Hi Carlos,
ich kenne Dein Problem nur allzu gut, denn ich bin schon seit einiger Zeit dabei mich verstärkt um das Thema "Spieltechnik" (ganz besonders natürlich um meine
) zu kümmern. Ich will mal kurz probieren die wichtigesten Fakten zusammenzufassen, die ich bis jetzt durch sehr viel abschauen, nachlesen und nachfragen gesammelt habe und hoffe das hilft Dir und anderen dabei sich auf "gesunde" Art zu verbessern.
Erstmal ganz wichtig:
Wenn's weh tut -> SOFORT AUFHÖREN!!!!
Da ist nix mit Zähne zusammenbeißen und ein Mann sein, das ist Schwachsinn!
Das einzige was man so erreicht sind Schäden. AUFHÖREN!!! Du würdest mit 'nem Wadenkrampf auch nicht Gewichtheben machen, also....
Wenn ich mir mal wirkliche "schnelle" Gitarristen anschauen (so z.B. Petrucci, Malmsteen, ..., Meine Empfehlung: Michael Romeo/Symphony X), dann ist der erste Gedanke: "F***, das sieht so verdammt lässig und entspannt aus was die da an ultrakrassem Zeug shreddern und mir reißt es bei halbem Tempo schon die komplette Schulter aus'm Leib...!:screwy:
So, und jetzt das Geheimnis gelüftet: Es IST verdammt lässig und entspannt wie die das spielen! Und der Grund dafür ist der, daß man einfach keine große Kraft braucht, um mit einem dünnen Plastikdreieick ein dünnes Stück Draht anzuzupfen. Da ist kein Krafttraining für nötig, das kann jeder.
Was diese Leute aber in Perfektion beherrschen ist das, was man eben unter "Spieltechnik" versteht. Das sind Präzision, Koordination und Effizienz. DAS sind die wirklich wichtigen Dinge, die beachtet werden müssen. Schnelligkeit ist dann "nur" ein angenehmes Nebenprodukt.
Und wie macht man das?
Ich probier mal das nachvollziehbar zu erklären, wenn was unklar ist, dann spammt mich ruhig mit Fragen zu, dann bin ich selber Schuld, weil ich es nicht richtig erklärt hab', also:
Wenn Du übst, dann erstmal langsam. Nee, noch langsamer... und jetzt davon nochmal die Hälfte. Wenn Du jetzt denkst "Ich will aber SCHNELLER werden!!!", dann warte noch kurz ab. Ich hol mal kurz etwas aus.
Wenn Du z.B. eine neue Tonleiter lernst, dann machst Du das eben auch langsam, weil Deine Finger nicht genau wissen wohin. Du mußt nochmal nachschauen, sie richtig setzen, nochmal korrigieren, usw. Damit "programmierst" Du quasi den richtigen Bewegungsablauf in Deine Finger (bzw. konkret: in Deine Fingermuskulatur) ein. Dieser Teil ist beim Lernen der ALLERWICHTIGSTE Teil. Genau so mußt Du verfahren, wenn es um alle anderen mechanischen Abläufe geht. Da gehört die rechte Hand ebenso dazu.
Du mußt Dir zuerst mal klarmachen wie Deine Pickingbewegung abläuft. Wo kommt Sie her? Arm, Unterarm, Handgelenk (Ich persönlich bevorzuge das Handgelenk, aber manche nehmen auch Unterarm, hmm, da ist mir zu viel träge Masse im Spiel, aber gut...)? Wie halte ich das Plek? Welcher Winkel? Wie tief gehe ich mit dem Plek in die Saiten? Wie wechsel ich von Saite zu Saite? Das ALLES mußt Du wissen und Dir klarmachen BEVOR Du überhaupt spielst! Dann erstmal OHNE Metronom nur die Bewegung ausführen, möglichst effizient und nur mit den Muskeln, die dafür nötig sind. Keine verspannte Schulter, auf die Zunge beißen, Augen kneifen, Plek klammern, etc. Alles ganz entspannt. Damit programmierst Du Die Pickingbewegung ein. Ganz langsam, ohne Krampf und Zeitdruck. Wenn das sauber läuft, dann kannst Du das Metronom zur Hand nehmen und sehr langsam probieren Dich im Tempo hochzuarbeiten. Das wichtigste ist dabei, daß KEINE anderen Muskeln benutzt werden und keine Verspannungen auftreten. Wichtig beim Schnellerwerden ist, daß deine "schnelle" Spieltechnik vom Bewegungsapparat und -ablauf die gleich wie Deine "langsame" Spieltechnik ist.
Das ist hier "mal schnell" das Grundlegendste zusammengefaßt. Noch eine Anmerkung in eigener Sache wie ich überhaupt dazu gekommen bin mir über sowas Gedanken zu machen:
Ich hatte keine Probleme "schnell" zu spielen! (Absolutwerte mal außen vor) Wenn ich das gleich Lick aber mal 10BPM langsamer spielen wollte ging das einfach nicht. Es war total unrhythmisch, unsauber, kurz gesagt unanhörbar. Außerdem konnte ich das "schnelle" Tempo nicht wirklich lange halten und bei Saitenwechseln (z.B. von b zu e) war auch irgendwas seltsam. Nachdem ich dann mal eine Liveaufnahme von mir gesehen hab und das mal mit den Gitarrengöttern Nr. 1-17 verglichen hatte fiel mir was auf: Es klang nicht nur Sch****, es sah auch ebenso aus!!!
Ich hatte das, was ich bei vielen anderen auch sehe, die schnell spielen und ich will es mal die "Krampftechnik" nennen. Spiel durch Kraft! Immer feste druff, dat muß gehen. Das Problem ist nur, das das Ergebnis dabei immer das eine gleiche "Krampftempo" war, auf dem sich mein angespannter Arm wohlfühlte, drüber und drunter fing es an unkontrolliert zu werden.
Da hatte ich einfach mal gar keinen Bock mehr drauf!
Deswegen die vielen Buchstaben hier. Vielleicht kann ich dem einen von Euch den langen Weg etwas verkürzen.
Wichtig:
Das hier ist kein Wundermittel. Ihr bekommt genau so viel heraus wie ihr reinsteckt!
Die Saitenflitzer sind so schnell, weil sie verdammt viel an sich gearbeitet haben. Ich persönliche bin kein wahnsinnig schneller Gitarrist, aber das was ich spielen kann, das spiel ich auch problemlos x Stunden am Stück! Und das OHNE Anspannung!
So, das reicht erstmal.... ich geh' jetzt schlafen.
Bitte beachten :
Das alles hier ist zwar nur eine Diskussion um Spieltechnik und "Wie shredder ich mit Lichtgeschwindigkeit?" und Musikalität, Ausdruck, Emotion, Originalität und Flexibilität sind die Aspekte, die die "Musik" machen, aber alle diese Sachen können sich nicht entfallten, wenn ich meine Griffel nicht dazu bekomme die Musik aufs Griffbrett zu zaubern, die ich in meinem Kopf gerade höre. Und ohne eine vernünfitge Spieltechnik geht das einfach nicht. Bis zu welchem Grad jeder für sich diesen Spaß treiben will, hängt einzig und allein davon ab, welche Musik er machen will. Der Singer/Songwriter braucht meistens keine 16tel auf 200BPM, und Neo-Classic-Shredder halt schon. Die Grundlagen und Lernwege sind für beide aber die gleichen!