Stratspieler
Helpful & Friendly User
"Schuld":
Hat ein simpler, aber für mich im Ton aussagekräftiger Verstärker. Er war aber nur die Intitialzündung...
Hat ein Zusammentreffen von Ereignissen und Erkenntnissen, zu dessen Gipfelpunkt offenbar nur noch die Initialzündung fehlte... Zuviele Strats. Zuviel Hin und Her. Zuviel Schrauberei damit, es genügt! Auch ein Maß der Erkenntnisse ist irgendwann einmal voll und als Quintessenz oder Erkenntnis daraus sollte man sich bedienen, eine Maß zu sich nehmen und die Erkenntnis nutzen.
Hat offenbar ein veränderter Anspruch an das Instrument.
Hat eine anders gewordene Spielweise oder das Alter (?), wo die Finger einfach nicht mehr klarkommen wollen mit dem runden Griffbrett einer Stratocaster und noch viel mehr mit der Saitenhöhe, ohne, dass es ständig klirrt oder dass es an irgend einem der Bünde scheppert. Wo die Töne nicht so fließen wollen, wie ich es gerne hätte. Ausnahme: eine meiner Strats, wo hier eine schepperfreie und wirklich flache Saitenlage möglich ist. Diese Strat bleibt, auch wenn ihr Klang bereits schon von jemandem Kaufinteresse hervorgerufen hat.
Hat das Review betreff der FGN P90 von hack_meck, in dessen Ergebnis ich dann schrieb: Diese Gitarre beeindruckt mich schon lange nicht zuletzt wegen ihrer Schlichtheit. Himmel, da könnte ich glattweg meine ganzen Strats vertickern, wenn ich das höre...
Hat der gemeinsame Zeitpunkt aller dieser "Hat".
- -
Was mich um so mehr überrascht, ist meine eigene Dussligkeit bzw. die Erkenntnis über eingefahrene Denkweisen. He, es hat neben Strat mit ihren Singlecoils und Les Paul Standard mit Ihren Humbuckern eben auch noch andere und richtig gute Gitarren / Pickups, die völlig zu Unrecht ihr Nebendasein fristen oder aber man ist doch schon viel zu sehr hirnconditioniert auf Strat und Les Paul Standard? Inwieweit geschicktes Marketing dazu beiträgt... Schaut man sich mal einschlägige Fachzeitschriften an, so sieht man, selbst wenn es nur um Zubehör geht, auf den Werbungsseiten fast immer nur eine Stratocasterform oder die Les Paul Standard mit ihren Humbuckern... OK, auch PRS sollen ja in letzter Zeitt mehr als nur zu oft beworben worden sein.
Ich brauche mir nicht eine gefühlt zehnte Stratocaster vorzuweisen - ist eh' nur immer dasselbe... Telecaster kommt für mich ned infrage... Form follows Function / Fun / Emotion?
Zitat von hack_meck:
"@Stratspieler ... nein, nein, nein - keine Strat dafür verhökern .... Es sind unterschiedliche Welten..."
Doch. Das ist der Punkt. Du hast mich positiv erwischt mit Deinem Satz: "...mich nicht mit der X-ten Fender...". Ich habe inzwischen meine Strat gefunden, an der alles so dermassen stimmt, so dass ich an ihr nicht mal mehr eine der Schrauben austauschen würde, geschweige denn, an der Strat herumbauen würde. So what? Wozu also mit der X-ten Strat herummachen und an diesen Bausätzen Zeit vergeuden, anstatt mit drei oder vier Gitarren, die eine weite klangliche Bandbreite abdecken, neue Welten zu entdecken! Ich brauche keine 'zig Gitarren. Ich suche unterschiedliche Welten!
Die Suche:
ES-Modelle hatte ich derer schon einige. So schön anzusehen sie auch sind, im Stehen gestaltet sich die Bespielbarkeit für mich schwierig. Also was kam infrage? Lange und schon immer großzügig überlesen: P90-Pickps. P90-Pickups??? Wieso eigentlich habe ich die immer überlesen??? Fehlte also nur noch ein passender Body drumherum... PRS? Kommt nicht infrage. Aha, Zitat eines Users beim Stöbern im Board: "...meine Hagstrom Viking verstaubt schon seit Monaten...". Die Hagstrom Swede Special Edition P-90 TSB stach mir ins Auge, war mir aber persönlich optisch zu "aufgedonnert". Ich hatte sie in der gedanklichen Vorauswahl. Les-Paul-Body ist ok, kenne ich, spielt sich. Eine ebay-Annonce half mir zufällig: eine Gibson Les Paul Studio Tribute 60s war angeboten; ich konnte sie testen. Liebe Studio-Tribute-Spieler und lieber Hersteller: ich habe sie kopfschüttelnd wieder beiseite gelegt und bitte überspringt den nächsten Absatz!
Das ist für mich keine Gibson, sondern ein federleichtes und dazu noch scheinbar unlackiertes "Spielzeug", eine Les Paul, die gern eine sein möchte... Für mich muss da, so, wie es sich m.E. für eine Gibson gehört, ein entsprechendes Gewicht sein, da gehört eine ordentliche Nitrolackierung drauf und vor allem nicht diese dunkel mit irgendwas zugeschmierte Rückseite von Body und Hals. Für den Aufwand für Lack, Optik und Haptik bin ich auch gern bereit, einen entsprechenden Preis zu zahlen. Will sie ja nicht im Dutzend-Pack horten wie eine Packung China-Böller zu Silvester, sondern eine, die dann auch entsprechend ausschaut.
