Prinzipiell so allgemein - ja.
Aber das ist wie das bei Kunst und menschlichen Verhalten so ist derart schwer pauschalierbar, dass ich an jeden deiner Sätze auch ein "Ja, aber:" dranhängen könnte
Ich hab bewusst beim vorherigen Beitrag darauf geachtet, meine persönliche Meinung nicht einfließen zu lassen und möglichst objektiv zusammen zu fassen, was mir bis jetzt so alles an Exemplaren Mensch begegnet ist, für die Metal in irgendeine Form wichtig ist.
Ich versuche in dem Beitrag mal meine Wenigkeit exemplarisch etwas herauszuarbeiten um von diesem "Prinzipiell ja, aber..." weg zu kommen, was sich ja sonst immer aufzwingt wenn man versucht etwas Komplexes mit vielerlei verschiedenen Zusammenhängen zu pauschalieren. Also Achtung, jetzt ists bald vorbei mit Objektivität, was folgt ist stark von persönlicher Meinung eingefärbt.
Allgemein kann man sagen, dass die meisten ja nicht unbedingt übers Elternhaus zu dieser Musik kommen. Wenn man sich bei diversen Events mit anderen unterhält, es gibt so 2 "Hauptwege" in die Metal(hörer)community. Einen sozialen und einen musikalischen. Und, mal wieder, vermutlich treffen in verschiedener Gewichtung meist beide zu.
Der erste, recht naheliegende, pubertäres Rebellentum, Abgrenzung von den Eltern, einen auf Bad Boy/Girl machen.
Das ist ja auch voll legitim, solange man dafür das richtige Alter hat^^ Da geht es weniger um die Musik, sondern das soziale Setting. "Wir, die coolen harten Alternativen, die sich vom Mainstream abheben wollen". Allerdings, wenn das eigene Alter mit einer höheren Zahl als 2 beginnt nennt man es idR Midlifecrysis
Genau wegen diesem Umstand gibt es zusätzlich wenige mit "elterlicher Prägung", wenn von den Eltern gerne harte Gitarrenmusik gehört wird äußert sich dieses pubertäre Rebellentum ja eher in einer expliziten Abkehr von dieser Musik.
"Metal Natives" findet man am ehesten in jenen, die über ältere Geschwister, Freunde, Nachbarn, Onkels deren Präferenzen nachgeeifert haben.
Aber es gibt viele, die im Teenageralter dazu kommen, weil sie eben lieber einen auf coolen Rocker als auf lässigen Discogänger machen. Da hängt natürlich viel soziales Umfeld dran, was macht der beste Kumpel, was der überbeliebte Klassenkaiser mit dem man sich gut stellen - oder sich distanzieren - will und was das eine Mädel, in das man sich verguckt hat und keinen Plan hat wie man damit umgehen soll.
Für manche ist das die Eintrittspforte, für andere letztendlich irgendwann vergangenes Jugendrebellentum, mit dem man nicht mehr wirklich was zu tun hat. Aber der Weg ist insofern wichtig zu erwähnen, weil er einerseits auf fast jeden Metalhead zutrifft und von allen Metal-Musikern, die ja die Grundsubstanz aus dem all das besteht im Studio und auf der Bühne erschaffen ist mir kein einziger geläufig, der nicht irgendwie auch ein bisschen auf diesem Weg motiviert wurde, das zu tun was sie tun.
Der zweite geht einerseits über "Hörerfahrung"
Und das spaltet sich recht klar in Hardrock und Punk. Fast jeder Metalfan erzählt dir, dass er (wie ich) entweder irgendwie über Bands wie Status Quo, AC/DC, Led Zeppelin, Queen,... zu immer härterer Musik gekommen ist. Oder eben selbiges mit Punk, da kenn ich mich nur zu wenig aus. Aber es ist einfach naheliegender. Die aufgezählten Hardrock-Weltstar-Bands kennt man einfach, und Punk hat für den noch ungeschärften Verstand eines 14 Jährigen einen Vorteil: Man versteht ihn. Wie gesagt, ich kenne mich im Punk wirklich wenig aus, aber dass etwas wie die Ärzte naheliegender sind wenn ich einen auf Teenierebell mache liegt denke ich auf der Hand- in fast jedem Lied in meiner Muttersprache gut verständlich in leicht greifbaren Melodien unsere Gesellschaft anprangern zieht da etwas besser als mit gutturalen Gesang, idR. auf Englisch ein düsteres Bild zu zeichnen in das man dieses und jenes hineininterpretieren kann. Und auch wieder: Sowas wie die Ärzte oder Green Day kennt man. Damit kommt man auch im Autoradio und kommerziellen, klar am Mainstream orientierten Veranstaltungen in Berührung.
