EAROSonic
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Gibson Les Paul Less+ 2015
Und nun folgt der dritte Streich, nach Junior und Studio auch noch eine Less+. Die 2015er Modelle punkten für mich hauptsächlich durch das breite Halsprofil (alle anderen Features wären für mich nicht zwingend), damit komme ich bestens zurecht.
Im Gegensatz zu den beiden Erstgenannten hatte die Less+ bereits einen Vorbesitzer, so dass ich sie nochmals unter dem derzeit günstigen Verkaufspreis erstehen konnte. Die Preise für diese Modellreihe gleichen einer Achterbahn, wobei es größtenteils immer nur bergab ging. So lang die Less+ zu Beginn ihrer Karriere bei 1.798 € und ging über die Zeit bis zu den jetzigen 999 € zurück. Und dabei ist Farbton nicht gleich Farbton. Die drei Varianten kosten bei Amazon (einem offiziellen Gibson-Händler) zwischen 1.299 € (Desert Burst) bis 1.490 € (Heritage Cherry Sunburst). Die Urfarbe der Les Paul scheint wohl nach wie vor am beliebtesten zu sein!
Der Gibson-Jahrgang 2015 bietet nun für alle Kritiker die größte Angriffsfläche überhaupt. Gibson hat seine Erfolgsmodelle komplett auf den Kopf gestellt und mit Neuerungen versehen, die mal mehr, mal weniger verständlich sind, u.a.:
· Halsbreite: 46 mm
· G-Force Stimmautomatik
· Sattel mit Nullbund
· den sogenannten „Leo Baul“-Jubiläumsschriftzug zum 100. Geburtstag von Les Paul
· ein Hologramm des einem zuwinkenden Lester William Polfus ( so der bürgerlicher Name von Les Paul)
Hier ein Auszug aus meinem Junior-Review, mit Ergänzungen zur Less+, wo notwendig:
Die Halsbreite
46 mm sind eine Hausnummer. Einmal zum Vergleich, meine PRS SE Custom weist exakt die gleiche Halsbreite auf, allerdings handelt es sich bei ihr um eine 7 String! Große Hände stehen damit vor keiner unlösbaren Aufgabe. Bei Musiker mit kleinen Händen wird dies u.U. jedoch zur großen Hürde. Aber auch die vom möglichen Idealmaß von 43 mm abweichende Abmessung stellt bei Gibson kein Novum dar. Ich besaß einmal eine 1969er SG Melody Maker mit einem 40 mm breiten Hals. Konnte ich auch bespielen. Man gewöhnt sich einfach daran. Vielleicht ist dies Gibson´s Reaktion auf die immer weitere Verbreitung von 7-, 8- oder gar 9-saitigen Gitarren. Für viele besitzen diese Instrumente keinen Sonderstatus mehr. Und da ist natürlich ein Wechsel auf eine 6 String mit ähnlich breitem Hals, wie der einer 7 String naheliegend.
Das G-Force
Das Nachstimmen der Standardstimmung verlief ohne Probleme in ca. 5 Sekunden. Ein bisschen Zipp und Drrr hier und da, fertig. Schon spaßig, wenn das alles automatisch geht. Mittlerweile kenne ich mit dem G-Force etwas besser aus.
Der Sattel mit Nullbund
OK, hierzu kann ich nichts groß schreiben. Ich weiß nicht, worin hier die Ursache zu suchen ist. Gibt es vielleicht unter den Gibson-Manager einen Freund alter deutscher Gitarren? Die wiesen in den 1950er/1960er-Jahren häufig einen Nullbund, jedoch in anderer Form auf. Eventuell ist auch die Gibson-Forschungsabteilung der Meinung, dass somit eine Intonierung einfach exakter wird oder es spart einfach Kosten für die Bearbeitung eines Sattels. Das von Gibson verwendete Sattelmaterial ist von der Nacharbeit her gesehen nicht ohne.
Das Einzige, was ich über die neue Einheit gehört habe, ist der Umstand, dass es bei einigen Instrumenten recht schnell zu Abnutzungserscheinungen des Nullbundes kam. Vielleicht war hier das Material einfach zu weich. Ich hoffe, Gibson hat darauf entsprechend reagiert und bietet den Verbrauchern eine vernickelte Version des Sattels an. Basis bleibt jedoch nach wie vor Messing. Die Zeit wird es zeigen.