Zitat von Armin:
"Wogegen mir die Studio schon immer wie eine "Ich-wäre-gerne-LP-Standard" vorkommt, eben nicht Fisch, nicht Fleisch. Keine Ahnung, das ist so eine Gefühlsache bei mir."
Genau so geht es mir mit der Studio. Niedriger Preis um jeden Preis? Muss das wirklich sein? Klang und Bespielbarkeit waren hervorragend, da gibt es nichts! Aber die Optik und Haptik? Nein, für mich auf keinen Fall. Dass ein Konzern Absichten und Gründe hat, warum er ein solches Modell so herstellt, steht auf einem ganz anderen Blatt, dessen bin ich mir schon bewusst. In die Vorauswahl fiel nun noch eine einzige Studio in Honey-Burst, deren Rücken noch nicht deckend lackiert war. Sie besitzt eine wirklich schöne Ahorn-Decke...
...und es ging angesichts Bespielbarkeit und Klang die eingegrenzte Suche einfach mal bei Gibson weiter und sehr schnell war sie plötzlich aufgrund meiner gedanklichen Vorgaben im Fadenkreuz, die
Gibson Les Paul Junior Special P90 Tobacco Burst Gloss.
Keine deckende Lackierung der Rückseite, vorn schönes Mahagoni (wichtiges Kriterium für mich: Eine Gitarre besteht nun mal aus Holz und das soll bitteschön auch sichtbar sein), Nitro-Lack und kein Satin, P90... Schlicht, nichts aufgemotzt. Passt. Passt? Das ist sie??? Das gesuchte Bindeglied zwischen Stratocaster und Les Paul Standard???
Zum Namen:
OK, beim ersten Lesen des Namens habe ich mich erst einmal ungläubig hingesetzt. Hallo? Geht's noch? Naja, wenigstens nicht noch 'Premium' oder gar 'Premium Selected', welches man heutzutage auf jeder Wurstdose oder Klopapier-Rolle findet...
Und vor allem: Junior Special... Hä? Wie bitte? Junior kenne ich, Special war bislang für mich was anderes. Zur Erinnerung: Gibson brachte 1954/55 die Junior und Special heraus; quasi als Gitarren für den abgespeckten Geldbeutel. Nachdem 1952 die teuere, weil aufwändiger hergestellte, Goldtop erschien. Die Junior hatte einen, seit 1946 bekannten, P90 am Steg, während die Special mit derer zweie P90 aufwartete. Humbucker kamen erst ab 1957 in die teureren Les Paul, sie mussten erst mal dank Seth Lover und Walter Fuller entwickelt und dann gewickelt werden (hehe, Wortspiel).
Aber jetzt? Junior Special?
Aus: http://www.tdpri.com/forum/other-guitars-other-instruments/281070-ngd-gibson-les-paul-jr-2-p90s.html
Hier wird gefragt, warum die Gitarre komischerweise diesen etwas seltsam anmutende Namen 'Junior' mit drin hat, denn lt. Verfasser handelt es sich schlicht und einfach um eine Gibson Les Paul Special. Dokumentiert wird dazu dieses Foto einer '77 LP Special RI "...that looked just like this one..." Frei übersetzt:
"Ich habe keine Ahnung warum Gibson das Wort "Junior" in den Namen nagelte, es ist eindeutig ein Reissue einer Les Paul Special. Es war das Marketing von Dummköpfen, ich bin mir sicher. Gott sei Dank war es nicht aus China oder die englische Übersetzung ist möglicherweise "Gibson Spezialität Glück Les Paul Komfort Executive" oder ähnliches..."
Es ist schlicht und einfach eine Les Paul Special.
- -
Lieferzustand / Verarbeitung / Bespielbarkeit:
Schälte sich da aus dem Lieferkarton ein Gibson-Gigbag heraus; kleines Stoff-Etikett drin: Made in China. OK, schmunzelnd registriert und aufgemacht den Sack:
Herauskam die Gitarre, augenscheinlich alles drin, alles dran; mit schwarzen Pickup-Kappen. Eine Schraube an einer Mechanik fehlte. Das Lästermaul in mir meldete sich, nachdem ich auch nach Suchen im Gigbag die Schraube nicht fand: Oh, liefert Gibson die Gitarren jetzt nicht mehr komplett? Kurzes Telefonat mit dem Händler und ein UPS-Auto lieferte mir das fehlende Schräubchen. Trotz meiner Bitte, lediglich einen normalen Brief zu versenden...
Die Verarbeitung und Lackierung gestalten sich als einwandfrei. Insgesamt wirkt die Gitarre auf mich wie eine makellose, schlichte und dunkle Schönheit. Das Auge isst ja bekanntlich mit.
Genaues Hinschauen im hellen Sonnenlicht offenbart: Der Body besteht aus zwei Stücken, die nicht mittig verleimt sind. Man sieht es nicht bei der Draufsicht auf die Gitarre. Erst bei schrägem Draufschauen zeigt sich der nicht mittige Ansatz anhand der Maserung / Zeichnung im Holz. Rückseitig ist er zu erahnen. Die Lackierung ist hier nicht schwarz deckend, sondern dunkelbraun mit der Tendenz, bei grellem Sonnenlicht zu durchscheinen. Mich stört es nicht, dass der Body so zusammengesetzt ist; ist es also keine makellose Schönheit, sondern eben eine Schönheit, die das Leben nun mal so mit sich bringt.
