Dem EMG 81 wird oft auch nachgesagt, steril zu klingen. Dadurch ist auch das Gerücht entstanden, dass aktive Pickups generell klinisch und langweilig klingen. Zum Teil stimmt das schon, da das Magnetfeld viel kleiner und schwächer ist und das Signal von Anfang an schon "sauberer" und "störungsfreier" ist. Ein wenig so, als hätte man mit einem Noisegate gearbeitet. Beim EMG 81 liegt es aber auch am Voicing. Sehr wenig Bässe und viele Hochmitten und Höhen. Der klingt einfach nicht so "saftig" und "fett" wie manch anderer Humbucker. Ein passiver Humbucker mit diesem Voicing wäre aber auch nicht "besser". Bei den "alten" EMGs kommt noch der Preamp mit hinzu. Mit 9 Volt ist da nicht so viel Headroom und es fängt schneller an zu komprimieren. Etwas mehr Dynamik bekommt man mit dem 18 Volt-Mod hin und EMG hat mit der X-Serie auch darauf reagiert. Die X-Serie klingt in etwa so wie ein "normaler" EMG mit 18 Volt-Mod.
Mit Hardware kann man aber auch viel ausrichten. Gibson verbaut gerne diese billige "Advanced Plating Inc."-Hardware aus Guss. Die Hülsen für die TOM sind so dünn, dass diese kaum Kontakt zum Korpus hat. Einfach mal gegen Faber- oder ABM-Hardware austauschen und schon erkennt man viel besser, welches "Potenzial" die Gitarre hat. Allein durch richtige Bolzen die die TOM halten bekommt die Gitarre schon mehr Sustain und Resonanz.
Das PUs aber unwichtig sind und gar nicht so viel am Klang ändern, stimmt auch nicht. Für manche Anwendungen sind bestimmte PUs einfach besser geeignet als andere. Selbst mit einem 7K-PAF kann man aus einen moderen Amp noch ein heftiges Brett rausholen. Gain haben die Amps heute mehr als genug, aber das Voicing entscheidet auch. Mit einem stark gescoopten HB wie dem SH-1 '59 oder dem SH-14 Custom 5 geht man im Bandkontext mit zwei Gitarren oft unter. Viele PAFs mit Alnico 2 haben einfach ein schwaches Bassfundament und sind auch nicht sonderlich straff. Das Spielgefühl ist irgendwie "federnd". So etwas kann man auch nicht mit dem Amp/Box oder der Spielweise ausgleichen. Für manche Stile müssen die Bässe einfach ganz straff auf den Punkt kommen.
Hier kann man natürlich auch mal einen Magnetwechsel oder Schraubentausch in Betracht ziehen. Z.B. gekürzte Hex-Schrauben bei den Basssaiten und mit einem Keramik- (könnte bei vielen PAFs zu harsch werden) oder einen Alnico 8-Magneten verpasste man dem HB mehr "Muskeln" und strafft die Bässe. Wie gut das im Endergebnis klingt hängt auch vom PU ab. Manche PUs reagieren sehr gut auf unterschiedliche Magnete (z.B. SH-1 '59 oder die Custom-Reihe SH-5, SH-11 und SH-14) und man bekommt für wenig Geld einen anderen PU, andere reagieren da nicht so gut drauf und mit einem Magnettausch ändert sich nicht ganz so viel. Bei meinem Häussel Vin+ A5 habe ich aus Spaß auch mal einen Alnico 8 eingebaut. Er hatte zwar etwas mehr "Druck" und war etwas "steifer" und "gestraffter", aber das "saftige" Attack der Alnico 5-Version ist verloren gegangen.
Jemand der viel Vintagerock spielt kommt dagegen überhaupt nicht mit einem mittigen 16K-Outputmonster zurecht. Da wird dann schnell gemeckert, dass die PUs Mist sind, weil sie nicht so dynamisch sind und auf jeden Furz reagieren. Da hilft dann oft auch kein Wechsel von Magnet oder Kondensator. Hier würde ich einfach mal mit einer Parallelschaltung arbeiten. Der Gibson Dirty Fingers klingt parallel ein wenig so wie ein heißer Telecaster-Steg-PU. Seriell überfährt er regelrecht den Preamp eines Amps und haut Mitten ohne Ende raus, aber parallel werden diese Mitten "angenehm" reduziert und durch den verringerten Output macht er auch bei "gemäßigten" Sachen eine gute Figur.
Meiner Meinung nach sind die Vintagefreaks auch daran "Schuld", dass die Kombo 500T/496R so einen schlechten Ruf hat. Gibson hat die in den 90ern in die Les Paul Classic eingebaut, eigentlich eine eher "klassische" Les Paul, aber mit PUs ausgestattet, die mit einem PAF nicht mehr viel zu tun haben. Damals gab es viele negative Aussagen über diese PUs, weil sie mal so gar nicht klingen, wie ein PAF von 1959. Dabei machen die für Metal eine sehr gute Figur und sind eine Alternative zum SH-6 Distortion Mayhem Set von Seymour Duncan.
Outputstarke PUs wurden damals entwickelt, um mehr Verzerrung aus den Amps zu kitzeln. Los ging es mit dem DiMarzio Super Distortion und Seymour Duncan hat bald mit dem SH-4 JB nachgezogen. Diese PUs kommen mal besser, mal schlechter mit modernen Hi-Gain-Amps zurecht. Schnell kann es schon mal zu komprimiert klingen oder bei tiefen Tunings matscht es. Trotzdem werden heute immer noch "heiße" PUs (im Sinne von DC) entwickelt, die aber auch gut mit aktuellen Hi-Gain-Amps harmonieren und auch bei tiefen Tunings und viel Verzerrung noch alle Töne, auch bei komplexen Akkorden, klar und sauber getrennt wiedergeben können. Je nach Modell sind sie auch mal etwas "wärmer" oder etwas "härter" und "kälter" gevoict".
Was ich allerdings nicht machen würde ist, einen ultrasensiblen, dynamischen PAF in eine Gitarre einzubauen, die mir trocken angespielt überhaupt nicht gefällt. Da werden dann viele enttäuscht, weil solche PUs einfach nur mehr oder weniger das wiedergeben, was die Gitarre von Haus aus bietet. Da würde ich zuerst mal über neue Hardware nachdenken oder PUs, die stärker ihren Stempel aufdrücken und den Charakter der Gitarre etwas "übertünchen".
Dem EMG 81 wird ja gerne nachgesagt, dass man den auch auf einen Besenstiel schrauben kann und er so klingt wie immer
. Der SH-4 JB ist meiner Meinung nach auch so ein Kandidat. Die Mitten sind immer richtig ausgeprägt und präsent.
Das Gerücht über den EMG 81 scheint nicht so ganz aus der Luft gegriffen worden zu sein
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