Der Leo Baul-Schriftzug
Mh, is eben so. Stammt er tatsächlich von Les Paul oder durfte jeder Gibson-Mitarbeiter eine Schriftprobe abgeben? Um ehrlich zu sein, mich stört er nicht. Ebenso wenig das Hologramm. Ist ja schließlich Les Paul´s Jubiläumsjahrgang.
Das Palisandergriffbrett
Manche können sich wohl noch an den Palisander-Skandal bei Gibson von vor 2 – 3 Jahren erinnern. Dieser scheint nun endgültig überwunden zu sein. Gerade bei meiner Junior und Studio sieht man, dass es außerordentlich dick ist und die Stärke des Sattels erreicht. Bei der Less+ wird dies wohl nicht anders sein, durch das Halsbinding wird es jedoch überdeckt.
Die Griffbrettinlays
Da hat sich Gibson 2015 ein Herz gefasst und auch bei den preisgünstigeren Modellen "Mother of Pearl" verwendet. Dies sieht sehr edel aus und ist wieder nicht historisch korrekt bei den "Standard Les Pauls". Mir gefällt´s! Leider wurde diesem edlen Werkstoff nicht an jeder Stelle des Griffbretts die Behandlung zuteil, die es verdient hätte. Bei der Less+ sieht das Inlay am 12. Bund wie billiger Kunststoff aus. Hier funkelt und glänzt nichts, andere strahlen dagegen wie wild. Von einheitlichem Erscheinungsbild nichts zu sehen. Dieses Phänomen trifft auch auf meine Studio zu. Hier hat man meiner Meinung nach ein wenig mehr gewollt, als gekonnt. Dennoch ziehe ich es dem merkwürdig aussehend Kunststoff der Vorjahre vor.
Das Halsprofil
…nennt sich bei der Less+ „Rounded“. Man spürt schon, dass man im Gegensatz zur Studio mit ihrem „Slim Taper“ mehr Holz in der Hand hat. Dies verschwimmt jedoch noch kurzer Zeit des Spielens und zwar so sehr, dass ich noch nicht einmal sagen könnte, welches mir besser gefällt!
Hardware
Als Stoptailpiece und Bridge kommen neue Teile, die aus Zamak bestehen zum Einsatz. Wirklich neu (zumindest für Gibson) ist die Verwendung von Titansaitenreitern. In wie weit und wie sie den Tone verändern, lässt sich freilich schwer sagen. Wie immer taugt natürlich ein Vergleich zwischen meiner Studio und der Less+ nicht. Zu viele Parameter beeinflussen das Ganze. Um die Bridge in der Höhe zu justieren, benötigt man nun einen Inbusschlüssel. Nicht wirklich praktikabel, macht aber auch nicht jeden Tag.
Die übrige Elektronik
Im Gegensatz zur Junior bzw. Studio wurde bei der Less+ auf die Platine im E-Fach verzichtet. Warum dies geschah, kann ich nicht nachvollziehen. Bei der Classic, die bis auf die Push/Pull- statt der Standardpotis gleich ausgestattet ist, wurde die Platine verwendet. Mich freut es, dass man auf dieses unbeliebte Bauteil verzichtet hat, so lassen sich Modifikationen leichter realisieren.
Gibson verwendet endlich 500kOhm-Potis für ihre Humbucker. Jedoch gibt Gibson eine Toleranz von +/- 20 % an. Die Schaltgeometrie rekrutiert sich auch zwei Volume- und einem Mastertonepoti. An Stelle des Tonepotis für den Bridgepickup findet sich ein Miniswitch, über den sich der Coilsplit realisieren lässt. Die Gibson-Page spricht hier von einem 10 dB-Booster. Jedoch ist dem nicht so, es findet sich keine Batterie im E-Fach. In meinen Augen stellte die Schaltungsmimik eine etwas unglückliche Lösung, weiß ich doch, dass es Gibson auch anders hätte regeln können. Bei der Gibson Les Paul Studio z.B. finden sich zwei Push/Pushpotis für den Coilsplit. Nach außen ist von diesen Schaltoptionen nichts zu sehen und nichts störte den klassischen Look. Im Gegensatz zur Studio wurde bei der Less+ kein Orange Drops, sondern ein klitzekleiner Keramikkondensator verwendet. Warum das?