Außerdem - die Ästheten unter euch haben sich sicherlich schon schreiend abgewendet - habe ich gleich einmal die schwarzen Pickup-Kappen durch chremefarbene ersetzt...
Ansonsten hat der Body an seiner Unterkante hinten ein paar kleine Kratzerchen; nicht der Rede wert und, so wer will, möglicherweise auspolierbar.
Die Schrauben für den Stegpickup standen zu hoch. Der Stegpickup klemmte. Schuld war das Pickguard, welches so auf den Body geschraubt wurde, dass es an der Kappe des Stegpickups rieb und ihn somit in seiner Verstellbarkeit hemmte. Ein vorsichtiges Zurechtfeilen der Aussparung am Pickguard behob diesen Mangel. Drei der Hut-Knobs waren zu tief aufgedrückt oder einer zu hoch, wie man es nimmt. Das war schnell korrigiert und das war es denn auch schon. Die Regler laufen sahnig weich, nicht schwergängig und lassen sich trotz der kleinen Knöpfe gut bedienen.
Das Griffbrett soll dieses "Baked Maple" sein. Ich kann es auch im gleißenden Sonnenlicht augenscheinlich nicht erkennen, dass dem so ist. Is' mir auch Wurscht.
Die Justage der Saiten war jenseits von Gut und Böse. Man hätte ein Fünf-Euro-Stück senkrecht zwischen Saiten und Griffbrett hindurchschieben können... Nein, dem war nicht so, aber es war exorbitant hoch. Ob geplekt oder nicht, nach entsprechender Justage der Saitenhöhe und der Halskrümmung kann ich nun eine traumhafte Bespielbarkeit konstatieren, "wie Butter" oder "wie von selbst" ist noch untertrieben. Kein Schnarren oder Scheppern, exzellent polierte und verrundete Bünde nebst einer Abrichtung, die nichts, aber auch rein gar nichts zu wünschen übrig lässt. Hervorragend. Greifen, Bespielbarkeit, Bendings - ein Traum.
Erste Chords angeschlagen: Oha, was ist denn das? Schnarren. Die auf dem Headstock oben zu sehenden Muttern aller Mechaniken waren nicht festgezogen, so dass die Unterlegscheiben herrlich und hörbar vor sich hin vibrierten. Auch hier war also Nacharbeit angesagt; schnell waren die Muttern festgezogen...
Nein, ich formuliere jetzt mal angesichts aller Kleinigkeiten nicht diesen Satz, der da boshafterweise aufkeimt: "Jede China-Pfanne hätte und wäre...". Nein und nochmals nein, auch wenn er noch so lästerhaft versucht, hochzukommen!
In Summe ist das Istrument für mich stimmig, schlicht, mit seinen beiden schwarzen Pickup-Kappen war es für mich in sich ruhend. Nicht aufgedonnert wirkend. Nicht so sich in den Vordergrund spielen wollend wie die Standard.
Sound:
Sie kann clean. Oh ja. Und wie! Fein angezupft, klingt sie clean bei entsprechender Reglerstellung fast sogar wie ein Acoustic, mit schneller Tonentfaltung, spritzigem Attack.
Sie ist im Attack gefühlt nicht sonderlich träger wie die P90-Studio mit ihrer Ahorndecke. Sustain ist da; mit etwas Geschick an den Reglern des Amps bekommt man allein mit dem Hals-Pickup sogar einen stratähnlichn Ton hin. Was die 'Kleine Les Paul' angeht - nun, da bin ich sehr skeptisch geworden, nachdem ich mich mit ihr und parallel dazu mit meiner 'Großen Les Paul' beschäftige...
Vergleichsweise zur Standard kommt der Ton der Special spritziger, klarer, nicht ganz so träge, bis er voll aufgebaut ist; knalliger, etwas weniger holzig; nicht mit diesem endlosen Sustain, dem die Standard nun mal eigen ist. Stratiger zu schreiben, wäre falsch, denn es ist eben nicht dieses Dünne, Klingelige, sondern da ist Fettes, Bluesiges mit dabei; zumindest am Neck-Pickup.
Die Special quittiert jede auch nur noch so kleine Änderung der Anschlagstärke oder jede Änderung der Stellung des Plektrums sofort und unbarmherzig mit einem dementsprechend lauten oder leiseren oder sich änderndem Ton. Flüsterleise angestrichen äußert sie sich ebenso wie volle Kanne reingelangt; es ist, als würden ihre Pickups von Null bis Maximalamplitude in Bruchteilen von Sekunden mit einem ungeahnten Umfang aufschreien, wenn es denn von ihnen verlangt wird. Eine unheimliche und ungewohnte Sensibilität. Die Special beschönt nichts, rein gar nichts.
Derartig charismatische Pickups sind mir bislang nicht untergekommen; auch wenn ich weiss, dass die P90 von Gibson hier noch lange nicht die vielzitierte Spitze der Fahnenstange darstellen.
Jazziges? Bittesehr. Tone-Regler etwas zugedreht... Ja, ich gebe es gern zu: Ich lerne zum Beispiel dank simplem Excelsior kennen, dass eine Gitarre auch Tone-Regler hat, die man benutzen kann...
