Der Schlüssel liegt im Denken in Tonarten, also im harmonisch bewussten Spielen.
Ich habe gestern ein bisschen darüber nachgedacht. Ich mache das ja genauso harmonisch, wie Du es beschreibst.
Im Beispiel von Bernnt
Ich sehe das E im Bass und die 6. Bei "6" über E geht mein Kopf die Schritte "Sextakkord", also erste Umkehrung, wir sind ohne Vorzeichen. Also C-Dur.
Wären vorne ein paar Kreuze, könnte die 6 über dem E aber ja auch C#-Moll bedeuten, oder C#-Dur. Oder mit zwei/drei b vorgezeichnet Cm. Man muss also schon immer den Kontext im Hinterkopf haben. Da ist Spielen nach Akkordsymbolen (hier C/E) viel einfacher und eindeutiger.
Ich habe irgendwo mal gelesen, dass Bach und Zeitgenossen das wahrscheinlich nicht so "harmonisch", also in Tonarten gedacht haben. Sondern wahrscheinlich mehr intervallbezogen, vielleicht doch ähnlich, wie Grabner es oben beschreibt. Kennt Ihr dazu vielleicht eine Literaturquelle?
Ich kann mir schon vorstellen, dass man das so im Kopf macht - 3 ist implizit dabei, 6 ersetzt 5. Warum nicht? Man muss sich ja nicht den Umweg machen, zu überlegen, dass das mit der 5 E-Moll wäre, wie Bernnt das oben schrieb. Terz und 6, und mit etwas Routine dürfte das vermutlich genauso schnell gehen.
Viele von uns sind natürlich das Denken in Tonarten gewöhnt und das fällt uns deshalb leichter. Vielleicht geht es ja nach einer Weile mit Zahlen auch "direkt" ... ohne sich die Tonarten zu überlegen. Aber vermutlich automatisiert es sich von selbst und man nutzt alles irgendwie gemeinsam.
@Bernnt: Dein Link zu Herrn Kittels Manuskript ist toll, danke!
Ich vermute, das hat jemand neu überarbeitet mit Hilfestellungen.
"0" habe ich vorher noch nie gesehen, und auch die Striche und 3, 5, 8 kommen relativ häufig vor.
Das hilft bestimmt.
wenn man den Bass nach links packt und rechts Akkorde ergänzt.
So haben es auch Johann David Heinichen:
Der General Bass in der Composition ...
also wurde dieses 4.stimmige Accompagnement vor die Hände ungleich eingtheilet: nemlich drey Stimmen vor die rechte Hand, und die eintzige Bass-Stimme vor die lincke Hand.
... und Bach beschrieben:
„Der General Bass ist das vollkommste Fundament der Music welcher mit beyden Händen gespielet wird dergestalt das die lincke Hand die vorgeschriebene Noten spielet die rechte aber Con- und Dissonantien darzu greifft damit dieses eine wolklingende Harmonie gebe zur Ehre Gottes und zulässiger Ergötzung des Gemüths ... Wo dieses nicht in Acht genommen wird, da ists keine eigentliche Music, sondern ein teuflisch Geplerr und Geleyer.“
– Johann Sebastian Bach: Vorschriften und Grundsätze zum vierstimmigen Spielen des General-Bass oder Accompagnement 1738
Wobei Bach vermutlich nicht die Tücken des Akkordeons im Sinn hatte, ... oder vielleicht doch, als er von "teuflisch Geplerr und Geleyer" schrieb?