Die Verarbeitung
Meiner Meinung trifft hier eine wichtige Aussage von Thorsten B., was die Verarbeitung angeht, zu. Da hat sich bei Gibson einiges getan. Man spürt z.B. keinen Übergang vom Hals zum Griffbrett. Deswegen muss sich der ein oder andere von Gibson´s Mojo verabschieden. Dies ist in meinen Augen die nette Umschreibung mancher Unzulänglichkeit von Gibson. Die Lackoberfläche wirkt ebenfalls anmutiger und edler. Das Desert Burst zeigt sich heller, als Tobacco Sunburst. Mir gefällt es. Eine Frage des persönlichen Geschmacks natürlich.
Der Weg zur Less+
Bei meiner Suche nach einer Studio hatte ich auch eine Less+ in der Hand. Damals lag sie jedoch außerhalb meines Budgets und über die Optik wäre ich ja sowieso erhaben. Hals- und Korpusbinding, Gibson-Schriftzug aus Perlmutt, nur Tand, nur Ballast! Oder war es mehr dem Umstand geschuldet, dass ich für eine weitere Les Paul Standard oder Traditional nicht so viel Geld ausgeben wollte? Ja, eher das. Dennoch ließen mich die Modelle mit den Insignien einer Les Paul nicht los. Immer wieder beobachtete ich den Preis-, aber auch Lagerrückgang dieser Les Pauls. Als die Less dann bei unter 1.000 € angelangt war, überlegte ich, was ich verkaufen könnte und fand ein Objekt in Form meines Mesa Boogie Mini Rectifier, den ich zu Hause eh nicht ausschöpfen konnte. Als auch noch eine leicht gebrauchte Less bei den Kleinanzeigen auftauchte, war die Sache klar.
Was ist die Less+ überhaupt?
Letztendlich handelt es sich bei ihr um eine waschechte Les Paul, die lediglich einen dünneren Korpus mit auf den Weg bekam. Dieser misst am unteren Gurtpin gerade mal 33 mm. Eine Standard Les Paul bringt es hier auf 48 mm. Diese Diät reduziert das Gewicht des Korpus der Less+ um ca. 250 Gramm gegenüber einer Standard bzw. gar 500 Gramm im Vergleich zu einer Traditional! Dennoch wirkt sie in Summe nicht wie ein Leichtgewicht. Zusätzlich verfügt sie im Bereich der dem Spieler am nächsten ist, über eine Schräge, die sie noch inniger an ihn drücken lässt. Man könnte sagen, bei der Less+ handelt es sich um eine SG mit Ahorntop in Les Paul-Form.
Stellt die Less+ ein Novum im Gibson-Programm dar?
Dies vielleicht nicht, jedoch gibt es nicht viel Les Paul´s, die in diese Richtung gingen. Es gab Ende der 1980er die Custom Lite, die auch das gleiche Schalter- und Potilayout der Less+ zeigt. Über den Miniswitch wurde jedoch der Coilsplit realisiert. Vielleicht kann man sie als Urahnin der Less+ bezeichnen. Gibson hat sich einfach wieder an sie erinnert und eine in vielen Augen neue Variante daraus gemacht. Der Intervall zwischen Custom Lite und Less+ beträgt ca. 30 Jahre und damit gehört diese Les Paul-Spielart wohl eher zu den Raritäten.
Der Tone
In der Regel besitze ich Gitarren, deren Humbucker entweder mit Alnico V- oder Keramikmagneten bestückt sind. Bei der Less+ kamen zwei ´57 Classic (am Steg ein Plus) mit Alnico II zum Einsatz. Meiner Meinung nach klingen diese nicht so drückend, wie ich das von anderen meiner Gitarren her kenne. Der Bass tritt ein wenig in den Hinter-, die Mitten mehr in den Vordergrund.
Bei der Tonebeurteilung zu Hause in den eigenen vier Wänden muss ich zweigleisig fahren. Zum einen spiele ich die Less+ über meinen POD. Hierfür habe ich mir einen Referenztone erstellt, auf die ich alle meine Gitarren abstimme. Feinere Unterscheidungen werden in einer für die Gitarre optimale erstellten Bank abgelegt. In der Referenzbank klang die Less+ recht höhenbetont und im Bass eher schlank. An meinem Amp stellt sich dies nur bedingt dar. Hier trumpft sie mit angriffslustigem, knalligem Tone, der auch schön Biss und Schmelz hat, auf. Im Gegensatz zur Studio zeigt sich die Less+ etwas dicker klingend, auch strahlt sie ein wenig mehr Wärme aus. Interessanterweise unterscheiden sich Studio und Less+ nicht sonderlich, was den tonalen Druck angeht. Hier scheint das Mehr an Mahagoni nicht auch unbedingt ein Mehr an Klangfülle zu bringen.
