Eine Gitarre, designed von Eddie van Halen - welchem Gitarren-Liebhaber von echtem Schrot und Korn wird da nicht warm ums Herz. Nach der legendär wunderbaren "Axis" von Music Man nun also die "Wolfgang" (fürs dickere Portemonnaie) und die "Wolfgang Special" fürs schmalere Budget. Tolle Sache.
Was hat man nicht alles lesen können über die "Wolfgang Special" und die Künste der japanischen Gitarrenbau-Gurus, die die "Wolfgang Special" in die vordersten Ränge der Erzeugnisse großer Gitarrenbaukunst katapultiert hätten. Und das zum Minimalpreis. Super! Also musste natürlich so ein Wunderding her. Und dann der große Tag, als die angebliche Edelklampfe endlich den Weg zu mir nach Hause gefunden hatte. Auspacken, anstöpseln und loslegen und... erster Eindruck vom Handling: großartig! Ein wunderbarer Hals, toll abgerichtet, toll geformt, liegt butterweich in der Hand und spielt sich wie von selbst. Saubere Arbeit! - Und jetzt das Ganze mal mit Verstärkung: - und … und?
Tja, das war dann allerdings leider nur mal so lala... Der Stegpickup, noch ganz schön: knurrig mit aggressiven Höhen und einem guten Pfund im Bass. Aber der Halspickup? Nochmal - am Amp schrauben und nochmal schrauben, und nochmal und dann noch einen Vorverstärker davor klemmen - und wieder schrauben und wieder nix: kraft- und saftlos, keine Sättigung, kein Glanz, kein Punch und schon gar keine Wärme, schlicht gar nichts. Aber dafür schwärmen ja andauernd alle ganz doll von der Mittenposition, die sei ja nun sozusagen absolut mehr Telecaster, als jede echte Telecaster, ever - ehrlich!... Freunde, wo habt Ihr nur Eure Ohren? Ich habe jedenfalls erstmal einen leicht hysterischen Lachkrampf bekommen.
Aber da ist ja dann immerhin noch das Floyd Rose - (nochmal, ums sich auf der Zunge zergehen zu lassen): Floyd Rose, dolle Sache! Und die Realität? Stimmen, schrauben, schrauben, stimmen - 5 Minuten spielen und wieder stimmen, schrauben, schrauben, stimmen - verhält sich unterschiedlich, ob man das Instrument umgehängt hat, oder ob es brav mit einem flauschigen Kissen unterm Kopf auf des Gitarristen Werkbank liegt - und wehe, man spielt mal mit einem Vibraphonisten zusammen und muss von 440 auf (lächerliche) 442 Herz hochstimmen: da passt dann gar nichts mehr. Vielleicht habe ich ja einfach nur ein Montagsinstrument bekommen und ganz, ganz böses Pech gehabt, und all die anderen "Wolfgang Specials" dieser Welt sind absolut einzigartig geniale Teile, aber die meine ist leider nur Schrott gewesen. Und zwar so dermaßen, dass ich sie nicht mal guten Gewissens wieder verkaufen mochte. Alles über 400 Euro wäre ja glatter Betrug gewesen.
Also hab ich erstmal die angeblich so grandiosen EvH Custom Pickups gegen Häussel Pickups ausgetauscht. Wahrscheinlich ziemlich dämlich in so einen Rohrkrepierer von Instrument überhaupt noch Geld zu stecken - aber: siehe da! langsam begann das Ding dann doch zu klingen (was bei Häussel Pickups ja fast nicht nicht klappt). Wäre nur noch schön, wenn sich die Klampfe dann auch noch stimmen ließe. Heute dann habe ich endlich resigniert und lasse mir jetzt ein Schaller Vintage Tremolo einbauen, unterstützt von Sperzel Trim Locks. Alles in allem habe ich jetzt also demnächst für knappe 2000 Ocken ein anständiges Instrument in Händen, das professionellen Ansprüchen gerecht werden dürfte. Aber zum selben Preis hätte ich das durchaus einfacher haben können. Immerhin, der Hals ist super - aber nicht gut genug, dass ich mir jetzt nicht vom Gitarrenbauer noch eben das EvH-Logo überlackieren lassen würde, denn Werbung möchte ich für diese Gitarre wirklich nicht machen. Deswegen gibt's nur einen Stern für den Hals und eine dicke Warnung für die überaus zweifelhafte Qualität des Rests von der Gitarre...Aber vielleicht habe ich ja einfach nur ein Scheiß-Karma...