Das ist bekannt, Red Baron. Aber damit wirst du kaum eine Bluesharp imitieren können, weil es a tempo nicht möglich ist, einzelne Klappen kontolliert nur minimal zu öffnen.
Also irgendwie habe ich da nicht ein Gefühl von Adäquatheit, bei einem Akkordeon irgendwas in dieser Richtung erreichen zu wollen. Wenn man den Eingriff in die Tonerzeugung zu einem elementaren Bestandteil des Spiels machen will, dann ist ein Universalinstrument mit großem Tonumfang (und damit unterschiedlichem Verhalten bei verschiedenen Tonhöhen), großem Gewicht (und damit Trägheit), Vielchörigkeit und großer Akkordausstattung einfach ein mir nicht einleuchtender Ansatz.
Wenn es schon keine mundbetriebene Bluesharp sein soll, dann scheint mir eine leichte Handharmonika stilistisch für Blues und Pitchbending mehr Sinn zu machen und sicherlich eine bessere Grundlage abzuwerfen als ein Akkordeon.
Auch das Spiel großer Orgelwerke scheint mir irgendwie unmotiviert.
Andererseits bin ich insofern vom Universalvirus angesteckt, als daß ich die Idee, eine Generalbaßlinie auf MIII+Diskant auszuspielen als mit einem gewissen Reiz behaftet sehe. Ich habe gestern abend in Aachen in der h-Mollmesse im Choralt gesungen, und es hat schon seinen Reiz darüber zu sinnieren, eine Arie mit Melodieinstrument, Generalbaß und Gesang komplett ins Akkordeon (Gesang natürlich dann selbst gemacht) zu übernehmen.
Letztlich ist das gegenüber normaler Gesangsbegleitung auch "nur" noch eine Baßlinie und eine Melodiestimme (beim Generalbaß kann man sicher in erster Näherung auch die Akkorde weglassen).
Kriegt man das Hirn soweit entkoppelt, zwei rhythmisch unabhängige Stimmen zu spielen und eine dritte unabhängige Stimme dazu zu singen?
Man wird sehen.
Das ist letztenendes eine Art intellektueller Herausforderung. Ich finde das reizvoll, sich der zu stellen zu versuchen, und denke, daß ein großes Akkordeon in die Richtung dessen geht, was dafür sinnvoll einzusetzen ist.
Beim Blues hingegen sehe ich nicht einmal, daß das Bending auf mehr als einen (und vorzugsweise einchörigen) Ton gleichzeitig gut übertragbar wäre. Da wird man das Instrument einschränken statt sein Potential auszufahren. Und das ist letztlich irgendwie unbefriedigend.