

Wem ist damit geholfen wenn du keine Harley Benton kaufst? Im Extremfall werden ein paar hundert Menschen in Asien arbeitslos, wäre das besser? Import von Produkten ist eigentlich immer noch die fairste Art von Entwicklungshilfe, denn sie schafft dort Arbeitsmöglichkeiten und das Geld versickert eben nicht vor dem Ziel in diversen Kanälen oder landet doch wieder nur bei westlichen Unternehmen der Sozial- und Entwicklungsindustrie wie es sonst bei Entwicklungshilfe oft der Fall ist. Und wenn mich meine Informationen aus dem IT-Bereich nicht täuschen geht es beispielsweise in China mit den Arbeitsbedingungen auch mittlerweile gut bergauf.

Generell ist es nicht einfach schwarz-weiß zu bewerten ob oder ab wann und bis wann eine schlechte Arbeitsmöglichkeit besser ist als gar keine Arbeit.
 
Was ist denn an einer Gitarre nicht nachhaltig?

Wem ist damit geholfen wenn du keine Harley Benton kaufst? Im Extremfall werden ein paar hundert Menschen in Asien arbeitslos, wäre das besser? Import von Produkten ist eigentlich immer noch die fairste Art von Entwicklungshilfe, denn sie schafft dort Arbeitsmöglichkeiten und das Geld versickert eben nicht vor dem Ziel in diversen Kanälen oder landet doch wieder nur bei westlichen Unternehmen der Sozial- und Entwicklungsindustrie wie es sonst bei Entwicklungshilfe oft der Fall ist. Und wenn mich meine Informationen aus dem IT-Bereich nicht täuschen geht es beispielsweise in China mit den Arbeitsbedingungen auch mittlerweile gut bergauf.

Generell ist es nicht einfach schwarz-weiß zu bewerten ob oder ab wann und bis wann eine schlechte Arbeitsmöglichkeit besser ist als gar keine Arbeit.

Das ist ein sehr guter Punkt!
Den möchte ich aber mal umdrehen: Kauft man aus billig Ländern, hilft man zwar möglicherwiese dort, macht sich aber selbst kaputt.
Ist es fair, wenn ich in einem Land kaufe, dass ohne Umweltstandards arbeitet und es erlaubt, Lackreste einfach in den Fluß zu kippen? Ein europäisches Unternehmen darf das nicht, und muss die Entsorgung bezahlen. Die ist teuer und ein Wettbewerbnachteil. Leider gibt es keine Umweltzölle, die das kompensieren würden.

Es ist "komisch", dass hier Dinge verkauft werden dürfen, die mit tieferen Umwelt / Arbeitsstandards hergestellt werden, wenn diese tieferen Standards gleichzeitig bei uns verboten sind. Das ist doch ein Widerspruch?!?
Schaden tun wir uns damit selber, weil die Produktion - auf unsere Kosten und Kosten der Umwelt - ausgelagert wird in Gegenden ohne Regulierung.
 
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Das führt jetzt aber schon arg weit vom Thema weg. Ich könnte jetzt auch noch ellenlang mir dir diskutieren und dir teilweise zustimmen und teilweise auch nicht, aber ich glaube nicht das allgemeine Globalisierungskritik hier im Thread eines bestimmten Gitarrenreviews sinnvoll ist.
 
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Danke für das sehr ausführliche und super geschriebene Review! :great::great::great:

Ich bin ja auch jemand, der gerne günstige Instrumente kauft; s. meine Reviews hier und hier.

Ich finde, die "Substanz" muss für mich stimmen: Der Hals muss mir gut in der Hand liegen und ich muss eine einigermaßen spielbare Saitenlage hinkriegen. Dann bin ich gerne bereit, ein bisschen zu basteln und auch Teile zu ersetzen. Letzlich mache ich als Laie die "Bastelei" nur dann, wenn eben kein 1800 - Euro - Instrument vor mir liegt.... da hätte ich zuviel Angst!
 
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naja, man muss es jetzt nicht zur Gänze ausdiskutieren, aber ich sage mal, mir wäre es ehrlich gesagt im Zweifel lieber, es gäbe auch nur ein oder zwei Gitarrenbauer im Umkreis, die ein Auskommen hätten.
Das ist jetzt mal bewusst überspitzt dargestellt und nur ein Denkansatz.
 
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klasse geschrieben und extrem geile fotos.......jo ich habe mir auch eine zugelegt.... wollte mir eigentlich eine vintage gibson kaufen
aber habe mir dann gedacht besser 149€ nochmal etwas kohle reinstecken , anstelle 4000€......
 

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Ja, schönes Review!


wollte mir eigentlich eine vintage gibson kaufen
aber habe mir dann gedacht besser 149€ nochmal etwas kohle reinstecken , anstelle 4000€......
Ich will ja nichts sagen, aber Du wirst nie im Leben mit diesem Teil auf das Niveau einer 4000€ Gibson kommen, nicht mal ansatzweise. Versteh mich nicht falsch, ich mag die Harley Bentons, aber man sollte sich nichts vormachen
 
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Ich will ja nichts sagen, aber Du wirst nie im Leben mit diesem Teil auf das Niveau einer 4000€ Gibson kommen, nicht mal ansatzweise. Versteh mich nicht falsch, ich mag die Harley Bentons, aber man sollte sich nichts vormachen

von der verarbeitung muss ich dir recht geben... aber ich wette das die hb mit den richtigen pu´s, bei eine vergleichstest (du mit verbundenen augen) nicht sagen könntest welche die gibson und welche die hb und nehmen wir noch ne ibanez , ist......
mir gefallen alte gibson , fender und gretsch gitarren sehr gut.... aber die hb gefällt mir für den preis auch sehr gut....
 
Du denkst also, dass ich die 35-C mit den Selben Pickups wie eine CS-Gibson (als 'alte' Gibson sehe ich nur Vintage instrumente, nichts aus den 80ern, da ist eine neue CS besser..) nicht von solcher unterscheiden kann? Das wäre ja mal interessant...:gruebel:
 
auch mit den selben Pickups wird der Unterschied deutlich hörbar sein. Den Anspruch sollte man einfach nicht haben - ist ja auch nicht nötig.
 
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Herzlichen Dank für all eure bisherigen Beitrage, Kommentare, Likes und Gebäck, und es freut mich wirklich sehr das hier so angeregt diskutiert wurde!
Danke und liebe Grüsse
exoslime
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Schönes Review. Bis auf das Pickguard eine ansprechende Gitarre.
Ich denke, hier geht's eher um die Optik und der semiakustische Charakter kommt nicht so wirklich raus?
vielen Dank :) ja, vom Charakter ist sie eine waschechte ES335, das hört man, und fühlt man beim spielen schon deutlich raus.
mit anderen Tonabnehmern, die ihren Charakter unterstreichen und besserer Hardware wird sie auch auch klanglich eine ganz tolle Gitarre werden, die Bespielbarkeit ist ja nach der Überarbeitung jetzt schon erstklassig
 
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