Die allermeisten, die diesen Weg weiter beschreiten landen auf dem einen oder anderen Weg dann meistens entweder bei Metallica oder Iron Maiden ("Metal-Weltstars") oder bei einer archetypischen Subgenreband (CoB, Amon Amarth, Arch Enemy, Manowar, Powerwolf, Rotting Christ ....) als "DIE" Lieblingsband und inhalieren dann mal jahrelang intensiv deren Diskographie. Die allermeisten Metalfans haben so eine "Dreh-und Angelpunkt"-Band, die sie meist eher zu Teenagerzeiten einfach elektrisiert hat und so viel gehört wurde, dass man selbst nach langer Abstinenz weil musikalisch längst auch woanders hin entwickelt so ziemlich alle (damals vorhandenen) Stücke dieser Band in- und auswendig kennt. Und je nachdem, was sie daran fasziniert werden die Hörgewohnheiten weiter entwickelt. Noch schnellere Soli, noch böser, noch komplexer und/oder noch härter.
und andererseits - jetzt wird's schwer nicht überheblich zu klingen - ich nenne es mal musikalische Erfahrung/Bildung
(Das ist eigentlich ja ein Unterpunkt, aber ein spezieller. Man kann Fußballfan werden, ohne jemals Fußball gespielt zu haben. Man kann auch Metalfan werden, ohne jemals ein Instrument gespielt zu haben oder auf einem Konzert gewesen zu sein - das trifft aber auf mich eben ganz und gar nicht zu)
Bis jetzt könnte man den Text ja Copy-Pasten und mit minimalen Änderungen zu jedem anderen Thema, wovon Menschen Fans sein können verwenden
Jetzt schwenken wir wie angekündigt von einer allgemeinen, pauschalen Analyse mal direkt in meine persönliche Entwicklung.
Begonnen hat die mit 6. Trompete. Warum? Ich war auf einem Musikschul-"Lehrer führen ihre Instrumente vor"- Konzert und auf die Frage, was ich denn gerne spielen würde fiel die Wahl auf Posaune, dafür war ich aber noch zu klein.
Während meiner Kindheit wurde ich hauptsächlich mit Klassik beschalt. Mein Vater hatte zwar auch immer einen Hang zu Clapton/Cream/Sabbath/... meine Mutter aber dafür eine mindestens ebenso starke Abneigung. Als Kind hörst du in Musik ja hauptsächlich die Geschichten, ich kenne z.B. die Zauberflöte seit ich denken kann auswendig. Liegt vermutlich an diversen langen Autofahrten^^
Jedenfalls, bis dann mit so 14 die Hormone zum brodeln begannen hab ich mich über Trompete>Bariton>zur Posaune "hochgearbeitet". Bevor ich irgendwie "individuelles" in Musik gesucht habe hab ich was Musik betrifft zumindest auch schon "grob abstrakt gedacht". Konnte Notenlesen (nicht Blattsingen aber Blattspielen), Blasinstrumente kann man fast nur nach Noten lernen, Posaune ist ein intonierendes Instrument (du hast nicht nur E und F sondern den gesamten Raum "stufenlos" dazwischen), wie viel "passive Gehörbildung" das war ist mir erst im Laufe des nächsten Lebensjahrzehnts bewusst geworden.
Mein Haupteinfluss waren da diverseste Musikschulprojekte (als einziger Posaunist einer ganzen Musikschule spielst du beinahe überall mit) - und da haben wir alles mögliche quer durchs Gemüsebeet gespielt. Ich hab da sicher einen sehr "klassischen" Einfluss diesbezüglich, dass Musik für mich immer ein Zusammenspiel aus Musikern war. Und ich weiß nunmal was es heißt, Instrumente zu lernen. Hab selbst insgesamt 4 gelernt (zumindest so weit, dass es fürs Musikschulorchester gereicht hat, Posaune bis 19 im Verein) und hatte da ja immer Kontakt zu anderen, die andere Instrumente oder Gesang gelernt haben.