Der Plus am Steg wird auf der Gibson-Homepage mit 8,25 kOhm angegeben, dem folgt der Neckpickup mit 7,92 kOhm. Der Stegpickup zeichnet wie üblich für die aggressiveren Töne verantwortlich. Er kann auch wunderbar zubeißen, allerdings, wie bereits beschrieben mehr im Mitten-, als im Bassbereich. Der Neckpickup klingt bekanntermaßen wärmer und voller. Man muss jedoch etwas Acht geben, dass er nicht das Mulmen anfängt. In der Zwischenstellung beider Pickups summieren sich ihre Eigenschaften zu einem etwas volleren und mächtigeren Tone. Der Bassumfang des Necks wird dabei ein wenig abgemildert. Er greift dem Steg-PU mit seiner Wohligkeit ein wenig unter die Arme.
Die Coilsplit-Funktion ist eine nette Dreingabe. Völlig andere Klangwelten sollte man nicht von ihr erwarten. Die Lautstärke bleibt im Großen & Ganzen erhalten, macht den Tone etwas höhenreicher.
Das Fazit
Schöne Gibson, gut verarbeitet und von den neuen Features bei weitem nicht so dramatisch, wie man meinen sollte und liest! Nun bin ich keine 15 mehr, sondern eher 3 x 15 und kenne auch unsere heiß geliebten „alten“ Gibson und dennoch kann ich nur sagen, wenn Ihr kopfmäßig wegen den Neuerungen nicht komplett blockiert seid, fahrt mal zu Euren Shop und nehmt so ein 2015er-Modell von der Wand und lasst es auf Euch wirken. Müsst ja nicht gleich eine kaufen. Und wenn doch, solltet Ihr Euch vielleicht beeilen, denn die Teile sind mittlerweile recht rar geworden.
Und nun folgt der dritte Streich, nach Junior und Studio auch noch eine Less+. Die 2015er Modelle punkten für mich hauptsächlich durch das breite Halsprofil (alle anderen Features wären für mich nicht zwingend), damit komme ich bestens zurecht.
Im Gegensatz zu den beiden Erstgenannten hatte die Less+ bereits einen Vorbesitzer, so dass ich sie nochmals unter dem derzeit günstigen Verkaufspreis erstehen konnte. Die Preise für diese Modellreihe gleichen einer Achterbahn, wobei es größtenteils immer nur bergab ging. So lang die Less+ zu Beginn ihrer Karriere bei 1.798 € und ging über die Zeit bis zu den jetzigen 999 € zurück. Und dabei ist Farbton nicht gleich Farbton. Die drei Varianten kosten bei Amazon (einem offiziellen Gibson-Händler) zwischen 1.299 € (Desert Burst) bis 1.490 € (Heritage Cherry Sunburst). Die Urfarbe der Les Paul scheint wohl nach wie vor am beliebtesten zu sein!
Der Gibson-Jahrgang 2015 bietet nun für alle Kritiker die größte Angriffsfläche überhaupt. Gibson hat seine Erfolgsmodelle komplett auf den Kopf gestellt und mit Neuerungen versehen, die mal mehr, mal weniger verständlich sind, u.a.:
· Halsbreite: 46 mm
· G-Force Stimmautomatik
· Sattel mit Nullbund
· den sogenannten „Leo Baul“-Jubiläumsschriftzug zum 100. Geburtstag von Les Paul
· ein Hologramm des einem zuwinkenden Lester William Polfus ( so der bürgerlicher Name von Les Paul)
Hier ein Auszug aus meinem Junior-Review, mit Ergänzungen zur Less+, wo notwendig:
Die Halsbreite
46 mm sind eine Hausnummer. Einmal zum Vergleich, meine PRS SE Custom weist exakt die gleiche Halsbreite auf, allerdings handelt es sich bei ihr um eine 7 String! Große Hände stehen damit vor keiner unlösbaren Aufgabe. Bei Musiker mit kleinen Händen wird dies u.U. jedoch zur großen Hürde. Aber auch die vom möglichen Idealmaß von 43 mm abweichende Abmessung stellt bei Gibson kein Novum dar. Ich besaß einmal eine 1969er SG Melody Maker mit einem 40 mm breiten Hals. Konnte ich auch bespielen. Man gewöhnt sich einfach daran. Vielleicht ist dies Gibson´s Reaktion auf die immer weitere Verbreitung von 7-, 8- oder gar 9-saitigen Gitarren. Für viele besitzen diese Instrumente keinen Sonderstatus mehr. Und da ist natürlich ein Wechsel auf eine 6 String mit ähnlich breitem Hals, wie der einer 7 String naheliegend.
