GAS, Budget, Skills, Zufriedenheit

  • Ersteller 7€nd€r
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Ja G.A.S. Ist bei mir auch eine Geschichte, die manchmal da ist.
Eigentlich habe ich dicke genug.
AchT E Gitarren , zwei mal A Gitarren.
Marshall, Boogie und Engl als Amp.
Drei Pedal Boards. Sollte man meinen es reicht, meine neueste Beschäftigung : ich durchstöbere das Web nach einer Jazzmaster. Dabei ist es so ,dass die Jagd nach einem neuen Teil am meisten Spaß macht. Es ist auch nicht so dass die Gitarren nur im Case ihre Zeit verbringen, ich spiele sie immer wieder Alle.
Muß meiner Frau immer versprechen : nein ich kaufe keinen Musik Kram mehr! ?😎
 
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Danke @7€nd€r für Deine Gedanken! Du triffst den Nagel, einmal mehr wieder, auf den Kopf.
Und Danke an alle, die hier so offen und ehrlich von ihren Erfahrungen und die Sonnen- und auch Schattenseiten ihres G.A.S. berichtet haben!
Chapeau! :great:
Als Akustikgitarrist plagt mich G.A.S. nicht ganz so sehr, aber auch ich bin davon nicht frei. Meine "Korrektiven" im Leben sind inzwischen meine beiden Teenager-Kinder, die mir in Punkto Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung - zu Recht - ins Gewissen reden.
Daher überlege ich mir inzwischen:
"In welcher Liga spielt die ersehnte Gitarre... und in welcher Liga spiele eigentlich ich?"
Der Gedanke erdet mich meist sehr schnell und ich muss mir keine Gedanken mehr machen, wie ich einen Neukauf meiner Familie erklären soll.

LG, Anderl
 
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Danke schön :), natürlich auch für die Beiträge zuvor.
Die Sache mit der Nachhaltigkeit hat auch mich wieder auf den Teppich gebracht. Die lange Suche nach DEM Ton war aber durchaus erfolgreich bei mir und das hat auch in den Skills seinen Niederschlag gefunden. Auch habe ich in den verlinkten Artikeln zum GAS gelesen, dass es dazu unterschiedliche Levels gibt. Das Schlimmste muss sein, wenn man sich Zeug kauft und es dann nicht genutzt wird. Das ist bei mir nicht der Fall, wobei sich immer wieder herausstellt dass eine Instrumentengattung bei übersichtlicher Freizeit ausreicht. Trotzdem möchte ich meine Synths nicht missen. Diese Form der Klangforscherei die man damit betreiben kann fasziniert mich. Eigentlich auch das ganze Thema drumrum, die Evolution elektronischer Musik ist auch mehr als abenteuerlich.
 
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In welcher Liga spielt die ersehnte Gitarre... und in welcher Liga spiele eigentlich ich?"
Das ist gedanklich, finde ich, ein falscher Ansatz. Es macht jedem (jedenfalls den meisten:redface:) mehr Spass auf einer guten, und damit evt. auch teueren, Gitarre zu spielen.
Egal wie gut man damit klar kommt, wenn man es sich leisten kann, warum denn nicht:rolleyes:.
 
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Ja, das stimmt schon.
Ich habe schon auch Gitarren, die mir seeehr viel Freude bereiten. :D
Mir gefällt allerdings der oben erwähnte Gedanke sehr gut. Vielleicht auch deswegen weil ich mir mittlerweile gut leisten kann, versuche ich nachhaltiger zu leben. Und dazu gehört auch, sich manchmal nichts mehr leisten zu wollen.
Das gilt wohlgemerkt für mich.
Ich würde niemals das moralische Schwert über andere schwingen - dazu kenne ich die Freuden von neuem Gear aus eigener Erfahrung viel zu gut.
 
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Nachhaltigkeit bedeutet vor allem für mich daß man einem Instrument viel Freude hat und es lange nutzt. Bei mir ist es so daß ich manche Instrumente (Keyboard, Software Synthesizer, E-Baß, Gitarren), mal längere Zeit gar nicht nutze dann wieder ausgrabe und dann wieder viel damit spiele. Ist dann fast so wie ein neues Instrument.
Mir sind die Instrumente psychisch sehr wichtig und ich kann nicht darauf verzichten (Musiktherapie),
Ich höre eigentlich auch kaum andere Interpreten sondern spiele meistens selbst. (momentan probiere ich
Country und Bluegrass, bin aber immer noch Anfänger).
Ich habe mir jetzt auch schon überlegt ob ich ein Banjo kaufen soll aber ich habe schon zuviel.