Das ist für den späteren Verlauf insofern wichtig, da ich schon vor "ideologischer Szeneprägung" eine chronische Abneigung gegen Nicht-menschengemachte Musik entwickelt habe, bzw. bis heute darin kaum etwas finde, was bei vielem anderen, sei es Klassik, sei es Jazz, sei es Bluesrock oder eben Metal sehr wohl der Fall ist. Also diesen leicht verurteilenden "Ich weiß nicht so ganz was ich damit anfangen soll"-Blick, den die meisten Metalheads aufsetzen wenn sie HipHop hören, den hatte ich schon bevor ich überhaupt wusste, dass es Metal gibt.
Als dann mit so sagen wir mal 12J allmählich der Aufbruch in eigene Gefilde anbrach war für mich der Weg zu Bands wie Led Zeppelin einfach am naheliegensten. Erste Lieblingsband (die ich heute kaum noch höre aber fast jedes Jahr noch immer life anschaue): Uriah Heep. Kannte ich übern Vater, mochte ich (und der Umstand, dass wir 2 Live- DVDs von ihnen hatten hat sicher auch seinen Teil beigetragen). In der Musikschule gut integriert war der Weg zur Gitarre (dem wohlgemerkt einzigen Instrument welches ich heute noch spiele) ein leichter - so ungefähr zeitgleich bin ich von irgendeiner "Jahresabschlussprobe", wo die gesamte Musikschule zusammen spielt heimgekommen und meine Eltern quasi vor vollendete Tatsachen gestellt, dass ich mich mit dem E-Gitarrenlastigeren der beiden Gitarrenlehrer etwas unterhalten hab und beschlossen habe, ab nächsten Herbst auch Gitarre zu lernen. Frechheit siegt
Während ich mit der Gitarre angefangen hab, bin ich irgendwann recht zeitnah über Iron Maiden gestolpert und dann wars vorbei. Ich glaub ich hab mindestens ein Jahr nichts anderes gehört
. Rebellion? Klar, speziell meine Mutter hat gelitten. Aber eigentlich eher.. nein. Szenezugehörigkeit? Wusste ich nichts von. Was übrig für "schwarze Themen"? Ist mir kackegal, solange die Gitarre geil klingt. Mein Zugang, und daran hat sich bis heute wenig geändert war ein musikalischer. Text? Egal. Nicht die Tonhöhe oder der Gesangsrhythmus, aber der Inhalt. Ich liebe dieses Riff und dieses und dieses Solo und das und das und will das auch spielen können. Als das erste Mal Iron Maiden in Reichweite war bin ich mit meinem Bruder von 09:00 Vormittags an vorm Stadion gesessen.
Und dann, nachdem man endlich ein paar Maiden- Sachen so lala kann stellt man fest, dass es da ja noch viel freakigere Musik gibt. Parallel findet man im Freundeskreis "Geschmacksgenossen", von den kindlichen Wurzeln wo bei mir die Blasmusik unstrittig dazu gehört beginnt man sich zu emanzipieren (Schlussendlich aus wars, als ich mit 19 in die Stadt gezogen bin. Posaune ohne Verein ist so langweilig wie Fußball ohne Mannschaft).
Und dann beginnt man seine Fühler allmählich weiter auszustrecken und landet bei Bands, die man außerhalb der Szene eher nicht kennt. Spätestens dann fängt man an, sich mit der Metalszene zu beschäftigen- schlicht und einfach deswegen weil deren Publikum zu 90% aus Szeneanhängern besteht.
Und dann merkt man allmählich, dass es neben dem omni-überpräsenten Wacken einen Haufen Metalfestivals gibt, die kein Schwein kennt. Metalfest, Metaldays, Area53, Kaltenbach, Grazer Metal on the Hill,..... und man nicht wie bei den großen, kommerziellen Festivals, wo jeder 16 Jährige der "cool sein will" hin will am Tag eine Band um 14:00, eine um 18:00 und ein-zwei Head/Preheadliner hat, die man unbedingt und ohne Diskussion sehen will, sondern als "geübterer Metalhörer" könnte und will man eigentlich 24/7 vor min. einer der Bühnen stehen.