Das G-Force
Das Nachstimmen der Standardstimmung verlief ohne Probleme in ca. 5 Sekunden. Ein bisschen Zipp und Drrr hier und da, fertig. Schon spaßig, wenn das alles automatisch geht. Mittlerweile kenne ich mit dem G-Force etwas besser aus.
Der Sattel mit Nullbund
OK, hierzu kann ich nichts groß schreiben. Ich weiß nicht, worin hier die Ursache zu suchen ist. Gibt es vielleicht unter den Gibson-Manager einen Freund alter deutscher Gitarren? Die wiesen in den 1950er/1960er-Jahren häufig einen Nullbund, jedoch in anderer Form auf. Eventuell ist auch die Gibson-Forschungsabteilung der Meinung, dass somit eine Intonierung einfach exakter wird oder es spart einfach Kosten für die Bearbeitung eines Sattels. Das von Gibson verwendete Sattelmaterial ist von der Nacharbeit her gesehen nicht ohne.
Das Einzige, was ich über die neue Einheit gehört habe, ist der Umstand, dass es bei einigen Instrumenten recht schnell zu Abnutzungserscheinungen des Nullbundes kam. Vielleicht war hier das Material einfach zu weich. Ich hoffe, Gibson hat darauf entsprechend reagiert und bietet den Verbrauchern eine vernickelte Version des Sattels an. Basis bleibt jedoch nach wie vor Messing. Die Zeit wird es zeigen.
Der Leo Baul-Schriftzug
Mh, is eben so. Stammt er tatsächlich von Les Paul oder durfte jeder Gibson-Mitarbeiter eine Schriftprobe abgeben? Um ehrlich zu sein, mich stört er nicht. Ebenso wenig das Hologramm. Ist ja schließlich Les Paul´s Jubiläumsjahrgang.
Das Palisandergriffbrett
Manche können sich wohl noch an den Palisander-Skandal bei Gibson von vor 2 – 3 Jahren erinnern. Dieser scheint nun endgültig überwunden zu sein. Gerade bei meiner Junior und Studio sieht man, dass es außerordentlich dick ist und die Stärke des Sattels erreicht. Bei der Less+ wird dies wohl nicht anders sein, durch das Halsbinding wird es jedoch überdeckt.
Die Griffbrettinlays
Da hat sich Gibson 2015 ein Herz gefasst und auch bei den preisgünstigeren Modellen "Mother of Pearl" verwendet. Dies sieht sehr edel aus und ist wieder nicht historisch korrekt bei den "Standard Les Pauls". Mir gefällt´s! Leider wurde diesem edlen Werkstoff nicht an jeder Stelle des Griffbretts die Behandlung zuteil, die es verdient hätte. Bei der Less+ sieht das Inlay am 12. Bund wie billiger Kunststoff aus. Hier funkelt und glänzt nichts, andere strahlen dagegen wie wild. Von einheitlichem Erscheinungsbild nichts zu sehen. Dieses Phänomen trifft auch auf meine Studio zu. Hier hat man meiner Meinung nach ein wenig mehr gewollt, als gekonnt. Dennoch ziehe ich es dem merkwürdig aussehend Kunststoff der Vorjahre vor.
Das Halsprofil
…nennt sich bei der Less+ „Rounded“. Man spürt schon, dass man im Gegensatz zur Studio mit ihrem „Slim Taper“ mehr Holz in der Hand hat. Dies verschwimmt jedoch noch kurzer Zeit des Spielens und zwar so sehr, dass ich noch nicht einmal sagen könnte, welches mir besser gefällt!