Und wenn man dann beide Pickups aktiviert... Spätestens jetzt ist Schluss mit Strat. Jetzt ist dieser Mittennöck da, dieses Kehlige; Gibsontypische. Nur Knalliger, stringenter im Vergleich zur Standard. Die ist hier fetter und endloser im Sustain.
Crunch? Bittesehr. Z.B. einen Blues Junior aufgedreht und mit den Reglern an der Gitarre gearbeitet und schon geht das selbst bei moderater Lautstärke...
Und wehe, wenn gezerrt am Amp oder via Modelling der Bridge-Pickup losgelassen wird. Das ist Rock-Zerre vom Feinsten. Vielleicht nicht mit dieser vergleichsweise alles erschlagenden Wucht der Burstbucker der Standard*, aber dennoch klar und faustdick steht jetzt ein unbändiger und homogener Zerrton im Raum; je nach eingestellter Zerre oder Ampeinstellung.
Die Special kann mit hauchzartem akustischen Timbre ebenso antreten wie rotzig frivol frech oder beißend, schreiend. Nicht so singend wie die Standard. Müsste ich beiden Gitarren menschliche Attitüden bescheinigen, so wäre die Standard die ausgeglichenere, ruhigere, wenngleich auch mächtigere Vertreterin ihrer Art, während die Special hingegen die jungendlichere, unvernünftigere und noch nicht so gezähmte, wildere ist.
Diese unglaubliche Dynamik der Pickups! Ich muss es nochmal erwähnen: Von wegen Junior! Nichts da, es ist (ohnehin) keine Junior, sondern eine völlig eigenständige Gitarre, keine 'Kleine Les Paul'. Auch wenn der Special die Ahorn-Decke fehlt, so sind es auf dem Mahagoni-Brett die P90, die mich trotz Brummen (aber das tun die SC meiner Strats auch) angesichts ihrer Dynamik schier aus den Socken hauen. Erstaunlich bei allen drei Stellungen des Toggle-Switch und insbesondere bei der Aktivierung beider Pickups: Mit jeder Stellung der Volume- und Tone-Regler an der Gitarre lassen sich verschiedenste Sounds herausholen; eine derartige Vielseitigkeit hätte ich so nicht erwartet.
Moohooin Stratspieler! Aufgewacht??? Wie betriebsblind kann man eigentlich sein??? Das wusste ich vorher nicht!???
Das Brummen... Wendet man einen alten (Stratspieler-) Trick an, so dreht man einfach den Volume-Regler an der Gitarre einen Tick runter und den am Amp etwas auf, so minimiert sich das Brummen etwas, freilich, ohne zu verschwinden. In störnebelverseuchter Umgebung, unser' Proberaum zum Beispiel, ist es allerdings gut, bei High-Gain-Einstellungen einen Volume-Regler in Form eines Fußschalters zu haben, so dass in Ruhephasen auch wirklich Stille ist. Man muss umdenken; eben mal ein Umschalten auf Out-Of-Phase-Pickups ist nicht und brummunterdrückende Humbucker schon dreimal nicht. (Auch diese haben im Störnebel unseres Proberaumes übrigens keine reelle Chance...). Man kann freilich mal über P100 nachdenken, aber die sollen wiederum schon nicht mehr diese Dynamik der P90 haben.
Ganz persönlich:
Ich bin froh, über meine eigenen Schatten gesprungen zu sein, die Special erstanden zu haben. Bin unerwartet zufrieden mit diesem Gibson-Mahagoni-Teil. Diese Special mit ihren beiden P90 ist für mich eine Brücke zwischen Stratocaster und Standard. Nur ein P90 am Steg wie bei der Junior hätte mir nicht gereicht. Ich geniesse die ungeheure Dynamik dieser P90 zusammen mit der gnadenlosen Herausforderung dieser Gitarre, die Spiel- und Anschlagsfehler nicht verzeiht. Wusste bislang nicht, dass ich so unsauber anschlage, hehe... Für mich hat sich ein neues Tor aufgetan und ich bin dankbar, das ich das entdecken durfte.
Mit so einer Special bekommt man mehr als nur viel Gitarre fürs Geld.
- -
Zu den Fotos. Sie zeigen die Special im Anlieferungszustand mit ihren schwarzen Pickup-Kappen am Excelsior. Neben Detailfotos, z.B. Binding am Griffbrett, ist hier zu sehen, wie sie sich neben meiner Stratocaster in der Nachmittagssonne räkelt.
Zusammen mit der Quellenangabe ist auch die oben zitierte 77er Special zu sehen.
Auf dem folgenden Bild sonnt sich die Special gerade im Schein der Wintersonne mit ihrer Schwester, der Standard, bei der man anhand der Spiegelungen gut ihre gewölbte Ahorn-Decke erkennen kann. Ich werde mich hüten, von 'großer Schwester' zu sprechen, denn eigentlich ist ein solcher Vergleich gar nicht angezeigt. Die Dicke des (nur Mahagoni-) Korpus lässt sich vergleichsweise angeben, sie beträgt bei beiden Gitarren etwa 43 mm bei 3,7 kg Gewicht der Special.
Gruß Michael
*Bitte mich nicht falsch verstehen. Das hängt wirklich und ganz davon ab, wie man reinlangt... Die Burstbucker auf der Les Paul können nämlich ansonsten ebenso fein in die Richtung tönen wie hier z.B.:
http://www.youtube.com/watch?v=PdjIHgdK4rE
Hat ein simpler, aber für mich im Ton aussagekräftiger Verstärker. Er war aber nur die Intitialzündung...