So platt es klingen mag, mein Hauptgrund sich damit zu beschäftigen ist und war schlicht und einfach der Umstand, dass es mir gefällt
In weiterer Folge hat sich dann auch herausgestellt, dass ich unabhängig von der Musik mich auch mit der Metalcommunity recht gut identifizieren kann. Es ist zwar klar eine alternative Subkultur, aber keine Protestkultur (Punk empfinde ich z.B. so). Das spiegelt sich ja auch in den Texten wieder - die Metalband ist eher ein Maler, der ein Bild malt und was du damit machst oder darin siehst ist dir überlassen. Im Punk findet sich schon ein sehr klares "Ideologie befeuern" in vielen Liedern. Das mochte ich beim Religionslehrer nicht, von meiner Großmutter nicht, und auch wenn ich ideologisch sicher eher links angesiedelt bin, ich brauche keinen Farin Urlaub um zu wissen, dass "es nicht meine Schuld ist, dass die Welt ist wie sie ist es aber meine Schuld ist wenn sie so bleibt".....(und zieht man solche Botschaft von den meisten Punkliedern ab wirds sehr dünn, zumindest soweit mein beschränkter Überblick reicht. Musik war und ist für mich eigentlich eine gänzlich unpolitische Angelegenheit). Und ich hege eben auch prinzipiell eine tiefe Abneigung zu den Ausgaben der Spezies Mensch, die mir aufgrund einer pauschalen Grundannahme sagen, was ich tun oder nicht tun soll. Egal ob Priester, Wahlwerber, Politiker, Weltverbesserer, Unterschriftensammler und was auch immer.
Musik, bzw. Kunst allgemein ist da doch etwas anderes, aber wenn es eben das Kernelement ist um das sich alles dreht und dann erst die Musikalität kommt stimmen für mich die Prioritäten einfach nicht. Das mag aus Sicht eines Punks vermutlich alles ganz anders sein, aber deswegen ist er ja ein Punk und ich ein Metalhead
Obwohl man an der Stelle anmerken muss, dass es eben bei vielen Metal-Szeneanhängern sehr wohl auch um Ideologie geht. Aber meist eher unpolitisch - wer die schwarze Messe, die eine Blackmetalband abhält 1:1 ernst nimmt, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Weiters sieht man ja auch, dass es bei Metal oft eher um den Klangeindruck als den Inhalt des Gesangs geht, weil man diesen oft auch mit viel Übung nur eher mäßig verstehen kann
Die Metalcommunity ist auch "erwachsener", was insofern logisch ist, da es als 16-25-Jähriger sich recht leicht sagt, dass Kapitalismus böse ist und wir doch nur alle Rechten irgendwie loswerden und uns sonst nur lieb haben müssen um in einer viel besseren Welt zu leben. Nur die meisten sind irgendwann mit Ausbildung fertig, Kind unterwegs etc. und dann werden die meisten zwischen Lohnzetteln, Hauskreditraten und Windeln plötzlich erzkonservativ für ihre Verhältnisse. Dadurch ist die Metalcommunity eben auch deutlich unpolitischer. Die Punks aus meinem Teenagerumfeld, zu denen ich noch Kontakt habe hören alle noch regelmäßig Punk, aber die Fahne der antikapitalistischen, rebellischen Subkultur hält jetzt (ich bin Baujahr 1990) keiner von denen mehr hoch.
Metalhead "darf" man auch bleiben, wenn man Karriere macht. Wie gesagt, da geht es jetzt um die Bewegung in der Subszene, nicht die Musik die man bevorzugt konsumiert.
Über Gothic muss ich ehrlich sagen, dass ich da wenig Ahnung habe, mein Eindruck ist folgender:
Gothic, Punk und Metal sind von extern betrachtet (vor allem optisch) sehr ähnlich- "Dunkel, seltsam, hören 'böse' Musik und alle haben offenbar einen Fetisch für den menschlichen Schädel....". Ich glaube auch, dass sich diese Szenen unbewusst gegenseitig beeinflussen, weil sie idR. sehr gut sind, sich voneinander abzugrenzen bzw. sich gegenseitig gar nicht war nehmen, aber von allen anderen, die keiner der 3 Szenen angehören (also dem bescheidenen Rest der Menschheit) als so +- dasselbe wahrgenommen werden. Bei Gothik würde ich sagen, dass es das extrovertierteste ist (während Punks möglichst viel Kutte und Nieten und Metalheads Ebenso Kutte oder Leder und Military Stuff tragen muss ich bei Gothic Girls an Korsettkleider und dunkeläugig geschminkte Männer denken).