Hardware
Als Stoptailpiece und Bridge kommen neue Teile, die aus Zamak bestehen zum Einsatz. Wirklich neu (zumindest für Gibson) ist die Verwendung von Titansaitenreitern. In wie weit und wie sie den Tone verändern, lässt sich freilich schwer sagen. Wie immer taugt natürlich ein Vergleich zwischen meiner Studio und der Less+ nicht. Zu viele Parameter beeinflussen das Ganze. Um die Bridge in der Höhe zu justieren, benötigt man nun einen Inbusschlüssel. Nicht wirklich praktikabel, macht aber auch nicht jeden Tag.
Die übrige Elektronik
Im Gegensatz zur Junior bzw. Studio wurde bei der Less+ auf die Platine im E-Fach verzichtet. Warum dies geschah, kann ich nicht nachvollziehen. Bei der Classic, die bis auf die Push/Pull- statt der Standardpotis gleich ausgestattet ist, wurde die Platine verwendet. Mich freut es, dass man auf dieses unbeliebte Bauteil verzichtet hat, so lassen sich Modifikationen leichter realisieren.
Gibson verwendet endlich 500kOhm-Potis für ihre Humbucker. Jedoch gibt Gibson eine Toleranz von +/- 20 % an. Die Schaltgeometrie rekrutiert sich auch zwei Volume- und einem Mastertonepoti. An Stelle des Tonepotis für den Bridgepickup findet sich ein Miniswitch, über den sich der Coilsplit realisieren lässt. Die Gibson-Page spricht hier von einem 10 dB-Booster. Jedoch ist dem nicht so, es findet sich keine Batterie im E-Fach. In meinen Augen stellte die Schaltungsmimik eine etwas unglückliche Lösung, weiß ich doch, dass es Gibson auch anders hätte regeln können. Bei der Gibson Les Paul Studio z.B. finden sich zwei Push/Pushpotis für den Coilsplit. Nach außen ist von diesen Schaltoptionen nichts zu sehen und nichts störte den klassischen Look. Im Gegensatz zur Studio wurde bei der Less+ kein Orange Drops, sondern ein klitzekleiner Keramikkondensator verwendet. Warum das?
Die Verarbeitung
Meiner Meinung trifft hier eine wichtige Aussage von Thorsten B., was die Verarbeitung angeht, zu. Da hat sich bei Gibson einiges getan. Man spürt z.B. keinen Übergang vom Hals zum Griffbrett. Deswegen muss sich der ein oder andere von Gibson´s Mojo verabschieden. Dies ist in meinen Augen die nette Umschreibung mancher Unzulänglichkeit von Gibson. Die Lackoberfläche wirkt ebenfalls anmutiger und edler. Das Desert Burst zeigt sich heller, als Tobacco Sunburst. Mir gefällt es. Eine Frage des persönlichen Geschmacks natürlich.
Der Weg zur Less+
Bei meiner Suche nach einer Studio hatte ich auch eine Less+ in der Hand. Damals lag sie jedoch außerhalb meines Budgets und über die Optik wäre ich ja sowieso erhaben. Hals- und Korpusbinding, Gibson-Schriftzug aus Perlmutt, nur Tand, nur Ballast! Oder war es mehr dem Umstand geschuldet, dass ich für eine weitere Les Paul Standard oder Traditional nicht so viel Geld ausgeben wollte? Ja, eher das. Dennoch ließen mich die Modelle mit den Insignien einer Les Paul nicht los. Immer wieder beobachtete ich den Preis-, aber auch Lagerrückgang dieser Les Pauls. Als die Less dann bei unter 1.000 € angelangt war, überlegte ich, was ich verkaufen könnte und fand ein Objekt in Form meines Mesa Boogie Mini Rectifier, den ich zu Hause eh nicht ausschöpfen konnte. Als auch noch eine leicht gebrauchte Less bei den Kleinanzeigen auftauchte, war die Sache klar.
Was ist die Less+ überhaupt?
Letztendlich handelt es sich bei ihr um eine waschechte Les Paul, die lediglich einen dünneren Korpus mit auf den Weg bekam. Dieser misst am unteren Gurtpin gerade mal 33 mm. Eine Standard Les Paul bringt es hier auf 48 mm. Diese Diät reduziert das Gewicht des Korpus der Less+ um ca. 250 Gramm gegenüber einer Standard bzw. gar 500 Gramm im Vergleich zu einer Traditional! Dennoch wirkt sie in Summe nicht wie ein Leichtgewicht. Zusätzlich verfügt sie im Bereich der dem Spieler am nächsten ist, über eine Schräge, die sie noch inniger an ihn drücken lässt. Man könnte sagen, bei der Less+ handelt es sich um eine SG mit Ahorntop in Les Paul-Form.