Viele Grüße und viel Spaß
 
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Grundsätzlich habe ich mich so konditioniert heute bei jeder Neuanschaffung Etwas zu verkaufen. Mich macht zuviel Zeug letztlich wahnsinnig,
Mein Fazit zu deinem Thema, Zufriedenheit erreicht man nicht durch Gear, sondern durch seine spielerischen Fähigkeiten.
Gear spielt da eine völlig untergeordnete Rolle und ist nur Werkzeug. Natürlich gibt es Instrumente, die ich gern in die Hand nehme. Auch das nützt sich bei mir nicht ab. Ich brauche nicht ständig was Neues.
Das fasst so ziemlich gut zusammen, wie es mir mit GAS geht.
Ich brauche nicht ständig etwas neues an Gear, aber gerne neues Futter an Musik.
Neuanschaffung dauern bei mir teilweise Jahre und sind dann gut überlegt und ausgegoren.

Bei mir ist es tatsächlich so, dass bei Neuzugängen auch etwas anderes dafür gehen muss. Mein Platz ist nicht unbegrenzt.

Aber in der Regel geht dann Equipment, das durch ein deutliches Upgrade ersetzt wird. Die alte PA Anlage war von Platzbedarf und Gewicht überdimensioniert, dafür klanglich nicht so das wahre, also wurde sie durch kompakteres Equipment ersetzt. Ein Digitalmischer (XR18) ersetzte ein analoges Mischpult und einen Hard Disc Recorder, die aufwändig verkabelt werden mussten.
Eine lange gespielte und klanglich eigentlich nicht so schlechte Nylon Akustik wurde verkauft und durch eine neuer bundreine und bandtauglichere ersetzt. Die erste aus Neugier gekaufte Billig-Ukulele wurde schließlich durch eine bessere ersetzt, nachdem die Ukulele im Trio einen ernstzunehmenden Platz eingenommen hatte.

Manchmal gibt es so eine Initialzündung, die etwas neues anstößt. Meine Blue Moon Stratocaster aus dem Bauwettbewerb (siehe meine Signatur) war so etwas. Ich war neugierig auf eine Strat und hatte mich dann für diesen Bausatz beworben. Obwohl die Durchführung durchaus steinig war (Mängeln im Bausatz geschuldet) hat mich das Endergebnis doch inspiriert. Durch Corona sind meine Trio-Proben (überwiegend akustische Sachen) lange entfallen und in der Zeit habe ich häufiger mal die einfache Strat-Kopie in der Hand gehabt ... und daraus ist dann der Wunsch gewachsen, doch einemal eine richtige Stat zu haben ... nach langer Suche dann eine Player Plus geworden, die ich sehr mag.

Bei meinem Licht Equipment habe ich mit einem einfachen LED PAR angefangen, der hinter uns die Wand bunt mit langsamem Farbwechsel beleuchtet hat. Im Trio hatten wir häufig die Situation, dass wir in einer Kneipe in einer düsteren Ecke ohne Beleuchtung quasi "unauffällig" im schlechten Sinn werkeln durften. Da habe ich mir dann über die Zeit aus Gagen und Gutscheinen aus dem Review Spiel meine jetzige Ausrüstung angeschafft, die genau unsere Anforderungen erfüllt - gerade groß genug, günstig und gut zu handhaben - erfüllt genau den Zweck, uns ins rechte Licht zu rücken. Die Anschaffungen sind abgeschlossen. Da müsste sich zuerst im Bandgefüge etwas gravierend ändern, damit ich hier weiter investiere.

Letztes Projekt war mein Cajon Drumset, das im Prinzip nach Bedarf geplant und nach und nach vervollständigt wurde. Das ging tatsächlich nach Planung so auf, dass ich sehr zufrieden bin. Das ist fast fertig. Ein Wood Block soll noch dazu und die Cow Bell geschickter montiert werden. Aber das kommt irgenwann mal dran.

Ich habe tatsächlich viele Instrumente, aber die nutze ich auch alle reihum. Was ich nicht habe, sind mehrer Exemplare des gleichen Typs - von meinen beiden Strats muss wohl demnächst die erste gehen, weil ich sie praktisch nicht mehr spiele, seit ich die richtige habe. Und das, obwohl die der Eigenbau ist, in den ich viel Zeit investiert habe. Bei den E-Gitarren habe ich dann genau 2: eine SSS Strat und eine ältere japanische unbekannte Gitarre mit splitbarer HH Bestückung. Damit decke ich ab, was ich an E-Gitarre spielen will.

