Geschockt über neue Schülerin

Aber SchülerInnen können auch eine Herausforderung sein ;-)

Manche kommen unregelmäßig bis selten
Manche sind dauernd krank
Manche sehen den Unterricht als wöchentliche Singstunde an ohne je zu üben (Was doch aber auch ok sein kann)
Manche beginnen komplett ohne Begabung und "Stimme"
Manche wehren sich gegen Atem-, und Stimmbildungsübungen

usw usw.....

Das stimmt schon, Shana.... aber solche Schülerinnen werden in aller Regel keine Sängerinnen, die machen das ein, zwei Jahre just for fun und wenden sich dann eh anderen Hobbys zu, oder sie kommen sowieso nur, weil die Eltern das so wollen und Gesang spaßiger zu werden verspricht als Geige oder Klavier.
In diesem speziellen Fall will das Mädel aber Sängerin werden. Sie schreibt eigene Texte und will daraus Songs machen und auftreten (komponiert ist allerdings anscheinend noch nichts, dabei soll ich ihr jetzt helfen ;) ). Und zwar möglichst sofort - was meiner Meinung nach ausgeschlossen ist.
 
Ganz ehrlich gesagt: wenn du es dir leisten kannst, wimmel sie ab. Dass sie jetzt auch noch "ganz schnell Songwriterin werden will" (ist ja auch hip) verdeutlicht doch, dass da bei ihrer Selbstwahrnehmung was nicht ganz koscher ist. Wohlmöglich bist du am Ende schuld, wenn sie kein Superstar wird ....

Es gibt Leute, die haben Träume ... und dass diese Träume häufig komplett realitätsfern sind, kriegen wir ja im Privatfernsehen nicht selten vorgeführt. Leider bringt es oft nicht mal was, ihnen das immer wieder direkt ins Gesicht zu sagen. Die behaupten dann, man hätte keine Ahnung. Ich würde diese Verantwortung an deiner Stelle nicht übernehmen.

Und dann noch dieses "aus persönlichen Gründen" den Lehrer wechseln.... Tja ... ich weiß nicht. Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei.

Noch eine Frage, die du dir selbst stellen könntest : wenn sie scheinbar nicht einschätzen kann, wie sie selbst klingt und die alte GL ihr die Bühnenreife attestert hat - was will sie dann genau bei dir? Logischer wäre da doch (aus ihrer Wahrnehmung), auf die Bühne zu gehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
In diesem speziellen Fall will das Mädel aber Sängerin werden. Sie schreibt eigene Texte und will daraus Songs machen und auftreten (komponiert ist allerdings anscheinend noch nichts, dabei soll ich ihr jetzt helfen ;) ). Und zwar möglichst sofort - was meiner Meinung nach ausgeschlossen ist.


Oh je, auch das noch.
Da hätte sie ja erst recht schon viel früher bei der bisherigen Lehrerin die Fliege machen sollen, oder??
Wie alt ist sie denn eigentlich?

Und Schülerinnen, die wegen ihren Eltern kommen hatte ich noch nie. Es gibt viele Gründe, singen zu lernen, aber kaum je macht es jemand unfreiwillig.
Ich hatte allerdings vor kurzem zum ersten Mal einen solchen Fall in der Probestunde. Das Mädchen möchte scheinbar in der Schule beim singen gut abschneiden, obwohl sie sich nach eigener Aussage wenig dafür interessiert und auch an Musik allgemein kaum Interesse hat. Ihre Gründe für Gesangsunterricht mögen für sie gute Gründe sein, aber für mich trifft das nicht die Grundvoraussetzung.

Shana
 
Ganz ehrlich gesagt: wenn du es dir leisten kannst, wimmel sie ab.

Du meinst, ob ich es mir finanziell leisten kann, sie abzuwimmeln ? Ja sicher, die Nachfrage nach leistbarem Gesangsunterricht im Bereich Jazz/Pop/Rock ist hier enorm und da ich Familie habe und meine Arbeitszeit mit den Schulzeiten meiner Tochter abstimmen muss, kann ich gar nicht so viele Schüler nehmen, wie Nachfrage da wäre.
Es reizt mich allerdings, "etwas gutzumachen" an jemandem, der bisher soviel Zeit und Geld zum Fenster rausgeschmissen hat. Oder besser gesagt, es zumindest zu versuchen. Wunder kann ich keine vollbringen. Aber das Mädel ist mir nicht unsympathisch und steckt in einer ganz schwierigen Lebenssituation. Musik ist vielleicht auch ein Ventil, eine Fluchtmöglichkeit daraus.
Ich warte jetzt die nächsten zwei Stunden ab und entscheide dann.