Hat ein Zusammentreffen von Ereignissen und Erkenntnissen, zu dessen Gipfelpunkt offenbar nur noch die Initialzündung fehlte... Zuviele Strats. Zuviel Hin und Her. Zuviel Schrauberei damit, es genügt! Auch ein Maß der Erkenntnisse ist irgendwann einmal voll und als Quintessenz oder Erkenntnis daraus sollte man sich bedienen, eine Maß zu sich nehmen und die Erkenntnis nutzen.
Hat offenbar ein veränderter Anspruch an das Instrument.
Hat eine anders gewordene Spielweise oder das Alter (?), wo die Finger einfach nicht mehr klarkommen wollen mit dem runden Griffbrett einer Stratocaster und noch viel mehr mit der Saitenhöhe, ohne, dass es ständig klirrt oder dass es an irgend einem der Bünde scheppert. Wo die Töne nicht so fließen wollen, wie ich es gerne hätte. Ausnahme: eine meiner Strats, wo hier eine schepperfreie und wirklich flache Saitenlage möglich ist. Diese Strat bleibt, auch wenn ihr Klang bereits schon von jemandem Kaufinteresse hervorgerufen hat.
Hat das Review betreff der FGN P90 von hack_meck, in dessen Ergebnis ich dann schrieb: Diese Gitarre beeindruckt mich schon lange nicht zuletzt wegen ihrer Schlichtheit. Himmel, da könnte ich glattweg meine ganzen Strats vertickern, wenn ich das höre...
Hat der gemeinsame Zeitpunkt aller dieser "Hat".
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Was mich um so mehr überrascht, ist meine eigene Dussligkeit bzw. die Erkenntnis über eingefahrene Denkweisen. He, es hat neben Strat mit ihren Singlecoils und Les Paul Standard mit Ihren Humbuckern eben auch noch andere und richtig gute Gitarren / Pickups, die völlig zu Unrecht ihr Nebendasein fristen oder aber man ist doch schon viel zu sehr hirnconditioniert auf Strat und Les Paul Standard? Inwieweit geschicktes Marketing dazu beiträgt... Schaut man sich mal einschlägige Fachzeitschriften an, so sieht man, selbst wenn es nur um Zubehör geht, auf den Werbungsseiten fast immer nur eine Stratocasterform oder die Les Paul Standard mit ihren Humbuckern... OK, auch PRS sollen ja in letzter Zeitt mehr als nur zu oft beworben worden sein.
Ich brauche mir nicht eine gefühlt zehnte Stratocaster vorzuweisen - ist eh' nur immer dasselbe... Telecaster kommt für mich ned infrage... Form follows Function / Fun / Emotion?
Zitat von hack_meck:
"@Stratspieler ... nein, nein, nein - keine Strat dafür verhökern .... Es sind unterschiedliche Welten..."
Doch. Das ist der Punkt. Du hast mich positiv erwischt mit Deinem Satz: "...mich nicht mit der X-ten Fender...". Ich habe inzwischen meine Strat gefunden, an der alles so dermassen stimmt, so dass ich an ihr nicht mal mehr eine der Schrauben austauschen würde, geschweige denn, an der Strat herumbauen würde. So what? Wozu also mit der X-ten Strat herummachen und an diesen Bausätzen Zeit vergeuden, anstatt mit drei oder vier Gitarren, die eine weite klangliche Bandbreite abdecken, neue Welten zu entdecken! Ich brauche keine 'zig Gitarren. Ich suche unterschiedliche Welten!
Die Suche:
ES-Modelle hatte ich derer schon einige. So schön anzusehen sie auch sind, im Stehen gestaltet sich die Bespielbarkeit für mich schwierig. Also was kam infrage? Lange und schon immer großzügig überlesen: P90-Pickps. P90-Pickups??? Wieso eigentlich habe ich die immer überlesen??? Fehlte also nur noch ein passender Body drumherum... PRS? Kommt nicht infrage. Aha, Zitat eines Users beim Stöbern im Board: "...meine Hagstrom Viking verstaubt schon seit Monaten...". Die Hagstrom Swede Special Edition P-90 TSB stach mir ins Auge, war mir aber persönlich optisch zu "aufgedonnert". Ich hatte sie in der gedanklichen Vorauswahl. Les-Paul-Body ist ok, kenne ich, spielt sich. Eine ebay-Annonce half mir zufällig: eine Gibson Les Paul Studio Tribute 60s war angeboten; ich konnte sie testen. Liebe Studio-Tribute-Spieler und lieber Hersteller: ich habe sie kopfschüttelnd wieder beiseite gelegt und bitte überspringt den nächsten Absatz!
Das ist für mich keine Gibson, sondern ein federleichtes und dazu noch scheinbar unlackiertes "Spielzeug", eine Les Paul, die gern eine sein möchte... Für mich muss da, so, wie es sich m.E. für eine Gibson gehört, ein entsprechendes Gewicht sein, da gehört eine ordentliche Nitrolackierung drauf und vor allem nicht diese dunkel mit irgendwas zugeschmierte Rückseite von Body und Hals. Für den Aufwand für Lack, Optik und Haptik bin ich auch gern bereit, einen entsprechenden Preis zu zahlen. Will sie ja nicht im Dutzend-Pack horten wie eine Packung China-Böller zu Silvester, sondern eine, die dann auch entsprechend ausschaut.
