So, dann melde ich mich mal zurück mit etwas "Forschung" betreffend der Fritsches im 19. Jahrhundert.
Handgeschriebene Zettel in Instrumenten sind ja immer so eine Sache, aber in unserem Fall ist es die einzige Möglichkeit dem möglichen Erbauer auf die Spur zu kommen. Die folgenden Fritsches finden in der Literatur Erwähnung:
Johann Benjamin Fritsche, geb. 1878, gest. 1831
"Churfürstl. Hofinstrumentenmacher", später dann "Königl.sächs.Hofinstrumentenmacher.
Bisher auch mein Hauptverdächtiger, ich hatte die Initialen ursprünglich als J. B. gedeutet.
Carl August Fritsche, Dresden, genaue Lebensdaten nicht bekannt, nachgewiesen bis 1837
"Königl.sächs.Hofinstrumentenmacher" war er jedenfalls auch.
Christian Daniel Fritsche
1782 in Dresden geboren, 1843 in Leipzig gestorben
Johann Friedrich Eduard Fritsche
1807 geboren, 1844 gestorben, wohl zu Lebzeiten in Leipzig tätig
Johann Samuel jun. Fritsche
1791 geboren, 1828 in Leipzig gestorben. Wohl auch immer in Leipzig tätig.
Johann Samuel sen. Fritsche
1751 in Zähren (bei Meißen) geboren, 1824 in Leipzig gestorben
In unserm Fall musste ich etwas Zeit investieren um dem eigentlichen Erbauer auf die Spur zu kommen. Das Etikett wurde wohl schon mal im Rahmen einer Reparatur entfernt, um einen Riss gleich dahinter mit einem Flicken aus Leinen zu kleben/ stabilisieren. Dabei wurde es wohl stark beschnitten (weil vermutlich beschädigt??), Reste der Handschrift sind am unteren Rand noch deutlich zu erkennen. Ich vernute da wäre wohl auch die genaue Jahreszahl zu lesen gewesen.... Aber nun ist es halt so. Wir sind jedenfalls nicht die Ersten die an der Gitarre restaurieren, soviel sei schon mal verraten.
Hier also der Zettel wie er sich heute präsentiert:
Man beachte auch den Flicken hinter dem Etikett.
Ich bin ja nun nicht wirklich ein Experte für alte Handschriften, und um endlich Gewissheit zu bekommen musste ich einige Stunden an Recherche investieren. Eines abends, mit Hilfe eines guten Glases Rotwein fand ich den folgenden Link der Universität Wien:
https://www.univie.ac.at/gonline/htdocs/site/browse.php?a=4066&arttyp=k
Wenn man in der Mitte des Textes auf das Alphabet klickt, öffnet sich ein Fenster mit einem handschriftlichen Alphabet, welches der Schrift auf dem Etikett unseres Instruments doch sehr nahe kommt.
Geher wir also von der zweiten Initiale des Vornamens aus. Ein "B" kann es nicht sein, dafür ist der Unterschied zu deutlich. Ein "F" ebenfalls nicht, das haben wir ja bereits von (F)ritsche deutlich erkennbar. Unter der Vergrösserung erkennt man das es sich um ein "A" handeln muss, auch wegen des kleinen Striches innerhalb des Buchstabens. Ein "A" macht also mehr als Sinn, und ich denke es findet kaum jemand das ich falsch liege..... Hoffe ich mal.
Nun zur ersten Initiale. Wenn die zweite ein "A" ist, wovon wir ja nun alle überzeugt sind so bleibt eigentlich nur noch ein Verdächtiger übrig: Carl August Fritsche.
Die erste Initiale kann man ohnehin nicht als "J" oder gar als "L" deuten, L würde keinen Sinn ergeben. Aber ein "C" passt nach der alten Schreibweise wie Faust auf Auge.
Somit bleibt nur noch Carl August Fritsche als Erbauer übrig, und ich denke ich liege damit richtig.
Es ist nicht wirklich viel zu finden über ihn, zumal seine genauen Lebensdaten auch nicht bekannt sind.
Gerne stelle ich meine Interpretation hier zur Diskussion, und freue mich über euren Zuspruch oder andere Meinungen!!
Liebe Grüsse!!