Womöglich sitze ich auch nur in meiner Metalblase und aus Sicht der Punk- oder Gothicblase sieht das ganz anders aus^^
(Aber wie gesagt, hier spricht der Metalhead aus der Metalblase; sowohl in der extrovertierten "wir sind noch anderer als die Anderen"-Aufmachung von Goths und der "kommunistischen" Einstellung von Punks stört mich, dass in diesen Subkulturen genau diese Attribute offenbar wichtiger sind als die simple Liebe zur Musik.)
Wenn ich Literatur über E-Gitarren lese (Jazz lassen wir mal ganz aus), da geht es um Hendrix, Page, Clapton, Zappa, VanHalen, Joe Satriani, Steve Vai, aber auch John Petrucci, Yngwie Malmsteen und Dave Mustaine - auch als "Gitarrenfreak" findet man wesentlich mehr Wege zu Metal und Hard/Bluesrock als zu Punk/Gothik, was mich darin bestärkt dass dieser subjektive Eindruck, dass Metal einfach die "musikalischere" Subkultur davon ist, Punk das politischere, gesellschaftskritischere und Gothic ....kA. zu wenig Eindrücke für eine Meinung, wohl nicht ganz falsch sein kann. Und höre ich diese Musik sagen mir meine Ohren meist dasselbe.
Soviel mal kurz und knapp meine Meinung
Das ist aber natürlich nur ein Beispiel. Ich hab auch innerhalb der Metalszene natürlich regelmäßig Menschen erlebt deren Prioritäten deutlich anders gewichtet waren.
Hier mal der Versuch einer Auflistung:
Da gibt es z.B. die
"Krieger". Die selben 10 Typen, die man ein ganzes Festival lang im Moshpit und der ersten Reihe der Walls findet. Bisschen gehöre ich da auch dazu, aber ich muss auch dazwischen aktiv Musik hören oder dem Gitarristen auf die Finger schauen. Den klassischen Krieger erkennt man übrigens unter Umständen daran, wenn die Band den Refrain ihres bekanntesten Songs ansetzen und er nicht mitsingt weil er die Band nicht kennt. Wer steht bei einer Metalband ganz vorne? Die größten Fans und die, die unbedingt moshen wollen.
Ortsnahe Krieger kennen sich idR., und wenn man bei Konzerten gerne vorne steht kennt man sie idR. zumindest vom sehen, weil der Krieger nicht nur gefühlte ganze Festivals im Pit verbringt, sondern auch bei lokalen Konzerten daheim je nach Subgenre ja auch ganz vorne vor Bühne steht und Krieg führt.
Dann den schon erwähnten
Midlifecrysler. Erkennt man oft an kleinen Details - z.B. einer Kutte mit allerlei Aufnähern, die suggerieren das der Typ sein halbes Leben vor Bühnen verbracht haben müsste, die aber alle den gleichen (nicht vorhandenen) Abnutzungsgrad haben. Ansonsten machen sie sich oft verdächtig, indem sie über alles, das Konzert, den Aufbau der Bühne, die Qualität des Campingplatzes, ihren Eindruck von den Möglichkeiten, ihren Darm zu entleeren etcetcetc reden, aber kein einziges Wort über vergangene Konzert/Festivalerfahrungen verlieren.
Weiters erkennt man dann oft auch, dass er wohl noch kein allzu genaues stilistisch Feintuning hatte. Sagen wir mal so, ein erfahrener Szeneanhänger verwechselt Trash- und Melodic Death in etwa mit er Wahrscheinlichkeit, mit der ein erfahrener Fußballfan Bayern mit Dortmund verwechselt. Tut er das 2x hintereinander kippt der Kopfinterne "Nicht-Ernst-Zu-Nehmen"-Schalter sehr schnell auf "ON".