Zitat von Armin:
"Wogegen mir die Studio schon immer wie eine "Ich-wäre-gerne-LP-Standard" vorkommt, eben nicht Fisch, nicht Fleisch. Keine Ahnung, das ist so eine Gefühlsache bei mir."
Genau so geht es mir mit der Studio. Niedriger Preis um jeden Preis? Muss das wirklich sein? Klang und Bespielbarkeit waren hervorragend, da gibt es nichts! Aber die Optik und Haptik? Nein, für mich auf keinen Fall. Dass ein Konzern Absichten und Gründe hat, warum er ein solches Modell so herstellt, steht auf einem ganz anderen Blatt, dessen bin ich mir schon bewusst. In die Vorauswahl fiel nun noch eine einzige Studio in Honey-Burst, deren Rücken noch nicht deckend lackiert war. Sie besitzt eine wirklich schöne Ahorn-Decke...
...und es ging angesichts Bespielbarkeit und Klang die eingegrenzte Suche einfach mal bei Gibson weiter und sehr schnell war sie plötzlich aufgrund meiner gedanklichen Vorgaben im Fadenkreuz, die
Gibson Les Paul Junior Special P90 Tobacco Burst Gloss.
Keine deckende Lackierung der Rückseite, vorn schönes Mahagoni (wichtiges Kriterium für mich: Eine Gitarre besteht nun mal aus Holz und das soll bitteschön auch sichtbar sein), Nitro-Lack und kein Satin, P90... Schlicht, nichts aufgemotzt. Passt. Passt? Das ist sie??? Das gesuchte Bindeglied zwischen Stratocaster und Les Paul Standard???
Zum Namen:
OK, beim ersten Lesen des Namens habe ich mich erst einmal ungläubig hingesetzt. Hallo? Geht's noch? Naja, wenigstens nicht noch 'Premium' oder gar 'Premium Selected', welches man heutzutage auf jeder Wurstdose oder Klopapier-Rolle findet...
Und vor allem: Junior Special... Hä? Wie bitte? Junior kenne ich, Special war bislang für mich was anderes. Zur Erinnerung: Gibson brachte 1954/55 die Junior und Special heraus; quasi als Gitarren für den abgespeckten Geldbeutel. Nachdem 1952 die teuere, weil aufwändiger hergestellte, Goldtop erschien. Die Junior hatte einen, seit 1946 bekannten, P90 am Steg, während die Special mit derer zweie P90 aufwartete. Humbucker kamen erst ab 1957 in die teureren Les Paul, sie mussten erst mal dank Seth Lover und Walter Fuller entwickelt und dann gewickelt werden (hehe, Wortspiel).
Aber jetzt? Junior Special?
Aus: http://www.tdpri.com/forum/other-guitars-other-instruments/281070-ngd-gibson-les-paul-jr-2-p90s.html
Hier wird gefragt, warum die Gitarre komischerweise diesen etwas seltsam anmutende Namen 'Junior' mit drin hat, denn lt. Verfasser handelt es sich schlicht und einfach um eine Gibson Les Paul Special. Dokumentiert wird dazu dieses Foto einer '77 LP Special RI "...that looked just like this one..." Frei übersetzt:
"Ich habe keine Ahnung warum Gibson das Wort "Junior" in den Namen nagelte, es ist eindeutig ein Reissue einer Les Paul Special. Es war das Marketing von Dummköpfen, ich bin mir sicher. Gott sei Dank war es nicht aus China oder die englische Übersetzung ist möglicherweise "Gibson Spezialität Glück Les Paul Komfort Executive" oder ähnliches..."
Es ist schlicht und einfach eine Les Paul Special.
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Lieferzustand / Verarbeitung / Bespielbarkeit:
Schälte sich da aus dem Lieferkarton ein Gibson-Gigbag heraus; kleines Stoff-Etikett drin: Made in China. OK, schmunzelnd registriert und aufgemacht den Sack:
Herauskam die Gitarre, augenscheinlich alles drin, alles dran; mit schwarzen Pickup-Kappen. Eine Schraube an einer Mechanik fehlte. Das Lästermaul in mir meldete sich, nachdem ich auch nach Suchen im Gigbag die Schraube nicht fand: Oh, liefert Gibson die Gitarren jetzt nicht mehr komplett? Kurzes Telefonat mit dem Händler und ein UPS-Auto lieferte mir das fehlende Schräubchen. Trotz meiner Bitte, lediglich einen normalen Brief zu versenden...
Die Verarbeitung und Lackierung gestalten sich als einwandfrei. Insgesamt wirkt die Gitarre auf mich wie eine makellose, schlichte und dunkle Schönheit. Das Auge isst ja bekanntlich mit.
Genaues Hinschauen im hellen Sonnenlicht offenbart: Der Body besteht aus zwei Stücken, die nicht mittig verleimt sind. Man sieht es nicht bei der Draufsicht auf die Gitarre. Erst bei schrägem Draufschauen zeigt sich der nicht mittige Ansatz anhand der Maserung / Zeichnung im Holz. Rückseitig ist er zu erahnen. Die Lackierung ist hier nicht schwarz deckend, sondern dunkelbraun mit der Tendenz, bei grellem Sonnenlicht zu durchscheinen. Mich stört es nicht, dass der Body so zusammengesetzt ist; ist es also keine makellose Schönheit, sondern eben eine Schönheit, die das Leben nun mal so mit sich bringt.