Es gibt Leute, die haben Träume ... und dass diese Träume häufig komplett realitätsfern sind, kriegen wir ja im Privatfernsehen nicht selten vorgeführt. Leider bringt es oft nicht mal was, ihnen das immer wieder direkt ins Gesicht zu sagen. Die behaupten dann, man hätte keine Ahnung. Ich würde diese Verantwortung an deiner Stelle nicht übernehmen.

Ja, dieses Mantra: "Du kannst alles erreichen, Du musst es nur wollen" ist zu einer Seuche geworden und die Leute merken einfach nicht, was für einer Illusion sie da aufsitzen. Wo kommt diese Ideologie eigentlich her, aus den USA ?
Im Bereich Gesang ist es gerade hip, irgendwelche Wundermethoden anzupreisen, durch die man flugs zum tollen Sänger wird. Das Internet ist voll davon.
 
Wie alt ist sie denn eigentlich?

Ende 20.

Und Schülerinnen, die wegen ihren Eltern kommen hatte ich noch nie. Es gibt viele Gründe, singen zu lernen, aber kaum je macht es jemand unfreiwillig.

Ich habe das von einer Kollegin erzählt bekommen, die auch an einer Musikschule arbeitet. Selber hab ich da keine Erfahrung, weil ich freiberuflich arbeite und viele erwachsene Schüler habe, Jugendliche eher weniger, von daher kann ich da eh nicht so mitreden.
 
Hallo Bell,

warte es mal ab. Es war die erste Stunde. Vielleicht kommt ja noch was und sie kann noch was zeigen, wenn sie erstmal Vertrauen gefasst hat.

Gruß
Frasquita
 
Ich erinnere mich grade an einen Gitarrenschüler, den ich mal hatte, bei dem jede Unterrichtsstunde für mich zur Qual wurde, weil er komplett unfähig war, irgendetwas, das ich ihm beibringen wollte, umzusetzen.
Nach etwa anderthalb Jahren habe ich der Mutter klargemacht, dass es überhaupt keinen Sinn hat und sie gebeten, mir und ihm die Quälerei zu ersparen.
Mich hat die ganze Zeit gewundert, dass die Eltern nie gemerkt haben, dass er kein bisschen übt, kein Interesse hat, kein einziges Lied spielen, eigentlich nicht einmal einen einzelnen Akkord sauber greifen konnte. Auch nach einem Jahr nicht.
Das waren nette Leute, aber was mein Schüler mit der Gitarre gemacht hat, grenzte an Körperverletzung. Ich war froh, als es vorbei war. Die Bezahlung für die Unterrichtsstunden war zu einem nicht unerheblichen Teil Schmerzensgeld.
Mir ist es ziemlich unverständlich, wie eine Lehrerin es 10 Jahre durchhält mit einer Sängerin, die keine Fortschritte macht.
 
Es reizt mich allerdings, "etwas gutzumachen" an jemandem, der bisher soviel Zeit und Geld zum Fenster rausgeschmissen hat. Oder besser gesagt, es zumindest zu versuchen. Wunder kann ich keine vollbringen.

Ich habe von einem befreundeten Gitarristen mal das Angebot erhalten, einen Gitarrenschüler von ihm zu übernehmen. Bei dem hatte schon zwei Jahre Unterricht, davor an einer Musikschule nach eigenen Angaben vier Jahre. Er konnte nichts, wirklich rein garnichts.
Er übte nicht und hatte für alles, was nicht auf Anhieb klappte eine Ausrede parat, so waren die Finger zu kurz, er konnte wegen seiner Knie nicht im stehen spielen, Barré konnte er wegen Schmerzen in den Händen nicht greifen und Verstimmungen wegen eines Hörfehlers nicht hören. Er hatte angeblich nie Zeit, sich die Fingernägel zu schneiden, weswegen er die Saiten kaum traf und er hatte auch kein Geld, die rostige, bestimmt schon biblisch alten Saiten seiner Gitarre mal zu tauschen.

Zwei Dinge hatte er reichlich: Probleme und Träume. Er hatte schon die Domain für seine Band reserviert, Logos desigend und genaue Vorstellung, wie so ein Auftritt auf Festivals aublaufen wird.

An Problemen konnte er bieten, dass er schon immer arbeitslos war, unbeliebt und ohne Freunde und schon wegen Depressionen in Behandlung. Ich habe da auch erst gedacht, dass man dem Jungen, der Musik als sein Ventil und seinen einzigen Lebensantrieb beschreibt, doch helfen sollte, aber irgendwann eingesehen, dass es für mich zu einer Pflichtübung und Quälerei werden würde und es deswegen nicht gemacht.
 

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