Weiters die
Groupies (M & W). Braucht man nicht mehr zu sagen. Sind nur wegen Band XY, oder gar Mitglied (welches idR. vom anderen Geschlecht ist) von Band XY da, in der vagen bis imaginären Hoffnung ja ev. vielleicht anbandeln zu können. Allerdings muss man auch sagen, dass so ziemlich jeder Metalhead zumindest ein bisschen Groupie von zumindest einer Band ist.
Klarerweise auch die
Satanisten/ Nordische Mythologieanhänger und diverse andere
Hobbyheiden.
Bei einigen kann man nicht wirklich sagen, wie viel davon Freizeitspaß oder Protest gegen die etablierten Systeme ist oder der eine oder andere wirklich davon überzeugt ist, nach seinem Tod nach Vanhalla zu kommen. Ein wenig trifft das "Hobbyheidentum" ganz gut auf die ganze Szene zu, aber es gibt eben Szeneanhänger die in erster Linie gerne auf Metalkonzerte gehen, weil sie gerne Wikinger spielen. Während die Satanisten beim Blackmetal an vorderster Front stehen, haben die Amateurvikinger eine große Schnittmenge mit den Kriegern.
Dann natürlich den
Festivaltouristen. Den findet man nur auf Festivals und nicht auf normalen Konzerten. Der Festivaltourist hat einen breiten Musikgeschmack und liebt es, neue Nachbarn kennen zu lernen, einen Tauschkurs für die jeweils mitgebrachten Biersorten auszuhandeln und mit lustigen Aktionen das nähere Umfeld seines Campingplatzes zu bespaßen - ob es dem passt oder nicht.
Weiters die Quellgruppe all dieser seltsamen Gestalten, den
Grünschnabel.
Zu erkennen oft einerseits am geringen Alter, vor allem aber an Ausrufen wie "Ohgott was tun die da?" wenn sich ein Pit zu einer Wall spaltet oder im Falle von Festivals z.B. daran, wenn man von seinem Campingstuhl aus beobachtet, wie jemand die Erfahrung macht, dass es nicht mit sonderlich viel Spaß verbunden ist sein nigel-nagel-neues Zelt nach ewigen Geschleppe aus der Originalverpackung zu holen und in der Mittagshitze herauszufinden, wie man es aufbaut. Oder aber nach Sonnenuntergang feststellen, dass ihr Handyakku wohl eher bald aus ist und es keinen Lichtschalter gibt^^
Der Midlifecrysler ist eine Sonderform des Grünschnabels, vorerst mal getarnt duch sein Alter. Der spezielle Unterschied ist, dass der normale Grünschnabel wie erwähnt bei diversen härteren Aktionen vor der Bühne dem Umstand, dass das alles neu für ihn ist durchaus Ausdruck verleiht, während der Midlifecrysler so tut, als wäre es für ihn das normalste der Welt. Wenn du so tust als würdest du dich schon immer in Pits bewegen, aber nicht weißt das 2x Schulter antippen bedeutet "Achtung Crowdsurfer, umdrehen und weitermelden" (und das schnell, womöglich stürzt er just in diesem Moment schon auf dich) wirst du dir dort vermutlich weh tun.
Und natürlich den
Musiker (Meine Kerngruppe^^). Der Musiker spielt idR. Gitarre, Schlagzeug oder Bass (kann aber auch jedes andere Instrument sein), hat idR. so er fähig ist eine solche zu bedienen auf Festivals eine Gitarre dabei. Er ist nahe verwandt mit dem
Soundfetischisten, einer Einstellung, die in gewisser Weise auch auf all anderen Szeneanhänger zutrifft, aber der echte Soundfetischist outet sich idR. durch fachliche Kommentare zu dem Equipment welches er seht. Es gibt kaum Musiker, die nicht Soundfetischisten sind, aber man muss nicht Musiker sein, um Soundfetischist zu sein, deswegen die extra Unterteilung.
Echte Soundfetischisten, die kein Instrument spielen haben meistens eine Profession diesbezüglich - etwa Tontechniker oder Elektroniker.
