Nach einer schwierigen Entscheidungsphase hab ich mich jetzt durchringen koennen - die Framus Diablo Custom ist meine.
Angekommen ist sie (als einzige Gitarre in der Preisklasse
) "nur" in einem GigBag von Warwick, der dafuer aber ordentlich haelt - und ein Hardcase hab ich ja eh noch zuhause rumfliegen.
Erster Eindruck: Optisch der absolute Hau! Die Halskonstruktion erscheint mir etwas merkwuerdig, ich lasse mich aber spaeter belehren dass 2 Schrauben noch unter dem HotRail verborgen sind. Die Decke ist wunderschoen (noch deutlich schoener als auf den Fotos), ein paar dunklere Stellen sind zwar da, aber machen mir herzlich wenig aus. Almond Sunburst ist es uebrigens.
Verarbeitung:
Buende perfekt, Halsuebergang perfekt, Bedienelemente ausnahmslos sehr hochwertig (der 5-Way-Schalter vor allem!) und nicht selbst-verstellend (warum das wichtig ist, spaeter). Einziger Wermutstropfen: Bei starkem Klopfen auf die Gitarre surrt ein Teil des Tremolos ein wenig (soweit meine Ohren das lokalisieren koennen). Das kommt aber beim spielen nie vor, ist mir einmal zufaellig aufgefallen.
Sehr guten Eindruck macht auf mich das Elektrikfach - einfach zu oeffnen, innen lackiert und verhaeltnismaessig aufgeraeumt - achja, von hinten sieht die Gitarre so schoen aus wie andere von vorne
Der Hals ist zwar gewoehnungsbeduerftig - aber die Gewoehnung dauerte etwa 5 Minuten. Danach war ich nur noch fasziniert von der wunderbaren Oberflaeche (Ovangkol). Obwohl er durchaus etwas dicker ist (knapp unter LP, wuerde ich mal schaetzen ohne gemessen zu haben) nimmt die Spielgeschwindigkeit absolut nicht ab - eher im Gegenteil. Das Spielgefuehl ist wirklich sehr edel, das Griffbrett an sich ist auch sehr gut verarbeitet (Inlays gefallen, wenn man sie in echt sieht, sogar durchaus).
Die Tuner sind Locking Tuner einer mir unbekannten Marke, die nicht gerade so aussehen als waere Saitenwechsel in 5 Sekunden ohne Werkzeug moeglich - gut, damit muss man dann halt leben.
Stimmstabil ist sie auf jeden Fall extremst - seit 5 Tagen schon gibt's in einem wechselnd beheizten/nicht beheizten Raum absolut keine Verstimmung (im Bereich des hoerbaren, Perfektionisten stimmen natuerlich trotzdem vorm spielen einmal).
Apropos Stimmstabilitaet: Leider hat die Gitarre ein (Wilkinson) Tremolo. Ich koennte echt gut drauf verzichten und es bereitet mir jetzt schon Aergernis - wenn man genau hinhoert schwingt ein leer angeschlagener Ton durchaus ein wenig hin und her - naja, wirklich nur wenn man genau hinhoert. Die Ibanez mit fester Bruecke hatte das uebrigens nicht. Immerhin stoert es nicht beim spielen, sondern ist schoen ergonomisch und schont die Schlaghand.
PU's sind Jeff Beck, Vintage Staggered Reversed SC und ein Hotrail, alle splitbar ueber das Volumenpoti. Und das schoene ist: der Splittingmode klingt wirklich verwendbar! Bei meiner Fame Forum III klang der SC mehr wie ein mueder Humbucker + Brummen - hier kann man richtig schoen spritzige, drahtige Sounds zaubern, daher fiel die Strat dann auch raus in der Entscheidung. Mit dem 5-Way-Schalter kommt man auf 10 verschiedene Sounds - mit denen man auch durchaus was anfangen kann!
Nun, zum wichtigsten:
Der Sound.
Schon trocken merkt man, wo der Hase laeuft - warm und voll, und Sustain bis der Arzt kommt (soviel werde ich sicher nie brauchen). Fuer eine Superstrat eigentlich schon sehr Paula-Like, evtl hat die Decke ja doch tonbildenden Einfluss?
Mit einem Amp am Kabel, dann die Offenbarung.
In der 1. Stellung (JB) ist die Gitarre sehr sehr crisp. Die Hoehen sind fast schon ueberbetont. Ein Glueck, dass der TonePoti sehr sehr effektiv ist und sich nicht von selbst verstellt - so kann man den Sound ein wenig zaehmen (fuer HiGain ist er aber auch ohne Tone-Veraenderung sehr brauchbar). Im SC-Mode ist diese Hoehenlastigkeit allerdings sehr von Vorteil, denn von dort kommt der charakteristische Sound. Ich will jetzt nicht von Tele-Twang reden - aber ein bisschen klingt es doch schon danach
2. Stellung ist relativ Strat-Typisch - Softrock+Pop, ich komme!
In der Mittelstellung geht dann vollends der Funk ab - nicht der Singlecoil, sondern die beiden HB's sind in Kombination hoeren - und Funky ist wirklich nicht uebertrieben! Auch hier macht ein Einsatz des Tonepotis aber Sinn.
Hotrail+SC klingt aehnlich wie bei einer Strat (natuerlich vor allem im SC-Mode) - aber ich kann den Sound echt nicht gut beschreiben. Er ist extrem charakteristisch, wer es bei ner Strat mal ausprobiert hat, weiss, was ich meine
Und nun, meine absolute Liebe:
Der Hotrail.
Hier offenbart sich eine ganz andere Saite (
) der Gitarre - basslastig wie Schmitt's Katze. Ich habe sowas zum letzten Mal an der PRS meines Lehrers gehoert - man denkt wirklich, das ist nen ganz anderes Instrument. Unendlich viel Bottom-End, man wuerde schon fast wieder ein wenig davon wegdrehen wollen - aber der SC-Mode tut auch hier seine Pflicht.
Fuer Jazz-Soli ist der Hotrail allerdings noch ein wenig zu aggressiv - auch hier sagt der TonePoti "Danke", wenn man ihn ein wenig dreht, und dann klingt der Hotrail mit seinem enormen Bassfundament richtig passend fuer Jazz und cleane Balladen. Erstaunlicherweise ist das auch im Crunch-Mode und fuer Rocksolo meine bevorzugte PU-Stellung: Der Sound ist (mit voll aufgedrehtem Tone dann, natuerlich) richtig voll, und die Gitarre singt als waer's ihr letzter Tag. Wenn man hier den Tonepoti allerdings ganz runter geht, kriegt die Klangfarbe ganz andere Dimensionen - ich nehm's vllt bald mal auf, dann merkt man was ich meine
Fazit:
Sehr zufrieden! Eine sehr flexible Gitarre, die zwar primaer in Richtung Strat geht, aber auch volle LedZep-Sachen, Funk, Blues, Hardrock (System of A Down) durchaus zu meistern versteht.
Ich geb meine nicht wieder her