Außerdem - die Ästheten unter euch haben sich sicherlich schon schreiend abgewendet - habe ich gleich einmal die schwarzen Pickup-Kappen durch chremefarbene ersetzt...
Ansonsten hat der Body an seiner Unterkante hinten ein paar kleine Kratzerchen; nicht der Rede wert und, so wer will, möglicherweise auspolierbar.
Die Schrauben für den Stegpickup standen zu hoch. Der Stegpickup klemmte. Schuld war das Pickguard, welches so auf den Body geschraubt wurde, dass es an der Kappe des Stegpickups rieb und ihn somit in seiner Verstellbarkeit hemmte. Ein vorsichtiges Zurechtfeilen der Aussparung am Pickguard behob diesen Mangel. Drei der Hut-Knobs waren zu tief aufgedrückt oder einer zu hoch, wie man es nimmt. Das war schnell korrigiert und das war es denn auch schon. Die Regler laufen sahnig weich, nicht schwergängig und lassen sich trotz der kleinen Knöpfe gut bedienen.
Das Griffbrett soll dieses "Baked Maple" sein. Ich kann es auch im gleißenden Sonnenlicht augenscheinlich nicht erkennen, dass dem so ist. Is' mir auch Wurscht.
Die Justage der Saiten war jenseits von Gut und Böse. Man hätte ein Fünf-Euro-Stück senkrecht zwischen Saiten und Griffbrett hindurchschieben können... Nein, dem war nicht so, aber es war exorbitant hoch. Ob geplekt oder nicht, nach entsprechender Justage der Saitenhöhe und der Halskrümmung kann ich nun eine traumhafte Bespielbarkeit konstatieren, "wie Butter" oder "wie von selbst" ist noch untertrieben. Kein Schnarren oder Scheppern, exzellent polierte und verrundete Bünde nebst einer Abrichtung, die nichts, aber auch rein gar nichts zu wünschen übrig lässt. Hervorragend. Greifen, Bespielbarkeit, Bendings - ein Traum.
Erste Chords angeschlagen: Oha, was ist denn das? Schnarren. Die auf dem Headstock oben zu sehenden Muttern aller Mechaniken waren nicht festgezogen, so dass die Unterlegscheiben herrlich und hörbar vor sich hin vibrierten. Auch hier war also Nacharbeit angesagt; schnell waren die Muttern festgezogen...
Nein, ich formuliere jetzt mal angesichts aller Kleinigkeiten nicht diesen Satz, der da boshafterweise aufkeimt: "Jede China-Pfanne hätte und wäre...". Nein und nochmals nein, auch wenn er noch so lästerhaft versucht, hochzukommen!
In Summe ist das Istrument für mich stimmig, schlicht, mit seinen beiden schwarzen Pickup-Kappen war es für mich in sich ruhend. Nicht aufgedonnert wirkend. Nicht so sich in den Vordergrund spielen wollend wie die Standard.
Sound:
Sie kann clean. Oh ja. Und wie! Fein angezupft, klingt sie clean bei entsprechender Reglerstellung fast sogar wie ein Acoustic, mit schneller Tonentfaltung, spritzigem Attack.
Sie ist im Attack gefühlt nicht sonderlich träger wie die P90-Studio mit ihrer Ahorndecke. Sustain ist da; mit etwas Geschick an den Reglern des Amps bekommt man allein mit dem Hals-Pickup sogar einen stratähnlichn Ton hin. Was die 'Kleine Les Paul' angeht - nun, da bin ich sehr skeptisch geworden, nachdem ich mich mit ihr und parallel dazu mit meiner 'Großen Les Paul' beschäftige...
Vergleichsweise zur Standard kommt der Ton der Special spritziger, klarer, nicht ganz so träge, bis er voll aufgebaut ist; knalliger, etwas weniger holzig; nicht mit diesem endlosen Sustain, dem die Standard nun mal eigen ist. Stratiger zu schreiben, wäre falsch, denn es ist eben nicht dieses Dünne, Klingelige, sondern da ist Fettes, Bluesiges mit dabei; zumindest am Neck-Pickup.
Die Special quittiert jede auch nur noch so kleine Änderung der Anschlagstärke oder jede Änderung der Stellung des Plektrums sofort und unbarmherzig mit einem dementsprechend lauten oder leiseren oder sich änderndem Ton. Flüsterleise angestrichen äußert sie sich ebenso wie volle Kanne reingelangt; es ist, als würden ihre Pickups von Null bis Maximalamplitude in Bruchteilen von Sekunden mit einem ungeahnten Umfang aufschreien, wenn es denn von ihnen verlangt wird. Eine unheimliche und ungewohnte Sensibilität. Die Special beschönt nichts, rein gar nichts.
Derartig charismatische Pickups sind mir bislang nicht untergekommen; auch wenn ich weiss, dass die P90 von Gibson hier noch lange nicht die vielzitierte Spitze der Fahnenstange darstellen.
Jazziges? Bittesehr. Tone-Regler etwas zugedreht... Ja, ich gebe es gern zu: Ich lerne zum Beispiel dank simplem Excelsior kennen, dass eine Gitarre auch Tone-Regler hat, die man benutzen kann...