Je nach Setup eine eher kleine Gruppe, aber z.b. am Pilsner Metalfest stark vertreten:
Eltern. Mit kleinen Kindern - ein Kind mit 12J, wo die Hauptbeschäftigung in Interaktion mit anderen Kindern besteht ist auf einem Festival arm. Aber mit 12J kann man meist Problemlos 1W zur Oma. Kinder in dem Alter, wo sie ohnehin 24/7 Überwachung brauchen gibt's erstaunlich oft, auch wenn Mama und Papa in Totenkopf-Lederoutfit mit schnittigen, neumodischen Kinderwagen in so einem Umfeld wirklich seltsam aussehen. Meine Favourit bleiben einerseits schlafendes Baby mit Gehörschutz im Arm der Mama, die gaaaaanz vorsichtig die Mano Cornuta macht um den Kleinen nicht aufzuwecken und anderseits Papas so 3J alten Liebling, der mehr auf dessen Kopf sitzt denn auf seinen Schultern steht und ebenso die Mano Cornuta versucht, aber durch noch nicht sonderlich weit entwickelte Feinmotorik den kleinen Finger nicht isoliert bewegen kann und dann die Pommesgabel nur mit dem Zeigefinger macht. Sieht zum fressen süß aus
Und schlussendlich noch die
Party People. Sie sind aus Prinzip dauerdicht, dass sind bei Konzerten oder auf Festivals viele andere auch, nur steht bei ihnen die Dichtheit und die vage Hoffnung in dieser Dichtheit irgendwas zu tun, was darin mündet nächsten Tags neben einem Menschen anderen Geschlechts aufzuwachen klar weiter oben auf der Prioritätenskala als bei den anderen. Sind auf Festivals im nachhinein leicht zu identifizieren indem man sie fragt, welche Bands sie alle gesehen haben und sie nach 5 Bands fertig sind weil sie den Rest der Zeit an einer Bar oder Rausch ausschlafend verbracht haben.
Und dann noch die inhomogene Gruppe an
seltsamen Gestalten, die ich wohl zu wenig verstehe um mich hineindenken zu können.
Die gibts aber überall. Das naheliegenste sind die, denen man ansieht dass sie irgendwas damit kompensieren, einen auf "superböse" zu machen. Der erwähnte Midlifecrysler ist eine Form davon, die ich noch irgendwo nachvollziehen kann, aber da gibt's noch ganz andere Kaliber.
Oder die Spießer. Wenn dich laute Musik stört warum bist du dann auf einem Metalfestival? Ich rede nicht von 03:00 morgens, sondern Nachmittags. Die Poser - seht her, ich habe das perfekte 80k Wohnmobil mit allen Ausstattungen, und zwar so gut, dass ich es niemals verlassen muss. Worin jetzt genau der Mehrwert liegt, auf seiner einsamen Insel auf einem Festivalcampingplatz zu sitzen.... tja jedem das seine.
Dann natürlich die
Szenepolizei, die Religiösen Eiferer
Haben zu allem eine Meinung, auch was eine Band spielen "darf", haben aber interessanterweise von Musik idR. keine Ahnung, soll heißen, spielen kein Instrument, haben auch sonst nichts bildendes in die Richtung gelesen, sie fokussieren sich nur auf ihr subjektives Empfinden, und wenn was gemäß diesem nicht True genug ist verhalten sie sich wie christliche Missionare in einem heidnischen Land. Diskussionen sind so ähnlich wie mit Verschwörungstheoretikern - es gibt einerseits eine subjektive, fixe Meinung, die stehts als allgemeingültige Tatsache und nicht als Meinung transportiert wird und wenn man versucht, es auf das zu reduzieren oder gar mit sachlichen Argumenten kommt (ich kann z.B. sehr lange mit sehr vielen coolen Fachbegriffen erklären, warum ich True Metal zum sterben langweilig finde) entsteht so eine typische "Diskussion dreht sich sinnlos im Kreis"-Situation.
Dann muss man sich noch vor Augen führen, dass auf kaum jemanden genau einer der Absätze zutrifft, sondern eher verschiedenst gewichtete Mischformen auftreten. Und für jede Form passen manche Bands besser, für manche schlechter, deswegen ist Metal ja in so viele ineinander übergehende und auch nicht immer klar abgrenzbare Subgenres aufgespalten, die unterm Strich ja doch wieder irgendwie alle zusammengehören.
Und wenn man das alles in einen großen Topf kippt, den Deckel draufgibt, kräftig schüttelt, 3x in beide Richtung umrührt und ihn dann umdreht fällt eben "Metal" unten raus
Grüße