Insgesamt bin ich recht zufrieden. Ich habe wenig Fehlinvestitionen getätigt, vor allem weil ich mir bei Neukäufen oft viel Zeit lasse, bis ich der Überzeugung bin, dass es jetzt das richtige ist. Und dann ist die Zielrichtung "kleiner, kompakter, weniger zu schleppen". Wichtig ist bei Neuanschaffungen: gut genug. Zu billiges Equipment ist Lehrgeld. Und es ist gut eine Anforderungsliste zu haben. Da ist klar, was das neu zu beschaffende Teil erfüllen muss. Markennamen stehen da übrigens nicht drauf. Bei meiner Strat wurde es Fender, weil das Exemplar meine Liste erfüllte: Strat Style, SSS, noiseless single Coils und gerne die Schaltung, die 1+3 und 1+2+3 zusätzlich zu den normalen Schaltungen ermöglicht.

Und sehr viel in meinem Bestand ist aus Gagen oder Review- Gutscheinen (macht doch da regelmäßig mit, die Gewinnchancen sind um ein Vielfaches höher als bei normalen Gewinnspielen) hier im Board erstanden, so dass sich das Hobby sich zum Teil aus sich selbst finanziert. Und nein, Gewinn habe ich mit meinem Hobby noch nie gemacht.
 
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Habe hier gerade meine Fender Strat neben mir. Zu der wurde ich von einem Gitarrenfreund übereded. Hatte nicht so große Erwartungen an das Teil, hatte sie via Telefon einfach bestellt, war ja eigentlich Gibson Spieler, dann kam sie
Ich nahm sie aus dem Koffer, spielte ein Wenig und Alles war gut. Dennoch brauchte es Zeit bis wir dicke Freunde wurden. Das ist nun Zwanzig Jahre her und ich finde sie noch immer gut.
Es juckt der G.A.S. Stachel nach der Jazzmaster, bin immer am überlegen welchen Sound hast du noch nicht, was paßt noch zu der Musik die ich spielen will /kann? Bin übrigens reiner Hobbyist , habe auch keine Band, ab und zu eine Session mit einem Kumpel.
 
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Hallo chris_kah, aus eigener Erfahrung würde ich dir davon abraten die BlueMoonStrat zu verkaufen.
Ich habe mir auch schon ein paar Instrumente gebaut die auch nicht 100% optimal sind, aber ich bin froh
daß ich sie habe /sind schließlich Einzelstücke und spiele immer wieder gerne damit, auch wenn ich sie mal
länger nicht anfasse. Und verbessern kann man sie evtl. ja auch noch.
 
Ich würde die an meinen Neffen weitergeben. Nein, finanziell zahlt es sich natürlich nicht aus.
Aber wenn jemand damit spielt, anstatt die bei mir nur im Weg rumsteht ...
Das Bessere ist der Feind des Guten.

Falls die doch bleibt, würde sie zum Experimentier / Bastelobjekt. Mich würde ja mal eine Konstellation reizen, bei der die Saiten einzeln abgenommen werden und dann einzeln verzerrt werden. Dann würde sich keine Kreuzmodulation ergeben, wenn man 2 Töne gleichzeitig spielt (bei Quinten/Powerchords erwünscht, Terzen klingen Scheixxe)... aber das diskutieren wir hier in diesem Thread bitte nicht! Und das ist nur mal so eine Idee, die schon lange bei mir herumschwirrt, aber gar keine Priorität hat. ... Vielleicht mal in einigen Jahren in der Rente ...;) Falls doch Diskussionsbedarf: neuen Thread eröffenen und diesen Beitrag zitieren
 
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ergänzend hier der Link zu der publizierten G.A.S. Studie.
Interessant, aber ich hab schon beim ersten Absatz so meine Zweifel:
“The urge is directed by the belief that acquiring another instrument will make one a better player.” - glaubt das tatsächlich überhaupt irgend jemand ernsthaft?
 
Mal ein Beispiel dazu: Gestern erste Bandprobe nach langer, langer Zeit. Ich hatte ziemlich viel neuen Kram, der das erste Mal zum Einsatz kam. Der Sound war komisch. Ich war genervt und gefrustet. So kam ich nicht in einen Flow und Peng-scheisse gespielt. Also ich muss mich schon wohl fühlen, um gut spielen zu können. Und dafür brauche ich guten Kram, der funktioniert
 
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“The urge is directed by the belief that acquiring another instrument will make one a better player.” - glaubt das tatsächlich überhaupt irgend jemand ernsthaft?
Inzwischen nicht mehr, aber als Teenager in den 80ern ohne Internet und auch danach noch dachte ich z.B. gewisse Techniken/Sounds gehen nur mit besserer Saitenlage, Pickups, was auch immer. Irgendwo in mir drin gibt es da immernoch so eine Stimme, da ist der Glaube stärker als die Vernunft. Dann wird upgegradet, es wird aber trotzdem nicht sofort besser. Manche Fehler muss man halt selber machen.
 