Und wenn man dann beide Pickups aktiviert... Spätestens jetzt ist Schluss mit Strat. Jetzt ist dieser Mittennöck da, dieses Kehlige; Gibsontypische. Nur Knalliger, stringenter im Vergleich zur Standard. Die ist hier fetter und endloser im Sustain.
Crunch? Bittesehr. Z.B. einen Blues Junior aufgedreht und mit den Reglern an der Gitarre gearbeitet und schon geht das selbst bei moderater Lautstärke...
Und wehe, wenn gezerrt am Amp oder via Modelling der Bridge-Pickup losgelassen wird. Das ist Rock-Zerre vom Feinsten. Vielleicht nicht mit dieser vergleichsweise alles erschlagenden Wucht der Burstbucker der Standard*, aber dennoch klar und faustdick steht jetzt ein unbändiger und homogener Zerrton im Raum; je nach eingestellter Zerre oder Ampeinstellung.
Die Special kann mit hauchzartem akustischen Timbre ebenso antreten wie rotzig frivol frech oder beißend, schreiend. Nicht so singend wie die Standard. Müsste ich beiden Gitarren menschliche Attitüden bescheinigen, so wäre die Standard die ausgeglichenere, ruhigere, wenngleich auch mächtigere Vertreterin ihrer Art, während die Special hingegen die jungendlichere, unvernünftigere und noch nicht so gezähmte, wildere ist.
Diese unglaubliche Dynamik der Pickups! Ich muss es nochmal erwähnen: Von wegen Junior! Nichts da, es ist (ohnehin) keine Junior, sondern eine völlig eigenständige Gitarre, keine 'Kleine Les Paul'. Auch wenn der Special die Ahorn-Decke fehlt, so sind es auf dem Mahagoni-Brett die P90, die mich trotz Brummen (aber das tun die SC meiner Strats auch) angesichts ihrer Dynamik schier aus den Socken hauen. Erstaunlich bei allen drei Stellungen des Toggle-Switch und insbesondere bei der Aktivierung beider Pickups: Mit jeder Stellung der Volume- und Tone-Regler an der Gitarre lassen sich verschiedenste Sounds herausholen; eine derartige Vielseitigkeit hätte ich so nicht erwartet.
Moohooin Stratspieler! Aufgewacht??? Wie betriebsblind kann man eigentlich sein??? Das wusste ich vorher nicht!???
Das Brummen... Wendet man einen alten (Stratspieler-) Trick an, so dreht man einfach den Volume-Regler an der Gitarre einen Tick runter und den am Amp etwas auf, so minimiert sich das Brummen etwas, freilich, ohne zu verschwinden. In störnebelverseuchter Umgebung, unser' Proberaum zum Beispiel, ist es allerdings gut, bei High-Gain-Einstellungen einen Volume-Regler in Form eines Fußschalters zu haben, so dass in Ruhephasen auch wirklich Stille ist. Man muss umdenken; eben mal ein Umschalten auf Out-Of-Phase-Pickups ist nicht und brummunterdrückende Humbucker schon dreimal nicht. (Auch diese haben im Störnebel unseres Proberaumes übrigens keine reelle Chance...). Man kann freilich mal über P100 nachdenken, aber die sollen wiederum schon nicht mehr diese Dynamik der P90 haben.
Ganz persönlich:
Ich bin froh, über meine eigenen Schatten gesprungen zu sein, die Special erstanden zu haben. Bin unerwartet zufrieden mit diesem Gibson-Mahagoni-Teil. Diese Special mit ihren beiden P90 ist für mich eine Brücke zwischen Stratocaster und Standard. Nur ein P90 am Steg wie bei der Junior hätte mir nicht gereicht. Ich geniesse die ungeheure Dynamik dieser P90 zusammen mit der gnadenlosen Herausforderung dieser Gitarre, die Spiel- und Anschlagsfehler nicht verzeiht. Wusste bislang nicht, dass ich so unsauber anschlage, hehe... Für mich hat sich ein neues Tor aufgetan und ich bin dankbar, das ich das entdecken durfte.
Mit so einer Special bekommt man mehr als nur viel Gitarre fürs Geld.
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Zu den Fotos. Sie zeigen die Special im Anlieferungszustand mit ihren schwarzen Pickup-Kappen am Excelsior. Neben Detailfotos, z.B. Binding am Griffbrett, ist hier zu sehen, wie sie sich neben meiner Stratocaster in der Nachmittagssonne räkelt.
Zusammen mit der Quellenangabe ist auch die oben zitierte 77er Special zu sehen.
Auf dem folgenden Bild sonnt sich die Special gerade im Schein der Wintersonne mit ihrer Schwester, der Standard, bei der man anhand der Spiegelungen gut ihre gewölbte Ahorn-Decke erkennen kann. Ich werde mich hüten, von 'großer Schwester' zu sprechen, denn eigentlich ist ein solcher Vergleich gar nicht angezeigt. Die Dicke des (nur Mahagoni-) Korpus lässt sich vergleichsweise angeben, sie beträgt bei beiden Gitarren etwa 43 mm bei 3,7 kg Gewicht der Special.
Gruß Michael
*Bitte mich nicht falsch verstehen. Das hängt wirklich und ganz davon ab, wie man reinlangt... Die Burstbucker auf der Les Paul können nämlich ansonsten ebenso fein in die Richtung tönen wie hier z.B.:
http://www.youtube.com/watch?v=PdjIHgdK4rE
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