Ja? Ist es auch noch Ausdruck seiner Persönlichkeit, wenn er ein MIDI-File mit nem Sequencer abspielt und sich von der Bühne verzieht?
Das ist ja nun nicht mehr ein Instrument spielen.
Diskussionen darüber, ob das Benutzen von Begleitautomatik zu weit geht (meiner Meinung nach ja) oder ob Turntables Musikinstrumente sind (meiner Meinung nach ja), sind kein realitätsfernes Gelaber sondern durchaus sinnvoll und notwendig.
Begleitautmatik?
Hmm, was ist z.B. mit dem Omnichord oder dem Q-Chord. Leute wie Daniel Lanois, David Bowie, Heather Nova oder Brian Eno (oder Ich
) benutzen durchaus die Begleitautomatik dieses kleinen analogen Mutanten. Und durchaus mit interessanten musikalischen Ergebnissen. Ich weiß, das ist eine ausgesprochene Randerscheinung, aber es geht mir darum, offen zu bleiben. Wenn man sich von vornherein sagt: nein, solche Dinge sind unter meiner Würde verpasst man eventuell Dinge, die richtig Spass machen.
Ich bin mir sicher, daß die Transpose-Funktion zum Lernen kontraproduktiv ist, denn wer sie benutzt, gerät in Gefahr, sich an sie zu gewöhnen und sich von ihr abhängig zu machen.
Beim Lernen ist sie kontraproduktiv, beim Spielen kann sie es einem Anfänger ermöglichen sehr schnell in einer Band zu spielen.
Ich hatte ja bereits geschrieben, dass ich hier den Advocatus Diaboli spiele. Ich glaube allerdings wirklich, dass eben Leute wie Brian Eno (der übrigens versucht hatte Non-Musician als Berufsbezeichnung in seinen Pass zu bekommen) zeigen, dass man aus einer technischen oder musiktheoretischen Beschränktheit eine Tugend machen kann. Dadurch, dass solche (ich nenne sie trotzdem so) Musiker die musiktheoretischen regeln nicht kennen oder kannten erwuchs die Fähigkeit, diese ständig unbewusst zu brechen. Und daraus wiederum entsteht zum Teil sehr interessante Musik. Autechre sind übrigens ebenfalls ein gutes Beispiel hierfür.
Daß man durch das üben im stillen Kämmerlein zu einem Fachidioten wird, der nur Beethoven nach Noten spielen kann, halte ich für ein übles Gerücht.
Das habe ich auch nicht behauptet.
Wer lange Zeit fleißig und konzentriert alleine zuhause am Klavier geübt hat, kann wahrscheinlich noch besser und spontaner in einer Band spielen, als derjenige, der immer nur einmal die Woche zusammen mit seinem Kumpels Smoke on the Water runtergenudelt hat.
Das wiederum halte ich für ein Gerücht und ich stütze mich dabei auf den Empirismus.
Ich habe in meinen nun ca. 25 Jahren Banderfahrung mit sehr vielen Leuten zusammengespielt und ich habe immer den Eindruck gehabt, dass es den klassisch studierten Musikern anfangs fast immer an Groove, Lockerheit und vor allem Spontaneität fehlt, wenn sie in einer Band spielen. Sicherlich sind sie fast immer technisch ausgereifter und virtuoser, aber mir persönlich fehlte es immer ein wenig an Banddienlichkeit. Das ist, wie gesagt, allerdings nur meine persönliche Erfahrung.
Der Königsweg ist meiner Meinung nach die Kombination aus beiden Elementen. Ich plädiere immer dafür, so schnell wie möglich in die Band zu gehen.
Wenn man am Anfang noch richtig schlecht spielt: so fucking what?
Der Vorteil der Parallelmethode ist, dass man auch früh erkennt: was will ich?
Will ich Virtuose werden, konzentriere ich mich darauf. Will ich Musik in einer Band machen, kann ich so feststellen, was für Elemente aus meinem Unterricht ich brauche und welche ich vernachlässigen kann, weil sie meinem Ziel nicht dienen.
Ich habe zum Beispiel (vor vielen, vielen Jahren) klassische Orgel gelernt und nach dem ersten halben Jahr zeitgleich in einer Band angefangen. Das Pedalspiel war mir relativ bald egal, weil ich es in der Band niemals brauchte. Deshalb habe ich mit meinem Orgellehrer entsprechend vereinbart, dass wir keinen Focus mehr auf diesen Aspekt legen.
Man kann jetzt der Meinung sein, dass ich hier etwas verschenkt habe. ich bin der Ansicht, ich habe etwas gewonnen, nämlich die Einsicht, dass ich nicht die Aufgaben des Bassisten übernehmen will. Ohne guten Bassisten will ich überhaupt nicht auf die Bühne. Das kann man imho mit einem Fußbass nicht einmal ansatzweise ersetzen, egal wie gut man ist.
Der Königsweg ist es, den ständig posenden Gitarrero nachher im Solo-Battle voll zu verarschen...
Meine Variante ist es, in einer Band ohne ständig posenden Sologitarristen (dafür aber mit gut groovendem und nett die zweite Stimme singenden Rhythmusgitarristen) zu spielen und sich die (wenigen und kurzen) Soli partnerschaftlich mit dem Klasse Saxophonisten zu teilen.