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Ich kenne keine entsprechenden Forschungen, aber mich würde einmal eine wissenschaftlich valide Studie interessieren, die die Korrelation von ADS bzw. ADHS im Erwachsenenalter und G.A.S. (oder wie auch immer man das wissenschaftlich nennen will), erhellt.
Ich behandle viele Menschen mit ADS bzw. ADHS ambulant und stationär. Sammelleidenschaften oder Ähnliches habe ich noch nie als gehäuft bei diesen Menschen wahrgenommen und wüsste auch nicht, dass es da Zusammenhänge gibt.

Wie kommst Du auf den Zusammenhang?
 
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@Anfängerfehler! Auf die Schnelle z.B. hier , Punkt 24. Sammelleidenschaft/Sammelwut taucht in Online-Ratgebern zur Thematik eigentlich immer als Kriterium bzw. Phänomen auf; ich kann als Laie die Validität dieser Behauptungen natürlich nicht überprüfen.
 
Inzwischen nicht mehr, aber als Teenager in den 80ern ohne Internet und auch danach noch dachte ich z.B. gewisse Techniken/Sounds gehen nur mit besserer Saitenlage, Pickups, was auch immer. Irgendwo in mir drin gibt es da immernoch so eine Stimme, da ist der Glaube stärker als die Vernunft.
Geht mir auch so. Ich weiß (auch aus Erfahrungen) ganz genau, und wusste es eigentlich schon immer, dass Gear mich nicht besser macht. Wenn ich eine eine Anschaffung im Kopf habe, sind da aber immer auch Bilder von dem, was ich damit alles tolles anstellen werde/kann... Das ist aber okay und macht wohl auch einen Teil des Reizes der ganzen Sache aus.

Gruß,
glombi
 
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Im Altertum waren wir Jäger und Sammler, evtl hat es damit zutun.
Besser spielen durch mehr /anderes Gear nein , konnte ich bei mir nicht festellen.
Bessere Gitarre hat einen anderen Klang oder auch ein anderes Spielgefühl.
Ganz früher gab es ja die Hertiecaster in den Kaufhäusern, man konnte drauf spielen aber es war keine Freude. Meine erste E-Gitarre war eine Cimar Strat für damals stolze 499, -DM auf ihr konnte man schon gut spielen, aber nach einigen Jahren hatte ich eine echte Gibson Les Paul, die der Auslöser nach immer mal anderen Sachen war
 
ich kann als Laie die Validität dieser Behauptungen natürlich nicht überprüfen.
Ich kann da als Profi tatsächlich auch nur bedingt. In den Diagnosekriterien der gängigen Manuale (ICD10 und DSM V) taucht die Sammelleidenschaft oder Sammelwut jedenfalls nicht auf. Auch in den gängigen Testungen (HASE, WURS-K etc.) ist das trotz sehr umfangreicher Fragebögen kein Item. Insofern würde ich erst einmal davon ausgehen, dass es kein für sich gestelltes Kriterium einer AD(H)S ist. Was aber natürlich interessant ist, sind die Störungen der Impulskontrolle bzw. das unüberlegte Handeln, das viele Menschen mit AD(H)S an den Tag legen. In der Praxis sind das dann häufiger Impulskäufe, die nach späterer Überlegung unsinnig waren. Wie schon gesagt, bei meinen PatientInnen ist mir ein überdurchschnittlicher Hang zum Sammeln und Horten nicht aufgefallen, auch wenn es den ein oder anderen geben mag.