Stellt die Less+ ein Novum im Gibson-Programm dar?
Dies vielleicht nicht, jedoch gibt es nicht viel Les Paul´s, die in diese Richtung gingen. Es gab Ende der 1980er die Custom Lite, die auch das gleiche Schalter- und Potilayout der Less+ zeigt. Über den Miniswitch wurde jedoch der Coilsplit realisiert. Vielleicht kann man sie als Urahnin der Less+ bezeichnen. Gibson hat sich einfach wieder an sie erinnert und eine in vielen Augen neue Variante daraus gemacht. Der Intervall zwischen Custom Lite und Less+ beträgt ca. 30 Jahre und damit gehört diese Les Paul-Spielart wohl eher zu den Raritäten.
Der Tone
In der Regel besitze ich Gitarren, deren Humbucker entweder mit Alnico V- oder Keramikmagneten bestückt sind. Bei der Less+ kamen zwei ´57 Classic (am Steg ein Plus) mit Alnico II zum Einsatz. Meiner Meinung nach klingen diese nicht so drückend, wie ich das von anderen meiner Gitarren her kenne. Der Bass tritt ein wenig in den Hinter-, die Mitten mehr in den Vordergrund.
Bei der Tonebeurteilung zu Hause in den eigenen vier Wänden muss ich zweigleisig fahren. Zum einen spiele ich die Less+ über meinen POD. Hierfür habe ich mir einen Referenztone erstellt, auf die ich alle meine Gitarren abstimme. Feinere Unterscheidungen werden in einer für die Gitarre optimale erstellten Bank abgelegt. In der Referenzbank klang die Less+ recht höhenbetont und im Bass eher schlank. An meinem Amp stellt sich dies nur bedingt dar. Hier trumpft sie mit angriffslustigem, knalligem Tone, der auch schön Biss und Schmelz hat, auf. Im Gegensatz zur Studio zeigt sich die Less+ etwas dicker klingend, auch strahlt sie ein wenig mehr Wärme aus. Interessanterweise unterscheiden sich Studio und Less+ nicht sonderlich, was den tonalen Druck angeht. Hier scheint das Mehr an Mahagoni nicht auch unbedingt ein Mehr an Klangfülle zu bringen.
Der Plus am Steg wird auf der Gibson-Homepage mit 8,25 kOhm angegeben, dem folgt der Neckpickup mit 7,92 kOhm. Der Stegpickup zeichnet wie üblich für die aggressiveren Töne verantwortlich. Er kann auch wunderbar zubeißen, allerdings, wie bereits beschrieben mehr im Mitten-, als im Bassbereich. Der Neckpickup klingt bekanntermaßen wärmer und voller. Man muss jedoch etwas Acht geben, dass er nicht das Mulmen anfängt. In der Zwischenstellung beider Pickups summieren sich ihre Eigenschaften zu einem etwas volleren und mächtigeren Tone. Der Bassumfang des Necks wird dabei ein wenig abgemildert. Er greift dem Steg-PU mit seiner Wohligkeit ein wenig unter die Arme.
Die Coilsplit-Funktion ist eine nette Dreingabe. Völlig andere Klangwelten sollte man nicht von ihr erwarten. Die Lautstärke bleibt im Großen & Ganzen erhalten, macht den Tone etwas höhenreicher.
Das Fazit
Schöne Gibson, gut verarbeitet und von den neuen Features bei weitem nicht so dramatisch, wie man meinen sollte und liest! Nun bin ich keine 15 mehr, sondern eher 3 x 15 und kenne auch unsere heiß geliebten „alten“ Gibson und dennoch kann ich nur sagen, wenn Ihr kopfmäßig wegen den Neuerungen nicht komplett blockiert seid, fahrt mal zu Euren Shop und nehmt so ein 2015er-Modell von der Wand und lasst es auf Euch wirken. Müsst ja nicht gleich eine kaufen. Und wenn doch, solltet Ihr Euch vielleicht beeilen, denn die Teile sind mittlerweile recht rar geworden.
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