Grundsätzlich finde ich das Thema GAS sehr spannend. Als selbst Betroffener habe ich mich dabei natürlich beobachtet und versucht zu verstehen, was da eigentlich passiert. Und ich habe einige Threads hier gelesen, in denen es um das Thema ging.
Wenn wir eine Leidenschaft für ein Thema entwickeln, bedingt das zumeist eine umfängliche Beschäftigung damit. Wenn ich z.B. die nächste Bergtour vor der Brust habe, schaue ich dazu Tourenbeschreibungen im Internet nach, lese die Begehungslinien nach, suche passende Ausrüstung zusammen und schaue YouTube-Videos dazu. Das mag als "gute Vorbereitung" gelten, ist aber viel häufiger Ausdruck dessen, dass ich halt im Moment noch nicht am Berg stehe und (am Niederrhein) Bergstiefel und Seil noch nicht zum Einsatz kommen können. So ähnlich verhält es sich doch oft mit dem GAS oder dem exzessiven Schauen von Youtube-Videos. Der Unterschied ist nur, dass die Gitarre neben mir steht und es nicht so deplatziert wäre wie Steigeisen und Seil. Ich könnte also auch üben.
Aber als Nicht-Profi ist das Pensum dessen, was ich produktiv üben kann und will oft schneller erschöpft als meine Lust auf Gitarre. Wenn ich zwei Stunden geübt habe, wird mein Spiel mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schlechter, nicht besser. Und genau dann setzt bei mir das GAS ein. Ich verschiebe meine Lust (als Analytiker würde ich hier sagen: mein libidinös besetztes Thema Gitarre) auf die Anschaffung von Gear oder sonstige Beschäftigung mit Gitarre.
Und natürlich ist das erst einmal nicht sinnvoll, so wie die meisten Spieler sich durchaus der Tatsache bewußt sind, dass neues Equipment ihr Spiel nicht verbessert. Aber es befriedigt eine Lust auf etwas, so als würde ich nach einem sehr reichhaltigen Essen nicht weiter essen können, wohl aber noch Kochbücher lesen oder das Essen für morgen zubereiten können.

Ein anderer Aspekt, der sich im Übrigen auch im kindlichen Spiel zeigt, ist die Lust auf Neues und auf Entdecken. Ich würde mal annehmen, dass Erwachsene Menschen am Instrument eine höhere Lust auf Sponaneität und Spiel haben als der Durchschnitt der Menschen. Warum sonst sollte man einer so vermeintlich sinnfreien Tätigkeit nachgehen, wie ein Instrument zu lernen? So wie ein Kind wieder mehr Lust hat zu spielen, wenn es ein neues Spielzeug zur Verfügung hat, geht es uns Gitarristen vielleicht auch. Zumindest kenne ich es von mir: Habe ich ein neues Pedal, spiele ich vorübergehend deutlich mehr und probiere mein gesamtes Repertoire damit aus. Ich habe mir Lust auf das gleiche Spiel wie zuvor machen können, die Aufregung ist zurück, wo es vorher vielleicht eher strapaziöses "Üben" war. Und nach einiger Zeit brauche ich dann vielleicht etwas neues, ganz analog zum kindlichen Spiel, das dem Kind irgendwann langweilig wird, wenn sich nichts neues ergibt, mit dem es spielen kann.

Bevor das hier eine Wall-of-Text wird, die nur noch nervt eine letzte Überlegung: In der Persönlichkeitsentwicklung (und -diagnostik) gibt es in vielen Modellen die Achsen Introversion vs. Extraversion. Und gerade die extravertierten Menschen, sind in der Regel auf der Suche nach Aktivierung und äußeren Reizen, die sie aktivieren. Die Introvertierten ziehen Wohlbefinden eher aus innerer Dynamik, aus dem Tun selbst und sind weniger auf äußere Einflüsse angewiesen. Vielleicht ein Grund, warum manche Gitarristen von GAS so garnicht betroffen zu sein scheinen. Eine Überlegung, die mich schon länger interessieren würde, ist die Folgende: Sind Gitarristen im Allgemeinen häufiger Extravertierte? Zumindest gibt es kein Instrument, das so sehr von Show und Front-Sau-Image aufgeladen ist, wie die Gitarre (Sänger allenfalls noch). Ohne da irgendeine Feldstudie zu haben, würde ich vermuten, dass GAS in den "Rampensau-Genres" der Musik etwas häufiger vorkommt, als bei eher im Hintergrund (der Bühne) stehenden Musikern.

Insofern ist meine persönliche Haltung dazu: Im Rahmen dessen, was man sich leisten kann, ist GAS ein ganz natürlicher Teil von Spiel (im entwicklungspsychologischen Sinne). Problematisch wird es dann, wenn es finanziell kritisch bzw. schädigend wird, weil mir die Impulskontrolle bzw. Selbstbeherrschung fehlt, dem Impuls nach GAS an den nötigen Stellen entgegen zu wirken.

So, Ende der Wall-of-Text. Sehr spannendes Thema @7€nd€r
 
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Interessant, aber ich hab schon beim ersten Absatz so meine Zweifel:
“The urge is directed by the belief that acquiring another instrument will make one a better player.” - glaubt das tatsächlich überhaupt irgend jemand ernsthaft?
Ja, in der Studie sind auch ein paar Annahmen/Aussagen, die isoliert betrachtet auch ganz andere Wertungen provozieren können.

Der interessanteste empirische Teil ist für mich die zweite Umfrage, die Online-Umfrage.
 
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